Dirk Maxeiner / 04.06.2018 / 06:29 / Foto: Medvedev / 50 / Seite ausdrucken

Schon mal den Blackout üben

Deutschland muss sich offenbar an Blackouts gewöhnen. Am Sonntag traf es den Hamburger Flughafen, ein paar Tage zuvor Lübeck. Im März gingen plötzlich Wecker und Uhren nach, die vom Stromnetz sychronisiert werden, ein Indiz dafür, dass seit Längerem zu wenig sogenannte Regelleistung aus kurzfristig zuschaltbaren Quellen wie etwa Gaskraftwerken ins Netz gespeist wird. In jedem dieser Fälle gibt es nebulöse offizielle Begründungen für die Vorgänge. Im Falle der unzuverlässigen Uhren war es angeblich ein Dauerstreit zwischen Kosovo und Serbien um Strommengen, in Hamburg ein nicht näher erläuterter "Kurzschluss", in Lübeck ein rätselhafter "Spannungseinbruch im 110.000-Volt-Netz".

Die Achse des Guten hat schon vor fast einem Jahr eindringlich beschrieben, dass mit solchen Ereignissen in Zukunft häufiger zu rechnen ist:

"Die Energiewende rast unbemerkt vom Volk den Hang hinunter und wird die Industrie und den Lebensstandard der Bürger mitreißen. Und ein Blackout wird alle Albträume der Grünen über einen GAU toppen, wenn er passiert. Die Energiewende surft derzeit auf einem Tsunami von Lügen und Unwissenheit durch ein Labyrinth voller Nebelbombenwerfer und Möchtegernexperten."

Dass diese Befürchtungen nicht unberechtigt sind, bestätigt auch der Präsident des Hessischen Feuerwehrverbands: "Das Thema ist gerade zuletzt durch die Stromausfälle hier im Rhein-Main-Gebiet ein aktuelles Thema. Wir merken halt, dass gerade im Winter der Strombedarf erhöht ist und das Netz nicht mehr so hundert Prozent stabil ist." In Wiesbaden kam es jüngst zu Stromausfällen. Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, sieht es ähnlich: "Heute haben wir immer wieder Redispatches, wenn die Einspeisungen aus den Solaranlagen nachlassen und konventionelle Kraftwerke zugeschaltet werden müssen. Also beispielsweise bei Windflauten". Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans-Heinrich Driftmann, bezeichnete den Ausstieg aus der Kernenergie als wesentlichen Grund für die hohe Zahl der Unterbrechungen: "Aus den Unternehmen hören wir, dass die Zahl der Stromausfälle seit Abschaltung der ersten Kernkraftwerke deutlich zugenommen hat", sagte Driftmann. Schon Ausfallzeiten im Sekundenbereich könnten erhebliche Schäden in Unternehmen anrichten. 

Nochmal Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: "Unser Stromnetz ist darauf ausgelegt, den Strom gleichmäßig und in einer bestimmten Frequenz zu transportieren. Wenn Komponenten sich unerwartet ändern, kann es Probleme geben, dann könnten Dominoeffekte dazu führen, dass automatisch immer weitere Teile ausfallen."

Als im letzten Winter gleichzeitig mehrere Kraftwerke abgeschaltet wurden, stand das deutsche Stromnetz kurz vor dem Kollaps. Das sagt der Chef des größten deutschen Stromnetzbetreibers Amprion, Klaus Kleinekorte: "Es haben nur wenige Tropfen gefehlt, und es wäre zum Überlaufen gekommen, das heißt Blackout."

Doch warum ist das Netz nicht mehr stabil? Energieexperte Professor Peter Birkner vom House of Energy, der das Land Hessen in Sachen Energiewende und Versorgungssicherheit berät, kennt die Antwort: "Ein Kernkraftwerk, ein Kohlekraftwerk steht durchaus 7.000, 8.000 Stunden pro Jahr zur Verfügung, eine Solaranlage etwa 1.000 und eine Windkraftanlage etwa 2.000. Das bedeutet, wir brauchen viel mehr installierte Leistung, viel mehr Windkraftanlagen, um die benötigte Menge an Energie zu erzeugen."

