Rainer Bonhorst / 06.11.2018 / 06:25 / Foto: Polylerus / 48 / Seite ausdrucken

Schwere Tage für Germany

Uns deutschen Menschen stehen wieder schwere Tage bevor. Wegen der Wahl-Nachwehen? Wegen Angelas erstem Schritt vom Treppchen? Ach wo. Viel schlimmer: Zwischenwahlen in Amerika. Und es ist nicht auszuschließen, dass die Amerikaner wieder nicht so wählen, wie wir Deutschen es für richtig halten.

Es ist nicht einmal sicher, dass die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurückerobern. Den Senat können sie sich sowieso abschminken. Aber ein demokratisches Repräsentantenhaus ist doch das mindeste, was wir von den Amerikanern erwarten. Wehe, wenn das nicht klappt. Dann werden wir ernsthaft beleidigt sein.

Aber es ist ja immer der gleiche Ärger mit den Amerikanern. Ich sage nur: Reagan! Reagan! Reagan! Was war das für ein Kopfschütteln zwischen Rhein und Neiße, als da drüben dieser Schauspieler ins Weiße Haus gewählt wurde. Im Westen war das Kopfschütteln ein Ausdruck intellektueller und kultureller Überlegenheit, im Osten war es ein Kopfschütteln über die Dekadenz des Klassenfeindes. Dass Ronald Reagan vorher Gouverneur von Kalifornien war, also eine Art bayerischer Ministerpräsident auf amerikanisch, machte die Sache nicht besser.

Und dann dieser naive Spruch an der Berliner Mauer: „Mr. Gorbatschow, tear down this wall!“ Da lachten ja die Hühner. Sicher, ein paar Monate später fiel die Mauer und Reagan beendete mit Michail Gorbatschow den Kalten Krieg, gefolgt von der deutschen Wiedervereinigung. Alles gut und schön. Aber so einen Mann kann man doch nicht zum Präsidenten wählen. Das könnte bei uns nicht passieren.

Noch tiefer in die Tinte gegriffen

Und dann haben die Amerikaner noch tiefer in die Tinte gegriffen. Donald Trump. Und was macht der? Er senkt die Steuern dermaßen, dass die Amerikaner wieder mehr Geld in der Tasche haben und die US-Unternehmen so sehr entlastet werden, dass sie wieder jede Menge Leute einstellen. Niedrige Steuern und viele neue Arbeitsplätze: Mit diesem billigen Trick macht er sich bei seinen Landsleuten beliebt. Und das funktioniert sogar. Die Demokraten müssen bibbern. Sie haben das Fell des Repräsentantenhauses schon vorab verteilt, und jetzt kann es passieren, dass sie den Hasen gar nicht erwischen.

Naja, wahrscheinlich schaffen sie es doch noch mit Latte berühren. Dann haben sie zwei weitere Jahre Zeit, um zu verhindern, dass Donald Trump wiedergewählt wird. Aber diesem Mann ist glatt zuzutrauen, dass er sich mit noch mehr populären Maßnahmen bei seinen Landsleuten einschmeichelt, nur damit er nochmal vier Jahre im Weißen Haus bleiben kann. Nicht auszudenken. 

Wenn das passiert, dann sind die Amerikaner bei uns endgültig unten durch. Die können doch nicht andauernd anders wählen als wir es für richtig halten. Aber das ist Zukunftsmusik. Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass die Amerikaner die Zwischenwahlen so hinter sich bringen, dass wir mit ihnen zufrieden sein können. Das wird schwer genug werden. Die hören einfach nicht auf uns. 

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Anders Dairie / 06.11.2018

Einer der schlimmsten Aspekte deutscher Verirrungen und Verwirrungen ist Folgender:    Der bevorzugte Zugang zum Weißen Haus in Washington - und damit auch zur US-Administration - bestimmt das Ranking der Staaten in der Welt.  Mit oder ohne Trump.  Die ruhmreiche Kanzlerin, der Bundespräsident und der Außenminister haben für den Boykott gegen Deutschland gesorgt.  Und alle in der großen, weiten Welt wissen das.  Auch die Österreicher, die Polen und die Ungarn.  Die Polen haben nach einem besseren Plätzchen gesucht und es gefunden.  Amerika schickt Truppen für die Verteidigung der polnischen Ostgrenze.  Deutschland kriegt die Rechnungen des NATO-Chefs, Trumps,  nachgereicht.  Bessere Versagensbeweise gibt es kaum.  Es ist zwingend:  Merkel muss weg !

R. Bunkus / 06.11.2018

Schwere Zeiten, fürwahr. Gestern auf Phoenix kam zur Sprache, dass es erschreckend sei, wie Trump niedere Instinkte der Wähler anspreche. Aus der Sicht eines deutschen Elfenbeinturms, in dem Milch und Honig in Strömen fließen, erscheinen die Grundbedürfnisse der Menschen - Essen, Trinken, eine bezahlbare Bleibe, Sicherheit - wahrlich wie niedere Instinkte. Sollen sie doch Kuchen essen! Wirklich erschreckend ist, wie hoch das Ross der gutmenschlichen Wohlstandskinder schon ist - so hoch, dass sie nicht mehr einfach wieder absteigen können. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.

Klaus Klinner / 06.11.2018

Zum Schmunzeln am Morgen, vielen Dank. Es ist ja sogar noch schlimmer, ich denke, die meisten Amerikaner haben kaum eine Vorstellung was und wo Germany überhaupt ist. Was in unserem so wichtigen Land geplaudert wird, ist für sie genauso interessant, wie das Krakeelen der Stare in meinem Kirschbaum. Wenn überhaupt, stört es die Ruhe.

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