Politik und Medien preisen die Vorzüge einer immer „bunter“ werdenden Gesellschaft in Stereotypen. Und ignorieren die Schattenseiten: kulturelle Zwänge, Parallelgesellschaften, Animositäten zwischen Migranten.
Der Spiegel-Kolumnist verzichtete darauf, nach Gründen für diesen treffenden Befund zu suchen, dabei liegen sie auf der Hand: Jede eingehendere Recherche nach einem islamistischen Anschlag würde das systemische Versagen deutscher Politiker und Behörden ans Tageslicht bringen, wie dies exemplarisch durch den Untersuchungsausschuss zum Anschlag auf dem Breitscheidplatz geschah, einer Tat, die zu monströs war, um sie unter den Teppich kehren zu können. Zweifel würden geweckt an der deutschen Migrationspolitik, die seit 2015 auf Weisung der (ehemaligen) Bundeskanzlerin jeden Anspruch auf Kontrolle und Gestaltung aufgegeben hat. Seitdem wird die ungeregelte Masseneinwanderung vor allem von Muslimen in unsere Sozialsysteme als humanitäre Großtat für „Schutzsuchende“ verbrämt, obwohl neben einer Minderheit tatsächlich Verfolgter und der großen Mehrheit von Wirtschaftsmigranten auch etliche Kriminelle, Psychopathen und religiöse Fanatiker ins Land strömten.
Für die schweren Nebenwirkungen dieser Politik, die der eingesessenen Bevölkerung in allen Lebensbereichen aufgebürdet werden, fühlen sich die Befürworter der demagogischen Forderung nach „offenen Grenzen für alle“ nicht verantwortlich. Im Bereich der inneren Sicherheit sind sie – im wahrsten Sinne des Wortes – einschneidend. Bei den früher für Deutschland eher untypischen Messerangriffen verzeichnet eine aktuelle Statistik allein für das Coronajahr 2020 die schier unfassbare Zahl von 20.000 Fällen mit mehr als 100 Toten! Unter den Tatverdächtigen befinden sich fast 40 Prozent nichtdeutsche Staatsbürger, unter denen wiederum Asylbewerber und Geduldete einen weit überdurchschnittlichen Anteil ausmachen.
Auch diese erschreckende Meldung wurde nirgendwo aufgegriffen oder vertieft. Jeder hässliche Wirklichkeitsfleck, der auf den schönen Schein der Merkelschen Migrationspolitik fällt, wird sofort von dienstbaren Geistern weggewischt. Kritik an dieser Politik, die von der neuen Bundesregierung unter Olaf Scholz nahtlos fortgesetzt werden soll, ist sakrosankt. Wer sie trotzdem äußert, landet in der rechten Ecke, wird als „Rassist“ oder „Fremdenfeind“ diffamiert. Ihre Opfer müssen – sofern sie überlebt haben – allein klarkommen.
Die Kehrseiten von „Multikulti"
Es gab am 22. Juli 2016 einen weiteren großen Anschlag in Deutschland, der in seiner Dimension denen von Hanau und Berlin gleichkommt. Damals erschoss ein 18-Jähriger in München neun junge Menschen mit Migrationshintergrund. Obwohl später festgestellt wurde, dass der Täter wahrscheinlich aus einer rechtsextremen Gesinnung heraus handelte, fand dieser Anschlag keinen Eingang in die Assoziationskette NSU-Hanau-Halle-Lübcke.
