Gastautor / 30.05.2010 / 12:08 / 0 / Seite ausdrucken

Selbst tragender Aufschwung: Was ist das eigentlich?

Von Gunnar Heinsohn

Global hofft man auf einen selbst tragenden Aufschwung. Wachsen werde die Wirtschaft dann ohne Nullzinsgeld aller wichtigen Zentralbanken und ohne Ausgaben des Staates, für die Regierungen im Namen ihrer Bürger Schulden aufnehmen, weil die Steuern nicht mehr reichen. Was aber ist ein selbst tragender Aufschwung, der gern auch als ein “robuster” abgegrenzt wird von einer bloßen Transfusions-Erholung? Wieso kann so ein Aufschwung zu anderer Gelegenheit auch ohne zinsfreien Kredit für Geschäftsbanken und ohne Regierungsaufträge angetroffen werden? Hinter ihm müssen ja größere Kräfte wirken als Ersatz- und Reparaturerfordernisse. Die können lediglich den Abschwung verlangsamen, aber für neue Höhen nicht sorgen.

Die stärkste Hoffnung auf eine Erholung, die gerne auch als endlich wieder “anspringende Konjunktur” beschworen wird, richtet sich auf Konsumenten - zumal auf amerikanische. Ihre Nachfrage sei für 70% der amerikanischen Wirtschaftsleistung verantwortlich. So sorgt sich der IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn am 18.1.2010 um die “Rückkehr der privaten Nachfrage.” Erst sie werde den “Aufschwung stabilisieren.” Diese Nachfrage solle an die Stelle der 4,1 Billionen Dollar treten, die nach Auskunft seines Hauses die Zentralbanken der G20-Nationen allein zwischen Juni 2007 und April 2009 für die Bekämpfung der Krise herausgelegt haben. Die erhoffte Konsumentennachfrage müsste also Summen ähnlichen Volumens beinhalten, die plötzlich nicht mehr vom Staat kommen, sondern auf andere Weise in ihre Hände gelangen. Das muss bald geschehen, denn schon Ende Mai 2010 wollen allein die EU-Länder Ausgaben in Höhe von 400 Milliarden Euro einsparen, um die an Bankeigentümer gegebenen Summen beim Durchschnittsbürger endlich einzusammeln.

Woher aber nehmen Konsumenten die Billionen, für die sie dann amerikanische, chinesische oder deutsche Waren kaufen, um so den betroffenen Territorien zu einem Aufschwung zu verhelfen? Sie können an Geld gelangen,
(i) indem sie es sich leihen. Das gelingt aber nur, wenn sie Eigentum für die Kreditsicherheit verpfänden und obendrein Zins zusagen. Fürchten sie sich davor oder ist etwa ihr verpfändbares Hauseigentum bereits belastet oder gar überschuldet, ist dieser Weg verschlossen. Er ist auch dann nicht gangbar, wenn die Schulden der Konsumenten in ihrer Gestalt als Staatsbürger so hoch liegen, dass sie Steuersteigerungen für deren Begleichung fürchten und deshalb nicht auch noch als Privatbürger ins Minus gehen wollen – selbst wenn sie das ohne ihre Schulden als Staatsbürger könnten. In Deutschland gäbe es dafür allerdings nicht mehr viel Spielraum, weil die privaten Schulden der Verbraucher bereits 96 Prozent der verfügbaren Einkommen ausmachen.
(ii) Konsumenten können versuchen, über Verkäufe an Geld zu gelangen. Die setzen allerdings voraus, dass andere - über Kredit, eigene Verkäufe oder Löhne - Geld schon haben und für die Verkaufsangebote jener Aufschwungs-Konsumenten ausgeben.
(iii) Sie können versuchen, ohne Verkäufe sowie ohne Verpfändung und Zinszusage legal an Geld zu kommen. Dafür vermieten sie einen Teil ihrer Lebenszeit als Arbeitszeit gegen Lohngeld. Diese Option setzt jedoch wiederum andere Eigentümer voraus, die bereit sind, sich für das Beschaffen solchen Lohngeldes zu verschulden, wobei sie ihr Eigentum als Pfand riskieren sowie auch noch Zins zusagen müssen.
(iv) Sie können – so vorhanden – selbstredend auch Guthaben angreifen. Die aber wären wiederum über die Geldgewinnungswege (i) bis (iii) gebildet worden.

