Michael Miersch / 08.03.2007 / 12:40 / 0 / Seite ausdrucken

Showdown auf dem Eis

Robbenjagen lohnt sich wieder. Durch die wachsende Nachfrage in Asien hat sich der Pelzhandel erholt und auch der Protest gegen die Jagd bringt gutes Geld ein.

Erschienen in DIE ZEIT Nr. 10 vom 1. März 2007

Der Frost hatte dieses Jahr Verspätung. Erst Anfang Februar füllte sich der Sankt-Lorenz-Golf mit Eisschollen, die nun wie jedes Jahr von den Wellen an die Küsten geschoben werden. Wenn im März die Sattelrobben vom Nordpol herabkommen werden Packeis und Treibeis ihre Kinderstube sein - wie seit Jahrtausenden. Dann füllt sich die schwankende weiße Decke mit Leben: Millionen Robbenmütter werfen ihre Jungen, säugen sie mit einer extrem nahrhaften Milch und verlassen sie - schneller als jedes andere große Säugetier -  bereits nach zwölf Tagen. Die kugelrund gemästeten weißen Welpen bleiben weitere zwei bis drei Wochen einsam liegen, bis ihr Fellwechsel abgeschlossen ist. Dann kommen die Tage, an denen der Schnee sich rot färbt. Robbenjäger töten Hunderttausende der verlassenen Jungtiere mit Gewehren und Knüppeln. Nirgendwo sonst auf der Erde, werden in so kurzer Zeit so viele Säugetiere erlegt. Und nirgendwo findet das so offen und gut sichtbar statt. Als ob das nicht schon schockierend genug wäre, sehen junge Sattelrobben auch noch extrem niedlich aus. Wie bei kaum ein anderes Wildtier erinnern ihre Gesichter an Babys. Zwar sind die Welpen im weißen Pelz seit zwanzig Jahren für Jäger tabu (außer für die Selbstversorgung der Inuit). Aber auch die älteren, grau gefleckten Jungtiere haben eine runde Stirn und dunkle, feuchte Kulleraugen.

Der Herz erweichende Anblick und die enorme Jagdstrecke sorgen seit über vier Jahrzehnten dafür, dass Ende März nicht nur die Jäger und offizielle Jagd-Inspektoren auf den Eisschollen balancieren, sondern auch Gruppen in signalroten Overalls, bewaffnet mit Kameras. Sie fliegen mit Hubschraubern ein und beobachten im Auftrag internationaler Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen das blutige Treiben. Jagdsaison ist immer auch Protestsaison. Und die Medienleute haben Ende März ebenfalls Konjunktur, besonders wenn die Aktivisten Popstars einfliegen, wie 2006 Paul McCartney. Obwohl die Sattelrobben auch vor Grönland und im russischen Eismeer zu Zehntausenden erlegt werden, richtet sich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit traditionell auf Kanada. Kein Wunder:  Die Jagd vor der Küste Labradors, Neufundlands und im Sankt-Lorenz-Golf ist besser zugänglich als woanders. Einfach ist sie auch hier nicht. Immer wieder rutschen Jäger zwischen die Eisschollen. In der Vergangenheit haben Hunderte ihr Leben im Treibeis gelassen.

Während sich Jäger und Protestaktivisten auf dem kanadischen Eis gegenüber stehen, werden im fernen Europa die Stimmen lauter, die ein totales Einfuhrverbot für Robbenprodukte fordern. Die EU-Kommission lehnt das bisher ab, da Sattelrobben keine bedrohte Tierart sind. Doch Belgien hat es bereits im Alleingang beschlossen. Der deutsche Bundestag forderte die Regierung auf einen Bann zu verhängen. Die Obrigkeit in Ottawa ist alarmiert und auch die Landesregierungen Neufundlands und Labradors, Quebecs und der Prinz-Edward-Insel versuchenden Europäern den Boykott auszureden. Aus diesem Grund fliegen Emissäre nach Brüssel und werden europäische Journalisten nach Kanada eingeladen, damit die Seite der Jäger Gehör findet (auch unser Autor war dabei). „Die Tierrechtlern durften viel zulange ungestört tun was sie wollen,“ schimpft Danny Williams, der Premier von Neufundland.  Er fürchtet, dass die Aktivisten wie in den achtziger Jahren wieder zum Fischboykott gegen Kanada aufrufen könnten.

