Gunter Weißgerber / 15.05.2017 / 15:00 / Foto: Ralf Roletschek / 32 / Seite ausdrucken

Schulz kann noch umsteuern – weg mit den Stegners

Seit Jahren dominiert die SPD-Linke die SPD. Zwar wird immer ein Spitzenkandidat aus der Mitte zugelassen, doch wird nach der Kür immer ein links gewickeltes Ganzkörperkondom drüber gezogen. Das ging Steinmeier und Steinbrück genauso wie Albig und Kraft. Deshalb verdankt die SPD die gestrige Klatsche eindeutig ihrer Linken, die es nicht lassen kann, den Frosch Linksaußen aufzublasen.

Der SPD scheint Zuwanderung wichtiger als das Thema ideutsche und europäische Sicherheit im Inneren und Äußeren zu sein. Das ist die selbstgewählte Amputation der eigenen Klientel. Eine neue Wählerschaft gibt es aber nicht. Es sei denn, man will als Ersatz für die verlorenen Stammwähler bei Linksaußen und den Grünen Kundschaft suchen. Der CDU werden die dramatischen Fehler verziehen, weil sie scheinbar dazu gelernt hat. Was von der SPD augenscheinlich noch nicht angenommen werden kann. Leider.

Die gestrige NRW-Wahl ist bereits geprägt von der Ausstrahlung der Bundestagswahl im kommenden September. Ohne den SPD-Parteitagsbeschluss von Leipzig 2013 mit der Komplettöffnung nach Linksaußen, ohne Rot-Rot-Grün 2014 in Thüringen, ohne die verheerende SPD-SEDlight-Grünkoalition in Berlin 2016, ohne SPD-Gegenwehr gegen das Schröpfen der sozialdemokratischen Klientel zugunsten der Profiteure einer grünen Energiewende, ohne einen SPD-Protest gegen Merkels EU- und Deutschlandüberflutung mit Zuwanderen 2015, ohne eine deutliche Hinwendung zum Thema innere und äußere Sicherheit und mit dem ständigen Liebeswerben nach Linksaußen muss die SPD zwangsläufig an die Wand fahren.

Ein Ausweg wäre, der Spitzenkandidat besinnt sich auf seine Seeheimherkunft und entzieht den Stegners der SPD die fatale scheinbare Richtlinienhoheit. Mehr Schulz und kein Stegner in den öffentlichen Diskussionen und die SPD wird mit den richtigen Themen das Rennen sicher wieder offener gestalten können.

Auch beim Kampf gegen Rechts muss die SPD nachdenken. Einmal kann es für die SPD nur um den Kampf gegen den rechten und gegen den linken äußeren Rand gehen und zum anderen ist der derzeitige Windmühlenk(r)ampf gegen Rechts in Form und Inhalt untauglich. Statt organisierter Hysterie muss die SPD die Sicherheit der EU-Außengrenzen und die Sicherheit der Bundesrepublik in EU und NATO unter den Bedingungen von Freiheit und prosperierendert Wirtschaft betonen.

Denn: Wer sich sicher fühlt, wählt weder Rechts- noch Linksaußen. Gute Sicherheits-, Wirtschafts-, Innovations- und Bildungspolitik unter freiheitlichen Bedingungen ist der effektivste Kampf gegen Radikale. Brandt und Schmidt wussten das. Martin Schulz kann noch umsteuern. Er muss es nur tun und die Stegners endlich aus dem Rennen nehmen. Steinbrück nannte das Beinfreiheit.

Gunter Weißgerber ist ehemaliger Bundestagsabgeordneter der SPD (1990 - 2009) und gehörte in der DDR zu den Leipziger Gründungsmitgliedern der Partei.

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Klaus Reichert / 15.05.2017

Das war mein Gedanke im Herbst 2015: Welch eine Chance für die SPD! Merkel die Gefolgschaft in ihrer Totalausfallphase zu verweigern, auf sichere Grenzen zu bestehen und das Thema Staatsräson an sich zu ziehen. Die CDU wäre total blamiert gewesen, die SPD hätte das Heft des Handels an sich gerissen. Aber dann kam mir die Erkenntnis, dass es mit dieser Partei ja gar nicht geht. Es sind ja nicht nur die Stegners ganz oben, es sind die Parteitags - Delegierten, der ganze Mittelbau der Partei. Diese Funktionärsebene berauscht sich an sich selbst. Gabriel widersprach beim Parteitag 2016 der Juso - Vorsitzenden, schimpfte über die Akademisierung der Partei - und bekam die Quittung mit einem miserablen Wahlergebnis. Der Martin versprach ihnen RRG, viel Geld für Alle. die sofortige Schließung sämtlicher Gerechtigkeitslücken und die Vollfinanzierung Südeuropas. Ergebnis: 605 von 605 Stimmen. Die einfachen Mitglieder so wie die Wähler haben ganz andere Ansichten und ganz andere Sorgen. Die Funktionäre aber gehen lieber unter, als ihre Ideologie zu verraten. Und sie gehen unter, wie in Holland, Frankreich, Großbritannien, Amerika!