Warum? Der seit Kindheit psychisch auffällige Täter war Sohn iranischer Asylbewerber, fühlte sich von anderen Jugendlichen mit Migrationshintergrund gemobbt und ließ sich deshalb nicht ohne Weiteres für den „Kampf gegen rechts“ instrumentalisieren. Dieser Fall, dessen Opfer ebenfalls zu unrecht in Vergessenheit geraten sind, zeigt, dass die „Frontlinien“ der gesellschaftlichen Spaltung wesentlich vielschichtiger sind, als beide Haupt-Narrative wahrhaben wollen: das des politisch korrekten Establishments mit seinen Leitmedien – unter Angela Merkel zur Staatsräson geworden – sieht im Rechtsextremismus die einzige substanzielle Gefahr für die Demokratie und zählt deshalb nur dessen Opfer. Demgegenüber steht das mit ungleich weniger Medienmacht ausgestattete „rechte“ Narrativ, vertreten durch zahlreiche Blogs der „alternativen“ Gegenöffentlichkeit, das vor allem die einheimischen Opfer sieht, die von Zuwanderern getötet oder geschädigt wurden.
Der Anschlag von München verweist darauf, dass Deutschland, das innerhalb weniger Jahre zum weltweiten Einwanderungs-Hotspot geworden ist, dringend ein Update benötigt, eine neue realitätsbezogene Bestandsaufnahme, die das alte Schubladendenken hinter sich lässt. „Multikulti“ umfasst eben nicht nur exotische Speisen oder „People of Color“ in Werbespots, sondern auch die politisch-kulturell-ethnisch-religiöse Zersplitterung in unzählige Parallelgesellschaften. Diese sind sich untereinander keineswegs wohlgesonnen, und der überalterten, kraft- und ideenlosen Noch-Mehrheitsgesellschaft, die ihnen außer Sozialleistungen nichts anzubieten weiß, stehen sie bestenfalls gleichgültig gegenüber. In vielen Bereichen macht sich ein allgemeines Gefühl von „Fremdheit“ breit, das sich aus vielen Quellen speist – den entfesselten Kräften der Globalisierung, der abgehobenen EU-Bürokratie – aber eben auch aus der viel zu schnellen und zahlreichen Massenzuwanderung.
Die eigentlichen Ewiggestrigen
Dabei stehen viele Beispiele gelungener Integration, guter Nachbar-, Freund- und Partnerschaften zwischen Menschen aus den unterschiedlichen Teil-Gesellschaften ebenso vielen Beispielen für die zunehmende Entfremdung zwischen ihnen gegenüber. Der deutsche Hartz4-Empfänger schaut missmutig auf die immer zahlreicher werdenden Kopftuchfrauen in seinem Kiez. Die aus der Türkei geholte Importbraut betrachtet in einer Mischung aus Neid und Verachtung die knapp bekleideten und grell geschminkten jungen Mädchen, die ihr über den Weg laufen. Muslimische Jugendliche sind hin- und hergerissen zwischen traditionellen Familienzwängen und westlichen Verlockungen – und dürfen sich in der Regel keine „christlichen“ Partner suchen.
Deutsche Familien ziehen massenhaft aus den hippen Multi-Kulti-Stadtteilen weg, sobald ihre Kinder schulpflichtig werden. Vertriebene Jesiden oder arabische Christen treffen im Amt oder auf der Straße auf IS-Täter, die als „Schutzsuchende“ Asyl begehren. Kurdische Separatisten treffen auf türkische Nationalisten. Inder auf Pakistani. Serben auf Bosnier. Und nicht zuletzt islamische Antisemiten auf Juden. Vieltausendköpfige Familienclans kämpfen um die Vorherrschaft im Drogen- oder Mädchenhandel. Der italienischen, albanischen, nigerianischen, russischen Mafia dient Deutschland als idealer Rückzugsraum. Und natürlich gibt es auch unter „Biodeutschen“ Fremdenfeindlichkeit und Ressentiments, so wie es unter Türken Verachtung für die „Kartoffeln“ oder bei Arabern Überlegenheitsgefühle gegenüber Schwarzafrikanern gibt. So komplex ist die Realität, zumindest in den meisten westdeutschen Städten.