Ein Robbenbann allein hätte kaum mehr als symbolische Bedeutung, denn die EU ist als Markt für die Felle nicht sonderlich wichtig. Die Nachfrage kommt von reichen Chinesen und Russen. Asiens steigender Wohlstand hat den Jägern Rekordpreise beschert. 2006 brachte ein Robbenfell zirka 70 Euro ein (inklusive der des Specks der zu Arzneien verarbeitet wird). Das ist mehr als zehnmal soviel wie Anfang der neunziger Jahre. „Die größte Erfolgsstory Neufundlands und Labradors,“ sagt der Robbenjäger Mark Small, „ist die Wiedergeburt der Robbenindustrie.“ Manche Fischer verdienen in den wenigen Tagen der Jagd ein Drittel ihres Jahreseinkommens. Der Exportwert der Robbenprodukte allein aus Neufundland betrug 36 Millionen Euro. Mehrere Tausend Jäger, Verarbeiter und Händler arbeiten in der Robbenwirtschaft Neufundlands, der Inuit-Gebiete im Norden, der Magdalenen-Inseln und der Prinz-Edward-Insel. Vor einigen Jahren zahlte die Regierung noch Subventionen, um die Vermarktung des Fleisches anzukurbeln. Doch durch den Aufschwung Asiens erlebt die Robbenindustrie einen regelrechten Boom.

Und noch ein ökonomisches Argument schwingt mit, wenn die Verteidiger der Jagd argumentieren - wenn auch nicht offiziell: Der Fischkonsum der Sattelrobben. Die kanadische Fischereibehörde hält sich zu diesem Punkt vornehm zurück, denn wissenschaftlichen Daten sind nicht eindeutig. Ob die Meeressäuger tatsächlich wirtschaftlich bedeutende Fischarten dezimieren oder größtenteils solche fressen, die nicht für den menschlichen Konsum geeignet sind, ist unter den Wissenschaftlern umstritten. Vertreter der Robbenindustrie erzählen aber gern, dass die Raubtiere Fischbestände plündern. Die Zahlen, die sie auftischen, sind beeindruckend: Kanadas Sattelrobben verputzen zirka 7,6 Millionen Tonnen Fisch im Jahr, fast sieben mal so viel wie die gesamte Fischereiflotte anlandet.

Nicht weniger ökonomisch relevant sind die Robben für die Jagdgegner. Fotos der niedlichen Babys rühren jedes Herz und öffnen manche Brieftasche. Wie kein zweites Tier werden sie seit über vier Jahrzehnten zum Spendensammeln genutzt. Auch heute noch, obwohl die „Whitecoats“ seit zwanzig Jahren nicht mehr getötet werden. Die beiden führenden Protestorganisationen im kanadischen Robbenkonflikt sind der IFAW (International Fund for Animal Welfare) und die HSUS (Humane Society of the United States). Auch Sea Shepherd (eine radikale Abspaltung von Greenpeace) und PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) sammeln Spenden im Namen der Meeressäuger. Es lohnt sich: Allein der IFAW nahm im Jahr 2005 knapp 60 Millionen Euro ein, die HSUS 57 Millionen. Um den Spendenfluss am laufen zu halten, ist jedes Argument nützlich, auch wenn nicht alle den Tatsachen entsprechen.  So heißt es auf der deutschen PETA-Website: „Die Robbenmütter, die ihre Babys nicht im stich lassen wollen, bleiben oft bei ihnen, um sie zu verteidigen.“

