Archi W. Bechlenberg / 28.07.2019 / 06:15 / Foto: Pixabay / 69 / Seite ausdrucken

Schwein nach Gefühl und ohne Waage

Als ich noch kleiner war, freute sich die ganze Familie jedes Jahr im Spätherbst auf ein Paket. Es kam vom Niederrhein, wo mein Großvater väterlicherseits einen prächtigen Gutshof besaß. Das Paket, groß und schwer, enthielt landwirtschaftliche Produkte, mit denen die ländliche Verwandschaft uns Stadtbewohner versorgte. Als da wären: einige Flaschen naturtrüber Apfelsaft, ein halbes Dutzend Marmeladensorten und einige Weckgläser mit eingemachtem Obst wie Mirabellen und Stachelbeeren. Damit aber nicht genug; den wertvollsten Anteil des Paketes machten ohne Frage diverse Erzeugnisse einer Hofschlachtung aus, bei der ein oder zwei Schweine über die Regenbogenbrücke gehen mussten. Übers Jahr hatten die Borstentiere es sich hinter der Scheune gut gehen lassen und dabei ordentlich Fett und Fleisch angesetzt, aber dann kam der Tag der Wahrheit (dies galt auch für die Gänseschar, deren Pflege meiner Tante Elli anvertraut war, eine Tätigkeit, der die Tante einen arg krumm gewachsenen rechten Daumen verdankte, was aber lange vor meiner Zeit passiert war und eine andere Geschichte wäre).

Hochprofessionell ausgestattet, verfügte die Hofschlachterei über ein Gerät, mit dem man Korservendosen füllen und verschließen konnte, darin Schinkenwurst, Blutwurst und eine Leberwurst, wie ich sie nie mehr irgendwo anders gefunden habe. Außerdem einige Ringe luftgetrocknete Mettwurst und ein ziegelsteingroßer Klotz Schweineschmalz, mit dem sich vorzüglich backen und kochen ließ. 

Im Gegenzug schickte meine Mutter Plätzchen zu „Booms“ (wie unser Hof genannt wurde). Und vermutlich noch das eine und andere, das man in einem winzigen Dorf nicht so einfach bekam, selbstgehäkelte Hüttenschuhe zum Beispiel, oder Stützstrümpfe oder ausgelesene Jerry Cotton Heftchen. Meinem Opa, der zwar durch und durch Landwirt war, aber zugleich eine künstlerische Ader sowie ein Klavier besaß, legte meine Mutter immer noch ein altes Notenheft bei, so dass er uns beim nächsten Besuch Schlager von Zarah Leander oder Fritze Hollaender zu Gehör bringen konnte.

Damals war Schwein eine Köstlichkeit

Das ist lange her, inzwischen bin ich größer geworden, vermutlich dank der sensationellen Leberwurst und des Ökobioapfelsaftes. Damals war Schwein eine Köstlichkeit, auch kannte man den Islam noch nicht und hatte somit keine Ahnung, dass an Schweinen und deren Verzehr etwas nicht in Ordnung sein konnte. Erst einige Zeit später begann ich, Karl May zu lesen, dessen Orientzyklus bekanntlich so beginnt: 

„Und ist es wirklich wahr, Herr, daß du ein Giaur bleiben willst, ein Ungläubiger, welcher verächtlicher ist als ein Hund, widerlicher als eine Ratte, die nur Verfaultes frißt?“

Hund, Ratte, da darf das Schwein nicht fehlen. Im gesamten Verlaufe der über sechs Bände gehenden Geschichte kommt das Borstenviech immer wieder vor. So werden Christen mit ihm verglichen („Ich glaube, daß er ein Franke und ein Christ ist, denn er hat die Nase eines Schweins, die man Rüssel nennt.“), Kara Ben Nemsi tadelt die Art, wie er beleidigt wird („Du nanntest uns Kaffirs, Schweine und Hunde“), und ein Islamgelehrter spricht diese Worte:  

„Das Schwein ist die ruchloseste Bestie des Weltalls, die Verführerin des menschlichen Geschlechtes und die Erztantentochter der Teufelsmutter. Das Schwein muß ausgerottet werden aus dem Reich der Schöpfung, es muß gesteinigt werden und vergiftet mit allen möglichen schädlichen Arzneien. Und der Mensch, welcher die schandbare Erfindung gemacht hat, die zerstückelte Leiche, das Fett und das Blut dieses Viehzeuges in die eigenen Gedärme desselben zu füllen, dieser Mensch muß in der schrecklichsten Ecke der Hölle schmoren in alle Ewigkeit.“