Warum aber soll jemand gegen Zins ins Obligo gehen und dabei womöglich sein verpfändetes Eigentum verlieren, damit andere ohne solches Risiko und dazu auch noch zinsfrei sein Geld als Lohngeld in die Hand bekommen? Denn nur wenn Eigentum für Schulden verpfändet wird, kann das darüber geschaffene oder weiter verliehene Geld zu Einkommen oder Ersparnis für Käufe nebst daraus erwachsendem Aufschwung werden. Bei diesem so innig ersehnten Fall verschuldet sich also nicht der Staat zu Lasten seiner Bürger, für die das dabei geschaffene Geld als Lohn, Stipendium oder Sozialhilfe zu Einkommen wird. Es verschulden sich vielmehr Bürger zu ihren eigenen Lasten und stellen so Geld als Einkommen für Mitbürger zu Verfügung. Mithin sind es einzig und allein sich verschuldende Bürger, die einen nicht vom Staat stimulierten Aufschwung bewerkstelligen und damit qua Steuern auch dem Staat Geld zukommen lassen können. Das von Ökonomen, Politikern und Journalisten tausendfach verwendete Adjektiv “selbst tragend” trägt zur Erhellung dieses immer wagnisvollen Vorganges wenig bei.

Wer sind nun die händeringend gesuchten Bürger, die sich für andere verschulden? Im Normalfall sind es Unternehmer oder Leute, die Unternehmen zu führen haben. Um was geht es dabei? Unternehmen sind Vermögen, deren immaterielle bzw. Eigentums-Seite gegen Preisverfall oder Vollstreckung, also gegen Auslöschung verteidigt werden muss. Unternehmen beschützen so ihres Existenzbasis innerhalb des Eigentumssystems. Letzteres beruht eben gerade nicht auf blutsverwandtschaftlicher Stammessolidarität oder herrschaftlicher Abgabenordnung mit Rationen in Notlagen, sondern auf Eigentumstiteln sowie auf Freiheit, also dem Eigentum an sich selbst.

Die Eigentumsverteidigung betreiben Unternehmen vorrangig durch Innovationen auf der materiellen bzw. Besitzseite des Vermögens, wo Bedürfnisse gefunden, Waren modifiziert, Fertigungsprozesse revolutioniert und Produkte für den Verkauf gegen Geld erzeugt werden. Mit solchen Innovationen antworten sie auf Modernisierungen anderer Unternehmen, die ihre eigenen Anlagen ja selbst dann unmodern machen, wenn sie erst gestern fertig gestellt wurden. Oder sie wollen durch eigene Neuerungen die Anlagen der Konkurrenz veralten lassen und damit deren Waren unverkaufbar machen.

In Manias, Panics and Crashes (6. Auflage 2010) nennt Charles Kindleberger solche Innovationen “displacements”, also plötzliche Verdrängungen. Er hält sie für unerwartete äußere Schocks, die dann unliebsame, ja auslöschende Auswirkungen im Finanzsystem nach sich ziehen. Joseph Schumpeter sieht in Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie (1942) außergewöhnliche Unternehmertalente bzw. schöpferische Zerstörer als Ursache äußerer Verdrängungsschocks. In Wirklichkeit kommen solche Heroen und ihre creative destruction Einfälle nur aus dem inneren Zwang zur Eigentumsverteidigung zum Zuge. Es gibt sie überhaupt nur für diesen Zweck, was die Leistung dieser Pioniere keineswegs schmälert. Gerade wenn sie sich innovativ-zerstörerisch gegen das eigene Unternehmen wenden, obwohl es noch ganz unangefochten technisch vorne liegt, werden sie zum wuchtigsten Runterpreiser auch der Konkurrenz. Der optimale Zerstörer wacht morgens mit einer im Traum gefundenen Erfindung auf, die sein eigenes Patent, das ihm als Weltmonopol herrliche Erträge bringt, alt aussehen lässt. Ein Standardunternehmer würde die Innovation für sich behalten und weiter sein bestehendes Patent ausbeuten. Der Zerstörer aber weiß, dass irgendwo auf dem Globus ein anderer denselben Traum haben könnte. Bevor nun dieser sein schönes Patent entwertet, macht er es selbst. Seine Mitarbeiter keuchen unter diesem Tempo. Er aber weiß, dass diese Radikalität seiner Eigentumsverteidigung dient.

