Rainer Klute, Gastautor / 16.03.2021 / 16:00 / Foto: Pixabay / 32 / Seite ausdrucken

Schweizer weisen deutschen Antiatom-Imperialismus zurück

Das Bundesumweltministerium sieht seinen Einsatz für den Atomausstieg in Deutschland Ende 2022 "noch lange nicht als beendet an", schreibt es in seinem Positionspapier. Man arbeite mit voller Kraft weiter. "Es bleiben nukleare Risiken, die weitere konsequente Schritte erfordern: in Deutschland, in Europa und weltweit", so das Ministerium. Die weitere Nutzung der Atomenergie im Ausland sei nicht im deutschen Interesse.

Hans-Ulrich Bigler, Präsident des Nuklearforums Schweiz, sieht dadurch die Energiesouveränität der Schweiz bedroht: "Offenbar denkt das deutsche Ministerium daran, auf Nachbarstaaten, die im Rahmen ihrer nationalen Energie- und Klimapolitik den Langzeitbetrieb der Kernanlagen prüfen, Druck auszuüben und Mitsprache bei innenpolitischen Angelegenheiten einzufordern, um damit das vorzeitige Abschalten bestehender Kernanlagen in Europa zu erzwingen. Das ist für die Schweiz nicht akzeptabel." Insbesondere beim Thema Langzeitbetrieb sollte die deutsche Ministerin Svenja Schulze darauf hingewiesen werden, dass die Prüfung, ob die Schweizer Anlagen den hohen Sicherheitsanforderungen genügen, einzig dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) obliegen und nicht dem deutschen Umweltministerium.

"Es gilt daran zu erinnern, dass sich die Schweizer Bevölkerung per Volksabstimmung im Rahmen der Energiestrategie 2050 im Mai 2017 klar dafür ausgesprochen hat, Kernanlagen in der Schweiz so lange in Betrieb zu halten, wie sie sicher sind", schreibt Bigler zusammen mit Lukas Aebi, Geschäftsführer des Nuklearforums, an Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Das Nuklearforum hält es für erforderlich, dass die demokratische Souveränität der Schweiz in der Energiepolitik gegenüber der deutschen Umweltministerin nochmals deutlich gemacht werde.

Das Bundesumweltministerium begründet seine Position damit, dass die Risiken der Atomkraft nicht an Landesgrenzen halt machten. "Dazu sei die Frage erlaubt, ob die Schweizer Bevölkerung bei den energiepolitischen Entscheidungen in Deutschland und des sich wegen der Abkehr von der Kernenergie verzögernden deutschen Kohleausstiegs mitreden durfte", so Bigler und Aebi.

Anmaßend, arrogant und unerträglich

Der Betrieb der deutschen Kohlekraftwerke sei fatal für die Umwelt und insbesondere für die Klimabilanz in ganz Europa. Die Kohleverstromung verursache Millionen von Tonnen an zusätzlichem klimaschädlichen CO₂ und belaste die Luft massiv durch Feinstaub und weitere Schadstoffe. "Somit gilt insbesondere, dass auch die Luftverschmutzung in Europa durch deutsche Kohlekraftwerke mit langen Laufzeiten nicht an Landesgrenzen halt macht", unterstreichen Bigler und Aebi.

Die Nuklearia unterstützt die Initiative des Nuklearforums Schweiz: "Diese Einmischung in die energiepolitische Souveränität unserer Nachbarstaaten durch die deutsche Umweltministerin ist anmaßend, arrogant und unerträglich. Soll mal wieder am deutschen Wesen die Welt genesen?".

Ich hatte gehofft, diese Haltung hätten wir überwunden. Das Schweizer Volk hat über seine Energieversorgung demokratisch entschieden, und da hat keine deutsche Ministerin hineinzureden.

Gerade die Schweiz betreibt ja ein vorbildlich klimafreundliches Stromsystem, das zu 90 Prozent CO₂-frei ist. Die Kombination aus Kernkraft und Erneuerbaren macht es möglich. Ich kann der Schweiz nur empfehlen, sich möglichst unabhängig von Stromimporten aus Deutschland zu machen. Durch den Wegfall der Kernenergie in Deutschland und durch die Stilllegung von Kohlekraftwerken ist in Zukunft nichts Planbares mehr aus unserem Land zu erwarten.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Nuklearia.de und wurde von Nuklearia in ähnlicher Form auch als Pressemitteilung veröffentlicht.

Über das Nuklearforum Schweiz

Das Nuklearforum Schweiz ist ein Verein zur Förderung der sachgerechten Information über die zivile Nutzung der Kerntechnik. Seit 60 Jahren unterstützt das Forum als wissenschaftlich-technische Fachorganisation die Meinungsbildungsprozesse im Bereich der Kernenergie sowie die Anwendung nuklearer Techniken in Medizin, Industrie und Forschung.

