Georg Etscheit / 22.07.2024 / 12:00 / Foto: Instagram / 38 / Seite ausdrucken

Schumachers Outing: Schwul heißt nicht grün

Ex-Formel-1-Rennfahrer Ralf Schumacher hat seine Beziehung mit Étienne Bousquet-Cassagne bekannt gemacht. Der sympathisiert aber offenbar mit der nach Ansicht deutscher Sittenwächter falschen politischen Richtung.

Die Freude in der queeren „Community“ war groß und ungeteilt. Jetzt hatte sich endlich auch ein Rennfahrer als schwul geoutet. Und nicht irgendwer, sondern Ralf Schumacher, einer der prominentesten und erfolgreichsten deutschen Formel-1-Piloten, Bruder des noch etwas erfolgreicheren Michael Schumacher, der seit einem schweren Skiunfall aus der Öffentlichkeit verschwunden ist. Zuvor hatte sich noch kein Formel-1-Fahrer zur Männerliebe bekannt. Die von Abgasdunst und Reifenabrieb geschwängerte Sphäre der Rennfahrer mit blonden Bräuten, die sich auf Motorhauben räkeln, und phallisch-spritzenden Champagnerflaschen, schien eine der letzten Bastionen ungebrochener, heterosexueller Männlichkeit zu sein.

Doch dann postete Schumacher am Tag des EM-Endspiels Spanien–England auf Instagram ein Foto, das ihn in romantischer Pose zusammen mit einem jungen Mann im Sonnenuntergang am Mittelmeer zeigte. Dazu der Satz: „Das Schönste im Leben ist, wenn man den richtigen Partner an seiner Seite hat, mit dem man alles teilen kann.“ In diesem Fall offenbar auch das Bett und zwar mit einem auffallend gut aussehenden Franzosen mit dem klangvollen Namen Étienne Bousquet-Cassagne, 34 Jahre alt und „Generalmanager“ des Ex-Rennfahrers, der nach seinem Karriereende als aktiver Fahrer im Jahre 2013 als Unternehmer, Inhaber eines eigenen Rennstalls und Formel-1-Experte im Fernsehen tätig ist.

Schumachers Outing sorgte für einen mittleren Sturm in den Boulevardmedien. Allerlei B- und C-Prominenz meldete sich zu Wort, um den „mutigen Schritt“ zu würdigen, darunter „die“ Geissens, der metrosexuelle Sänger Bill Kaulitz und die TV-Moderateuse Marlene Lufen („Promi Big Brother“). Auch Rennfahrerkollege Lewis Hamilton sprang den Schumachers bei. 2012 hatte er bei einem Rennen in Ungarn gegen die „queerfeindliche“ Politik von Viktor Orbán protestiert. Damals kommentierte das Ralf Schumacher mit den Worten: „Seine Werte sind sehr wichtig, und er kann sie auf Instagram und in anderen sozialen Netzwerken vertreten.“ Allerdings stelle er sich die Frage, warum Hamilton „das immer in einem Mercedes-Anzug und auf den Rennstrecken tun muss“.

Diesmal kam der einzige säuerliche Kommentar aus der Politik und zwar von Dietmar Bartsch, Ex-Fraktionschef der Linken im Deutschen Bundestag, der in einem Posting auf „X“ den Zeitpunkt des Coming Outs kritisierte: „Warum am Tag des EM-Endspiels, des Wimbledon-Finales?, fragte Bartsch und fügte hinzu „Normalität bitte, nicht zelebrieren.“

Eine neue Bombe platzte

Ganz schlau wurde man aus dieser Einlassung nicht, könnte man doch annehmen, dass die beiden von Bartsch genannten Großereignisse Schumachers Coming Out eher in den medialen Hintergrund rücken würde. Wie dem auch sei. Bartsch löschte den Tweet wieder und leistete die mittlerweile übliche Abbitte im Stil bolschewistischer Selbstkritik. Jetzt sprach auch er von einem „mutigen Schritt“ und bat Schumacher und seinen Partner „und alle anderen queeren Menschen“ um Entschuldigung für seinen Fehltritt. Das Motiv für seine wahrscheinlich wohlkalkulierten Äußerungen blieb unklar. Vielleicht wollte Bartsch ja der Wagenknecht-Partei Paroli bieten, die offen den Genderismus kritisiert.

Die Geschichte war schon wieder weitgehend im Sommerloch abgetaucht, als eine neue Bombe platzte. Im Netz kursierte nun ein Pressefoto vom Januar 2014, das einen auffallend gut aussehenden jungen Mann an der Seite von Jean-Marie Le Pen zeigt, Gründer des französischen Front National, der heute, in Rassemblement National umbenannt (RN), von seiner Tochter Marine Le Pen und dem jungen Jordan Bardella (28) geführt wird. Sein Name: Étienne Bousquet-Cassagne. Nach Mainstreammedienrecherchen sei er 13 Jahre lang für die „Rechtsextremen“ aktiv gewesen und folge dem RN, Schande, heute noch, auf sozialen Medien. Zudem habe er, abermals Schande, die ehemalige US-First-Lady Melania Trump und eine „rechtsextreme Studierendenvereinigung“ gelikt.

