Thomas Rietzschel / 17.02.2019 / 16:45 / Foto: Pixabay / 57 / Seite ausdrucken

Sie ist wieder da, irgendwie

Die Münchner Sicherheitskonferenz zählt zu den Veranstaltungen, bei denen von vornherein feststeht, dass sie ausgehen wie das Hornberger Schießen. Insofern hätte auch diesmal kein Anlass zur Verwunderung bestanden. Es wäre bei dem Ärger über die dreitägige Behinderung des innerstädtischen Verkehrs geblieben, hätten wir nicht unverhofft feststellen müssen: „Sie“ ist wieder da. Die in den letzten Wochen aufkeimende Hoffnung, Angela Merkel könne bereits drauf und dran sein, in der Versenkung zu verschwinden, war im Nu verfolgen. Kein Gedanke mehr daran, als sie die bayrische Bühne der Weltpolitik betrat, um ihre alte Nummer abzuziehen.

45 Minuten lang beschrieb sie das Weltgeschehen, wie es sich nach ihrer „festen Überzeugung“ abspielen soll. Natürlich ist es der Frau unbenommen, persönlich an das zu glauben, wovon sie überzeugt ist. Das steht ihr ebenso zu wie jenen, die alle Jahre wieder den Weltuntergang versprechen. Nur welchen Grund gäbe es für uns und den Rest der Menschheit, etwas drauf zu geben? Ist die deutsche Bundeskanzlerin Jesus weibliche Ausgabe, vom Schicksal erleuchtet?

Was ist bei der Politik nach den Richtlinien ihrer „festen Überzeugungen“ herausgekommen? Wie wird sich das „nachhaltig“ auswirken? Seit Merkel regiert, hat sich die Steuerquote von 19,6 auf 22,8 Prozent erhöht, um gute drei Punkte. Tendenz steigend. Seit der Grenzöffnung im September 2015 muss das Land eine Zuwanderung schultern, der weder der Rechts- noch der Sozialstaat gewachsen ist. Die innere Sicherheit ist so fragil wie nie nach 1945. Straffällige Zuwanderer überfordern die Kapazitäten der Gerichte und Gefängnisse. Fast jeder dritte Häftlinge ist inzwischen ein Flüchtling.

Bei den Stromkosten belegt die BRD einen europäischen Spitzenplatz. Merkels Energiewende machte es möglich. Ein volkswirtschaftliches Bubenstück, das ohne den lockeren Umgang der Kanzlerin mit ihren „festen Überzeugungen“ nicht denkbar wäre. Nach der zum Supergau hochgestuften Naturkatastrophe von Fukushima wurde die eben erst beschlossene Verlängerung der Laufzeit deutscher Atomkraftwerke durch den Beschluss ihrer kurzfristigen Abschaltung ersetzt. Über Nacht hatte sich die studierte Physikerin vom Saulus zum Paulus verwandelt. Eine politische Spekulation mit den Ängsten der Bürger im Kampf um die Wählerstimmen, eine Kehrtwende, mit der die Schlaue dann doch wieder ihrem Glauben an die eigene Berufung zur Macht treu blieb. Daran hat sie nie den geringsten Zweifel aufkommen lassen.

Fakten sind Nebensache

Angela Merkel will überzeugen, indem sie sich auf ihre „feste Überzeugung“ beruft. Dass sie etwas für richtig hält, muss genügen, um es durchzusetzen. Fakten sind Nebensache. Unter Umständen werden sie zurecht gebogen, mitunter bis an die Grenze der Lächerlichkeit. Die marxistische Dialektik beherrscht die Kanzlerin perfekt.

Um den Forderungen der Amerikaner nach einer stärkeren Beteiligung der Deutschen an NATO-Kosten zu begegnen, tat sie jetzt in München so, als habe es sich bei der von ihr verfügten Grenzöffnung um eine gleichsam paramilitärische Maßnahme zu Erhaltung des Weltfriedens gehandelt. Mit der massenhaften Aufnahme von Flüchtlingen habe man zur Entschärfung der Konflikte im arabischen Raum und anderen Krisengebieten beigetragen. Dass die Kosten, die das hierzulande verursacht, bei der Abrechnung des deutschen NATO-Beitrags zu berücksichtigen seien, wurde en passant untergejubelt.