Über die Nuklearia

Der Nuklearia e.V. ist ein gemeinnütziger, industrie- und parteiunabhängiger Verein zur Förderung der Kernenergie. Er sieht in der Kernenergie eine wesentliche Säule der Energieversorgung und des Umweltschutzes "Fortschrittliche Reaktoren arbeiten sicher, sauber und nachhaltig. Atommüll lässt sich in Schnellen Reaktoren als Brennstoff nutzen".

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Leserpost

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Klaus Biskaborn / 16.03.2021

Es bleibt zu hoffen, das die Schweizer in ihrer Haltung gegenüber Deutschland und hier insbesondere gegenüber dieser schwer erträglichen, je geradezu peinlichen Frau Schulze hart und konsequent bleiben. Ansonsten haben sie nur heiße Luft geblasen. Wünschenswert wäre ein gemeinsames Auftreten der die Kernenergie auch in Zukunft nutzenden Staaten gegenüber Deutschland. Derartige Drohungen sollten sie ganz einfach damit beantworten, das Deutschland bei weiteren Einmischungsversuchen der „Saft“ abgedreht wird. Genau das wäre hilfreich wird aber nicht passieren und wohl auch nicht funktionieren, leider!

Bernd Naumann / 16.03.2021

Bedauerlich, dass Nukleria sich nun ebenfalls ein grünes Klimawandelmäntelchen umgehängt hat und im Chor der “Klimaschützer"mitsingt. Möglicherweise begründet in Frau Wendlands Wirken im Verein. Dazu gehört auch die pc AfD Distanzierung, der einzigen im BT vertretenen Partei mit vernünftiger Position zur Kernenergie.  Persönlich habe ich insofern kein Interesse mehr am Wirken von Nukleria. Nur ein weiterer grüner Klub.

Bernhard Maxara / 16.03.2021

Bei der Formulierung “...die weitere Nutzung der Atomenergie im Ausland sei nicht im deutschen Interesse…” habe ich mich bereits gefragt, ob die Frau noch recht bei Trost ist. Noch immer nicht genug vom deutschen Sendungsbewußtsein? Man stelle sich eine solche Ausdrucksweise von einem nicht linken Politiker vor!

Petra Wilhelmi / 16.03.2021

Das läuft wie Öl hinunter, was die Schweiz sagt. Damit hat wohl diese komische Frau, die sich Umweltministerin nennt, nicht gerechnet, dass sich andere Länder von ihr nicht auf den Kopf herumtanzen lassen. Meint diese komische und dazu noch ungebildete Quote, dass sie Weltumweltministerin wäre? Was bildet sich Deutschlands Regierung insgesamt ein. Immer wieder mischt sie sich in die Angelegenheiten anderer Staaten ein. Diese Quote ist ja nicht die einzige, die sich einbildet, dass alle auf Befehl Deutschlands springen müssen. Besonders schön finde ich, dass die Schweiz auf das demokratische Votum ihrer Bürger aufmerksam gemacht hat. Deutschland versteht ja überhaupt nichts von Demokratie, wie übrigens von Wirtschaft und Umwelt und Energieversorgung auch nichts.

Marc Munich / 16.03.2021

Nur gut, dass Buntland nicht (mehr) über militärische Mittel verfügt, um die neuerlichen Hirngespinste irgendwelcher Sozialisten-Kobolde/innen auch entspr. durchzusetzen.  Der vollendete Helldeutsche würde nämlich nicht nur gerne in der Schweiz die “Kavallerie” wieder ausreiten lassen, sondern hat globalen Anspruch. Denn diesmal ist er ja auf der 100% “guten, der richtigen Seite der Geschichte.  Das hat die Welt nur noch nicht begriffen ...

Wilhelm Lohmar / 16.03.2021

Das Geschreibsel in dem Positionspapier von der Frau Schulze hat doch nur den einen Zweck, weitere Wählerinnenwanderungen von der SPD zu den Grüninnen zu verhindern. Die europäische Nachbarn sind insoweit gar nicht gemeint. Sie sind nur Mittel zu Zweck.

Fred Burig / 16.03.2021

Diese irrlichternde Frau Schulze ist geradezu ein Paradebeispiel für Ahnungslosigkeit gepaart mit Arroganz. Einzige Eignung, die ihr jederzeit bescheinigt werden kann ist, dass man sich für sie “fremdschämt”!

g.schilling / 16.03.2021

Einfach mal Fakten schaffen Herr Bigler. Wenn Deutschland mal wieder zu viel Windstrom hat, die Abnahme des Überschusses verweigern. Und wenn tags darauf Deutschland wieder dringend auf Stromimporte angewiesen ist, NICHTS liefern. Da kann Frau Quiek aber dann stolz auf ihre Klimabilanz sein.

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