Wie so etwas sich auswirkt, konnten gestern Hamburger-Fluggäste erleben: Ein Stromausfall um kurz nach 9 Uhr am Sonntagmorgen hat den gesamten Hamburger Flughafen lahmgelegt. Wie der Airport um kurz nach 16 Uhr mitteilte, wird der Flugbetrieb am Sonntag auch nicht wieder aufgenommen. Es ist nicht gelungen, den Fehler zu beheben, teilten die Verantwortlichen mit. 

Ein paar Tage zuvor hatte ein Blackout in und um Lübeck sehr anschaulich die Folgen eines Stromausfalles vor Augen geführt, den ein zunehmend volatiles Stromnetz leider wahrscheinlicher macht. Der NDR berichtet:

"Es sind Szenen, die an einen Endzeit-Film erinnern. Bekleidungsläden, Supermärkte, Restaurants, Bäcker – alle haben geschlossen. Computer, Licht, Kassen funktionieren nicht mehr. Vier Stunden kein Strom. Vier Stunden, die die Lübecker Innenstadt am Mittwochnachmittag komplett lahmlegen. Mitarbeiter stehen mit ahnungslosen Blicken vor ihren Geschäften. Sie wissen nicht, was hier gerade passiert. Verzweifelt versuchen sie, Informationen zu bekommen. Doch Internet, Radio, Telefonleitungen sind tot. Dazu kein Handyempfang. Am Tag danach mischen sich auch viele nachdenkliche Töne in die Diskussionen. Den Lübeckern ist eindrucksvoll vor Augen geführt worden, wie abhängig Menschen von Strom und Technik sind."

Auch in diesem Bericht meidet man ein bestimmtes Wort wie der Teufel das Weihwasser: Energiewende. Die verdruckste Art und Weise wie die jeweiligen Stromausfälle begündet werden und der nicht sehr ausgeprägte Wille der Medien nachzufragen und vor allem nachzurecherchieren, erinnert in fataler Weise an den Umgang mit dem Thema BAMF und dem Versagen aller Kontrollmechanismen in der Zuwanderungsfrage. Die Energiewende ist eine ähnlich heilige Kuh, die erst geschlachtet werden wird, wenn es gar nicht mehr anders geht. 

Siehe zum gleichen Thema auch: Der hausgemachte Blackout – oder "Haltet den Terroristen"

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Leserpost

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Michael Eduard / 04.06.2018

@Gabriele Kremmel Nicht zu vergessen, dass bei einem Stromausfall auch früher oder später die Wasserversorgung ausfällt. Pumpen brauchen Strom! Die Konsequenzen von 24 oder mehr Stunden ausbleibender Toilettenspülung in einer Großstadt möchte ich mir nicht ausmalen…. Ich bin alt genug, um mich zu erinnern, dass man sich solche Gedanken in den 60er-90er Jahren nicht machen musste. Wo sind wir nur hingekommen?

Axel Heinz / 04.06.2018

Der Professor Peter Birkner spricht von “erzeugter” Energie. Ich lach’ mich tot ! Was nützt mehr installierte Windleistung, wenn der Wind nicht weht? Nichts ! Hans-Werner Sinn hat dazu ernüchternde Berechnungen angestellt. Einfach mal “Energiewende ins Nichts” googlen. Und dieser “Experte” berät das Bundesland Hessen ? Jetzt wundert mich nicht aber auch gar nichts mehr.

Günter Dehren / 04.06.2018

Falls es demnächst zu einem grossen Blackout kommen wird, werden wahrscheinlich zwei Gründe angegeben: 1. Der noch vorhandene Kohlestrom hat die Leitungen verstopft oder 2. Die EVUs haben den Blackout absichtlich herbeigeführt, um die Grünen zu ärgern…