Andreas Hartig-Tauber / 15.05.2017

Wo hat die CDU bitte dazugelernt? Euro weiter volle Fahrt in den Graben. Macrom greift evtl. in die deutschen Steuertaschen (“Europapakt”). Frontex betätigt sich weiter als Schleusertaxi im Mittelmeer bei voller Fahrt. Außensicherung gleich Null. Familiennachzug wird offenbar auf lange Sicht in ungeahnte Dimensionen stattfinden, vorwiegend aus Schichten mit fraglicher Integrationsperspektive, Die CDU toleriert die undemokratische Nazi-Hatz gegen die AFD. Laschet, nomen est omen, der “Gewinner” (gestriges Ergebnis soll zweitschlechteste gewesen sein) der Wahl ist nachweislich Verfechter rot-grüner Multikutiträume….

Florian Bode / 15.05.2017

Na, wenn die SPD die CDU “rechts” überholt, das hätte was. Wird aber nicht passieren. Da wären Schwesig, Özuguz, Stegner et al. ja arbeitslos

Helmut Driesel / 15.05.2017

Sagen Sie doch einmal, sehr geehrter Herr Weißgerber, was ist heute sozialdemokratisch, welches die “sozialdemokratische Klientel”? Sehen Sie: Was konservativ ist oder liberal, das kann man immer sagen. Aber eine Sozialdemokratie, die nicht links sein will und sich ein Universalsoldier-Korsett angelegt hat, um sich attraktiver zu machen, als sie ist, die hat sich überlebt. In NRW gab es ca. 40000 rechtsextrem Wählende und 10000 linksextrem Wählende. Von über 13 Millionen Wahlberechtigten. Lohnt es sich da, sich den Kampf gegen rechts und links auf die Brust zu schreiben? Um dann mit einigen lächerlichen Maximen an die Öffentlichkeit zugehen. Über die damalige Weitsicht des Herrn Lafontaine kann man heute nur staunen. Ich denke, die SPD hat keinen Plan, sie hatte schon damals, als Gerhand Schröder unvermutet an die Macht kam, keinen Plan. Und es genügt den Menschen heute einfach nicht mehr, zu hören, die anderen Parteien hätten auch keinen Plan, wüßten auch nicht, was sie wollen, da könne man doch die Jedermannslieblings-SPD wählen. Wählt uns und wir machen Euch dann einige Zugeständnisse, die Euch am Herzen liegen! Das ist zu wenig, um es eine funktionierende Demokratie zu nennen. Das ist das Denken von Versicherungsverkäufern, Seelenfischern und Telefonbetrügern.

Peter Zentner / 15.05.2017

Gut gebrüllt, Löwe Weißgerber! Ich kann Ihre Argumente verstehen. Aber Sie vermuten Vernunft in der SPD, während dort Panik und Anbiederung an den sogenannten Mainstream herrschen. Wie soll Martin Schulz umsteuern in einer Partei, die seit Jahren propagiert, was dem Großteil der Wähler missfällt? Außerdem hat “Messias” Schulz außer längst abgenützten und diffusen Gerechtigkeitsparolen keinen einzigen Pfeil im Köcher, der einen Vierbeiner hinter dem Ofen vorlocken könnte. Er ist halt ein EU-Apparatschik, der dadurch mühelos zum Millionär wurde; das wissen die Menschen, also bleibt seine Hinwendung zu den sozial Unterlegenen eine hohle Phrase, umso mehr, als er nichts Konkretes formuliert. Auch seine dauergrinsende Optik wird allmählich als Grimasse empfunden. Die Stegners und die vielen anderen, die in der SPD immer noch von einer “DDR light” schwärmen, wird er nicht aus dem Sattel heben können — gerade weil er selbst aus dieser Reiterbrigade stammt. Schulz ein Seeheimer? Das war er einmal, wenn überhaupt

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