Es sind nun solche innovativen Umbrüche, für die riskante Finanzierungen überhaupt erst in Gang gesetzt werden. Und die sind es dann, die gestrige Schulden für das Bezahlen nunmehr unmodern gewordener Neuerungen unbedienbar machen. Die für den brandaktuellen technischen Fortschritt aufgenommenen Investitionsschulden machen die Investitionsschulden für den gestrigen oder gar nur den vorstündigen technischen Fortschritt uneintreibbar. Dasselbe gilt für die Kredite der aktuell ins Mitziehen genötigten Konkurrenten, die am Markt später scheitern müssen, weil beim Aufschwung durch allgemeine Umsetzung der Innovationen für die Eigentumsverteidigung Überkapazitäten unvermeidlich werden, die dann durch Runterpreisen - die Deflation nach der Aufschwungsinflation - ausgelöscht werden müssen.

Für die Umsetzung mithin niemals zufälliger oder externer, sondern immer intern erzwungener “displacements” investieren Unternehmen Geld in Anlagen und Löhne. Zur Erlangung des Geldes für dieses Investieren aber müssen sie sich erst einmal verschulden. Die aus dem dabei erlangten Geld gezahlten Löhne werden zu Einkommen allerdings nur bei solchen Arbeitskräften, die ebenfalls ihre materielle bzw. Besitzseite, d.h. ihr Gehirn modernisieren. Wie freie Unternehmen ihre Betriebe modernisieren müssen und dafür nicht nach dem Staat rufen können, müssen auch frei Arbeiter ihr Oberstübchen selbst auf den neuesten Stand bringen. Nach Gerald Hüther kann das sogar mehr bedeuten als lediglich die Aufnahme neuer Informationen, weil das Gehirn aufgrund seiner Plastizität lebenslänglich sogar strukturell gewinnen kann. Auch Investitionen in “Humankapital”, in den Umbau des Gehirnbetriebs werden also von der Eigentumsverteidigung erzwungen. Es ist nicht Bildung an sich, die Wirtschaft vorantreibt, wie die Humankapitaltheorie glaubt. Vielmehr nötigt erst die Eigentumsverfassung ins lebenslange Lernen. Wo Eigentum fehlt, bewirkt ein “Produktionsfaktor Humankapital” wenig, wie der Realsozialismus mit viel Aufwand für Ingenieure, aber ohne Joch der Eigentumsverteidigung vorexerziert hat. Wie neue Betriebsausrüstungen für die Eigentumsverteidigung nur dann gekauft werden, wenn ihre Erzeuger ihrerseits modernisiert und dafür von ihnen oder anderen riskant geliehenes Geld investiert haben, so wird auch Lohngeld nur derjenige erhalten, der sich für solche Modernisierung einfallsreich und aktiv verwendungsfähig hält.

Zur Erlangung des Geldes für Maschinen und Löhne müssen Unternehmen mit Geschäftsbanken zinsbelastete Kreditkontrakte eingehen, in denen sie das essentiell zu verteidigende Eigentum erst einmal riskant belasten (Geschäftsbank) oder verpfänden (Unternehmen), also für Glattstellung bzw. Vollstreckung bereithalten müssen. Der so heiß ersehnten “Rückkehr der privaten Nachfrage” muss mithin die Rückkehr privater Verschuldung im Unternehmenssektor vorhergehen.

Das ist deshalb keineswegs “selbst tragend”, weil im Ergebnis die Schuldsummen der Unternehmen höher sind als die geliehenen Geldsummen, da sie mit Zins zurückgezahlt werden müssen. Die von ihnen zu erzielenden Geld-Preise für die spätere Erfüllung ihrer Kreditkontrakte müssen also mindestens ihren Schuldsummen entsprechen. Diese Schulden sind es, die andere - als Lohngeldempfänger - erst zu Käufern oder zu Sparern für größere Erwerbungen oder zu Zahlern von Steuern machen können, mit denen die in ihrem Namen aufgenommenen staatlichen Schulden bedient werden können.

