Henryk M. Broder / 30.12.2018 / 06:20 / Foto: Pixabay / 81 / Seite ausdrucken

Schraube Locker? Schon wieder muss Deutschland vorangehen!

Falls Sie gehofft haben, die Grünen würden wenigstens zwischen den Jahren eine Pause machen und uns mit ihren wilden Ideen verschonen, dann haben Sie sich vertan. Neben dem Recht auf Leben, dem Recht auf Sterben, dem Recht auf Einwanderung, dem Wahlrecht für Kinder ab der Geburt und der Ehe für alle soll es demnächst ein weiteres unveräußerliches und unverhandelbares Grundrecht geben. 

Die führende Theologin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, fordert ein gesetzlich verankertes „Recht auf Reparatur“ für Elektrogeräte und dazu Förderungen für Reparaturdienste. U.a. soll die Mehrwertsteuer für Reparaturdienste von derzeit 19 auf sieben Prozent gesenkt werden. 

Fairerweise muss man sagen, dass KGE weder die Mutter noch der Vater dieser Idee ist, sondern "ein kleines Team motivierter Menschen, die nicht mehr mit ansehen möchten, wie wir unsere knappen Ressourcen verschwenden" und die deswegen eine Initiative mit dem programmatischen Namen „Schraube locker!?" gestartet haben. Sie fordern die deutsche Regierung auf, "sich für EU-weite Reparaturstandards einzusetzen"; Deutschland müsse "vorangehen" und eine "Erweiterung" der entsprechenden EU-Richtlinie in Brüssel durchsetzen.

Erst dachte ich, die haben wirklich eine oder mehrere Schrauben locker. Inzwischen aber denke ich, das "Recht auf Reparatur" könnte eine gute Idee sein, um die europäische Integration zu beschleunigen. Ich würde mein kaputtes Bügeleisen zum Reparieren nach Tschechien schicken, den Dosenöffner nach Portugal und das Waffeleisen nach Rumänien. Angesichts der Löhne, die in diesen Ländern gezahlt werden und so lange es keinen EU-weiten Mindestlohn gibt, würde sich die Hin- und Herschickerei lohnen. Daraus könnten im Laufe der Zeit auch Brieffreundschaften entstehen oder eine Jugend-Reparatur-Bewegung unter der Losung: "Let's screw! I screw you, you screw me!"

Inzwischen sind mir allerdings Zweifel gekommen. Wäre es möglich, dass die Sache so echt und wahr ist wie die Reportagen von Claas Relotius? Als Urheber kämen zwei EU-Afficionados in Frage, der phantastische Robert Menasse und die famose Ulrike Guerot, die sich seit langem für eine „europäische Republik" ins Zeug legen. Oder haben sie eine "europäische Reparatur-Republik" gemeint und den mittleren Begriff nur vernuschelt?

Mehr darüber erfahren wir demnächst anlässlich der Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz an Robert Menasse in Mainz. Der Preisträger bekommt auch ein 30-Liter-Fass mit Wein aus Zuckmayers Heimat Nackenheim. 

In vino veritas!

Foto: Pixabay

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Test 45: 52518

Thomas Bonin / 30.12.2018

Tja, wer außer Linker Gesinnung plus 2 Linken Händen kaum mehr zu bieten hat, muss halt seine sauer verdienten Abgeordneten-Diäten schröpfen, wenn der häusliche Klo-Inhalt (Shit happens!) überschwappt oder der Bowdenzug am E-Bike klemmt. Da nützt es auch nüscht, wenn ein bekannter Baumarkt mit dem Slogan wirbt: "Respekt wer's selber macht".

Gert Köppe / 30.12.2018

Da ich die Grünen grundsätzlich für die überflüssigste Partei in Deutschland halte, sie sich zumindest, mit Vollgas, zu einer solchen Partei entwickelt haben, finde ich trotzdem Reparaturen als durchaus sinnvoll. Eine Reparatur ist eine Werterhaltung und schont auch den Umgang mit knappen Rohstoffen. In Belgien funktioniert das bereits seit Jahren sehr gut. Leider stelle ich hier, bei einigen Kommentaren, eine gewisse Großkotzigkeit fest. Wir sollten nicht vergessen, das es hier im Land sehr viele Menschen gibt, die sich nicht einfach so alles neu kaufen können, wenn was kaputt gegangen ist, weil sie einfach nicht über das nötige Geld dafür verfügen. Nicht zuletzt waren es ja gerade die "Rot-Grün-Links-Politiker", die diesen sozialen Kahlschlag zu verantworten haben. Viele Menschen sind dadurch unverschuldet in die Armut abgerutscht. Auch wenn die Kaffeemaschine nur knapp 20,-€ gekostet hat, manche haben eben am Monatsende keine 20,-€ mehr zur Verfügung. Das ist für ein Land wie Deutschland, im 21. Jahrhundert, ein jämmerliches Armutszeugnis. Jenen wäre mit einer bezahlbaren Reperatur jedenfalls mehr geholfen. Oft sind nur Teile defekt, die nur wenige Cent wert sind. Und wer tatsächlich noch an die "hohe deutsche Qualitätsphilosophie" glaubt, der sollte besser mal seinen Glauben reformieren. Unser damaliger Geschäftführer sagte uns auf einer Betriebsversammlung wörtlich "wir müssen mehr Menge produzieren, das ist das wichtigste Ziel, Qualität spielt da eine untergeordnete Rolle......". Noch Fragen? Es gibt auch genug geheime illegale Absprachen der verschiedensten Hersteller-Kartelle, die nicht alle nur Preisabsprachen sind. Da geht es offensichtlich auch um geplanten "Murks". Gut für den Umsatz!

