Niemand aus dem Norden der Republik sollte uns Bayern unterschätzen. München ist schon lange nicht mehr repräsentativ. Der Herr Seehofer ist gut nach Berlin abgegeben und eine neuerliche absolute Mehrheit für die CSU im Herbst ist unwahrscheinlich. Denken Sie an die Abstimmung zur Olympiabewerbung und die dummen Gesichter der Münchner Clique. Hier auf dem Land draußen rumort es gewaltig, und ich wundere mich, wer da alles “narrisch”(verärgert) auf die Politischen ist.
Herr Sarrazin versucht in rührender Sisyphos-Manier, dem a priori gescheiterten, rückgratfreien Herrn Drehhofer noch einen Rest an Hoffnungsschimmer anzutünchen. Das muss von vorneherein fehlgehen. Hopfen und Schmalz sind bei diesem - auch gesundheitlich seit langem und bekanntermaßen strapazierten - Herrn Drehhofer, der nur noch seine Ministereinkunfte und -pension verwaltet, verloren.
Eigentlich ist Seehofers Position doch gar nicht so schlecht: Sollte die CSU die Fraktionsgemeinschaft aufkündigen und sich sofort bundesweit aufstellen, wird eine nicht genau abzuschätzende Zahl von Mitgliedern der CDU-Bundestagsfraktion überlaufen, und Merkel hätte eventuell auch mit den sofort bereitstehenden Grünen keine Mehrheit mehr. Das die FDP sich zur Verfügung stellen würde, ist eher unwahrscheinlich. Da das fundamentale politische Problem Deutschlands letztendlich nur über eine Reorganisation der gegenwärtigen Parteienstruktur gelingen kann, würden auch hier die Weichen neu gestellt. Kann ein Mann der gar nichts mehr zu verlieren hat, wirklich so mutlos sein, wenn sich diese letzte, einmalige Gelegenheit vor ihm auftut.
Ist Seehofer nur ein Alibi? Eine Beruhigungspille für das Volk? Ist von ihm Widerstand gegen Merkel, gegen „rotgrüne“ Politik zu erwarten? Oder wird er diese, im Gegenteil, willig umsetzen und ab und zu mal eine Nebelkerze werfen, wie bei seiner Aussage, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Mit solchen Aussagen wird die Aufmerksamkeit auf Nebensächliches geleitet. Es werden Nebenkriegsschauplätze eröffnet, es dient der Ablenkung. Das erspart konkretes Handeln. Kostet nichts und beschäftigt für eine Zeit lang Medien und Bürger. Es wird wohl alles getan werden, um den Bürger nicht merken zu lassen, was vor sich geht. Nämlich dass der Zuzug muslimischer Einwanderer unverdrossen fortgesetzt wird. Ein Seehofer wird und kann sich diesem Prozess wohl kaum widersetzen. Er müsste schon im geeigneten Moment, die Dinge beim Namen nennend, zurücktreten, um ein kleines Zeichen zu setzen. Aber das wird er wohl kaum tun und seinen Teil, manchmal grummelnd, dann wieder versöhnlich, beitragen zur Zukunftsgestaltung Deutschlands.
Es wird vermutlich so kommen, Herr Sarrazin. Die bisherige Kluft zwischen Ankündigung und fehlenden Taten bei Herrn Seehofer lässt leider keine andere Prognose zu. Eine Hoffnung bleibt: Dass er mit Blick auf die Bayern-Wahlen doch noch zu größerem Tatendrang wechselt. Aber auch die wird dadurch getrübt, dass ihm ein Scheitern Söders bei den Bayern-Wahlen ganz gelegen sein könnte. Hat doch Söder den Abgang Seehofers in Bayern betrieben. Das wäre dann eine späte “Rache” gegenüber einem Nachfolger, denn er nie wollte. “Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren…”
Brillianter Artikel. Echt Sarrazin. Seehofer wird sowas von scheitern wie noch keiner vor ihm. Aber das ist auch gut so. Als warnendes Beispiel für Nachahmer.
Es ist traurig, mit ansehen zu müssen, dass dieses - vor der Ära Merkel - so intakte und sichere Land jeden Tag den Bach weiter runtergeht. Das Chaos herrscht überall, die Hilflosigkeit unserer Politiker ist mit Händen zu greifen. Und da schafft man dann eben ein Superministerium, um dem Volk zu suggerieren, dass etwas getan wird. Das Gegenteil ist leider der Fall. Denn Seehofer ist mit dieser Aufgabe hoffnungslos überfordert und wird über kurz oder lang an ihr krachend scheitern. Wie oft hat er schon versucht, gegen seine Chefin aufzumucken. Aber der Berg kreißte und gebar eine Maus. Seehofer hat seinen großmäuligen Ankündigungen niemals Taten folgen lassen und am Ende immer klein beigegeben. So wird es auch diesmal kommen. Die “liebe Angela” wird das freuen. Dann kann sie kopflos weiter vor sich hinmerkeln und das tun, was sie unter regieren versteht. All dies zum Nachteil jener, die schon länger “gut und gerne” hier leben.
Wenn der altersweise HELMUT SCHMIDT ein Fernsehinterview gab, war es ein Vergnügen seinen wohlüberlegten Worten zwischen ein oder auch zwei Zigarettenzügen zu folgen. Seinen Aussagen war klar, geradlinigkeit und meistens sehr klug. Gibt es heute noch intelligentes Leben in der SPD ? NEIN, mit einer wohltuenden Ausnahme: Thilo Sarrazin !!
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