Ein paar Leckereien mit Schweinefleisch

Nun weiß man ja, dass der sächsische Geschichtenerzähler sich das alles nur ausgedacht hat, in Wirklichkeit war es damals wie heute ganz anders... Oder etwa nicht? Sagen Sie jetzt nichts Falsches! Mein Vater sah die Schweinereien jedenfalls ganz pragmatisch und zitierte gerne diesen Spruch: „Das Schwein verachtet jedermann / und spricht von Schweinerei / doch gibt es Wurst und Schinken dann / ist jeder gern dabei.“

Nicht jeder! Als Leitkulturwart ist mir natürlich nicht entgangen, dass es vor kurzem einen mittleren Skandal gab, weil im vorauseilenden Kotau vor dem Islam eine konfuse Kinderhortleitung in Leipzig (Sachsen!) beschloss, den ihr anvertrauten Trabanten Schweinernes vorzuenthalten. Nicht nur Fleisch, sondern auch Gummibärchen, in denen heutzutage die sehr teuren, zudem nur illegal aus dem hinteren Kosovo zu beziehende Bärenknorpel durch billigere Schweinegelantine ersetzt werden. Dahinter steckte eine ehrenwerte Absicht: Zwei moslemische Mädchen sollten vor dem schädlichen Einfluss der Erztantentochter der Teufelsmutter bei Tisch geschützt werden. Um den Protesten gegen diese Maßnahme noch etwas Nazihaftes anzuhängen, erfand der Süddeutsche Beobachter rasch eine Bedrohungslage, der nur durch Polizeischutz Einhalt geboten werden konnte. Die Polizei dementierte umgehend. 

Religiösen Ernährungsvorschriften kann ich persönlich überhaupt nichts abgewinnen, egal, welcher Glaube dahinter steckt, ob Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus oder Veganismus. Man kann über Qualität und Haltung der Tiere diskutieren, da mag vieles im Argen liegen, aber darum geht es bei religiösen Ernährungsregeln ebenso wenig wie bei dem Verbot in Leipzig. Wie Andere das halten, ist mir mumpe, so lange sie mir nicht ins Essen quatschen. Karl May, offensichtlich kein Dummkopf, wirft seinem Hadschi Halef einmal an den Turban, Mohammed habe sich das Schweinefleischverbot nicht etwa während seiner „Halluzinationen“ (May) ausgedacht, sondern es bei Moses abgeschrieben. Ich will dem gar nicht weiter nachgehen, es ist mir wirklich egal. Stattdessen will ich ein wenig aus der Praxis plaudern. Sprich: ein paar Leckereien mit Schweinefleisch vorstellen. Erwarten Sie keine exakten Rezepte, ich koche fast immer nach Gefühl („Eine gute Hausfrau hat das im Gefühl!“ Loriot) und ohne Waage. 

Vergessen Sie nicht, die Zahnstocher zu entfernen

Ein leckeres Mahl mit Schweinefilet geht zum Beispiel so: Man nimmt ein Filet und schneidet es der Länge nach zu 4/5 auf, so dass es sich wie ein Schmetterling aufklappen lässt. Hinein legt man auf eine der Hälften frischen (oder Tiküko) Spinat, zerbröselten griechischen Feta, ein paar getrocknete oder eingelegte Tomaten und klein gehackte Zwiebeln. Die Menge von allem ergibt sich daraus, wie viel in das Filet hinein passt. Salzen und pfeffern empfiehlt sich. Dann klappt man das Filet wieder zusammen und umwickelt es großzügig mit Schinkenspeckscheiben. Damit alles zusammen hält, piekst man die Schinkenscheiben an den Enden mit Zahnstochern zusammen. Dann legt man alles vorsichtig auf ein Blech und schiebt es bei 180 Grad in den vorgeheizten Backofen. Darin sollte alles etwa 30 Minuten bruzzeln, man kann am Zustand des Schinkens, der nicht anfangen sollte, allzu kross zu werden, erkennen, wann zu Tisch gebeten werden darf. Vergessen Sie nicht, die Zahnstocher zu entfernen, sie schmecken nach nichts.

Ein einfaches Stück Schweinebraten lässt sich sehr leicht zu einem mediterranen Gericht verarbeiten; ringsum tüchtig angebraten und dann schön lange in einem Sud aus Auberginen, Rosmarin, Thymian, Tomaten, Knoblauch, Paprika und Kräutern der Provence geköchelt, bietet er ein hervorragendes Alltags-Festessen. Man reiche reichlich Baguette oder Weißbrot dazu, damit die grandiose Sauce bis auf den letzten Tropfen vom Teller gewischt werden kann.