Sattelrobben sind keine seltenen Tiere. Als die Bestände in den sechziger Jahren schrumpften, engagierten sich auch Artenschutzorganisationen. Doch der WWF (World Wide Fund for nature) hat sich zurückgezogen, seit die Sattelrobben wieder häufig sind. Das Fischereiministerium setzt die Jagdquoten nach wissenschaftlichen Vorgaben. Gerade in Kanada ist man sensibel geworden, was die Übernutzung von Tierbeständen angeht. In früheren Zeiten war das ganz und gar nicht so. Walrosse beispielsweise lebten an den Stränden der Magdalenen-Inseln und wurden dort bis auf das letzte Exemplar ausgerottet. Der große Schock kam mit dem Verschwinden des Kabeljaus. Vor Neufundland lagen Jahrhunderte lang die ertragreichsten Kabeljaubänke der Welt. Bereits im Mittelalter füllten dort die Basken und später Fischer aus aller Welt die Bäuche ihrer Schiffe. Doch in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts brachen die Bestände nahezu vollständig zusammen. 1992 wurde der Kabeljaufang verboten und 30 000 neufundländische Fischer und Fischereiarbeiter verloren ihre Arbeit. „Hätte die Regierung früher auf uns gehört und den Kabeljaufang so überwacht wie die Robbenjagd,“ sagt der alte Robbenjäger Jack Troake, „dann wäre es nie soweit gekommen.“

Es besteht derzeit keine Gefahr, dass die Sattelrobben ausgerottet werden. Deshalb wird heute weniger um Artenschutz gestritten, als um die Frage, ob das Töten grausam ist oder nicht. Seit 1964 ein Film schlimmste Tierquälereien zeigte, steht ein schrecklicher Vorwurf im Raum: Jungtiere würden lebend gehäutet. Wenn das stimmt, können die Jäger und die kanadische Regierung alle Pro-Jagd-Argumente einpacken. Wenn es nicht stimmt, zerrinnt den Aktivisten die Glaubwürdigkeit. Beide Seiten verweisen auf Studien, die ihre Version belegen.

Junge Sattelrobben werden auf dem Eis liegend getötet, auf zwei unterschiedliche Weisen: durch Kopfschuss mit dem Gewehr oder durch Erschlagen. Entweder mit einer Keule oder mit der stumpfen Seite einer Art Spitzhacke (die Spitze dieses „Hakapik“ benutzen die Jäger um sich nach oben zu ziehen, wenn sie von einer Eisscholle ins Wasser gefallen sind). Verschiedene tierärztliche Kommissionen aus Kanada und dem Ausland haben diese beiden Methoden als schnell und schmerzlos befürwortet. Der Hakapik sagen sie,  ist so sicher wie der Bolzenschuss auf dem Schlachthof. Die Anti-Jagd-Aktivisten dagegen halten diese Tötungsart für barbarisch.

Die scheußlichen Details des Tötens präsentiert Charles Caraguel, von der Independetn Vetrenarian Working Group (IVWG) einer internationalen Tiermedizin-Kommission, die vom WWF-Niederlande finanziert wird. 98 Prozent der von ihnen untersuchten Schädel waren so stark zerstört, dass das Tier mit Sicherheit tot war. Ein vom IFAW finanziertes International Veterenary Panel kam jedoch zu dem Schluss, dass 42 Prozent nicht ausreichend zertrümmert waren. Filme von Tierrechtsorganisationen dokumentieren, dass Jungrobben nach dem Erschlagen noch zappeln. „Das ist der Schwimmreflex,“ sagt Charles Caraguel. Er tritt auch auf, wenn der Kopf vollständig zerstört ist, ähnlich dem Gliederzucken von Schlachttieren nach dem Bolzenschuss. Das muss man wissen, sagen die Verteidiger der Jagd, wenn man die Tötungsmethoden beurteilen will. Dennoch ist der Anblick ein Gräuel: Männer die niedliche kleine Tiere erschlagen bis das Eis sich rot färbt. Darüber ist eine kühle Debatte kaum möglich.

