Seekranker Protest bei Hamburger Kreuzfahrt-Messe

Die Cruise Days sind eine maritime Kulturveranstaltung in Hamburg, die alle zwei Jahre stattfinden. Während der Veranstaltungstage laufen mehrere Kreuzfahrtschiffe den Hamburger Hafen an, und die teilnehmenden Reedereien und Kreuzfahrt-Veranstalter präsentieren dabei ihre Schiffe und Reisekonzepte. Als Höhepunkt gibt es eine große Schiffsparade. Die Kreuzfahrttage zogen auch in diesem Jahr tausende Besucher an, doch nicht alle kamen mit friedlicher Absicht. 

So legte die Gruppe „Extinction Rebellion“, die sich dem Klimaschutz verschrieben hat, am Sonnabend einen großen Auftritt hin. Die „Aktivisten“ waren wie bei ihnen üblich allesamt in schwarz gekleidet und zogen mitten durch die Zuschauermassen wie ein Trauerzug, ausgestattet mit Bannern, auf denen zum Beispiel „Klimanotstand jetzt!“ stand. Vorneweg marschierten Musiker mit Trommeln, Streichern und Bläsern, dahinter trugen einige Anhänger der Gruppe einen kleinen weißen Sarg. Auf Höhe des Museumsschiffs „Cap San Diego“ legten die „Umweltschützer“, wie die Medien sie zu nennen pflegen, einen Sarg nieder und bildeten einen Halbkreis, den sie vorher bestimmt stundenlang einstudiert haben. Dann gossen sie eimerweise rote Farbe auf die hellen Stufen der Promenade. Kreuzfahrer gegen Kreuzfahrtschiffe sozusagen.

Natürlich muss diese Aktion auch eine politische Bedeutung haben, und die lieferte einer der Protestveranstalter prompt. Er erklärte der Presse, dass es ihm und der Bewegung darum ginge, „zu zeigen, was hinter diesem fröhlichen Event steht.“ Die Kreuzfahrt-Industrie gehöre zu den größten Schadstoffemittenten überhaupt. „Wir vergießen hier symbolisch das Blut unserer Kinder. Wir machen das hier aus Sorge um uns, unsere Kinder und die ganze Menschheit“, erklärter er. Wirklich sehr tiefgründig und so aufopfernd – seine Mutter ist bestimmt stolz auf ihn. Ich werde mal die wilde Vermutung anstellen, dass, anschließend an das gemeinsame Blutvergießen, kein Wischmobkommando eingeplant ist – das würde wohl die Wirkung abschwächen. Außerdem sind Weltverbesserer nicht dafür bekannt, ihren eigenen Kram wegzuräumen. Die unterbezahlte Reinigungskraft mit Migrationshintergrund, die die weißen Steinstufen wieder sauber schrubben darf, tut mir jetzt schon leid. Aber es ist ja wenigstens für eine gute Sache. Bestimmt wird sich die Schadstoffemission jetzt um ein Vielfaches reduzieren – jetzt, wo eine Gruppe erwachsener Leute sich zusammengeschlossen hat, um Verkleiden zu spielen und Farbe auszukippen.

Aber warum das plötzliche Interesse an Kreuzfahrtschiffen?

Es hatte schon am Freitag Proteste gegeben: Mehr als 100 Demonstranten von Extinction Rebellion blockierten über eine Stunde lang eine Kreuzung der Willy-Brandt-Straße. Die Demonstration war allerdings im Vorfeld nicht angemeldet worden, sodass die Polizei die Straße schließlich räumte. Und das, obwohl die Gruppe gerade vor einer ​Woche ihr eigenes deutschsprachiges Handbuch „Wann, wenn nicht wir – ein Extinction Rebellion Handbuch “ rausgebracht hat, in dem unter anderem erklärt werden soll, wie man eine Straße blockiert wie ein richtiger Profi – mit Tipps und Geschichten und allem drum und dran. Aber den Teil mit dem „Vorher Anmelden“ werden die Veranstalter wohl einfach überlesen haben, oder vielleicht waren auch die bunten Zeichnungen zu undeutlich. 

Aber warum das plötzliche Interesse an Kreuzfahrtschiffen? Der Protestveranstalter von vorhin hatte die Kreuzfahrt-Industrie als einen der größten Schadstoffemittenten überhaupt bezeichnet, also schauen wir uns doch mal die Fakten an. Es gibt 300 Kreuzfahrtschiffe auf der Welt. Aber die Sojabohnen, die Gojibeeren, die Chiasamen, die die „Umweltschützer“ tagtäglich konsumieren, werden ganz sicher nicht mit dem Kreuzfahrtschiff geliefert. Dafür gibt es Frachtschiffe, und von denen gibt es rund 40.000, die stündlich jeweils tausende Tonnen an Kraftstoff  verbrauchen. 