Das Sparen kommt mithin vom Geld und nicht das Geld vom Sparen. Erst wenn Geld in einem Schuldkontrakt zwischen zwei Eigentümern geschaffen worden ist, kann ein Dritter davon etwas für die Zukunft beiseite legen. Das Geld ist schließlich keine Sache wie ein Ziegelstein, von dem man 20.000 Stück anspart, um dann ein Haus zu bauen. Geld wird zwar nicht aus “Nichts”, sehr wohl aber aus der unkörperlichen Eigentumsseite des Vermögens gemacht und nicht – obwohl achtzig Nobelpreisträger das glauben – aus seiner materiellen bzw. sächlichen Besitzseite. Geld ist ein Eingriffsrecht gegen das dafür vorzuhaltende Eigentum seines Emittenten. Für eben diesen Verlust der Dispositionsfreiheit über sein Eigentum muss er mit Zins entschädigt werden.

Nur wenn Unternehmen die für Schuld und Zins erforderlichen Waren erzeugen und dann auch noch verkaufen, also Markt schaffen können, werden nach Tilgung der Kreditsumme ihre Pfänder wieder ausgelöst und damit frei für neuerliche Verschuldung. Gelingt das nicht, werden die Gläubiger ihre Außenstände aus den Pfändern beitreiben, wodurch die Unternehmen verschwinden.

Die Verteidigung des Eigentums hört niemals auf. Eine Krise beendet sie nicht, sondern verstärkt sie nur. Deshalb geht es niemals auf Null, solange Eigentum da ist und vor Runterpreisung beschützt werden muss. Wenn Unternehmen wegen Pfandmangel keine Bankkredite für ihre Eigentumsverteidigung mehr bekommen, weichen sie auf Anleihen aus. Und genau dieser Mechanismus der Geldbeschaffung expandiert massiv, weil in der Krise Ausleihungen wegen vorhergehender Verluste der Banken und/oder Preisverfall potentieller Pfänder zurückgehen. So sitzen deutsche Privatunternehmen außerhalb des Bankensektors auf Schulden und Pensionsverpflichtungen, die schon jetzt 95 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Hinzu kommen die Schulden des Staates in Höhe von offiziell 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Sie sorgen dafür, das Unternehmen sogar über Anleihen nur noch schlecht an Geld kommen. Bürger, die alsbald selbst bezahlen müssen, was bisher der Staat für sie aufbringt, obwohl ihre Steuern nicht sinken oder gar steigen, kaufen ein kleineres Auto. Das wissen potentielle Anleger und hüten sich dann vor dem Ankauf von BMW-Anleihen.

Gleichwohl können die betroffenen Firmen mit der Eigentumsverteidigung nicht aufhören. Das ist der Grund dafür, dass Prognosen über das Tempo einer wirtschaftlichen Erholung oft Lügen gestraft werden. Die zugrunde liegenden Modelle kennen die Eigentumsverteidigung ja nicht. Sie jedoch macht erst verständlich, warum in ein und demselben Zeitraum Unternehmenserwartungen steigen können, während das Vertrauen der Konsumenten noch absinkt. Die Verschuldungsentscheidung für die investive Eigentumsverteidigung ist ja Vorbedingung für das Bereitstellen von Lohngeld, das dann denjenigen Konsumenten angeboten wird, die ihre Köpfe ebenfalls innovieren und zur Belohnung dann auch konsumieren können.

Das Erstaunen über wachstumsrelevante Neuerungen könnte noch zunehmen, wenn Erfindungen aus Ecken der Welt kommen, in denen sich gestern oder vorgestern kaum etwas bewegt hat. Es geht natürlich in erster Linie um ostasiatische Gebiete. Pro Kopf sind sie noch vergleichsweise arm, weshalb sie nicht permanent auf dem Radar der “Reichen” auftauchen. Sie werden uns aber so lange immer wieder verblüffen, wie wir übersehen, dass sie unter demselben Joch der Eigentumsverteidigung keuchen wie wir. Die eigene Auslöschung durch fremde Innovation erleiden oder andere innovativ auslöschen! - das ist bei uns wie bei ihnen primärer Antrieb.