Manche Aktivisten suchen beharrliche nach scheußlichen Bildern und werden nach wie vor fündig. In der Saison 2005 war es wieder soweit: Ein HSUS-Team entdeckte eine schwer verletzte Jungrobbe, die noch lebte. Ihr Film darüber erhielt einen renommierten Preis in England. Doch peinlicherweise hatte ein anderer Filmer die Filmer gefilmt. Raoul Jomphe dokumentierte, dass die das HSUS-Team das sterbende Tier achtzig Minuten liegen ließ anstatt es zu erlösen. Währendessen gab die Sprecherin ein empörtes Interview nach dem anderen vor insgesamt sieben Kameras. Robben kann man auf vielerlei Weise nutzen. 


Der vierzigjährige Robbenkrieg
Eine Chronik

Vorgeschichte
Schon vor 3000 Jahren jagten Naturvölker Robben vor der Küste Nordamerikas.

16. Jahrhundert
Basken, Bretonen und andere europäische Seefahrer fangen auf ihren Fischzügen im Nordatlantik auch Robben.

1723
Die kommerzielle Robbenjagd beginnt (zirka 27 000 Tiere pro Jahr)

1832
Die kommerzielle Robbenjagd erreicht ihren Höhepunkt (740 000 Tiere). Das wichtigste Produkt ist damals Öl, ein essenzieller Rohstoff für Industrie und Haushalte.

1900
Große Dampfschiffe aus Stahl, die durch das Eis brechen können, ersetzen die vorher üblichen hölzernen Fangboote.

1940
Durch den Zweiten Weltkrieg kommt die Robbenjagd fast völlig zum Erliegen. Die zuvor drastisch gesunkenen Bestände erholen sich wieder.

1950
Erste Zählung der Bestände durch kanadische Wissenschaftler.

1960
Ergebnis der zweiten Zählung: Die Bestände sind rückläufig.

1964
Die technische Ausstattung erreicht ihren Höhepunkt. 150 Flugzeuge und Hubschrauber und zahlreiche große Schiffe aus vielen Ländern nehmen an der Jagd teil. Es herrscht Goldgräberstimmung, viele Kadaver bleiben auf dem Eis liegen.

1964
Startschuss für eine Protestbewegung, die über vier Jahrzehnte andauern wird: Die Filmproduktion „Artek“ aus Montreal dreht den schockierenden Film „Les Phoques“ (Die Robben), in dem unter anderem die Häutung eines Tieres bei lebendigem Leibe zu sehen ist. Der Film löst in den folgenden Jahren in Kanada und weltweit Empörung aus. Der betreffende Seehundjäger erklärt später vor Gericht, die Filmer hätten ihm Geld gegeben, damit er diese Grausamkeit begeht.

1964 und1965
Die kanadische Regierung erlässt erste Verordnungen gegen Raubbau und Tierquälerei. Bestimmungen für humanes Töten treten in Kraft und Der Sankt-Lorenz-Golf wird für ausländische Robbenjäger gesperrt. Alle Jäger müssen nun eine Lizenz nachweisen.

1966
In den Wurfgebieten dürfen keine erwachsenen Robben mehr gejagt werden.

1966
Der Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek zeigt im deutschen Fernsehen Ausschnitte aus dem Artek-Film. Tausende Zuschauer spenden daraufhin, um den Protest gegen die Robbenjagd zu unterstützen.

1967
Das Buch „Das letzte Robbenjunge“ von Peter Lust erscheint. Lust war vor den Nazis Nach Kanada geflohen und wurde dort zu einer zentralen Persönlichkeit im Protest gegen die Robbenjagd. Sein Artikel „Mörder Insel“ (über die Magdalenen-Inseln) wurde von 300 europäischen Zeitungen abgedruckt.

1968
Die Jagd vom Flugzeug aus wird verboten.

1968
Grzimeks Zoologische Gesellschaft Frankfurt sendet eine zweite internationale Tierärztekommission zum Sankt-Lorenz-Golf. Sie stellt fest, dass im Gegensatz zum Vorjahr 96 Prozent der Jungrobben schmerzlos getötet wurden.

