Die Stilblüten, die der Kampf um eine gendergerechte Sprache unentwegt generiert, sind nicht nur zum Lachen, sondern Symptom einer besorgniserregenden Krise des Denkens und des kritischen Verstandes. Dass dies keine Übertreibung ist, mag die Regelung beweisen, dass sich die gefühlt männlichen Professoren der Uni Leipzig als “Herr Professorin” anreden lassen müssen und es nicht wagen, widerständig darauf zu reagieren. Dabei hat keine Minderheit, nicht einmal eine Mehrheit, ein Recht darauf, die Sprache zur politischen Karikatur zu verbiegen! Und ein demokratischer Staat hat sich gefälligst mit Sprachregelungen zurückzuhalten. Es ist geradezu grotesk, mit welchem hypermoralischen Eifer uns linksgrüne Aktivisten und Aktivistinnen mit Sprachkorrekturen indoktrinieren wollen, die ausgerechnet aus elitären US-amerikanischen Universitätskreisen stammen. Nun bewirbt sich Deutschland gewiss um den Titel “Weltmeister und Weltmeisterin der gendergerechten Sprache”. Es steht noch nicht fest, wann die Weltmeister- und Weltmeisterinnenschaften stattfinden werden. Das Repräsentanten- und Repräsentantinnenhaus in Washington DC und das Bundeskanzler- und Bundeskanzlerinnenamt hüllen sich noch in Schweigen…
Diese Geisteshaltung hat auch schon in die Gesetzessprache Einzug gehalten. Das Mindestlohngesetz zum Beispiel regelt die Rechte von “Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern”; diese Ausdrucksweise wird im ganzen Gesetz gnadenlos durchgezogen. “Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber” gibt es dagegen nicht, sondern nur den Arbeitgeber. Männlich. Arbeitgeber stehen also in der Gunst des Gesetzgebers mittlerweile auf einer Stufe mit den Tätern aus der Kriminalstatistik.
Dieser Zustand ist mir ein stetes Ärgernis. Wenn ich im Kreis meiner Kolleginnen (ich arbeite im erzieherischen Bereich) von Kindsmörderinnen, Sexistinnen, Prüglerinnen oder Mißbraucherinnen rede, schlägt mir ein eiskalter Wind der Missbilligung entgegen. Die Taten der Verbrecherinnen werden nicht einmal bezweifelt, aber mir wird immer wieder von den Damen vorgeworfen, dass ich mit meinen Worten ein schlechtes Arbeitsklima schaffe. Solche Vorwürfe kommen dann von Frauen, die aber auf Helferinnen, Heldinnen und Retterinnen im Sprachalltag bestehen. Das Erhöhen von Weiblichkeit an sich, ist seit Jahrzehnten in sozialen Berufen Usus, aber durch die Lebens-und Arbeitsrealität überhaupt nicht gerechtfertigt.
Bei diesem Thema war die deutsche Filmindustrie schon vor über 10 Jahren weiter. Deren Lobby-Verband “Initiative Zukunft Kino Marketing” hat zum Weltfrauentag 2005 einen Spot mit dem Slogan “Raubkopiererinnen sind Verbrecherinnen” geschaltet.
Solche Verschlimmbesserungen an der deutschen Sprache sind nur möglich, weil dem Normaldeutschen jeder Sprachverstand, jedes Sprachbewusstsein abgeht. Was ist an dem Wort “das Mitglied” männlich und bedarf eines weiblichen Gegenstücks? Wird man künftig dem Löffel seine Löffelin zur Seite stellen, womöglich auch der Gabel den Gablerich? Nur die Satire kann solchem Schwachsinn noch beikommen. Die Tatsache, dass noch keine Gleichstellungsbeauftragte gefordert hat, in Polizeiberichten künftig korrekt die “Kinderschänderinnen und Kinderschänder, Trickbetrügerinnen und Trickbetrüger, Bankräuberinnen und Bankräuber” gendergerecht aufzulisten, hat den Kabarettisten Dieter Nuhr zu dem mahnenden Hinweis veranlasst, dass in einem saudiarabischen Inserat “Henker” gesucht werden und nicht korrekt “Henkerinnen/ Henker)” oder geschlechtsneutral “Henkende”! Und für solchen Unfug werden an unseren Universitäten zuhauf Steuergelder verbraten!
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.