Die Unternehmen mancher Schwellenländer sind aktuell verpfändungsfähiger als solche der OECD-Staaten, in denen durch die Krise die Preise des verpfändeten Eigentums gefallen, die Schuldsummen aber fix geblieben sind, weshalb neuerliche Verschuldungen schwieriger werden.

Wenn Schwellenländer also lediglich pro Kopf ärmer sind, ansonsten aber ebenfalls in der Eigentumsstruktur stecken, dann können sie lediglich durch geringere Qualifikationen für die Erfindung und Umsetzung von Innovationen gebremst werden. Für viele Nationen trifft das zu. Sie haben zwar eine Eigentumsverfassung, glänzen jedoch kaum durch Innovationen, Deshalb kommen sie selbst bei - missgünstig beäugten - Wechselkurs- oder Lohnvorteilen nicht nach vorne. In Ostasien aber ist das anders. Immer wenn dort Eigentumsstrukturen entstehen - Japan 1871, Südkorea 1949, Taiwan 1953 und China 1978-2003 - wird ein höheres Innovationstempo vorgelegt als bei den alteuropäischen Vorbildern oder in den gleichzeitig das Eigentum annehmenden Territorien außerhalb Ostasiens

Nach Auskunft des jüngsten globalen Mathematik-Leistungsvergleichs dürfte das ostasiatische Tempo auch andauern. So liegt im 2007er TIMSS (Third International Mathematics and Science Study) Hongkong - extrapoliert auch China - auf Platz eins. Es folgen Singapur und Taiwan auf den Plätzen zwei und drei. Nimmt man die Ostasiaten der USA wie eine eigene Nation würden sie den dritten Platz belegen und Taiwan auf Platz vier verdrängen. Diese Menschen stellen nur vier Prozent der US-Bürger, besetzen aber dreißig Prozent der Hightech-Arbeitsplätze. Deutschland belegt in dieser Matherangordnung den zwölften Platz.

2009 hat China unter 400 Millionen Internetnutzern 200 Millionen mit Breitbandanschlüssen. 1997 beginnen in dem Land eine Million Studenten ein Studium. 2007 sind es schon fünfeinhalb Millionen. 2009 bereiten sich 27 Millionen Studenten auf technisch-naturwissenschaftlichen Fachhochschulen und Universitäten auf ihre Verwendung für die Eigentumsverteidigung vor. Bei internationalen Patenten steht 1990 die Relation zwischen Deutschland und China 70:10. 2009 hat sich das Blatt gewendet. Jetzt steht es 13:10 für China. Allein zwischen 1995 und 2005 vervierfacht sich die Zahl natur- und ingenieurwissenschaftlicher Artikel chinesischer Autoren in den führenden internationalen Fachzeitschriften.

Deutschland als von China 2009 abgelöster Exportweltmeister hat in allen Fachrichtungen zusammen gerade mal 2 Millionen Studenten. 2015 sollen es nur noch 1,6 Millionen sein. Von seinen 40 Millionen Erwerbspersonen sind - mit sinkender Tendenz - gerade 24 Millionen noch vollbeschäftigte Nettosteuerzahler. Bahnbrechende Einfälle von hier lieferten mithin eine große, solche aus Ostasien eine viel kleinere Überraschung. Die Aussichten für Alteuropa sind mithin so rosig nicht, es sei denn die alternde Dame bringt dieser Entwicklung zum Trotz auch in Zukunft noch Innovationssprösslinge zur Welt. In Deutschland allerdings spricht dafür wenig. 100 pensionierten Ingenieuren folgen nur noch 90 junge ins Berufsleben. Selbst im viel weniger industrialisierten England sind es 190. „Die besser qualifizierten Menschen“ und ihr „unbeugsamer Siegeswille“ – so Fraunhofer-Präsident Hans-Jörg Bullinger (Handelsblatt, 20-05-10) – werden hierzulande rar. Und doch sind es allein ihre eigentumsverteidigenden Innovationen, für deren Umsetzung Unternehmen Schulden aufnehmen müssen und mit diesem Geld die Bedingung für den „selbst tragenden“ Aufschwung schaffen.

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