Ex-Formel-1-Rennfahrer Ralf Schumacher hat seine Beziehung mit Étienne Bousquet-Cassagne bekannt gemacht. Der sympathisiert aber offenbar mit der nach Ansicht deutscher Sittenwächter falschen politischen Richtung.
Die Freude in der queeren „Community“ war groß und ungeteilt. Jetzt hatte sich endlich auch ein Rennfahrer als schwul geoutet. Und nicht irgendwer, sondern Ralf Schumacher, einer der prominentesten und erfolgreichsten deutschen Formel-1-Piloten, Bruder des noch etwas erfolgreicheren Michael Schumacher, der seit einem schweren Skiunfall aus der Öffentlichkeit verschwunden ist. Zuvor hatte sich noch kein Formel-1-Fahrer zur Männerliebe bekannt. Die von Abgasdunst und Reifenabrieb geschwängerte Sphäre der Rennfahrer mit blonden Bräuten, die sich auf Motorhauben räkeln, und phallisch-spritzenden Champagnerflaschen, schien eine der letzten Bastionen ungebrochener, heterosexueller Männlichkeit zu sein.
Doch dann postete Schumacher am Tag des EM-Endspiels Spanien–England auf Instagram ein Foto, das ihn in romantischer Pose zusammen mit einem jungen Mann im Sonnenuntergang am Mittelmeer zeigte. Dazu der Satz: „Das Schönste im Leben ist, wenn man den richtigen Partner an seiner Seite hat, mit dem man alles teilen kann.“ In diesem Fall offenbar auch das Bett und zwar mit einem auffallend gut aussehenden Franzosen mit dem klangvollen Namen Étienne Bousquet-Cassagne, 34 Jahre alt und „Generalmanager“ des Ex-Rennfahrers, der nach seinem Karriereende als aktiver Fahrer im Jahre 2013 als Unternehmer, Inhaber eines eigenen Rennstalls und Formel-1-Experte im Fernsehen tätig ist.
Schumachers Outing sorgte für einen mittleren Sturm in den Boulevardmedien. Allerlei B- und C-Prominenz meldete sich zu Wort, um den „mutigen Schritt“ zu würdigen, darunter „die“ Geissens, der metrosexuelle Sänger Bill Kaulitz und die TV-Moderateuse Marlene Lufen („Promi Big Brother“). Auch Rennfahrerkollege Lewis Hamilton sprang den Schumachers bei. 2012 hatte er bei einem Rennen in Ungarn gegen die „queerfeindliche“ Politik von Viktor Orbán protestiert. Damals kommentierte das Ralf Schumacher mit den Worten: „Seine Werte sind sehr wichtig, und er kann sie auf Instagram und in anderen sozialen Netzwerken vertreten.“ Allerdings stelle er sich die Frage, warum Hamilton „das immer in einem Mercedes-Anzug und auf den Rennstrecken tun muss“.
Diesmal kam der einzige säuerliche Kommentar aus der Politik und zwar von Dietmar Bartsch, Ex-Fraktionschef der Linken im Deutschen Bundestag, der in einem Posting auf „X“ den Zeitpunkt des Coming Outs kritisierte: „Warum am Tag des EM-Endspiels, des Wimbledon-Finales?, fragte Bartsch und fügte hinzu „Normalität bitte, nicht zelebrieren.“
Eine neue Bombe platzte
Ganz schlau wurde man aus dieser Einlassung nicht, könnte man doch annehmen, dass die beiden von Bartsch genannten Großereignisse Schumachers Coming Out eher in den medialen Hintergrund rücken würde. Wie dem auch sei. Bartsch löschte den Tweet wieder und leistete die mittlerweile übliche Abbitte im Stil bolschewistischer Selbstkritik. Jetzt sprach auch er von einem „mutigen Schritt“ und bat Schumacher und seinen Partner „und alle anderen queeren Menschen“ um Entschuldigung für seinen Fehltritt. Das Motiv für seine wahrscheinlich wohlkalkulierten Äußerungen blieb unklar. Vielleicht wollte Bartsch ja der Wagenknecht-Partei Paroli bieten, die offen den Genderismus kritisiert.
