Wolfgang Meins / 14.10.2020 / 06:25 / Foto: usbotschaftberlin / 163 / Seite ausdrucken

Sawsan Chebli – wenn Narzissmus sich mit dem Zeitgeist paart

In den letzten Jahren hat das mediale Interesse am Thema Narzissmus deutlich zugenommen, nicht zuletzt durch die schillernde Persönlichkeit von Donald Trump. Auch Boris Johnson und andere „Populisten“ stehen mittlerweile unter, fachlich allerdings äußerst dürrem, Narzissmusverdacht. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn auch am deutschen Politik-Firmament ein narzisstisches Sternchen glüht, das zudem noch ausgesprochen hübsch anzuschauen ist: die Diplom-Politologin Sawsan Chebli, Staatssekretärin in der Berliner Senatskanzlei.

Ihr attraktives Äußeres, teils natürlichen Ursprungs, teils Ergebnis eines aufwändigen täglichen Stylings, kommt fast immer einem kleinen Gesamtkunstwerk gleich, verewigt z.B. auf dieser und dieser Fotostrecke. Damit erfüllt sie ein besonders für weibliche Narzissten herausragendes diagnostisches Merkmal: die eigene Schönheit als Quelle für das nie versiegende Verlangen nach Bewunderung. Aber Schönheit ist bekanntlich ein vergängliches Gut. Und niemand fürchtet das so stark wie Narzisstinnen. Da ist die Versuchung groß, auch schon im Alter von 39 Jahren ein Facebook-Profilfoto zu verwenden, das sie glatt achtzehn Jahre jünger aussehen lässt. 

Die perfekte äußere Selbstinszenierung muss eingebettet sein in ein typisches narzisstisches Muster. Das ist gekennzeichnet durch ein grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit in Verbindung mit einem strotzenden Selbstbewusstsein und dem Bedürfnis nach stetiger Bewunderung, bei gleichzeitig mangelnder Empathie und starker Verwundbarkeit durch Kritik. Ist ein solches Muster vorhanden, hängt es von der Anzahl und Schwere der einzelnen Symptome ab, ob es sich um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung oder – eine Nummer kleiner – eine narzisstisch akzentuierte Persönlichkeit handelt. Das ist aus der Ferne oft nicht zuverlässig zu beurteilen. Die Oberbegriffe Narzisst oder Narzissmus decken beide Varianten ab. 

Was aus dem Wirtschaftsleben gut bekannt ist, scheint auch auf die Politik oder jedenfalls auf Chebli zuzutreffen: Narzissten machen schneller Karriere – von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin im Bundestag über die Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten in der Berliner Senatsverwaltung zur Sprecherin im Auswärtigen Amt und knapp drei Jahre später, seit Ende 2016, Staatsekretärin mit dem allerdings etwas operettenhaft anmutenden Titel für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales

Mäßige Performance und allergisch gegenüber Kritik

Waren es vielleicht ihre herausragenden Leistungen als Sprecherin für Außenpolitik, welche den Sprung zur Staatssekretärin befördert haben? Nein, eher nicht. So berichtete im Sommer 2018 der Spiegel, dass sie im Auswärtigen Amt „umstritten“ gewesen sei und der Personalrat sich mit ihr beschäftigt habe. Außerdem habe sie in Pressekonferenzen oft unvorbereitet gewirkt und auf Nachfragen patzig reagiert. Schuld daran, das zeigt sehr schön dieses kurze Video, ist natürlich der Journalist, der einer äußerst selbstbewusst auftretenden Chebli unverschämterweise einfach die falsche Frage stellt.  

Dass Chebli, wie es für Narzissten typisch ist, Kritik nun überhaupt nicht ertragen kann, belegt auch eine Diskussion im Berliner Abgeordnetenhaus über einen von ihr abgesetzten Tweet zu den damaligen Ereignissen in ChemnitzAls Bürgermeister Michael Müller dazu behutsam auf Distanz geht, verlässt Chebli doch tatsächlich weinend die Sitzung im Abgeordnetenhaus. 

Ganz ähnlich wie zuvor im Auswärtigen Amt kommt es auch in der Senatskanzlei zu deutlicher interner Kritik am Arbeits- und Kommunikationsstil von Chebli, die als Vorgesetzte schwierig sei, sich an keine Absprachen halte, Selbstdarstellung betreibe und fachlich schlecht vorbereitet sei. Was ihre Mitarbeiter aber vielleicht nicht wissen, ist, dass langweiliges Aktenstudium, Pünktlichkeit und Verbindlichkeit für eine Narzisstin bloß zu vernachlässigende Sekundärtugenden sind. Sie hat sich schließlich um Wichtigeres zu kümmern.