Was haben all die plötzlich verteufelten Transportmittel, also Kreuzfahrtschiffe, Flugzeuge und Autos gemeinsam? Sie bringen die breite Bevölkerung von A nach B. Würden sie wegfallen oder teurer werden, dann ist es der Alltag der ganz normalen Leute, der dadurch beeinflusst werden würde, die Ärmsten zuerst. Die Reichen würden davon nichts mitbekommen, die könnten sich die zusätzlichen Umweltsteuern leisten. Dabei ist doch ein entscheidender Vorteil einer freien Wirtschaft, dass sich jeder etwas gönnen kann, was früher nur der Oberschicht vorbehalten war. Manche können es sich früher leisten, manche später, aber selbst eine kleiner Arbeiter könnte sich eine Kreuzfahrt zusammensparen, wenn er das möchte. Eine Rentnerin, die zuvor ihr ganzes Leben lang gearbeitet hat, und jetzt einfach mal das Mittelmeer sehen will, kann sich einen Flug buchen und sich diesen Wunsch erfüllen. Das könnte sie nicht mehr, wenn das Fliegen wieder zum Luxus wird.

Die ganzen Maßnahmen, die Organisationen wie Extinction Rebellion fordern und Parteien wie die Grünen und die Linken um jeden Preis ​umsetzen wollen, befassen sich nur mit den kleinsten Problemen, wie man bei dem Vergleich zwischen Kreuzfahrtschiffen und Frachtschiffen erkennen kann. Dann lässt sich natürlich infrage stellen, ob es das Klima auch irgendwie interessiert und beeinflusst, wenn man die Kreuzfahrtschiffe streichen würde. 

Was aber sicher ist, ist, dass diese Maßnahmen die Lebensqualität der Unter- und Mittelschicht massiv einschränken würden. Es ist demnach kein Kampf gegen den Klimawandel, sondern gegen die unteren Schichten der Gesellschaft. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird ausgerechnet von denen ausgeweitet, die sich deren Bekämpfung auf die Fahnen geschrieben haben – und das wird dann als die große Rettung der Menschheit propagiert.

Dieser Beitrag erschien auch auf dem Jugend- und Schülerblog Apollo-news.

Elisa David ist 18 Jahre alt und stammt aus Lübeck.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Gerald Schwetlik / 18.09.2019

Dieser Marsch erinnert doch sehr an die SA. Mein Gott, was sind das für Leute! Ich wusste nicht, dass es nur 300 Kreuzfahrschiffe gibt. Das ist sehr wenig im Vergleich zu den Frachtschiffen. Da sind dann natürlich deutlich mehr Frachtschiffe überflüssig als Kreuzfahrer. Das sinnlose hin und her Gekarre von Waren muss wirklich weniger werden. Aber das möchte ich nicht von einer Art moderner SA zu hören.

Dr. M. von Rehmstack / 17.09.2019

Hier in Hamburg werden die Kreuzfahrtschiffe gerne als “Mümmelmannsberg auf dem Wasser” bezeichnet.

Mathias Bieler / 17.09.2019

Immer wieder schön zu sehen,wie diese A…..ktivisten in ihren Adidas-Nike-Puma-Turnschuhen demonstrieren.Jeder einzelne Schuh wurde sicherlich per Friedenstaube aus Bangladesh nach Deutschland geflogen.

Hermann Lorenz / 17.09.2019

Prima Elisa. Es freut mich, dass es noch junge Menschen mit kritischem Denken abseits des Maintream-Hype gibt. Das macht mir Zuversicht. Leider sind diese in der Minderzahl, zumindest in der Medienwelt. Alles wird angeblich"ausgerechnet”, auch das wo die Grundlagen dazu auf wackeligen Füssen stehen. Das Vermiesen soll den Bösen markieren, und der muß bezahlen. Die Richtung in die das geht ist offensichtlich - Mammon und Herrschaft. Irgend jemand rief mal: “Herr lass Hirn regnen” aber wir befinden uns in der Wüste der Verdammnis.

M. Simon / 17.09.2019

Ich finde Kreuzfahrtschiffe auch nicht so toll, allerdings ist dieser „Protest“ einfach nur dumm und dreist - und so langsam steht ja zu befürchten, dass diese jungen Brigaden wie einst ihre Vorgänger in der sog. Kulturrevoltion oder weiland die Jakobiner einfach alles zerstören wollen, das irgendwie „dekadent“ ist, also Freude macht, fortschrittlich ist etc. Dank daher der Autorin für den witzigen und klugen Beitrag, sowas braucht man in diesen irren Zeiten.

peter luetgendorf / 17.09.2019

Frau Heinrich, glauben Sie denn wirklich, daß die Deutschen in den 50iger oder 60igern nach Italien und Spanien gefahren sind, um Land und Leute kennenzulernen? Gruß Sie wollten und wollen Deutschland irgendwo anders und billiger.

Klaus Demota / 17.09.2019

Hier trifft zu 150% der berühmt-berüchtigte Theodor-Storm-Spruch zu: Der eine fragt: Was kommt danach?//Der andre fragt nur: Ist es recht?//Und also unterscheidet sich//der Freie von dem Knecht. Besser kann man die im Artikel enthaltenen Fragen nicht zusammenfassen. Viel Vergnügen beim Meditieren!

Ilona G. Grimm / 17.09.2019

@Tomas Taterka: Interessanter Gedanke - tiefer einzutauchen in das Kreuzfahrtbusiness.  Von der skrupellosen Ausbeutung der Angestellten, die eher Sklaven sind, weiß man ja inzwischen ein bisschen was. Aber es gibt sicher viel mehr auszugraben. Aber das hat ja nichts mit CO2 zu tun; die Sklaven leben schließlich weit unten im Schiffsbauch.

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