Die Geschichte war schon wieder weitgehend im Sommerloch abgetaucht, als eine neue Bombe platzte. Im Netz kursierte nun ein Pressefoto vom Januar 2014, das einen auffallend gut aussehenden jungen Mann an der Seite von Jean-Marie Le Pen zeigt, Gründer des französischen Front National, der heute, in Rassemblement National umbenannt (RN), von seiner Tochter Marine Le Pen und dem jungen Jordan Bardella (28) geführt wird. Sein Name: Étienne Bousquet-Cassagne. Nach Mainstreammedienrecherchen sei er 13 Jahre lang für die „Rechtsextremen“ aktiv gewesen und folge dem RN, Schande, heute noch, auf sozialen Medien. Zudem habe er, abermals Schande, die ehemalige US-First-Lady Melania Trump und eine „rechtsextreme Studierendenvereinigung“ gelikt.
Weitere Details aus der politischen Vergangenheit des Schumacher-Gespielen: Étienne Bousquet-Cassagne sei 2007 als 17-Jähriger dem Front beigetreten und haben „bei den Rechten“ eine steile Karriere hingelegt. So sei er mit 27 Jahren als seinerzeit jüngster Kandidat bei den nationalen Parlamentswahlen angetreten. „Beeinflusst“ worden sei Bousquet-Cassagne wohl von seinem Vater Serge, einem Funktionär des unabhängigen Bauernverbands Coordination Rurale (CR), der auf seiner Homepage für eine protektionistische Landwirtschaftspolitik eintritt. Im südwestfranzösischen Departement Lot-et-Garonne kultiviert Bousquet-Cassagne Mais und Pflaumen.
Hitler war auch tierlieb
Schumachers offenbar rechtslastiger Partner liebe gutes Essen, ein Glas Wein, Sport und sei tierlieb, reportiert das Qualitätsmedium „Stern“. Entsprechende Postings, „für die er offenbar stehen möchte“, fänden sich in sozialen Medien. „Doch Étienne Bousquet-Cassagne“, raunt der „Stern“ unheilverkündend, „hat auch eine Seite, die weniger locker-leicht und fröhlich ist.“ Hitler war bekannterweise auch tierlieb.
Den „Rechten“ wird ja gerne unterstellt, dass sie immer schlechte Laune haben. Dagegen hopsen Linskgrüne fröhlich auf der Straße herum und blockieren den Verkehr, um den von ihnen prognostizierten Weltuntergang zu verhindern. Manchmal zünden sie auch fröhlich Autos oder Strommasten an. Im Jahre 2020 habe Étienne Bousquet-Cassagne laut „Stern“ seinen politischen Werdegang auf der dunklen Seite des politischen Spektrums mit der Begründung beendet, dass es für ihn „Veränderung im Berufsleben“ geben werde. Da war offenbar Ralf Schumacher in sein Leben getreten.
Trotzdem war’s das wohl mit dem schwulen Vorzeigepaar. Auch Homosexuelle, so die bittere Erkenntnis für Rechtenhasser und ihre medialen Helfershelfer, sind eben nicht automatisch grün oder links. Und die fröhlich-bunte LGTBQ-„Community“ ist ohnehin nur eine Illusion. Im Frühjahr war eine nicht-repräsentative Umfrage der schwulen Dating-Plattform Romeo veröffentlicht worden, nach der die AfD mit 22,3 Prozent die beliebteste Partei unter homosexuellen Männern war, dicht gefolgt von der Union mit 20,6 Prozent. Warum wählen Schwule die, die sie hassen, wurde gefragt. Antwort: Weil der Hass längst ganz woanders zu suchen ist, etwa bei von Linksgrün hofierten muslimischen Immigranten und Spießern wie Dietmar Bartsch.
Georg Etscheit ist Autor und Journalist in München. Fast zehn Jahre arbeitete er für die Agentur dpa, schreibt seit 2000 aber lieber „frei“ über Umweltthemen sowie über Wirtschaft, Feinschmeckerei, Oper und klassische Musik, u.a. für die Süddeutsche Zeitung. Er schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mit gegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss und auf Achgut.com eine kulinarische Kolumne.