In München wollte das, abgesehen von den Amerikanern, niemandem sauer aufstoßen. Das Publikum ließ sich von einer Rednerin einlullen, die allein mit der Kraft ihrer „festen Überzeugung“ auftrat. Für die „engagierte Rede“ wurde sie zum Schluss mit Standing Ovation gefeiert.

Mehr war nicht zu erwarten von einem Treffen, bei dem das Getöse mehr zählt als die Vernunft und der kritische Zweifel, genauso wie bei dem sprichwörtlich gewordenen Hornberger Schießen, seinerzeit im 16. Jahrhundert.

Siehe auch: Die Rede aller Reden.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Johannes Petrisor / 17.02.2019

Sie war nie weg Herr Rietschel. Und ich prophezeie, das wenn sie nicht mehr Bundeskanzlerin ist auch noch im Hintergrund die Fäden zieht wenn…......... ja wenn die alte Speichelleckergarde nicht restlos durch Merkelhasser ersetzt worden ist.

Sabine Schönfelder / 17.02.2019

Auch wenn am Schluß ein paar müde Klatscher ihr Hinterteil nach oben hievten, zur stehenden Ovation, täuscht das nicht über die gesamte Nulllinie Merkels umfangreichen Mißerfolges hinweg. Einbindung Chinas bezüglich des INF-Vertrages? Danke nein, China winkt ab, vielleicht ein andermal. Annäherung an Amerika? Statt Kooperationsbereitschaft spielt sich Merkel zur Oberlehrerin auf. Weder hat sie Einfluß auf die Beteiligten, noch erreicht sie mit ihrer neuerdings exaltiert vorgetragenen Rhetorik die gewünschten Adressaten. Wer, glaubt sie, interessiert sich für ‘ihre Überzeugungen’ außer der Linken des eigenen Landes und allen wirtschaftlichen Nutznießern ihrer Flüchtlingspolitik? Amerika steigt aus dem INF aus, Rußland wird folgen, beide Staaten rüsten auf, und Merkel will in Europa für Abrüstung sorgen? Das ist mit Verlaub ein weiteres Puzzleteil deutscher Schwachsinnspolitik, vorgetragen von einer überforderten, irrlichtigen Kanzlerin. Der reine Wahnsinn.

Michael Jansen / 17.02.2019

Ich habe die Rede leider nur in Kurzfassung im Fernsehen bewundern dürfen, dies garniert mit der Feststellung, Merkel habe von den Zuhörern Standing Ovations erhalten. Bei der beeindruckenden Sammlung an Sprechblasen und hohlen Phrasen hatte ich allerdings den Eindruck, dass es sich um ein eher duldsames und höfliches Publikum gehandelt haben muss, dass niemand in schallendes Gelächter im Angesicht einer dermaßen simplen Rhetorik ausgebrochen ist. Wenn sich denn tatsächlich Fachleute unter den Zuhörern befunden haben sollten, so muss eine solche Rede von ihnen als Beleidigung ihrer Intelligenz empfunden worden sein und es spricht für ihre Selbstbeherrschung, dass sie am Ende kein Pfeifkonzert anstimmten. Meine erste Assoziation war, es handele sich um einen Vortrag vor irgendeinem hinterwäldlerischen CDU-Kreisverband, dessen Mitglieder allein durch die Ehre eines Kanzlerinnenbesuchs so ergriffen waren, dass sie auch die größte Kröte kritiklos schlucken würden.

Sepp Kneip / 17.02.2019

Merkel ist dann voll dabei, wenn sie ein Forum hat, auf dem sie Deutchland der Lächerlichkeit preis geben kann. Das hat sie in München mal wieder voll geschafft. Natürlich gibt es dann standing ovations. Aber nicht ob der sinnvollen Rede, sondern ob der Blamage, die Merkel den Deutschen zuteil werden ließ. “Mit der massenhaften Aufnahme von Flüchtlingen habe man zur Entschärfung der Konflikte im arabischen Raum und anderen Krisengebieten beigetragen.” So ein Quatsch. Ein klar denkender Mensch kann doch einen solchen Satz nicht ernst nehmen.  Die Grenzöffnung hat nicht zur Entschärfung der Konflikte im arabischen Raum beigetragen, aber die Konflikte in Deutschland massiv verschärft. Das sehen die anderen mit Genugtung und spenden Beifall.

