Im Wikipediaeintrag “Vergewaltigung” können sich die Herren ja mal einen Überblick verschaffen, was es darüber so zu wissen gibt. Dunkelziffern, wie oft Täter und Opfer sich kennen oder nicht, solcherlei. Da erscheint der Fall von Frau Gören vielleicht speziell wegen der Beweggründe für ihr Verhalten bei der Anzeige, letztlich aber doch mutig und gar nicht so ungewöhnlich hinsichtlich der von ihr im weiteren erfahrenen Reaktionen. Immerhin hat Herr Ben Wilmes hier einigermaßen erkannt, woran sich die übrigen Herren gerade beteiligen. Es fehlen eigentlich nur noch ein paar Bemerkungen über den Namen “Selin Gören”, dann hätte die kleine Debatte hier ihr endgültiges Niveau erreicht.
Sie schloss politisch messerscharf, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Wie weit muss die politische (Ver-)Leugnung gehen, wenn man schon leugnet, was man -im wahrsten Sinn des Wortes- am eigenen Leib erfahren hat.
Es könnten sogar Altkatholiken von den Fidji-Inseln oder Thor-Anhänger aus Stavanger gewesen sein, die sich zur Tarnung das Gesicht schwarz bepinselt haben. Es kann jedenfalls nicht sein, was nicht sein darf. Der edle Syrer aus Casablanca oder Algier würde so etwas niemals tun, zudem er als Mikrobiologe, Anästhesiespezialist oder Kraftwerks-Ingenieur eigentlich gar keine Zeit hat, um sich an Frauen zu vergreifen. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass er hierzulande durch sexistische Werbung traumatisiert wurde und die ihn tagtäglich durch ihre aufreizende Kleidung provozierenden Frauen keinerlei Rücksicht auf seine Befindlichkeiten nehmen, ist in Wirklichkeit ER das Opfer. So wie die ungezählten anderen orientalischen Fachkräfte, denen vergleichbare Gefahren drohen. Frau Gören soll sich mal nicht so haben!
Mit anderen Worten: Für Selin Gören war es weniger verwerflich, Deutschen eine Straftat wahrheitswidrig anzulasten…
Die junge Frau hat genug durchgemacht. Häme ist hier nicht angebracht. Klar war ( oder ist) sie unendlich naiv. Klar hat sie so gehandelt wie sie es nach dem Vorfall für angemessen und richtig empfunden hat. Man sollte ihr einfach die Chance geben, die Realität mal nicht durch eine ideologisch gefärbte Brille zu betrachten. Wer jetzt auf ihr rumhackt, liefert ihr ( ungewollt) Argumente, dass es doch letztlich richtig war, den “Rechten” ( wen oder was auch immer sie darunter versteht) keine Munition zu liefern. Sie ist in zweifacher Hinsicht Opfer: Zum einen wegen der brutalen Vergewaltigung, zum anderen wegen ihres kruden Weltbildes. Wir sollten sie mit Nachsicht und Verständnis behandeln. Spott und Verachtung hat sie nicht verdient, aber Argumente und Mitgefühl, eine nachdrückliche Korrektur ihres Weltbildes und Respekt davor, dass sie doch noch mit der Wahrheit herausgerückt ist. Mag ich in ihren Augen auch ein “Rechter” sein, so sollte mir das meine Menschlichkeit nicht nehmen. Sie hat es gut gemeint , dass darf ich unterstellen. Und vielleicht lernt sie ja etwas aus diesem Erlebnis ?! Ich wünsche es ihr von Herzen.
Das ist ein so schmerzhaftes Beispiel für die überall vorhandene, ganz irreale, ideologisch verblendete und (ganz aktuell) blauäugige Gesinnungsethik/-moral. Wer übernimmt/vertritt die Verantwortungsethik ? Es ist höchste Zeit !
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