Lieber Herr Haferburg, aufmerksame Beobachter ihrer Zeit erleben heutzutage oft ein seltsames Déjà-vu. Die Themen sind dabei austauschbar. Schauen Sie mal, was im Jahre 1986 beispielsweise die ZEIT schrieb: „Es gibt noch graue Dörfer, trostlose Stadtviertel. Aber sie setzen nicht länger die dominierenden Akzente…. Die DDR ist eine einzige Großbaustelle. Allenthalben wird rekonstruiert, modernisiert, saniert. Straßenzug um Straßenzug wird hergerichtet, Baulücke um Baulücke gefüllt, Stadtkern um Stadtkern erneuert.“ Wäre ich darauf hereingefallen, wäre ich als „Wessi“ 1988 in (Ost-)Berlin und 1990 auf meinen Fahrten durch die Landschaften, Dörfer und Städte von Mecklenburg bis Thüringen erstaunt gewesen, was ich dort sah… Ja, ich war tief erschüttert, aber eben nicht überrascht, denn die WELT hatte damals noch nicht den Blick auf die Realitäten verloren. Heute liest man auch bei ihr zuweilen ähnlichen Unsinn wie jenen im Focus, über den Sie hier berichten. „Mach‘ dir die Welt, wie sie dir gefällt!“ Unterstellt wird aber genau dies den anderen, die tagtäglich mit ihren eigenen Augen sehen, was wirklich los ist. Die würde man wohl am liebsten für verrückt erklären, zumindest aber erklärt man sie zu „rechten Wutbürgern“ oder zu „Abgehängten“. Früher war es „Ewiggestrige“ oder „Kalte Krieger“.
Wie warb der Focus: Fakten, Fakten, Fakten… Mittlerweile Realität: Fake, fake, fake…
Daher melde ich mich als alter, weißer Mann bei solchen CIVEY Befragungen immer als junge Frau und wenn möglich Grünen Wählerin an ;-)
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