Zdenek Wagner / 17.02.2019

Pest und Cholera in - humpf! - Frauengestalt. Und wir klatschen, applaudieren und vergießen Tränen, angesichts der Poesie des Abschieds - der gar keiner war. Versteht das noch jemand?

annen anne Nerede / 17.02.2019

Nun seien Sie mal alle nicht so nachtragend. Sie ist ja bald weg und ihre Rede in München war wirklich toll, Herr Broder, geben Sie es zu. Ich kann die Frau auch nicht mehr sehen, aber ein kleines Kompliment schadet jetzt auch nicht mehr großartig.

HaJo Wolf / 17.02.2019

Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich… Zitat aus Wikipedia (deutsch) zumThema Tyrannenmord: “Das deutsche Grundgesetz enthält seit 1968 in Art. 20 Abs. 4 ein Widerstandsrecht (siehe Erläuterung zu Art. 20 GG). Es ist im Staatsrecht umstritten, ob davon auch das Recht auf Anschläge oder gar Tötungen umfasst ist.[1] Einige Meinungen bejahen dies, um die grundgesetzliche freiheitliche demokratische Grundordnung wiederherzustellen.” Nun, wir müssen ja nicht gleich an Mord denken, aber inzwischen, meine ich, haben wir jedes Recht, diese Person und ihre Mittäter in Regierung und NGOs gewaltsam aus den Schlüsselpositionen zu entfernen, um weiteres Unrecht und weiteren Schaden von Deutschland un dem deutschen (!) Volk abzuwenden - genau dafür wurde Art 20.4 im GG festgeschrieben. Warum fordert keiner der Autoren von Achgut auf, endlich 20.4. in Anspruch zu nehmen? Sind sie alle zu feige? Oder ist ihr Maß noch nicht so voll, dass 20.4 berechtigt wäre? Oder haben die Achgut-Macher Angst vor staatlichen Repressalien? GG 20.4 - Wann, wenn nicht jetzt?!

Andreas Rochow / 17.02.2019

Die harmlos backfischartigen, hemdsärmeligen, trotzig-wurschtigen und heiteren Auftritte unserer Kanzlerin auf der Sicherheitskonferenz in München haben mich unangenehm berührt. Dafür und für ihren alternativlosen Antiamerikanismus erntete sie “stehende Ovationen”. Im aufgeregten Ton einer Pionierleiterin, die zu den kleinen begriffsstutzigen Pionierinnen und Pionieren spricht, spulte sie ihre Wunschliste ab, nicht ohne sich substanzlos aber laut als Vorreiterin darzustellen. Die ARD machte “eine starke Rede” der Bundeskanzlerin daraus. Mich beschlich das Gefühl, dass die Illusionsschau auf die angeschlagene Bundeskanzlerin zugeschnitten war. Mit allem Drum und Dran und mit eingeübter Partylaune und künstlichen Gefühlen, die an der Würde des Amtes und der Reife der Würdenträgerin zweifeln lassen! Dabei bleibt unbestritten, dass Angela Merkel neben ihrem Machtinstinkt eines hat: Nerven! Im Sinne von Unberührtheit von und Unbeeindruckbarkeit durch massenhaften Unmut eines zunehmend kritisch-widerständigen Souveräns und eine Spaltung und Polarisierung, für die allein sie die Verantwortung trägt. Die Flucht in die Außenpolitik kann in Wirklichkeit nur dem Anschein nach den Liebesentzug durch die Populisten und Nazis, durch Menschen-, Fremden- und Demokratifeinde allerorten kompensieren. Mit Phantomgefühlen wie der grottenschlecht gespielten unbeschwerten Heiterkeit stößt Merkel all ihren “Menschen” vor den Kopf. Sie demonstriert dem Souverän ihre tiefe Verachtung und zeigt sich unfähig zu echten, angemessenen Emotionen. Mit Smileys lasse ich mich von meiner Kanzlerin nur ungern abspeisen.

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