Thomas Weidner / 30.12.2018

Na ja - objektiv gesehen sind viele Geräte heute nicht mehr dafür ausgelegt, repariert werden zu können. 95% der am Markt neuen Mobiltelefone haben einen eingebauten Akku, welcher nur durch Lösen von Klebestellen mühevoll unter der Gefahr der Beschädigung von Teilen getauscht werden kann. Ditto viele Konsumer-Notebooks, die zwar am Boden noch Schrauben haben, dazwischen jedoch viele Rastnasen, welche selbst bei größter Vorsicht und der Verwendung von Spezialwerkzeug nur allzu leicht abbrechen. Besonders pikant erscheint mir dabei, dass die Vorgängermodelle praktisch ausnahmslos über einen leicht zu wechselnden Akku verfügten. Das waren nur zwei Beispiele unter vielen, wo man nicht lange nachdenken muss. Wer mit der Technik vertraut ist muss schlicht zugeben, dass die Grünen hier sogar einmal Recht haben. Es kann nicht sein, dass es heute zum guten Ton gehört, alle 2 Jahre ein neues Mobiltelefon zu haben - wenn dies zur Folge hat, dass das alte auf dem Müll landet, der dann aufwendig recyclet werden muss. Ein Produktlebenszyklus von einem 500,00 Euro-Mobiltelefon von 2 Jahren erscheint mit völlig dekadent...

Robert Korn / 30.12.2018

Ich ein recht guter Reparierer und habe schon allerhand Elektrogeräte und Motoren wiederbelebt, dauerhaft. Meist sind die Fehler banal, korrodierte Verbindungen, Schalter sowieso, Platinenrisse... Oder es braucht ein Bauteil, IC oder Transistor, aber eher selten.ABER das macht keiner für Facharbeiter- geschweige denn Mindestlohn. Und es würde auch keiner bezahlen. 9UND es fehlen den Menschen inzwischen die Kenntnisse und Fähigkeiten, weil sich ja niemand für so banale Sachen wie Physik interessiert und handwerkliches Geschick gepaart mit Improvisationstalent nicht estimiert wird. DAS verdanken wir nicht zuletzt den Grünen und ihrem Geschwätzwissenschaften-Zirkus. Merke: das Netz ist der Speicher und das ist alles durchgerechnet...Sowas muss mich nicht über "Recht auf Reparatur" belehren.

Reinhard Benditte / 30.12.2018

Zuviel der Ehre für „KGE“! Sie ist keine Theologin, sondern hat das Studium abgebrochen! Sie gehört zu der Spezies Abgeordnete mit Abitur mäßig, Studium abgebrochen, denn auf Kosten des Steuerzahlers lebt es sich seit 28 Jahren prächtig. Wie mein seliger Schwiegervater sagen würde, es sind Leute wie KGE, die im hohen Alter noch ihr erstes „Geschirr“ drauf haben, während der dumme Michel am Ende seines Arbeitslebens mit kaputten Rücken und Knien da steht. Und der Michel hat keine Zeit, sich über ungelegte Eier Gedanken zu machen, seine Sorgen sind wie er im Arbeitsleben und im Alter über die Runden kommt!

Bernhard Böhringer / 30.12.2018

@Hubert Bauer : Schön und gut. Hab ich mit meinem Diesel auch gedacht. Jetzt ist der zu langlebig. Dafür wurde dann der Feinstaub erfunden.Jetzt soll ich mir ein anderes Fahrzeug besorgen ? Klingt richtig nachhaltig.Bei den Haushaltsgeräten ist es dann irgendwann die Energieeffezienzklasse oder andere EU-Vorgaben. Denen fällt schon was ein.Bei mir hat jeder Gebrauchtwagenhändler mehr Reputation als diese Studienabbrecher.

Hubert Bauer / 30.12.2018

Eigenartig; wenn die GrünInnen dafür sind, dass Euro 4 und 5-Diesel nicht mehr in Innenstädten fahren dürfen schreibt die Forumsgemeinde, dass Milliardenvermögen der Bürger sinnlos vernichtet wird. Wenn die GrünInnen sich dafür einsetzen, dass andere Gegenstände länger verwendet werden können, schreibt die Forumsgemeinde, dass dies die Wirtschaft behindert und Arbeitsplätze kostet. Henryk Broder ist zwar ein sehr kluger Kopf, aber er ist nicht unfehlbar und nicht gottgleich. Und wir von der Forumsgemeinde sollte keine blinden Gläubige sein, sondern jeden (!) Acheautoren kritisch hinterfragen. Mir ist es egal, was andere Menschen für eine Meinung haben, solange sie zur Meinungsbildung den eigenen (!) Verstand benutzt haben und sich nicht selber widersprechen.

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