Marie Wiesner, Gastautorin / 16.10.2024 / 06:15 / Foto: Pexels.com / 64 / Seite ausdrucken

Shell Jugend-Studie: Junge Männer mögen es nicht mehr ganz so bunt

Die Ergebnisse der 19. Shell Jugendstudie „Pragmatisch zwischen Verdrossenheit und gelebter Vielfalt“ sind online. Was beschäftigt Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 12 bis 25 Jahren?

Auf Platz eins der aktuellen Ängste befindet sich mit 81 Prozent der „Krieg in Europa“ – zum Vergleich: 2019 gaben nur 46 Prozent an, dass sie diese Möglichkeit ängstigen würde. Angesichts des seit 2022 andauernden bewaffneten Konflikts in der Ukraine ist dieser Umstand nicht verwunderlich. 69 Prozent der Jugendlichen sind der Meinung, dass es eine starke NATO bräuchte, während nur sechs Prozent sich dagegen aussprachen. In der auf der Seite von Shell veröffentlichten Zusammenfassung heißt es:

„Der Aussage ,Russland hat die Ukraine angegriffen und muss dafür bestraft werden‘ stimmen 60% der Jugendlichen zu, nur 13% insgesamt, aber immerhin 21% im Osten, sehen dies explizit anders.“ Und weiter: „Nur 50% wollen, dass Deutschland die Ukraine militärisch unterstützt, die Zustimmung ist im Osten mit 44% im Vergleich zu 52% der Jugendlichen aus den westlichen Bundesländern geringer ausgeprägt. 24% lehnen dies hingegen ab: 22% im Westen und 34% im Osten.“

Beim Thema „Krieg in Israel“ gab es keine einheitlichen Tendenzen – 30 Prozent finden es gut, dass Deutschland auf der Seite Israels steht, eine ähnliche Zahl ist dagegen. 27 Prozent sind unentschieden. Erwähnenswert bei Jugendlichen, die Israel ablehnen, ist, dass viele von ihnen oder ihre Eltern aus arabischen Ländern oder der Türkei stammten. Der Frage der besonderen Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel stimmten in dieser Gruppe nur 26 Prozent zu, 42 Prozent lehnten ab.

Auf Platz zwei der Ängste kommt die „Armut“ mit 67 Prozent, und Platz drei teilen sich „Umweltverschmutzung und „Wachsende Feindseligkeit zwischen Menschen“ mit 64 Prozent, dicht gefolgt von „Sozialer Ungleichheit“, „Klimawandel“ und „Terroranschläge“. Ich persönlich finde die hohen Prozentzahlen der Ängste erschreckend – der Untertitel „Verdrossenheit“ passt gut zu diesen Werten.

Trotzdem scheint man noch zufrieden mit der Demokratie. 75 Prozent gaben an, sehr/eher zufrieden zu sein, während nur 24 Prozent sehr/eher zufrieden waren. Das passt dazu, dass Jugendliche sich mit einem Mittelwert von 5,3 sicher eher links einstuften.  Man scheint die Probleme und die daraus folgenden Ängste durchaus zu spüren, zieht aber nur wenig konsequente Schlüsse.

Woke Frauen

Auffällig, aber auch nicht überraschend ist, dass junge Frauen woker sind als junge Männer. 72 Prozent der Frauen sprachen sich für eine vielfältige, bunte Gesellschaft aus, während dem nur 56 Prozent der jungen Männer zustimmten. Noch größer ist die Kluft beim Thema „Feminismus“. Hier stimmten 59 Prozent der Teilnehmerinnen dafür – nur 20 Prozent der Männer taten es ihnen gleich. Amüsant ist vor allem, dass „Männlichkeit“ nur 20 Prozent der jungen Frauen wichtig ist. Mich lässt diese Zahl etwas fragend zurück. Was stellen sich die jungen Frauen, die nicht dafür gestimmt haben, unter „Männlichkeit“ vor? Den bösen, brachialen Mann, der darauf wartete, sich wie ein Bär im Wald auf sie zu stürzen oder den Patriarchen, der sie an den Herd fesseln will?

Beim Thema „Gendern“ ging der Trend bei den Männern in eine ähnlich konservativere Richtung. Nur 15 Prozent der Frauen lehnen das Gendern völlig ab, während es sich bei den Männern zumindest auf 31 Prozent beläuft. 21 Prozent der Frauen und nur neun Prozent der Männer waren eher dafür. 35 Prozent der Männer und 34 Prozent der Frauen war das Thema egal. Ich vermute, es wird in Schule und Uni so häufig die Relevanz von Gendern gepredigt, dass es viele einfach nur noch nervt und sie sich gar nicht mehr großartig damit auseinandersetzen wollen. Im Durchschnitt sind es dann doch eher Frauen, die mit woken Themen und dem Hang zum Gendern auffallen, was keine großartige Überraschung ist.