1969
Brian Davis gründet den International Fund for Animal Welfare (IFAW), die Organisation, die bis heute am intensivsten und kontinuierlichsten den internationalen Protest organisiert.

1971
Alle Boote über 10,61 Meter (35 Fuß) müssen eine Genehmigung erwerben. Die erste Fangquote wird erlassen (245 000 Sattelrobben).

1972
Bernhard Grzimek erklärt, dass die Proteste Erfolg hatten und die kanadische Regierung die Jagd nun so reguliert habe, dass sie akzeptabel sei.

1972 – 1989
Mehrere Verschärfungen der Vorschriften für Jagdmethoden und Tötungswerkzeuge.

1974
Der IFAW beauftragt die Werbeagentur McCann-Erickson mit der Kampagne „Stop the Seal Hunt“.

1976
Greenpeace schaltet sich in den Konflikt ein, zieht sich aber später zurück, da Sattelrobben keine bedrohte Tierart sind und Robbenjagd zur Lebensweise der Inuit gehört.

1977
Der schweizer Tierschutzaktivist Franz Weber bringt Brigitte Bardot zum Protest nach Quebec.

1977
Die Proteste bewirken, dass der Preis für Robbenfelle drastisch sinkt.

1983
Die Europäische Gemeinschaft verbietet den Import von Jungrobben unter zwei Wochen, die noch nicht ihr Fell gewechselt haben (diese weißen „Robbenbays“ heißen in der Fachsprache „Whitecoats“).

1983
Bei der CITES-Konferenz (Washingtoner Artenschutzabkommen) scheitert der deutsche Versuch ein Handelsverbot für Sattelrobben durchzusetzen am Votum der Mehrheit.

1983 – 1995
Die Robbenjagd lohnt sich wirtschaftlich kaum noch. Immer weniger Jäger fahren hinaus auf’s Eis. 

1984
Der IFAW ruft zum Fischboykott gegen Kanada auf, einige Supermarktketten besonders in Großbritannien befolgen den Aufruf.

1989
Kanada verbietet die Jagd auf weiße „Robbenbabys“ (Ausnahmen für die Inuit).

1992
Der erste Managementplan für die Robbenjagd wird erlassen.

1996
Durch den wachsenden Wohlstand in China und Russland steigt die Nachfrage nach Robbenfellen wieder an.

2003
Die Jäger werden verpflichtet, den Blinzelreflex der Tiere zu testen, um den sicheren Tod festzustellen.

2006
Der Bestand der Sattelrobben vor Kanada ist auf 5,5 Millionen Tiere gewachsen (eine Verdreifachung seit 1970). 325 000 Jungtiere (nach dem Whitecoat-Stadium) werden zur Jagd freigegeben.

2006
Der IFAW bringt Paul McCartney und seine damalige Frau Heather auf die Magdalenen-Inseln. Auch Pamela Anderson schließt sich dem Protest an.

2006
Auf Antrag von Abgeordneten von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen fordert der deutsche Bundestag, die Regierung auf, ein Importverbot für Robbenprodukte zu erlassen.

2007
Belgien verhängt ein generelles Einfuhrverbot für Robbenfelle. Die EU-Kommission lehnt so einen Bann jedoch ab,  da Sattelrobben keine gefährdete Tierart sind.


Die Sattelrobbe (Phoca groenlandica)