Weitere Details aus der politischen Vergangenheit des Schumacher-Gespielen: Étienne Bousquet-Cassagne sei 2007 als 17-Jähriger dem Front beigetreten und haben „bei den Rechten“ eine steile Karriere hingelegt. So sei er mit 27 Jahren als seinerzeit jüngster Kandidat bei den nationalen Parlamentswahlen angetreten. „Beeinflusst“ worden sei Bousquet-Cassagne wohl von seinem Vater Serge, einem Funktionär des unabhängigen Bauernverbands Coordination Rurale (CR), der auf seiner Homepage für eine protektionistische Landwirtschaftspolitik eintritt. Im südwestfranzösischen Departement Lot-et-Garonne kultiviert Bousquet-Cassagne Mais und Pflaumen.

Hitler war auch tierlieb

Schumachers offenbar rechtslastiger Partner liebe gutes Essen, ein Glas Wein, Sport und sei tierlieb, reportiert das Qualitätsmedium „Stern“. Entsprechende Postings, „für die er offenbar stehen möchte“, fänden sich in sozialen Medien. „Doch Étienne Bousquet-Cassagne“, raunt der „Stern“ unheilverkündend, „hat auch eine Seite, die weniger locker-leicht und fröhlich ist.“ Hitler war bekannterweise auch tierlieb.

Den „Rechten“ wird ja gerne unterstellt, dass sie immer schlechte Laune haben. Dagegen hopsen Linskgrüne fröhlich auf der Straße herum und blockieren den Verkehr, um den von ihnen prognostizierten Weltuntergang zu verhindern. Manchmal zünden sie auch fröhlich Autos oder Strommasten an. Im Jahre 2020 habe Étienne Bousquet-Cassagne laut „Stern“ seinen politischen Werdegang auf der dunklen Seite des politischen Spektrums mit der Begründung beendet, dass es für ihn „Veränderung im Berufsleben“ geben werde. Da war offenbar Ralf Schumacher in sein Leben getreten.

Trotzdem war’s das wohl mit dem schwulen Vorzeigepaar. Auch Homosexuelle, so die bittere Erkenntnis für Rechtenhasser und ihre medialen Helfershelfer, sind eben nicht automatisch grün oder links. Und die fröhlich-bunte LGTBQ-„Community“ ist ohnehin nur eine Illusion. Im Frühjahr war eine nicht-repräsentative Umfrage der schwulen Dating-Plattform Romeo veröffentlicht worden, nach der die AfD mit 22,3 Prozent die beliebteste Partei unter homosexuellen Männern war, dicht gefolgt von der Union mit 20,6 Prozent.  Warum wählen Schwule die, die sie hassen, wurde gefragt. Antwort: Weil der Hass längst ganz woanders zu suchen ist, etwa bei von Linksgrün hofierten muslimischen Immigranten und Spießern wie Dietmar Bartsch.

Georg Etscheit ist Autor und Journalist in München. Fast zehn Jahre arbeitete er für die Agentur dpa, schreibt seit 2000 aber lieber „frei“ über Umweltthemen sowie über Wirtschaft, Feinschmeckerei, Oper und klassische Musik, u.a. für die Süddeutsche Zeitung. Er schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mit gegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss und auf Achgut.com eine kulinarische Kolumne.

Foto: Instagram

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

Arnold Balzer / 22.07.2024

“Weil der Hass längst ganz woanders zu suchen ist, etwa bei von Linksgrün hofierten muslimischen Immigranten und Spießern wie Dietmar Bartsch.” —-  Und wohl nicht nur bei denen, sondern auch bei all den feministischen und ternären/quartären Geschlechter, und was es sonst noch so angeblich gibt: Das hat mal Hadmut Danisch thematisiert, dass die schwulen von dieser woken Bagage aus den einschlägigen Organisationen und der Öffentlichkeit rausgedrängt und rausgemobbt werden.

Klaus Meyer / 22.07.2024

Ich fand Ralph Schumachers Fahrstil immer ziemlich schwul. Ansonsten war und ist es mir eigentlich ziemlich egal, wen er datet bzw. mit wem er eine Beziehung hat. Und wenn er jetzt offensichtlich glücklich ist, dann gönne ich ihm das.

Hermann Göring / 22.07.2024

Gibt es auch ein Outing z.B. für Heterosexuelle oder A-Sexuelle? Nein. Warum eigentlich nicht? Sind Homosexuelle wirlich verpflichtet ihre sexuelle Neigung offenzulegen?