Auch Schweinezungen können köstlich schmecken, ihr Fleisch ist zu 100 Prozent ohne Knochen und nahezu fettfrei. Ich nehme pro Person eine Zunge und koche sie für geraume Zeit (etwa eine Stunde lang), in einer Bouillon, der ich Möhrenscheiben, eine Zwiebel, ein Stück Knollensellerie und etwas Lauch zugefügt habe. Um zu testen, ob die Zungen weich genug sind, kann man mit einem Rouladenspieß an ihrem dickeren Ende hinein pieksen; das sollte bei garer Zunge ohne jeden Druck möglich sein. Nun fischt man die Zungen aus dem Sud, legt sie auf einen Teller und pellt die obere, raue Schicht mit einem Messer ab; je garer die Zunge, desto einfacher geht es (man kann sich die Mühe auch sparen, dann müssen die Esser aber vor dem Verzehr diese Schicht selber abschneiden, so wie eine nicht essbare Käserinde). 

Man rührt nun eine Mehlschwitze an, gibt von der vorhandenen Kochbrühe großzügig hinzu (ohne das Gemüse), ergänzt mit Creme fraiche, einem Glas Wein (ich nehme weißen) und einem Gläschen Kapern (ohne die Flüssigkeit). Die Zungen schneidet man in fingerdicke Scheiben, lässt sie sich für ein paar Minuten in der Sauce vollsaugen, verteilt sie dann dekorativ auf dem Teller und gibt die Sauce darüber. (Psst: nicht tun – aber man kann auch eine fertige Basissauce kaufen und dort die Kapern hinein geben. Aber wer das tut, kauft auch fertige Sauce Hollandaise.) 

Einen Sektor von der Größe des Saarlands, nur für Innereien

Mag sein, dass man deutschen Kindern ein Gericht mit Zunge nicht sehr leicht schmackhaft machen kann, da sind die Kleinen in romanischen Ländern weitaus offener. Wer schon einmal bei einem Essen im Kreise einer französischen Familie erlebt hat, mit welchem Schmackofatz petit Marie und Maurice Froschschenkel, Schnecken, Austern, frittierte Anchovis oder Kalbsbries vertilgen, kann vor Staunen darüber seinen eigenen Teller leicht vergessen.

Zunge, ob Schwein, Kalb oder Rind, ist in Deutschland längst nicht mehr gut angesehen. Vor einigen Jahren durfte ich in Rungis, dem Großmarkt von Paris hinter die Kulissen schauen, dort gibt es, abgetrennt von den übrigen Fleischhallen, einen eigenen Sektor von der Größe des Saarlands, nur für Innereien. Dort entdeckte ich eine eben abgeladene Palette voller Kartons, deren Etiketten deutsch beschriftet waren. Es handelte sich um eine Lieferung mit Rinderzungen aus einem deutschen Schlachthof.

Einmal gab es mit einer Lieferung von Booms bei uns ein Unglück. Ich habe es selber nicht erlebt oder nicht in der Erinnerung, es ist wirklich sehr lange her. Die Geschichte wurde aber gerne immer mal wieder erzählt. Damals hatten meine Eltern die gelieferten Konservendosen mit Wurst auf dem Küchenschrank verstaut, und eine dieser Dosen hatte angefangen zu verderben. Es bildeten sich Fäulnisgase (ähnliche wie beim schwedischen Surstroemming, aber das ist eine andere Geschichte), die schließlich dazu führten, dass die Dose mit lautem Knall und in alle Richtungen platzend explodierte. Es muss eine ziemliche Schweinerei dabei entstanden sein, die Tapeten waren jedenfalls nicht mehr zu retten. Personen kamen nicht zu Schaden, aber es gab viel zu putzen. Woraus man die Lehre ziehen sollte, nicht allzu lange mit dem Verzehr solcher Vorräte zu warten. Lieber ein Marmeladenbrot weniger und dafür eins mehr mit Flönz essen.

 

P.S. Eben lese ich die Forderung, man solle den Ausdruck „Schwein haben“ nicht mehr verwenden, es handele sich dabei um „Mikro-Rassismus“. Ich lasse das jetzt mal so stehen und wünsche statt dessen Guten Appetit, was immer es auch heute bei Ihnen gibt.

