Ja, die Demokratie ist sehr gefährdet, immer schon, sie muss immer wieder neu bewahrt, geschützt und erstritten werden. Wir sollten alle und jeder: wachsam sein, wachsam sein, sehr wachsam sein, und gegebenenfalls contra geben. Es lebe die Demokratie! Besonders in diesen Zeiten, wo sie in unseren verschiedenen Nachbarländern unter zu gehen droht.
Dass Menschen in gewissen Not- und Krisenzeiten zur Aufgabe von Freiheiten neigen, ist nachvollziehbar. Aber wenn Menschen heute zutage ohne echte Not wie in Zeiten vor der Coronakrise auf Freiheiten verzichten und die Diktatur der politisch Korrekten und Moralkeulenschwinger nicht nur ertragen, sondern sogar bejubeln, ist das einfach widerlich. “Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss.” Das mit dem täglich muss man sicherlich nicht so ernst nehmen, aber es gibt Schlüsselsituationen, wo ein Volk deutlich “Nein” sagen muss. Diese Schlüsselsituation war das Offenhalten der Grenzen für Nichtflüchtlinge, sondern für Invasoren. Da hat der größte Teil des deutschen Volkes wieder einmal vor der Geschichte versagt und der Herrscherkaste seine Freiheit ohne Not vor die Füße geworfen.
Des progressiven Linken liebstes Kind war und ist die Revolution, das Schmieden von Plänen für den Sturz des Tyrannen. Bis dahin schön und gut. Aber dann: der Bösewicht ist tot, hoch lebe das ... Das was? Das ganz normale Leben? Okay, so was wie Brötchen backen also? Kann der Linke nicht. Wasserleitungen reparieren? Will er nicht. Kühe melken? Soll er nicht. Denn was er in Wahrheit soll, kann und will - siehe oben. Und wenn das alles nichts hilft und es in einer gerade noch so funktionierenden Demokratie weit und breit keinen richtig fiesen Typen gibt, dann könnte Chaim Noll’s oben so treffend beschriebene Furcht/Todesfurcht aufkommen und den Ruf laut werden lassen nach einem starken Mann, pardon: Frau. Und es scheint so, als würde genau diese Furcht momentan auf vielen “Baustellen” geschürt. Nur ein Beispiel: Waren früher die ScienceFiction-Filme noch utopisch gewesen, so bringt man heute im Grunde nur noch dystopische Streifen zustande. Angsteinflößend und deprimierend, in denen die Erde entweder von Zombies heimgesucht oder gänzlich vom Menschen ruiniert wurde. Da kann nur ein starker, pardon: starke Frau helfen. Und sollte ihr nach getaner Arbeit diese Heldentat dann doch zu Kopfe gestiegen sein und sie zur Tyrannin werden lassen ... Und hier schließt sich der Kreis, bzw würde sich schließen, wenn nicht wir, die bösen Spielverderber wären.
An eine Urdemokratie in einer verklärten Ur - oder Vorgeschichte glaube ich nicht. Von Altsteinzeitlichen Gesellschaften , wie den Aborigines weis man, dass sie in einer Welt voller Tabus und Regeln lebten. Sie war auch nicht hierarchiefrei. Auch hier wurden von den Cleveren geschickt Urängste zum Vorteil genutzt so entstand der Priesterstand (zunächst Schamanen). Aber wie Herr Noll so treffend beschreibt, ein voller Bauch wird der Freiheit vorgezogen, dass ist aber nicht verwerflich sondern ein gesunder Selbsterhaltungstrieb. Solang der Freiheitsverzicht freiwillig erfolgt, keiner zwingt einen (mal von der Sklaverei abgesehen), sich einem Patron anzudienern. Eine Jagdgemeinschaft mit Anführer dem sich der einzelne unterordnete tut dies, weil diese Gemeinschaft in der Regel erfolgreicher war als der Einzelne, denn das Stück Mammut was man später abbekam hätte man allein nicht erlangt. Dieses Gefolgschaftsprinzip funktioniert aber nur bei materiellen Erfolg bis heute. Hat der Anführer keinen materiellen Erfolg mehr zubieten, oder beginnt er Einzelne zu schickanieren und zu demütigen ist es mit der Unterordnung auch schnell vorbei.
Leider gilt das selbe für die Wahrheit, d.h. irgendwelche Machthaber*Innen bestimmen, welche Wahrheiten zu groß für das Volk sind.
@Werner Arning Danke für Ihren wunderbaren Kommentar! Aber mit den letzten Sätzen streichen Sie das vorgesagte wieder durch, oder nicht? Die Freiheit, seine Furcht überwinden zu können, liegt doch genau darin begründet, dass man sich dieses Ortes ganz sicher sein darf. Hätte Jesus sonst zu dem neben ihm gekreuzigten Mann sagen können: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“? Die Freiheit, keine Angst zu haben, gibt nur Jesus: „Wen der Sohn frei macht, der ist recht frei.“ (Johannes 8,36) Ich wünsche Ihnen, dass Ihre Hoffnung in Erfüllung geht, dass sie zu denen gehören, die das erfassen.
Hier verweise ich noch auf die Familie und die Prägung, die freilich überschattet sein können von der Tatsache der Angst - die allerlei Blüten treiben kann - wenn sie real ist, mag das erklärbar und insofern noch menschlich sein. Wenn ich ohne die Erwartung einer Konvention groß werde, ist für mich der Staat nicht Gestalt einer dominanten Mutter oder eines autoritären Vaters. Wenn ich also eine Krise persönlich erlebe, werte ich das so, daß ich Zuwendung erwarte - nicht Strafe. Damit geht es auch um die Antizipationsmuster, die veranlagt wurden. Wer die Belehrung gewohnt ist wird in der Krise nicht selber denken. Das gilt für alle Formen orthodoxer Erziehung, im religiösen wie weltlichen Sinne. Ich werde rigide, wenn ich diese Reaktion auf eine Krise erwarte. Erwarte ich Verständnis und eine Freiheit um aus der Krise frei hervor zu gehen, werde ich den Staat als zynisch empfinden. Somit gilt wohl auch hier, daß der erwachsene Mensch erwartet, was das Kind veranlagte. Ich würde damit das Ablegen der Freiheit als ein Teil der Mechanismen aus der Angst beschreiben, denn schon die Selbstbeherrschung ist die erste Diktatur gegen sich selbst, die man dann auch nach außen fordert. Ich bin mir aber darüber im Klaren, daß dies - wie die Krise ein pathologischer Zustand ist, der ist, der sogar gerechtfertigt ist, aber nur solange, wie er die Krise beantwortet und nicht eigenständig verlängert oder sogar eine neue Krise herbeiführt. Wenn die Krise aber eine psychotische oder neurotische Wertung darstellt, gelten diese Rechtfertigungen der Reaktion nicht mehr. Und das ist kritisch, wenn nur die Pathologie eine solche folgen läßt, ohne ein tatsächliches Komplementär. Das Klima und Corona sind neurotische Ängste, es ist nicht Krebs, es ist nicht Ebola, es ist nicht Krieg- es ist die nihilistische Hysterie als Grund für die hysterische Diktatur.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.