Noch besser, lieber Herr Bechlenberg, als der Vers Ihres Vaters ist der von Wilhelm Busch: “Der kluge Mann verehrt das Schwein, Er denkt an dessen Zweck. Von außen ist es zwar nicht fein, Doch drinnen sitzt der Speck.”
In Magdeburg geboren, aber zum Ausgleich mit einer umfangreichen Westverwandtschaft gesegnet, verbrachte ich die Ferien meiner Kinder- und späteren Jugendjahre hauptsächlich in Schleswig-Holstein, wo ein Großteil unseres “Familienclans” nach der Vertreibung aus Pommern und Ostpreußen gelandet war. Städte gibt’s da ja nicht. So wohnte die ganze Sippschaft also verteilt im und auf dem Land. Einige hatten sogar wieder Bauernhöfe. Ein Dorado für kleine blonde Jungs. Und man lernt sozusagen nebenbei das pralle Leben kennen, auch wenn man nicht alles so ganz versteht, zum Beispiel, was der Bulle da jetzt genau mit der Kuh macht. Aber man lernt, dass die Kälbchen aus der Kuh gezogen werden und die Milch auch, die Eier kommen von allein aus dem Huhn, aber man muss sie einsammeln, beim Ostereiersuchen muss man fein säuberlich zwischen kleinen Schokoladeneier und Ziegenkötteln unterscheiden und geangelten Fischen muss man zweimal kräftig auf den Kopf hauen, damit sie nicht leiden. Und so lernte ich auch das SchlachtFEST kennen. (Man nannte es damals tatsächlich Fest und es waren auch jede Menge Leute da.). Mein Onkel holte eines der Schweine, das ihm willig und folgte, weil er irgendein Grünzeug vor seinen “Rüssel” hielt, nach draußen. Hier stand schon der Knecht (darf man noch Knecht sagen?), den das Schweinchen auch begrüßte, der holte mit einem dicken Vorschlaghammer aus und haute dem Schweinchen voll gegen die Schläfe und das fiel wie vom Blitz getroffen um. Dann zückte der Metzger sein Messer und allgemein begann ein ziemlich geschäftiges Treiben. Warum das ganze jetzt Fest genannt wurde, habe ich damals nicht so ganz verstanden, ich hatte eigentlich so eine Art Kirmes erwartet oder zumindest Remmidemmi mit Tanz, gab aber nur Schnaps für die Erwachsenen.
Danke Archi, bei dem 4-ten Absatz “Vergessen Sie nicht, die Zahnstocher zu entfernen” lief mir bereits der Speichel über die eigene Zunge im Mund zusammen. Hatte als Kind nicht den Vorzug eines in Familienbesitz sich zu findenden „Booms“, aber aber trotzdem noch den Vorzug von Landfrauen bzw. Bauern die uns frische Landwaren, Eier + Milch - Sahne - Käse - Hühner - und andere Fleischwaren, zum Kaufen in die Stadt brachten. Ich nehme an es war teurer als in den Stadtläden/Staatsläden wenn es dort überhaupt erhältlich war, aber dafür fantastisch frisch und gut. Ihre Rezepte werden ausprobiert ;-) . LG Marek
»Religiösen Ernährungsvorschriften kann ich persönlich überhaupt nichts abgewinnen, egal, welcher Glaube dahinter steckt, ob Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus oder ...« In diesem Punkt sind Sie mit Christen einig, lieber Herr Bechlenberg - wie Sie vielleicht wissen sollten. Denn christliche »Ernährungsvorschriften« (nicht zu verwechseln mit kirchlichen Fastentraditionen!) gibt es schlechterdings nicht. »Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: Hört zu und begreift: Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.« [Mt. 15.10]
Meine liebe Frau kommt von einer Insel im Westpazifk. Dort hält man auf dem Lande noch immer kleine schwarze Schweine unter dem Haus. Die Häuser stehen noch zum Teil auf Pfählen. Wenn es um 5.30 schlagartig hell wird hört man sie schon eifrig grunzen. Dann wühlen die kecken schwarzen unter den Kokospalmen und beginnen ihr Tagewerk. Hier und da sich etwas essbares zu Gemüte führen und zwischen durch ein Nickerchen halten. Dem Insulaner nicht unähnlich. Am Abend erhalten Hunde wie Schweine die Speiseabfälle des Tages und so könnte es immer weitergehen, wäre da nicht die bevorstehende Abreise meiner lieben Frau und ihres Kano. Kritisch prüft sie am vorletzten Morgen welches Schwein den für die vielzahligen Gäste die zu Abschied kommen angemessen ist. Wenn die Wahl getroffen ist geht es recht zügig. Ein paar Brüder holen Eimer, Schüsseln und Bananenblätter. Das Tier wird auf den Blättern getötet und das wichtigste, das Blut, in den Eimer verbracht. Daraus wird bis zum Nachmittag eine würzige Suppe. So beliebt bei jung und alt das sie binnen Stunden nicht mal Kühlung braucht. Die Innereien finden sich im Eintopf wieder. Hat das Schwein, vor Stunden noch unter dem Bambus geruht, ist es nun der Länge nach auf einen frischen Bambus “gepfählt”. Im Bauch ist nun Zitronengrass und es wird langsam aber nachhaltig über Holzkohle (aus Kokosnuss) gegrillt. Damit die Haut schön knusprig wird, bringt eine Amerikanische Getränke Kette eine Zitronenlimonade bis auf dieses entlegene Archipel. Sarap
Unser Fleischer im Dorf kann sie noch, die leckere Leberwurst! Als er anfing für die Zweigstelle in der Stadt die Wurst fettärmer zu machen, wurde im Dorf rumgemosert ( gemeckert). Nun gibt es für uns auf dem Land wieder die Leckere fettige. In der Stadt die nicht so leckere magere. Schwein gehabt, dass man auf dem Land wohnt “grins“
„der Süddeutscher Beobachter“ ... passt wie die Faust aufs Auge, ich hab mich köstlich amüsiert.
So kann man zumindest denen bescheinigen, die Karl May gelesen haben (also fast allen): Sagt nicht, ihr hättet nicht gewusst, was da auf uns zukommen wird…
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