Dieses Jahr findet in Deutschland und vielen anderen Ländern die Versteigerung von Lizenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G statt. Für Debatten sorgt eine mögliche Integration von Technologie des chinesischen Herstellers Huawei beim Ausbau der 5G-Mobilfunknetze. Kritiker befürchten, dass das Unternehmen sensible Daten an die chinesische Regierung weitergeben könnte.
In einem aktuellen Beitrag weist die naturwissenschaftliche Fachzeitschrift „Nature“ nun auf ein weiteres potentielles Problem im Zusammenhang mit der 5G-Einführung hin: Einige für 5G vorgesehene Frequenzen überschneiden sich mit Teilen des Spektrums, die für meteorologische Beobachtungen der Erde genutzt werden.
Besondere Sorgen machen sich Wissenschaftler laut Nature um die sogenannte 23,8-Gigahertz-Frequenz. Diese Frequenz nutzen Satelliten, um den Wasserdampf in der Erdatmosphäre zu überwachen. Die Daten fließen in Computermodelle ein, die die Entwicklung von Stürmen und anderen Wettersystemen vorhersagen. Nach Angaben von Nature lässt sich das Signal von 5G-Sendemasten schwer von Wasserdampf unterscheiden. Eine amerikanische Studie sei 2010 zu dem Schluss gekommen, dass eine Blockierung des 23,8-Gigahertz-Signals zum Verlust von 30 Prozent der Mikrowellendaten führen würde, die derzeit für Wetterprognosen genutzt werden.
Weitere für 5G vorgesehene Frequenzen werden derzeit für Satellitenbeobachtungen von Niederschlag, Meereis und Wolken genutzt. Laut Nature haben die amerikanische Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA) und die Raumfahrtagentur NASA die amerikanische Regierung gebeten, bei der Versteigerung von 5G-Frequenzen den Schutz wissenschaftlich genutzter Frequenzen zu berücksichtigen. Bei der Versteigerung des ersten Blocks des 5G-Spektrums am 17. April seien die Warnungen der Wissenschaftler jedoch ignoriert worden.
Laut Nature befürchten die Forscher, dass das rücksichtslose Vorgehen der amerikanischen Behörden von anderen Staaten kopiert werden könnte. Am 28. Oktober 2019 wollen sich Vertreter von Regulierungsbehörden aus aller Welt im ägyptischen Scharm-el-Scheikh treffen, um zu entscheiden, welche Frequenzen für 5G genutzt werden können und welcher Grad an Störungen meteorologischer Beobachtungen geduldet werden soll.