Als regelmäßiger Hörer vom RBB-Inforadio weiß man: Information gibt’s hier nur im Doppelpack mit reichlich Indoktrination. Hier hast du Moderatorinnen wie auf Speed, die mit ihren Formulierungen und ihrer Intonation ungefragt ihre eigene „Haltung“ mitteilen wollen. Und hinter den Kulissen hast du jede Menge Redakteure, die Nachrichten und Kommentare systematisch einfärben, damit auch alles vom Hörer richtig eingeordnet werden kann: rotrotgrüner Senat prima, Flüchtlinge gut, Islam bunt und friedlich, Merkel mutig, AfD böse, im Osten überall Nazis und Rechtspopulisten. Betreutes Hören – wie im Kaspertheater für die ganz Kleinen. So geht es tagtäglich von 6 bis 23 Uhr.
Als tapferer Dauerhörer und Nachrichten-Junkie hast du gelernt, zwischen den Zeilen zu hören. Du riechst förmlich die Angst der RBB-MitarbeiterInnen, die immer weiter nach rechts driftende Realität könnte in ihre gemütliche Filterblase einbrechen und ihre schöne linksgrüne Welt beschmutzen, in der sich – außer den immer zahlreicher werdenden Rassisten, Hetzern und Fremdenfeinden – alle Menschen lieb haben und Ringelreihen tanzen.
Sollte es doch mal Probleme geben, werden diese auf Linkspartei-Art stets mit viel Geld, Sozialarbeitern und „Bildung“ gelöst. Du kennst das als leidgeprüfter Hörer, weißt schon bei der „engagierten“ Anmoderation, was die Rundfunk-Lotsin gleich sagen wird, hüpfst zwischen den wenigen hörenswerten „Inseln“ des Programms hin und her und schaltest deine Ohren meist rechtzeitig auf Durchzug. Aber an manchen Tagen bleibt eben doch was hängen. Zum Beispiel am 31. Januar 2018.
Frauen- und islamfeindlich?
Traditionell stellt die stärkste Oppositionspartei den Vorsitzenden des Haushaltsausschusses des Bundestages. Nach Lage der Dinge ist das die AfD, deren Kandidat Peter Boehringer heißt. Eigentlich ist der Mann Finanzexperte und 2015 wohl vor allem aus Gründen der Kritik an der Eurorettungs-Politik der Bundesregierung in die Politik gegangen.
Das allein reichte aber nicht aus, um ihn für den Vorsitz des Haushaltsausschusses öffentlich zu diskreditieren. Deshalb wurde am 31. Januar 2018 im RBB-Inforadio den ganzen Tag über ein einziger Satz in die Hirne der Hörer gebimst: „Peter Boehringer soll sich frauen- und islamfeindlich geäußert haben!“
Passt das zusammen? Kann man sich gleichzeitig frauen- und islamfeindlich äußern? Der Islam ist ja nicht gerade als Vorkämpfer für Frauenrechte bekannt. „Ich möchte wissen, was er im Wortlaut gesagt hat!“ schreist du ins Autoradio, doch natürlich gibt es keine Antwort. Alle 20 Minuten wird nun im Nachrichtenblock der mit keinerlei Quellen begründete Vorwurf wiederholt. Brainwash 2018.
Von wem stammt dieser Vorwurf? Offenbar hat Gesine Lötzsch (Linkspartei) ihn in die Welt gesetzt. Das findest du aber erst später nach eigener Recherche im Netz. Auch auf Wikipedia steht schon, dass Peter Boehringer etwas „Frauenverachtendes“ gesagt haben soll. Klickt man die dazugehörige Fußnote an, wird man auf den Yahoo-Artikel eines anderen Autors verlinkt, in dem die „Schutzzone“ für Frauen bei der diesjährigen Silvesterfeier am Brandenburger Tor kritisiert wird.
