Falls Sie gehofft haben, die Grünen würden wenigstens zwischen den Jahren eine Pause machen und uns mit ihren wilden Ideen verschonen, dann haben Sie sich vertan. Neben dem Recht auf Leben, dem Recht auf Sterben, dem Recht auf Einwanderung, dem Wahlrecht für Kinder ab der Geburt und der Ehe für alle soll es demnächst ein weiteres unveräußerliches und unverhandelbares Grundrecht geben.
Die führende Theologin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, fordert ein gesetzlich verankertes „Recht auf Reparatur“ für Elektrogeräte und dazu Förderungen für Reparaturdienste. U.a. soll die Mehrwertsteuer für Reparaturdienste von derzeit 19 auf sieben Prozent gesenkt werden.
Fairerweise muss man sagen, dass KGE weder die Mutter noch der Vater dieser Idee ist, sondern "ein kleines Team motivierter Menschen, die nicht mehr mit ansehen möchten, wie wir unsere knappen Ressourcen verschwenden" und die deswegen eine Initiative mit dem programmatischen Namen „Schraube locker!?" gestartet haben. Sie fordern die deutsche Regierung auf, "sich für EU-weite Reparaturstandards einzusetzen"; Deutschland müsse "vorangehen" und eine "Erweiterung" der entsprechenden EU-Richtlinie in Brüssel durchsetzen.
Erst dachte ich, die haben wirklich eine oder mehrere Schrauben locker. Inzwischen aber denke ich, das "Recht auf Reparatur" könnte eine gute Idee sein, um die europäische Integration zu beschleunigen. Ich würde mein kaputtes Bügeleisen zum Reparieren nach Tschechien schicken, den Dosenöffner nach Portugal und das Waffeleisen nach Rumänien. Angesichts der Löhne, die in diesen Ländern gezahlt werden und so lange es keinen EU-weiten Mindestlohn gibt, würde sich die Hin- und Herschickerei lohnen. Daraus könnten im Laufe der Zeit auch Brieffreundschaften entstehen oder eine Jugend-Reparatur-Bewegung unter der Losung: "Let's screw! I screw you, you screw me!"
Inzwischen sind mir allerdings Zweifel gekommen. Wäre es möglich, dass die Sache so echt und wahr ist wie die Reportagen von Claas Relotius? Als Urheber kämen zwei EU-Afficionados in Frage, der phantastische Robert Menasse und die famose Ulrike Guerot, die sich seit langem für eine „europäische Republik" ins Zeug legen. Oder haben sie eine "europäische Reparatur-Republik" gemeint und den mittleren Begriff nur vernuschelt?
Mehr darüber erfahren wir demnächst anlässlich der Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz an Robert Menasse in Mainz. Der Preisträger bekommt auch ein 30-Liter-Fass mit Wein aus Zuckmayers Heimat Nackenheim.
In vino veritas!