ZITAT:“Und dann der Entschluss: Nie wieder! Misslichkeiten solcherart wirken lange fort, mitunter lebenslang, und mögen so oder so für das Zusammenleben in einer Gesellschaft bestimmend sein. In einer, in der jeder jeden kennt. Ohne Polizei, ohne Paragrafen und ohne Richter. Wir Menschen sind Kleingruppen-„gemacht“. Die Evolution sorgt eben nicht nur für die Entwicklung körperlicher Merkmale, sondern auch für psychische und soziale. Ihr oberstes Prinzip ist Funktionstüchtigkeit. Die Schamfähigkeit gehört dazu.” ZITAT ENDE. Wo ich sofort zustimme, ist “Wir Menschen sind Kleingruppen-“gemacht”.” Die Globalisierung, eigentlich schon der Nationalstaat, widerspricht der menschlichen Natur, denn ein derart großes Biotop wird für jeden Menschen unübersichtlich und führt automatisch zu degenerierten Verhaltensweisen, die der ursprünglichen Biologie widersprechen. Und da kommen wir jetzt zum Schamgefühl. Ist es noch opportun, sich in einer Welt, die sich vom natürlichen Biotop des Homo Sapiens mittlerweile vollkommen entfernt hat, noch artgerecht zu verhalten? Ich denke nein. Denn wer sich in einem geänderten Biotop nicht den neuen Bedingungen anpasst, der wird nicht überleben. Und genau aus diesem Grund empfindet kein Politiker mehr Scham bei Fehlverhalten und tritt auch nicht mehr zurück. Es ist schlicht nicht in seinem Interesse, sich artgerecht zu verhalten, wenn es alle anderen auch nicht mehr tun, denn er bleibt dabei dann als einziger auf der Strecke. Wer von den Menschen artgerechtes Verhalten erwartet, der sollte ihnen ein artgerechtes Biotop zur Verfügung stellen. Dezentralisierung ist deshalb das Gebot der Stunde, denn nur in kleinen Häppchen ist die Welt für den Durchschnittsmenschen wirklich greifbar.
Meine letzte Hündin hat immer mal wieder geklaut, wenn ihr die Gelegenheit als günstig erschien. Wenn ich sie im durchaus freundlichen Ton fragte: Hast du geklaut? kriegte sie sich kaum ein vor lauter Scham. Um wieder einen auf “Gut Wetter” zu machen lächelte sie sogar noch dazu. Sah total witzig aus.
Schämt euch hier dauernd Sigmund Freud zu zitieren. Der Mann war ein Scharlatan. Seine Psychoanalyse hat ungefähr so viel mit Wissenschaft zu tun wie das Horoskop in der “Brigitte”. Auch die Universität ist keineswegs vor vor Humbug sicher. (Aber naja, was schreibe ich eigentlich angesichts von 200! Lehrstühlen für Genderwissenschaften).
Schlag 23:45 Uhr nur 29 Kommentare? Und die sind spannender als der Gastbeitrag aus Magdeburg. Was ist ein Hirnforscher? Ein Arzt, ein Psychologe, ein Psychotherapeut? Ein Redenschreiber? Ein Meister der Allgemeinplätze? Ja womit verdient ein Hirnforscher sein Geld?
Scham ist seit Adam und Eva eines der menschlichsten Gefühle überhaupt. Die Scham bedeutet einen Verstoß gegen die Unschuld und gleichzeitig deren Bewahrung. Der entstandene Verlust der Unschuld ist nicht endgültig. Solange wir uns schämen können, behalten wir den Zugang zur Unschuld. Wer das Schämen verlernt hat, ist zu bedauern. Er hat diesen Zugang verloren. Die Entlarvung einer begangenen Lüge führt (im gesunden Fall) zu empfundener Scham. Dieses betrifft vor allem den persönlichen Bereich. Wer öffentliche Ämter bekleidet, mag sich innerlich von dem Anspruch auf Wahrhaftigkeit losgesagt haben.
Herrschende Psychopathen kennen nur ICH ICH ICH.
Das Fehlen von Scham sehe ich täglich im Alltag, wo mir z.B. immer häufiger sehr stark übergewichtige Menschen begegnen, die sich kleiden, als hätten sie eine Teenagerfigur. - Schämen für Fehlverhalten - welchem Kind wird das noch - von wem - beigebracht? Alles, was das Kind auch anstellt, ist “nicht so schlimm”, alles, was es an hingehauenen schlechten Arbeitsergebnissen vorlegt, ist “schön” bis “toll”. “Super” spart sich dann die Lehrkräftin für durchschnittliche Leistungen auf. Viele Eltern verhalten sich ähnlich. Schon vor etwa 20 Jahren erzählte eine Kollegin fassungslos, dass einer ihrer Grundschüler, der etwas Übles angestellt hatte, auf ihre Frage: “Schämst du dich nicht?” wirklich ehrlich erwidert hatte: “Schämen - was ist das?” - Inzwischen habe ich den Eindruck gewonnen, dass - ganz gleich in welchen Bereichen - es nur Menschen nach oben schaffen, welche die Fähigkeit zum Schämen nie hatten - oder sie beim Aufstieg auf der Karriereleiter abgelegt haben.-Armselige menschliche Gestalten - aber was nützt mir diese Einsicht, wenn ich diesen Typen, die Machtpositionen einnehmen, mehr oder weniger ausgeliefert bin? Im Alltag kann ich denen ja aus dem Weg gehen - zumal, wenn ich nicht mehr berufstätig bin.
@ Ludwig Luhmann So ganz durchsichtig ist Ihre Position nicht? Wenn Sie allerdings überzeugt sind, daß der Satz nicht von Freud stammt, dann frage ich Sie, ob Sie schon mal in der Nervenheilanstalt waren und zwar da, wo das “normale” Publikum selten hinkommt? Schwachsinn im klinischen Sinne ist Ausdruck einer übersteigerten Libido. Ich würde den Satz auch erweitern auf “Ekel und Scham”.
@ Etliche: Der Hund schämt sich nicht, wenn er etwas stibitzt hat, sondern er ist ängstlich, weil (eventuell) Ärger droht. Ein Gedächtnis hat er nämlich. Immer diese Vermenschlichungen.
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