Peter Dpunkt und Hanka Gpunkt wohnen in Berlin-Pankow. Dort haben sie sich 2007 ein hübsches kleines Reihenhäuschen im Grünen gebaut. Und weil der Peter, der ist Beamter, und die Hanka, die ist Angestellte, schon das haben, was sie gerne anderen verbieten würden, waren sie, was Wahlen angeht, möglicherweise bisher recht beziehungsweise link entspannt.
Im und bei den Grünen sitzen, schön beim Käffchen Blick aufs heimelige Wäldchen – wenn der Peter und die Hanka sich der Mehrheit ihrer Nachbarn angeschlossen haben, dann haben sie zu 21,1 Prozent Linke, zu 20,6 Grüne und zu 20 SPD gewählt. Insgesamt haben damit linke Parteien in Berlin-Pankow fette 61,7 Prozent abgeräumt. Nun scheinen aber der Peter und die Hanka dabei übersehen zu haben, dass ihre Wahlblase nicht nur „All refugees sehr welcome“ heißt und noch „Bring on your families“ so als kleinen Zusatz nimmt, nein, die engagierten Weltschützer hashtaggen sich auch noch mit einem #WirhabenPlatz durch die sozialen Medien. Möglicherweise waren auch der Peter und die Hanka der Meinung, dass „wir Platz haben“, aber eben anderswo. Nicht in Berlin-Pankow. Wo die hübschen Reihen- und Einfamilienhäuschen mit Blick aufs Wäldchen stehen.
Nun ist das Schicksal ja gelegentlich eine Schlampe, deren Mühlen vielleicht langsam, dafür aber unerbittlich und gründlich mahlen. Denn der Berliner Senat hat zwar auch den Umweltschutz auf der Agenda, noch viel lieber aber mag er irgendwelche obskuren Flüchtlinge. Und da die Plätze unter den Spreebrücken bereits mit obdachlosen Autochthonen und kurzfristigen Balkantouris belegt sind, musste der Berliner Senat ein Obdach bauen, um eben Platz für die vielen bunten Refugees zu haben. Ausgesucht hat sich der Senat dazu ausgerechnet jene Gegend, in der er doch so viel Zustimmung gefunden hat: in Berlin-Pankow. Auf dem Grund und Boden des hübschen Wäldchens, auf das der Peter und die Hanka bisher gucken konnten. Eines Tages kamen die Bagger in die grüne Idylle von Peter und Hanka, und dann war es fort, das Wäldchen. Husch, weg, verschwunden wie die Reichskanzlei. Nur das hübsche Häuschen blieb den beiden. Allerdings mit fettem Wertverlust. Konnte ja keiner ahnen.
Im trauten Heim aus dem Plattenbau bestaunt – wie im Zoo
Der Berliner Senat hat stattdessen nun dafür gesorgt, dass sich der Peter und die Hanka jetzt täglich die Früchtchen ihrer Wahlentscheidung ansehen können: einen dreistöckigen Plattenbau mit 34 verspiegelten Fenstern, hinter denen die glücklich hier Gestrandeten leben und der weiteren Dinge harren. Rund 50 dieser fröhlich-sozialistischen Plattenbauten hat Berlin mittlerweile für regelrecht irres Geld zusammengenagelt, in denen sich jeweils 40–150 „Wohnungen“ befinden – sofern man Einzimmerappartements mit freiem Blick auf die „Schon-länger-hier-Wählenden“ als solche bezeichnen möchte. Insgesamt sind 6.000 Wohnungseinheiten in „Modularen Unterkünften für Flüchtlinge“ geplant, die der Berliner Senat über die Stadt streuen möchte. Schick dabei: Um den Platz für die „Wir-haben-Platz“-Haber zu schaffen, können die allermeisten Bauvorschriften ausgehebelt werden. „Drill here, drill now!“
So gucken jetzt der Peter und die Hanka auf bunt angemalte Betonplatten mit 34 Fenstern, aus denen es wenigstens 70-mal zurückblickt. Verständlich, dass der Peter und die Hanka und die anderen Salonsozialisten das jetzt nicht so sonderlich prickelnd fanden. Daher haben sie auch sehr laut geklagt, aber leider, leider, in zweiter Instanz verloren. Die Richter hatten unter anderem die Frage zu klären, ob man sich durch das Zurückglotzen aus 34 Fenstern beobachtet fühlen könnte – zumal von Leuten, die da eh den ganzen Tag herumhängen. Könnte man aber nicht, denn, merke, „Fenster werden nur für vorübergehende, gelegentliche Ausblicke genutzt“. Deswegen müssen also der Peter und die Hanka sich beim Feierabend-Latte-Macchiato „gelegentlich und vorübergehend“ bestaunen lassen. Wie im Zoo. So also sehen naive native dunkelrot-rot-grün-Wählergendersterncheninnen aus.
Der der LINKE zugehörige Pankower Bürgermeisternde mit dem fast schon klischeehaft passenden Namen Sören Benn hat sich immerhin herabgelassen, dem Peter und der Hanka die Welt zu erklären: „Es gibt Gewinner und Verlierer – heute gehören Sie nicht zu den Gewinnern“. Tja. Das ist jetzt schade. Für den Peter und die Hanka. „Ich habe heute leider keine Aussichten für dich!“ Ähnlich soll sich auch die damalige Pankower Integrationsverausgabte Katarina Niewiedzial geäußert haben, allerdings können sich die beiden Antagonisten daran nicht erinnern. Ihre Wähler in den hübschen Reihenhäuschen aber erinnern sich sehr wohl. Daneben ist Katarina Niewiedzial mittlerweile Integrationsbeaufregte für ganz Berlin und steht damit auch noch für ganz viel Platz, den sie zur Verfügung stellen will. Beispielsweise in der Liebigstraße 34 in Friedrichshain. Dessen „anarcha-queerfeministisches Hausprojekt“ (auf Deutsch: „Wohnen im Sperr- und Sondermüll unter gleichzeitiger Betrachtung der falschen Geschlechtsteile“) sich jetzt leider einen neuen Platz suchen müssen, weil ja der alte Platz jetzt Platz haben soll. Und wenn Sie sehen möchten, welche nette Aussichten sich jetzt „neu Hinzugeschwommene“ und „schon länger hier Blödsinn Wählende“ „vorübergehend und gelegentlich“ teilen: Den kompletten Artikel mit Bildern, den ich laut lachend gelesen habe, gibt es hier. Viel Spaß! („Schadenfroh?" Nein, nein, ich bin nicht schadenfroh… Oder doch. Doch, bin ich!)
(Weitere leckere Plätzchen des Autors unter www.politticker.de)
Von Thilo Schneider ist soeben in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro