Claudio Casula / 13.10.2022 / 06:15 / Foto: Kremlin.ru / 138 / Seite ausdrucken

Scholz will es immer gewusst haben

Der Bundeskanzler verblüfft mit der Aussage, er habe früher als andere vorausgesehen, dass Putin uns mit Gaslieferungen erpressen werde. Hat er da vielleicht wieder etwas vergessen?

War absehbar, dass Kreml-Chef Wladimir Putin Energielieferungen als Waffe einsetzen könnte? „Ich war mir immer sicher, dass er das tun würde“, so Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag beim Maschinenbau-Gipfel in Berlin

Eine überraschende Aussage, ist doch nicht bekannt, dass Scholz während seiner Tätigkeit in Merkels Kabinetten (2007 bis 2009 als Arbeitsminister und 2018 bis 2021 als Finanzminister und Vizekanzler) gegen den Kurs der Kanzlerin opponiert hätte, der Deutschland in die Abhängigkeit von Putin führte. Selbst als er längst ihre Nachfolge angetreten hatte, verteidigte Scholz den Bau der Pipeline Nord Stream 2 („ein privatwirtschaftliches Vorhaben“). Und die Frage stellt sich: Wenn Scholz wirklich, wie behauptet, einschlägige Befürchtungen gehegt hätte, warum hat er uns dann mit in die Abhängigkeit von einem Diktator geführt?

Nun klopft er sich selbst für seine vermeintliche Weitsicht, von der außer ihm niemand wusste, auf die Schulter. Er habe sich „schon im Dezember die Frage gestellt und an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ weitergegeben, „was passiert eigentlich, „wenn Russland kein Gas mehr liefert“. Er will also sich selbst und anderen „die Frage gestellt“ haben, was passieren würde, war sich aber gleichzeitig „immer sicher“.

Und nicht nur das: „Das war, ich glaube, das kann man hier sagen, zu einer Zeit, als die Allermeisten das nicht für wahrscheinlich gehalten haben, aber ich habe es für möglich gehalten.“

Alle naiv, außer Olaf!

Ein Gedächtnis wie ein Sieb

Indes – könnte es sein, dass den Regierungschef einmal mehr sein notorisch schlechtes Gedächtnis getäuscht hat? Beim Thema Impfpflicht etwa äußerte sich Scholz im August und September 2021 mehrmals ablehnend – „Wir haben keine Impfpflicht und wir wollen sie auch nicht einführen.“ (hier); „Ich finde, es wäre falsch, wenn jetzt eine Debatte beginnt über Impfpflichten und ähnliches…“ (hier); „Also erstens bin ich gegen eine Impfpflicht…“ (hier) –, nur um dann im Januar 2022 zu behaupten: „Ich habe die ganze Zeit gesagt, dass ich für eine Impfpflicht bin, und ich bleibe dabei.“ (hier)

Darüber hinaus sind seine Auftritte vor dem Untersuchungsausschuss zur Steueraffäre der Warburg-Bank unvergessen (welch Wort in diesem Kontext!), bei denen er, um es vorsichtig zu formulieren, wenig bis nichts zur Aufklärung des Skandals beitrug. „Ich habe keine eigene Erinnerung.“ „Ich habe keine detaillierte Erinnerung." „Das weiß ich nicht.“ „Ich kann mich nicht erinnern.“ Und so weiter und so fort, innerhalb einer Stunde mehr als 20-mal.

Laut Neurologen spielen beim Prozess des Merkens Gefühle eine große Rolle. Wir speichern vor allem das, was uns an einem Erlebnis interessiert. Je stärker unsere emotionale Beteiligung, desto dauerhafter die Speicherung. Und gerade Emotionen sind beim „Scholzomaten" ohne jeden Zweifel nicht sehr ausgeprägt, daher ist es möglich, dass sein Gehirn umgehend löscht, was ihn kaltlässt. Das wäre eine Erklärung für das Scholz’sche Gedächtnis, das eben oft nur von zwölf bis Mittag reicht.

Die andere Erklärung wäre folgende: Olaf Scholz lügt.

Foto: Kremlin.ru

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Leserpost

netiquette:

M.-A. Schneider / 13.10.2022

Da unser Land nach dem Willen der Ampel unter der “Führung” der Grünen decarbonisiert und deindustrialisiert werden soll, stellt sich die Frage, was unser Kanzler und sein Wirtschaftsminister auf dem “Maschinenbaugipfel” in Berlin, vermutlich eher ein “Häppchentermin” mit einigen austauschbaren Worten unseres äußerst redegewandten Bundeskanzlers “Schmerkel” , zu suchen hatten.  Die Frage von Maschinenbau werden sich nicht mehr stellen, wenn die Politik so faktenbefreit und ideologietrunken weitermacht.

Wieland Schmied / 13.10.2022

@ Patrick Meiser / 13.10.2022 Herr Meiser, ich mache mich mit Ihnen - ob’s Ihnen gefällt oder auch nicht - ganz dreist gemein und entbiete darüber hinaus noch beste Grüße.

Ilona Grimm / 13.10.2022

@Florian Bode - Ein Schiff unter einem Kptn Scholz wäre in rauher See verloren. – Das Schiff „Deutanic“ IST verloren. Und keiner hilft uns, weil wir uns mit den Falschen am engsten verbündet haben. Wäre ich eine Nation, wäre ich bestrebt, ideologiebefreit mit ALLEN ANDEREN Nationen Austausch und Handel zu treiben und dabei mit Rückgrat meine Identität zu behalten. „Freundschaften“ können sein, müssen aber nicht. Vertragstreue wäre für mich als Nation der tragende Pfeiler.

Heiner Unguh / 13.10.2022

Scholz auf dem , Maschinenbau Gipfel in Berlin‘? ‘‘                                                                                                                                          ‘‘DIE UNTERNEHMER SIND NOCH NICHT IM WIDERSTAND‘‘! sondern immer noch auf der Schleimspur!                                                                      Also alles Tako in Deutschland! Gibt’s irgendein Problem im Ländle?

Ilona Grimm / 13.10.2022

@PALLA Manfred: Nein, Herr Palla, Sie bringen alles durcheinander. Putin ist DIE Wiedergeburt Hitlers und als solche bestrebt, unser Land zum zweiten Mal völlig zu zerstören. ... So hat es mir eine biokartoffeldeutsche “ältere” Frau heute erklärt.

Peter Krämer / 13.10.2022

Das Politiker den Wahrheitsbegriff nicht absolut auslegen, ist ja nichts neues. Aber ich habe noch niemanden erlebt, besonders keinen Kanzler, der die Menschen so dreist und unverfroren belügt wie Scholz

C. Harnisch / 13.10.2022

Von diesem ‘geheimen’ Gutachten wusste Olaf sicherlich auch nichts (mehr), oder? ‘Laut Spiegel: Ein bisher geheim gehaltenes Gutachten ... ist noch im Dezember 2021 zu dem Ergebnis gekommen, dass die inzwischen zerstoerte Gaspipeline NS2 die Versorgungssicherheit verbessern wuerde…die Importabhaenigkeit bei 90% liege… Das Gutachten [wurde] ... an die Bundesnetzagentur geschickt, damit der Genehmigungsprozess weitergehen konnte. Mit abgezeichnet habe das Bundesfinanzministerium…’. Wer einmal luegt, dem glaubt man nicht.

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