Wer wider besseres Wissen den Warenkatalog des grünen Gesinnungskaufhauses (http://www.manufactum.de/home.html) durchblättert, darf sich auch nicht wundern, wenn er dort auf Sätze stößt, die man mehrfach lesen muss, weil man sie auf Anhieb gar nicht glauben kann. Neu im Sortiment ist nämlich jetzt dekorative Kosmetik einer englischen Herstellerfirma. Und wenn manufactum schon so etwas Dekadentes anbietet, dann müssen es natürlich Produkte ohne Tierversuche sein. Das gute Gewissen hat seinen Preis:
Für drei Teile dieser Kosmetikserie zahlt frau bei manufactum insgesamt müde einhundertfünfundvierzig Euro. Aber das allein reicht noch nicht als Strafe fürs Lippenbemalen: „Inwieweit dekorative Kosmetik zu den unentbehrlichen Bestandteilen einer erfreulichen Lebensgestaltung zu zählen ist, überlassen wir getrost jedem Einzelnen“ ist im manufactum-Katalog zu lesen. Klar und deutlich. Abgesehen von der in der Geschichte des Einzelhandels wohl einzig dastehenden Leistung, den Kunden schon vor dem Kauf eines sauteuren Produktes für den Gebrauch desselben moralisch abzuurteilen, muss ich sagen, dass Ganze erinnert mich ein bisschen an die Bemerkungen meines Großvaters.
Damals nämlich, als ich mit vierzehn Jahren das erste Mal mit metallicblauem Lidschatten, fleckigem Rouge und Lipgloss mit Erdbeergeschmack aufkreuzte. Die deutsche Frau schminkt sich wieder. Seit vierundsechzig Jahren schon. Findet euch damit ab.