Bei der Frankfurter Allgemeinen titelte man mit folgender Überschrift: „Studie: Mehr junge Männer sehen sich politisch ,eher rechts‘“. Ich finde sie ein wenig zu reißerisch – zumal es sich lediglich um jeden Vierten (25 Prozent) handelt. In der Zusammenfassung der Studie auf Seite 16 heißt es sogar:

„Auf der anderen Seite positionieren sich gleichzeitig mehr männliche Jugendlichen als eher links oder links (2019: 38%; 2024: 41%). Und auch bei den weiblichen Jugendlichen ist eine etwas ausgeprägtere Positionierung im eher linken Spektrum feststellbar: von 44% im Jahr 2019 auf 51% im Jahr 2024.“

Der Inhalt des eben erwähnten Artikels zur Studie relativiert die Überschrift – das muss man der FAZ zugestehen. Über den Studienautor Mathias Albert wird berichtet:

„Einen pauschalen Rechtsruck unter jungen Leuten sehen er und sein Team aber nicht. Die Gesamtauswertung habe ergeben, dass sich Jugendliche im Mittel sogar ,leicht links‘ verorten würden, hieß es.“

Lieber Angst vor Krieg als vor Zuwanderung

Das politische Interesse junger Leute ist ingesamt angestiegen. Während 2019 noch 42 Prozent angaben, sich dafür zu interessieren, sind es 2024 bereits 50 Prozent. 51 Prozent gaben an, sich über Tagespolitik zu informieren, und 37 Prozent ist persönliches politisches Engagement wichtig.  

Auch interessant ist die Berichterstattung des ZDF zur Studie. Die Überschrift lautete: „Generation Z: Besser als ihr Ruf?“ Im Teaser schrieb die Autorin unter anderem, dass die größte Angst der Jugend ein „Krieg in Europa“ sei. Wenn man den Zahlen Glauben schenkt, ist das formal keine falsche Aussage. Auf mich wirkt die Überschrift in Kombination mit dem Teaser allerdings so, als freute man sich heimlich darüber, dass die Jugend doch nicht so rechts sei wie vermutet und Angst vor einem Krieg schon mal besser wäre als Angst vor „Zuwanderung nach Deutschland“. Diese Zahl belief sich im Übrigen tatsächlich nur auf 34 Prozent.

Außerdem berichtete das ZDF, „dass Ängste je nach Bildungsgrad variieren. Jugendliche mit höherem Bildungsgrad sorgen sich vermehrt um das Klima, während für die mit mittlerem oder niedrigerem Bildungsgrad die wirtschaftliche Lage höhere Priorität hat. Jugendliche und junge Erwachsene mit niedrigerem Bildungsgrad sorgen sich vermehrt um Migration und Zuwanderung.“

Ja, weil Jugendliche mit höherer Bildung meist auch aus einem wohlhabenderen Elternhaus kommen und dementsprechend in ihren Wohnvierteln und sozialem Umfeld weniger mit tatsächlichen Problemen, wie finanziellen Engpässen oder kriminellen Migranten, konfrontiert werden. Sie haben also Kapazität, sich über den Klimawandel Gedanken zu machen.

 

Marie Wiesner, Jahrgang 1999 stammt aus Sachsen und ist gelernte Ergotherapeutin.

Foto: wPixels.com

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Ilona Grimm / 16.10.2024

@Christian Weis: »... die, “mit ohne Schultern” und den übergeschlagenen Beinen « - - Die mit Dutt im schütteren Haar oder ausgefranstem Rattenschwanz im Rest des Haarkranzes haben Sie vergessen. Die sind alle ganz genau nach meinem Geschmack! Alles was gendert, ob m oder w oder div, wird von mir ohne Angabe von Gründen gemieden. Wer beim Spendenbetteln gendert und/oder vom Klima schwafelt, kriegt nix von mir. Peter Hahne hat es vorgemacht und ist unbedingt nachahmungwürdig.

Thomas Szabó / 16.10.2024

@ T. Grundhoefer: Ich halte mich für einen Intellektuellen, aber ich halte nichts von Intellektuellen. Ich bin ein Künstler, aber ich habe keine Künstlerfreunde. @ Thomas Ebs: Der grüne Sozialismus ist sogar eine Erkrankung des Bildungssektors. Die linksgrünwoken Ideologien sind die toxischen Abfallprodukte der westlichen Zivilisation. Youtube: Jordan Peterson: “Warum der Postmodernismus bekämpft werden muss” Buchtipp: “Explaining Postmodernism” von Stephen R. C. Hicks. Der Postmodernismus ist ein “intellektueller AIDS”, eine Immunschwächeerkrankung des Westens, führt zur Zerstörung des körpereigenen / gesellschaftlichen Immunsystems. Dr. Gad Saad, Elon Musk sprechen vom “Woke Mind Virus”. @ Frauke Postelt: Danke. Mir geht es darum verstanden zu werden. Ich habe nichts zu verbergen. Selbst meine intellektuellen Schwächen nicht. @ Ralf.Michael: Es wäre besser alle überflüssigen Intellektuellen zu kündigen und ihnen ein Bürgergeld zu zahlen, statt sie zu beschäftigen. So könnten sie weniger Schaden anrichten. Ich beglückwünsche Sie dafür, dass Sie Ihre Steuern sinnvoll investieren. @ T. Schneegaß: Der Bildungssozialismus kann genauso wenig funktionieren wie der reale Sozialismus. Aus denselben Gründen. ♦ Die Inflation an Intellektuellen entspricht der Währungsinflation: viele wertlose Nullen für die man kein Brot kaufen kann.