Doch gerade die derzeit tonangebenden deutschen Politiker und Medien, die die Vorzüge einer immer „bunter“ werdenden Gesellschaft in den höchsten Tönen preisen, weigern sich hartnäckig, überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, was hinter den exotischen Kulissen abgeht. Stattdessen kultivieren sie das völlig überholte und vorgestrige Stereotyp einer durch deutsche Herrenmenschen geprägten Mehrheitsgesellschaft, die arme „Schutzsuchende“ rassistisch diskriminiert und verfolgt. Dieses Stereotyp, aus dem zahllose staatlich subventionierte Institute, Vereine und Initiativen „gegen rechts“ ihre Existenzberechtigung ableiten, ist in lächerlicher Weise wirklichkeitsfern. Man muss davon ausgehen, dass ihre Verfechter – die eigentlichen „Ewiggestrigen“ – es wider besseres Wissen pflegen und instrumentalisieren. Solange sie daraus politischen Nutzen ziehen, werden sie weiterhin doppelte Maßstäbe anlegen, den zwar vorhandenen, aber personell und mental nur dürftig ausgestatteten deutschen Rechtsextremismus zum Popanz aufblasen und tonnenweise Kreide fressen, sobald es um den politischen Islam geht. Damit werden sie die gesellschaftliche Spaltung, die sie in ihren Sonntagsreden beklagen, weiter vertiefen.
Die politisch generierte „Fremdheit“
„Die Opfer waren keine Fremden“ stand nach den Morden von Hanau auf großen Transparenten geschrieben. Das stimmt so nicht. Für den Täter waren sie unerträglich fremd. Genauso unerträglich fremd, wie es die Menschen auf dem Berliner Weihnachtsmarkt, die Frauen in Würzburg oder die Jugendlichen in München für ihre Mörder waren.
Labile oder psychisch Gestörte mit Neigung zur Gewalttätigkeit gab es immer und wird es weiterhin geben. Eine traditionell gewachsene, reife Gesellschaft, die sich über sich selbst und ihre gemeinsamen Werte im Klaren ist, wird spielend mit ihnen fertig. Aber so eine Gesellschaft sind wir nicht mehr. Unsere politischen und medialen Eliten haben Millionen Zuwanderer ins Land geholt, um die angeblich so eintönig deutsche Gesellschaft „bunter“ zu machen, diese mit Geld überschüttet, aber ansonsten sich selbst überlassen; haben den Migranten die Anpassungsleistungen erspart, die in normalen Einwanderungsländern selbstverständliche Voraussetzung sind; haben auf eine Leitkultur verzichtet, sogar den Begriff der „Integration“ verunglimpft und eine solche für obsolet erklärt. Damit haben sie das Auseinanderbrechen dieser Gesellschaft nicht nur riskiert, sondern es aus ideologischen Gründen mutwillig herbeigeführt.
Trägt die so generierte allgemeine „Fremdheit“ vielleicht dazu bei, dass Psychopathen jedweder Herkunft und Couleur durchdrehen und ihre Aggressionen gegen die vielen „Fremden“ und jeweils „Anderen“ um sich herum richten? Stellen die terroristischen Anschläge nur die Spitze des Eisberges alltäglicher Brutalisierung dar (siehe die 20.000 Messerattacken allein im Jahr 2020)? Wenn ja, trägt eine Politik, die zwar permanent „Solidarität“ im Munde führt, aber eine systematische Entsolidarisierung der Gesellschaft betreibt, auch Mitverantwortung für die Opfer.
Der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit schrieb schon vor dreißig Jahren: „Die multikulturelle Gesellschaft ist hart, schnell, grausam und wenig solidarisch, sie ist von beträchtlichen sozialen Ungleichgewichten geprägt und kennt Wanderungsgewinner ebenso wie Modernisierungsverlierer; sie hat die Tendenz, in eine Vielfalt von Gruppen und Gemeinschaften auseinanderzustreben und ihren Zusammenhalt sowie die Verbindlichkeit ihrer Werte einzubüßen.“
Damit hat er für die Situation, in der wir uns heute befinden, die passende Diagnose gestellt. Eine Therapie ist leider nirgends in Sicht.
Teil 1 finden Sie hier.