Thomas Schmied / 22.07.2024

“Allerlei B- und C-Prominenz meldete sich zu Wort, um den „mutigen Schritt“ zu würdigen, (...)” Was ist daran “mutig”, wenn der reflexhafte Begeisterungssturm absehbar war? „Normalität bitte, nicht zelebrieren.“ Es ist nicht normal, weil die großer Mehrheit heterosexuell ist. Warum hissen sie zudem überall die Regenbogenfahne und warum trägt Nancy die bunte Binde beim Fußballspiel? Um “ein Zeichen für Normalität zu setzen”? Fragen über Fragen.

Frank Reichardt / 22.07.2024

@Petra Wilhelmi: Bin genau Ihrer Meinung. Wieso fühlt sich seit einigen Jahren Hinz und Kunz dazu verpflichtet, seine/ ihre Sexualität auf dem Silbertablett vor sich her zu tragen? Jeder kann doch lieben wen er / sie will, aber das geht doch nur die beiden etwas an! Oder bin ich da altmodisch? Vielleicht ist das aber nur so, weil Homosexuelle heutzutage, ebenso wie Schwarze und andere Minderheiten in Deutschland, generell qua ihrer Sexualität oder ihrer Ethnie als bessere Menschen (was natürlich rassistisch ist!) eingeordnet werden? Aber wieso findet man “queere” immer so toll, während Menschen, die z.B. regelmäßig zur Domina gehen, belächelt oder verachtet werden? Müssten die nicht auch als “Minderheit” zu den “Guten” zählen? Fragen über Fragen…

Wolfgang Fischer / 22.07.2024

Sowas kommt halt dabei raus, wenn man immer nur links rum im Kreis fährt.  Vielleicht hätten sich die beiden doch besser noch vor einer Elektroladesäule räkeln sollen, um mediale Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Franz Klar / 22.07.2024

@Walter Weimar : “Ohne die vielen Spender wäre dieser Artikel womöglich nicht erschienen. Danke, danke und nochmals danke” ! Sehr richtig , den Preis vergißt man , die journalistische Leistung nicht .

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Georg Etscheit / 24.11.2024 / 12:00 / 10

Cancel Cuisine: Birnen, Bohnen und Speck

Beim süß-herzhaften Birnen-Bohnen-und-Speck-Eintopf handelt es sich nicht um ein typisches Wintergericht – es ist ein norddeutsches Herbstgericht. Doch in Restaurants wird es kaum aufgetischt. Ich…/ mehr

Georg Etscheit / 17.11.2024 / 12:00 / 24

Cancel Cuisine: Donalds Favorites

Was isst eigentlich Donald Trump, der frisch gewählte US-Präsident, am liebsten? Ich hatte mich im Rahmen dieser Kolumne schon des Öfteren mit dem beschäftigt, was…/ mehr

Georg Etscheit / 14.11.2024 / 06:10 / 66

Brücken ins Nirgendwo – Merz erklärt Windkraft zur „Übergangstechnologie“

Der Begriff klingt schön und kompromissfreudig, beinhaltet aber eine schmerzliche Wahrheit: Windräder tragen nicht zur Verschönerung deutscher Kulturlandschaften bei und werden irgendwann auf dem Müllhaufen der Geschichte…/ mehr

Georg Etscheit / 12.11.2024 / 06:15 / 56

Das Bauhaus und die AfD

Die neue Architektur forderte den neuen Menschen, das war das Credo jener Künstler und Architekten, die nach Ende des Ersten Weltkrieges den Aufbruch in die…/ mehr

Georg Etscheit / 21.10.2024 / 10:00 / 48

„Agrarsoziologin“ gegen „Wutbauern“. Wer produziert Bullshit, wer Lebensmittel?

Eine junge Frau, in den Medien gerne als "Agrarsoziologin der Universität Göttingen“ vermarktet, unterstellt kritischen Bauern gerne „rechtsextreme bis rechtspopulistische“ Tendenzen. Das ging vor Gericht…/ mehr

Georg Etscheit / 06.10.2024 / 10:00 / 39

Die Katholische Kirche und Corona – die Staatsgläubigen

Wie in der Corona-Zeit in gravierender Weise die (Heils)-Interessen der Gläubigen missachtet wurde. Unter jenen Institutionen, die sich willig dem Corona-Narrativ unterwarfen, das regierungsamtliche „Pandemie“-Regime exekutierten…/ mehr

Georg Etscheit / 05.07.2024 / 10:00 / 32

Agri-Photovoltaik – Licht und Schatten

Die Kombination von Solarflächen mit herkömmlichem Landbau, etwa beim Hopfenanbau in Bayern, wird als wirtschaftliche und ökologische Win-Win-Situation angepriesen. Wie sieht es wirklich aus? Die Hallertau,…/ mehr

Georg Etscheit / 20.06.2024 / 12:00 / 34

Markus Söder will weniger (direkte) Demokratie wagen

Seit die Bürger des kleinen Ortes Mehring bei Altötting die Frechheit besaßen, einen ihnen im nahen Stadtwald zugedachten Wind-„park“, sogar den größten Bayerns, qua Bürgerentscheid…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com