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Hermine Mut / 28.07.2019

1.) heute: Schweinsbraten (aus der appetilichen hiesigen Metzgerei) mit Bratensoße, Spätzle. Pfifferlingen , div. Gemüse, Blattsalat.  Fanden die an unserm Tisch ziemlich lecker. 2.) als ich noch kleiner war, rückten im Januar zur Hausschlachtung Onkel Fritz und Tante Frieda aus Cannstatt in ihrem Messerschmidt-Kabinenroller ,sowie Onkel August (Gustl) der Straßenbahner und Tante Bertl aus Stuttgart zum “Helfen” an. Man hätte das Speck (Grieben)schneiden ja unmöglich ohne deren Hilfe bewältigen können…

Helge Grimme / 28.07.2019

Persönlich bin ich kein übermäßiger Schweinefleisch-Fan und neige aus Mitgefühl zu vermindertem Fleischkonsum. Aber, beim Teutates, ich bin ein Mann und brauche Fleisch! Lasst den Schweinefleisch-Essern ihr Schweinefleisch. Wer das Schwein hat, solche Aussagen zu verstehen, der wurde noch nicht hirngewaschen. In Gottes Namen, ihr die ihr Schweineausdrücke als Mikro-Rassismus bezeichnet, geht in euch! Euer Hirn ist vielleicht durch antischweinische Gehirnwäsche geschrumpft. Esst Bayerischen Leberkäs in der leckeren Semmel. Das fettreiche Schweinefleisch darin gibt eurem möglicherweise minimierten Denkorgan die Kraft wieder zu wachsen und aufzuwachen. Mal sehen, welche Sau ihr dann durchs Dorf treibt. Seid gewiss, es ist nicht die, an die ihr jetzt noch denkt.

Michael Koch / 28.07.2019

Rassismus ist: Wenn man Schafe, Ziegen und Rinder ißt - aber Schweine verschmäht! Immer dieser schweinische Rassismus!

Otto Nagel / 28.07.2019

Kindheitserinnerungen !  Keiner bringt sie uns wieder so nahe, wie unser “Leitkulturbeauftragter” . Der Leberwurstgeschmack vom herbstlichen Schweineschlachten liegt wieder auf der Zunge. Also, lieber “Kabriofahrer mit Windschott” , jetzt jeden Sonntag mehr davon ! PS.  Fahrt nach Polen zu den Landfleischereien und Ihr bekommt wieder diesen Geschmack auf die Zunge !

Paul Siemons / 28.07.2019

Die bemühten Versuche einiger Foristen, von christlichen Ernährungsvorschriften abzulenken, kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt zwar meines Wissens für Christen keine Speisen, die generell verboten sind, aber es gibt auch für sie im Zusammenhang mit bestimmten Zeiten, Perioden oder Tagen Vorschriften, die dem Autor vermutlich genau so egal sind wie mir. Freitags kein Fisch? Steht zwar nicht in der Bibel, bezieht sich aber auf ein biblisches Ereignis. Fastenzeit? Von Aschermittwoch bis zur Osterwoche Verzicht auf Fleisch, Milch und Eier, zumindest solange die Religion noch ernst genommen wurde. Nein, Religion wäre so ziemlich das letzte, was mir in meine Ernährung und meine Genüsse hineinregieren könnte.

Hans-Peter Dollhopf / 28.07.2019

Auf dem letzten Drücker gezeugt, meine Mutter war ja fast vierzig, bin ich ein Produkt der Generation Weimar/früher Nationalsozialismus. “Normal” zur Welt gebracht wäre ich 68er, schlüpfte aber in die Null-Bock-Kohorte. Entsprechend stenografierte mein frühes Hirnchen während seiner Sozialisation bereits zwei zeitversetzte Narrative. Die “kulturelle Kompetenz” zweier aufeinanderfolgender Abschnitte zeitgenössischer deutscher Geschichte unter dem weißblauen Himmel eines einst wohlhabenden nordbayerischen handwerklich-landwirtschaftlichen Milieus, das viele Erben in der Nachkriegszeit mit ökonomischer Unerbittlichkeit an die Zwänge der Reproduktion auf Arbeiterklassenniveau verlor. Ade, ihr Schuster- und Schreinermeister plus Länderei und Rinderherde, welcome Fließband. Solch leckere Produkte, von denen Herr Bechlenberg hier berichtet, konnte mein Vater, fünf Jahre Kriegserlebnis,  in den 60ern, bald gar kein Handwerker mehr, sondern Arbeiterklasse, wie der Metzgermeister von Hand selbst herstellen. Voraussetzung waren Aufzucht eigener Schweine (parallel zu Ziegen, Hühnern, Hasen), gemauerter Kessel und Räucherkammer, welche er bereits beim Bau seines eigenen Hauses in den 50ern vorsah, ebenso wie den grundstückseigenen Brunnen. War die Zeit reif für die Schweine, kamen Veterinär und meine Onkel. Wetz, wetz, wie zu Abrahams Zeiten. Wie kleines Ungeziefer holten in folgenden Nächten mein älterer Bruder und ich Kleinstzwerg die luftgetrockneten Mettwurstringe von der Stange unter der Decke der Speisekammer. Meine Eltern lernten daraus, leider. “Damals war Schwein eine Köstlichkeit, auch kannte man den Islam noch nicht und hatte somit keine Ahnung, dass an Schweinen und deren Verzehr etwas nicht in Ordnung sein konnte.” Meine Eltern kannten das Schweineverbot aus den Büchern Mose aus dem Alten Testament ihrer Lutherbibel, aber Juden sind eben auch cooler als Moslems.