Robert Schleif / 16.10.2024

„Die Jugend“ insgesamt dürfte rasant und jährlich dümmer, bequemer, lebensuntüchtiger, neurotischer, ungebildeter, verkommener und verwahrloster werden. Die Schuld daran liegt natürlich nicht an den Jugendlichen selbst, sondern an dem Umfeld, in dem sie aufwachsen müssen. Das Elternhaus, das soziale Umfeld, die Schule und die Medien haben den größten Anteil daran, ob es in die gute oder schlechte Richtung geht und welche Werte aufgezeigt und als Orientierung angeboten werden. Was will man insofern also groß erwarten? Als Pessimist, der bloß noch positiv überrascht werden kann, freue ich mich dafür umso mehr über jene (noch existierenden) Jugendlichen, die sich zu benehmen wissen, wissbegierig und aktiv sind, eigenständig denken wollen und können und die aus ihrem Leben etwas machen möchten. Selbst in unserem kaputten Ampeldeutschland gibt es nicht nur Kriminelle, Spaßhabenwoller, Möchtegern-Influencer, Irgendwasmitmedienstudierende oder Bürgergeldaspiranten – auch wenn sich diese auf dem fauligen Boden unserer Gesellschaft und ihres Bildungswesens am besten vermehren können.

Volker Kleinophorst / 16.10.2024

Junge Männern wirds zu bunt? Alten schon lange. Und als ich jung war, wurde es mir in Duisburg Ende 70er schon zu islamisch bunt. Mit allen anderen Einwanderer Spanier, Griechen, Italiener… hatte es keine Probleme gegeben. Und wie das mit dennMoslems weiter laufen würde, war klar abzusehen. Denn der Islam integriert sich nicht, will es nicht und seine Gläubigen dürfen es auch nicht. Es sind immer Ideologen (Lauchi ist jetzt Kommunist) und sehr viele enthnophile Frauen, die für mehr Islam kämpfen. Das war damals so und hat sich nicht geändert. Letztens erst wieder ein Mädchen zu mir: „Mein Freund ist Syrer, du hast keine Ahnung vom Islam. In Deutschland können Moslems und Christen in Frieden und Freiheit zusammenleben.“ „Du hast Ahnung? Dann weißt du schon, das er am Ende des Tages nicht dich sondern eine Frau islamischen Glaubens heiraten wird?“ Wutanfall, immerhin ging es ohne Nazi. „Du hast mich angesprochen und möchtest die Antwort nicht hören. Wer nicht hören will muss fühlen. Und das wirst du, gesichert.“ Selbst die historisch deutlich belegte Tatsache, dass der Islam gefährlich ist, von mir aus sein kann, wird erbost (und kenntnisfrei) weggeschnaubt. Da kannste nix machen.

T. Schneegaß / 16.10.2024

@Thomas Szabó: “Ich frage mich was man unter höherem Bildungsgrad versteht?” Die Frage wird doch von der Studie beantwortet. Die Maßeinheit für den Bildungsgrad ist bekanntermaßen ardzdf-konsum/Tag. Auch diese Studie bestätigt nebenbei immer noch das Ost-West-Gefälle entsprechend Pisa. Wie lange noch, vermag ich nicht zu sagen. Das rotgrüne Bildungsprinzip, dass der Dümmste die Geschwindigkeit bestimmt, ist überlebenswichtig für das Regime und wird gerade auch deshalb jetzt wieder durch die Missachtung des Wählerwillens im Osten abgesichert.

Rosa Zimmer / 16.10.2024

“Man scheint die Probleme und die daraus folgenden Ängste durchaus zu spüren, zieht aber nur wenig konsequente Schlüsse.” Das ist der Schlüsselsatz und den kann ich aus meinem direkten Umfeld durchaus bestätigen. Man redet sich die Probleme schön, oder noch besser, man redet gar nicht darüber. @Thomas Ebs - Früher war ein hoher Bildungsgrad ein Zeichen von Intelligenz. Heute ist er ein Zeichen von Regimegläubigkeit und diese ist eher ein Zeichen von Naivität und Dummheit. Absolute Zustimmung hierzu.

Didi Hieronymus Hellbeck / 16.10.2024

Sage mir den Auftraggeber und ich sage Dir, wie die Fragen formuliert sind und was herauskommt (herauskommen soll). Sollte doch etwas herauskommen, was partout nicht passt, dann gibt es Anpassungsmethoden. So ähnlich wie bei gewissen Briefwahlen. Wenn’s partout nicht passt, dann halt noch einige Zentner Stimmzettel nachfüllen.

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