Frank Philipp / 04.06.2018

Wer sich ein Bild davon machen möchte, wie es nach einem Blackout in Europa aussehen wird, der sollte das gleichnamige Buch von Marc Elsberg lesen. Eher angelegt wie ein Sci-Fi-Roman wird darin sehr deutlich, welche Auswirkungen ein europaweiter Stromausfall haben wird. Zwar wird in dem Buch eine Terrorgruppe als Verursacher angenommen, die innere Mechanik und die Folgen des Blackouts werden jedoch eindringlich und folgerichtig dargestellt. Durch die Vernetzung ist ein Domino-Effekt sehr wahrscheinlich, d.h. die deutsche Energiewende mit ihren unkalkulierbaren Risiken betrifft ganz Europa. Bezeichnend ist auch die Tatsache, dass der Autor dieses Buches inzwischen von Politik und Wirtschaft als “Berater” herangezogen wird. Dies verdeutlicht, mit welch visionärer Kraft und welch technischem Verständnis die Damen und Herren an den entsprechenden politischen Schaltstellen tatsächlich gesegnet sind, Stichwort “das Netz ist der Speicher”. Für- und Vorsorgepflicht gegenüber der Einwohnerschaft (ein Volk gibt es ja nicht mehr, wie wir letzthin von Herrn Habeck lernen durften) und der Wirtschaft scheint vollkommen nebensächlich geworden zu sein. Möglicherweise ist aber all dies in den entsprechenden Kreisen auch bekannt und wird billigend in Kauf genommen. Wir erinnern uns an den Aufruf, für mindestens zwei Wochen Vorräte anzulegen. Von wem kam er noch gleich? Egal, wie man es auch dreht und wendet, es beschleicht einen ein sehr ungutes Gefühl. Was dann im Kielwasser eines solchen Blackouts an “notwendigen Maßnahmen” ergriffen wird, mag man sich nicht wirklich vorstellen. Ausgangsperren und Ausnahmezustand sind da wohl noch die harmloseren Instrumente.

Joachim Kuhlmann / 04.06.2018

Die Energiewende erscheint langsam als die sogar noch gefährlichere Großbaustelle im Vergleich zur gescheiterte Einwanderungspolitik. Und als ob das noch nicht reicht, gibt es ja noch die ungelöste Eurokrise: „Triple E“ (Energie, Einwanderung, Euro) wird diese Bundesregierung in den Abgrund reißen, uns aber leider auch…

Peter Kern / 04.06.2018

Interessant wäre eine Dokumentation der Kosten von Stromausfällen. Wir hatten in unserem kleinen Betrieb in den letzten Monaten zweimal für einige Sekunden einen Stromausfall. Obwohl wir bei Notausfall etwa 5 Minuten überbrücken können, hatte es mehrere electronic boards erwischt, Kostenpunkt mehrere zehntausend Euro und ich spreche hier von einem Kleinstbetrieb.

Achim Kaussen / 04.06.2018

Hallo Herr Maxeiner, ich gebe Ihnen mit der These recht, das das Netz durch die Energiewende instabiler gewworden ist. Die Sache am Flughafen hat aber meiner Meinung nach nichts mit der Energiewende zu tun. Als letzte Massnahme zur Netzstabilisierung koennen die Netzbetreiber (VNB’s) einen Lastabwurf vornehmen. Es gibt Listen, in denen Gebiete definiert sind, die im Notfal abgeworfen werden. Da jeder das gleiche Recht auf Energie hat, aendern sich die Listen regelmaessig. Das der VNB den Flughafen abwirft, kann ich mir nicht vostellen. Vorher haette es eher die Innenstadt oder irgendwelche Randbezirke getroffen. Die Kernsystheme in einem Flughafen sollten eigentlich Notstrom haben, also die Informationssystheme, Gepaeckbaender, Beleuchtung, Tueren etc. Ich vermute, die haben Ihre eigene Wartungstruppe dermassen runtergefahren und outgesourced, das da niemand mehr vor Ort war, der sich mit der technischen Infrastruktur auskannte und das Problem kurzfristig loesen konnte. Flughaefen sind gewachsene Riesenmoloche, an denen staendig gearbeitet wird, 100’te Kilometer Kabel, Unmengen Schaltschraenke, Verteilungen etc., wenn da an zentraler Stelle ein Kurzschluss auftritt, und niemand da ist, der den Durchblick hat ..... Die Sache in Hamburg zeigt aber, das es mit D bergab geht. Frueher gehoerte der Bau und Betrieb komplexer technischer Anlagen zum Markenzeichen Deutschlands, die Zeiten scheinen aber endgueltig vorbei zu sein. Gruss

Uta Buhr / 04.06.2018

Ja, wir schaffen es, dass unser zur Zeit noch hochtechnologisches in spätestens 10 Jahren auf dem Stand eines Entwicklungslandes angelangt ist. Ein failed state. Finstere Aussichten, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber im Dunkeln ist halt gut munkeln.

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