Uta Buhr / 28.07.2019

Parbleu, lieber Archi Bechlenberg, als Schreiber herrlich satirischer Artikel sind Sie einsame Sonderklasse und als Koch offenbar auch. Bereits beim Lesen Ihres heutigen Beitrags ist mir das Wasser im Munde zusammengelaufen. Es geht mir halt wie Ihrer petite Marie (bitte petite mit einem e am Ende. Soviel Zeit muss sein…) Während meiner Zeit in Frankreich habe ich gelernt, all das gern zu essen, worüber man bei uns einst die Nase rümpfte und es teilweise heute noch tut. Haben Sie schon mal pieds de porc genossen? Einfach köstlich. Ich liebe Schweine,  diese friedlichen Tiere, sowohl im Stall als auch auf dem Tisch. Kennen Sie den? Beschwert sich der Esel beim Schwein, dass die Menschen ihn verleumden und einen Blödian einen Esel nennen. Das Schwein wiederum findet es ungerecht, dass ein charakterloser widerlicher Mensch immer als Schwein beschimpft wird. Darauf der Esel:“Wie recht du hast. Das ist wirklich eine Schweinerei!” Doch zurück zu Ihren Kochkünsten, lieber Herr Bechlenberg. Sollten Sie die Absicht haben, ein Restaurant zu eröffnen,  lassen Sie mich/uns das bitte wissen. Ich würde dann eine Ausfahrt zu Ihren Fleischtöpfen - Gemüse darf, ja muss natürlich auch dabei sein - mit all jenen von der Achse organisieren, die Freude an gutem Essen haben. Bei dieser Gelegenheit würden wir auch Sie, den Autor der stets erbaulichen, am Wochenende herbeigesehnten Sonntags-Depressiva persönlich kennen lernen. Über diesen Vorschlag sollten Sie einmal nachdenken. Nicht vergessen: Qui bene vivit , in caelum venit!

Sabine Schönfelder / 28.07.2019

In der Metzgerei. “Ich hätte gerne ein großes Stück Schweinebauch, von dem fetten!” “Tut mir leid, der ist heute krank, darf’s sonst noch was sein?” Das Schwein wird völlig zu unrecht als unreines Tier bezeichnet, nur weil es sich artgerecht gerne mal ein bißchen im Schlamm herumwälzt! Es ist ein intelligentes Tier, sein Insulin ist für viele Diabetiker oft besser verträglich, als biotechnologisch hergestelltes, weil wir in unserer gemeinsamen Ahnenkette nicht soweit auseinander liegen, wie Muslime sich das wünschen. Ein Wollschwein ist so süß, und auch sehr schmackhaft. Was sich für viele Vegetarier brutal anhört, ist oft nur eine Frage des Standpunkts. Eine Vegetarierin belehrte mich unlängst, daß Sie unmöglich Tiere töten und verspeisen könne, schon gar keine, welchen man einen Namen gab. Jedes Tier habe einen Anspruch auf ein artgerechtes Leben und einen natürlichen Tod, um mir wenige Minuten später zornig in epischer Breite die zahlreichen Tötungsvarianten für Zünsler zu beschreiben, die Sie anwendete, um ihre befallenen Buchsbäume von diesen Viechern zu befreien. Auf meine interessierte Nachfrage, ob Zünsler keine Tiere seien, schaute sie mich verblüfft an. Ich vergaß, die hatten alle keine Namen! Danke für die schicken Rezepte.

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