Laut NDR und WDR schrieb Boehringer im Dezember im Zusammenhang mit dieser „Schutzzone“ in einer E-Mail von einem „völlig irren Gebaren“ des Staates, der vor dem „frauenverachtenden Macho-Mob der Surensöhne“ kapituliere.
Diese drastische Beschreibung der Zustände im neuen Deutschland kann man sicher „islamkritisch“ nennen. Der Vorwurf der Frauenfeindlichkeit scheint hingegen in diesem Kontext frei erfunden, denn dem Verfasser geht es ja gerade darum, die Rechte und die Bewegungsfreiheit von Frauen im öffentlichen Raum zu wahren. Und schon hat sich der doppelte Vorwurf in Luft aufgelöst.
Eingewanderter Antisemitismus? Nicht der Rede wert!
Am selben Tag fühlte sich das RBB-Inforadio bemüßigt, anlässlich der Gedenkstunde des Deutschen Bundestages für die Opfer des Holocaust auch über aktuellen Antisemitismus in Deutschland zu berichten. Allerdings galt es für die Moderatorin Irina Grabowski da, vor allem einen Verdacht schleunigst aus der Welt räumen: dass der aktuelle Judenhass eingewandert sein könnte und irgendwie mit dem Islam zu tun habe.
„Die beiden jüdischen Jugendlichen in Wedding und Friedenau wurden ja von Mitschülern aus türkischen und arabischen Familien attackiert“ sprach sie das heiße Eisen im Gespräch mit Marina Chernivsky von der Zentralwohlfahrtsstelle für Juden gleich mutig an, „da frage ich mich immer: Warum kommen gerade solche Fälle an die Öffentlichkeit?“
Aber wer bringt denn solche Fälle an die Öffentlichkeit? Komisch, dass du dich auch als täglicher Inforadio-Hörer nicht an einen einzigen RBB-Beitrag über Antisemitismus von muslimischen Einwanderern erinnern kannst. Auch nicht über den Exodus französischer, belgischer und schwedischer Juden nach Israel aus eben diesem (Migrationshinter-)Grund.
„Antisemitismus – warum reden wir darüber jetzt verstärkt?“, setzte Grabowski nach und stammelte sich die Antwort gleich selbst zurecht. „Also zum einen ist das natürlich oft die Haltung zu Israel oder zum Nahostkonflikt, aber was hat das möglicherweise auch damit zu tun, dass Angela Merkel 2015 die Grenzen für Flüchtlinge geöffnet hat? Also ich meine jetzt nicht, dass sozusagen muslimische Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, die den Judenhass vielleicht hertragen – das wird ja auch immer so gesagt – sondern im Gegenteil, dass man sagt, dass in den Deutschen sozusagen Schlechtes hervorkommt, weil sie sich sozusagen in die Enge gedrängt fühlen oder auch wieder so einen Hass auf Leute entwickeln, die ihnen fremd sind?“
Grabowski schwurbelt hier – in Fragen, die in Wirklichkeit Behauptungen sind, und hinter vielen „sozusagen“ versteckt – die Theorie von den muslimischen Flüchtlingen als „neuen Juden“ hervor, die angeblich den verschütteten Antisemitismus der Deutschen triggern, eine Täter-Opfer-Umkehr vom feinsten! Da Muslime – wie auf der ganzen Welt zu beobachten – per definitionem immer „Opfer“ von Diskriminierung sind, können sie ja nicht andere diskriminieren, nicht wahr? Schließlich findet auch Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime, dass der Judenhass der Muslime in keiner Weise mit dem deutschen zu vergleichen, also quasi nicht der Rede wert sei.
An dieser Stelle hast du dann doch endlich den Ausknopf gefunden und weißt deshalb nicht, was die Gesprächspartnerin erwidert hat. Die einzig richtige Antwort wäre gewesen: „Da Sie sowieso schon alles zu wissen glauben, Frau Grabowski, führen Sie doch das Interview bitte mit sich selbst weiter!“