Es gibt 34 Robbenarten auf der Welt, sieben davon leben vor der Ostküste Kanadas. Am häufigsten ist die Sattelrobbe, die auf dem Pack- und Treibeis im Frühjahr ihre Jungen zur Welt bringt. Dort werden sie alljährlich in großer Zahl getötet. Wirtschaftlich bedeutend ist in erster Linie der Pelz (Seal) aber auch das Fett aus dem Omega-3-Öl hergestellt wird, ein Nahrungsergänzungsmittel, das unter anderem Kreislauferkrankungen vorbeugen soll. Sattelrobben haben ihren Namen von der sattelähnlichen dunkelbraunen Zeichnung, die die Männchen auf ihrem ansonsten silbergrauen Fell tragen. Sattelrobbenbabys werden mit gelblichem Fell geboren, nach zwei Tagen wechselt die Färbung zu Weiß. Dieses Whitecoat-Stadium hält zwei Wochen an. Danach findet ein Fellwechsel statt (Ragged Jacket), der nach drei Wochen abgeschlossen ist. Danach tragen die Tiere das typische kurzhaarige, glänzende „Seehund“-Fell. Die Weibchen säugen ihre Jungen nur zwölf Tage und verlassen sie dann, um sich erneut zu paaren. Während des Fellwechsels liegen die von der extrem fetten Milch gemästeten Jungen allein auf dem Eis ohne weitere Nahrungsaufnahme. Danach gehen sie ins Wasser und beginnen selbständig Fische zu fangen. Sattelrobben gehören zu den häufigsten Meeressäugetieren. Es gibt drei Populationen, die sich außerhalb der Wurfzeit teilweise vermischen.  Vor Kanada sind es nach Schätzungen der Fachleute 5,5 Millionen, in der Grönlandsee 742 000 und im Weißen Meer und der Barentssee 2,4 Millionen.

 

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Michael Miersch / 03.01.2015 / 21:17 / 1

Höchst hörenswertes Interview über Reproduktionsmedizin

Heute habe ich ein Interview auf RBB-Info Radio (zu Gast bei Ingo Kahle) mit dem Kulturwissenschaftler Andreas Bernard über Reproduktionsmedizin und ihre gesellschaftlichen Folgen gehört.…/ mehr

Michael Miersch / 30.12.2014 / 16:56 / 6

Gezielte Tötungen sind besser als ungezielte

Es gibt unterschiedliche Sichtweisen auf das Wesen des Krieges. Manche sehen ihn als notwendiges Übel, das man in Kauf nehmen muss, wenn die eigene Existenz…/ mehr

Michael Miersch / 11.11.2014 / 18:39 / 1

Windkraft immer! Tierwelt nimmer!

PRESSEMITTEILUNG Die Energiewende braucht eine Wende zugunsten der Natur! Die Deutsche Wildtier Stiftung stellt in Berlin die wissenschaftliche Studie „Windenergie im Lebensraum Wald“ vor Hamburg,…/ mehr

Michael Miersch / 10.11.2014 / 10:50 / 5

Windenergie im Lebensraum Wald

FÜR JOURNALISTEN: Morgen (Di., 11.11.2014) Pressekonferenz in Berlin zum Thema “Windkraft und Wald” Wissenschaftliche Studie belegt: Windkraftanlagen schaden der Wald-Ökologie! Im Zuge der Energiewende wird…/ mehr

Michael Miersch / 04.10.2014 / 01:17 / 6

Wachstumskritik ist ein Luxusphänomen

Wachstumskritiker gleichen Restaurantkritikern. Man darf nicht hungrig sein, um sich auf die Mängel einer Speise zu konzentrieren. Deshalb findet man in den Slums von Mumbai…/ mehr

Michael Miersch / 29.07.2014 / 18:10 / 2

Greenpeace will uns vor bösen Wissenschaftlern beschützen

Zum Stab des EU-Kommissionspräsidenten gehört auch ein Chief Scientific Adviser (CSA). Dieses Amt wird derzeit von der britischen Biologin Anne Glover vertreten. Sie vertritt, was…/ mehr

Michael Miersch / 15.07.2014 / 09:37 / 0

Gulag? Gab’s nicht

2013 besuchte ich die einzigen Gedenkstätte für ein stalinistisches Gefangenenlager, die es im weiten Russland gibt: „Perm 36“. Wie der Deutschlandfunk berichtet, ist jetzt dieser…/ mehr

Michael Miersch / 09.06.2014 / 22:46 / 3

Das Chlorhuhn: Vogel des Jahres

Dieser sachliche und faktenreiche Artikel zum Thema “Chlorhuhn” erschien im österreichischen Standard: “…Kaum etwas taugt besser, um die Gefahren einer zu engen Partnerschaft mit den…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com