Ich bin etwas ganz Besonderes

Vielen Lesern mag entgangen sein, dass die langjährig verheiratete Chebli im Mai einen Sohn gebar. Merkwürdig, so könnte man denken, dass sie daraus kein mediales Ereignis gemacht hat. Aber das stimmt nur zum Teil. Denn das Großartige daran ist nicht etwa das Neugeborene, sondern ihr Umgang mit Schwangerschaft und Mutterschaft, den sie im Februar via Twitter unters Volk brachte: „,Wann gehst du in Mutterschutz?‘ ,Möchte bis zum Schluss durchziehen.‘ ,Wie lange machst Du Elternzeit?‘ ,Gar nicht.‘ ,Nimm dir Zeit.‘ ,Kind braucht dich, ändert dein Leben.‘ ,Arbeit wird zweitrangig.‘ Das kommt ständig und fast nur von Frauen. Dachte, wir sind weiter.“ Diese Überheblichkeit und mangelnde Empathie gegenüber Kind und anderen Müttern stieß verständlicherweise nicht überall auf Zuspruch. Der Bild-Frauenstammtisch bot später die geeignete Bühne zur Wiedergutmachung: Sie habe dieses mit der Mutterschaft einhergehende „gigantische“ – darunter macht sie es natürlich nicht – Gefühl damals einfach unterschätzt. 

Der folgende, eigentlich total belanglose Vorfall schlug vor drei Jahren erhebliche mediale Wellen und sei deshalb nur kurz erwähnt, auf andere soll ganz verzichtet werden. Hätte Chebli damals nicht einen Tweet abgesetzt, wäre der Vorfall spätestens am nächsten Tag dem Vergessen anheimgefallen. Aber so erfuhren alle, dass sie unter Schock stehe in Folge einer angeblich sexistischen – tatsächlich absolut harmlosen – Äußerung des Vorsitzenden einer Konferenz, auf der sie einen Vortrag halten sollte. Hätte eine gute Freundin sie gefragt – „Sawsan, jetzt mal ehrlich, hast du dich nicht bloß darüber geärgert, dass dieser Typ dich nicht erkannt und beachtet hat? –, wäre es das gewesen mit der Freundschaft. Denn Narzissten haben kein Störungsbewusstsein. Sollte irgendwann doch einmal das Ende der Erfolgsspur erreicht sein, drohen ihnen Depression und Suizid.  

Seit‘ an Seit‘ mit dem Zeitgeist

Aber Chebli ist vor einem Absturz gut geschützt, denn sie reist nicht mit einem normalen SPD-Ticket, sondern genießt zusätzlich noch den Vorteil von fast allen Upgrades, die der Zeitgeist so zu bieten hat: Frau, Feministin, Muslimin, palästinensischer Migrationshintergrund, Kämpferin gegen Antisemitismus, Musterbeispiel für gelungene Integration trotz besonders erschwerter Ausgangsbedingungen – als zwölftes von dreizehn Kindern. Da hat es ihr offenbar auch nicht wirklich geschadet, sich als Mitglied einer notorisch sozialneidischen Partei mit einer Rolex am Arm im Werte von etwa 7.000 Euro zu zeigen. (Narzissten fällt es nun einmal schwer, sich empathisch in andere Menschen oder eben in die Seele einer Partei hineinzuversetzen.) Deutliche Pluspunkte in weiten Teilen der Öffentlichkeit und natürlich auch ihrer SPD dürfte sie dagegen als Opfer der leicht misslungenen G-Punkt-Satire verbucht haben. 

Vielleicht hat sie sogar gute Chancen, in ihrem Berliner Heimatwahlkreis als Kandidatin für die Bundestagswahl aufgestellt zu werden. Momentan sieht es allerdings noch danach aus, als müsste sie sich dazu in einer Kampfkandidatur gegen Bürgermeister Müller durchsetzen. Der dürfte es mittlerweile bereuen, Chebli trotz ihrer offenkundig schwachen Performance in seine Senatskanzlei geholt und ihr damit eine Plattform für die Kandidatur geboten zu haben. Oder ist er in dieser Angelegenheit eher Opfer? Denn es gehört ja zur DNA der Narzisstin, für die Erreichung ihrer Ziele die unterschiedlichsten Personen charmant um den Finger wickeln zu können. Aber: Wird das Leistungsprinzip in der Politik nicht ohnehin überschätzt? 

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Andreas Rühl / 14.10.2020

Liebe Frau Chebli, Auch ich schliesse mich den wenigen Kommentatoren an, die Ihren Wert für die Demokratie zu schätzen wissen und distanziere mich in aller Form von den maennerwitzischen, sexistischen Hasskomnentaren, die ihnen offen vorhalten, eine geschminkte dumme Pute zu sein. Ich hoffe sehr, dass sie es schaffen, ihren klugen Kopf in den Bundestag waehlen zu lassen und freue mich jetzt schon auf ihre jungfernrede, die bestimmt nicht mehr so heißen darf, und noch mehr hoffe ich, dass ueber ihrem Rednerpult dann Frau roth thront. Zwei Gesichter, die wie kein drittes die neue Bundesrepublik nach der großen Transformation repräsentieren, ein Land der unbegrenzten Aufstiegschancen auch fuer Menschen, denen einst eine bornierte Männerwelt die Karriere mit der diskriminierenden Ideologie der sogenannten fehlenden Eignung, seelischer Behinderung oder gar intellektueller Minderbegabung verwehrt hatte. Die zeiten sind vorbei. Endgültig. Und hierfür stehen sie wie keine zweite. Ab in den BT mit ihnen!

Sabine Schönfelder / 14.10.2020

Lieber Herr@Dollhopf, sollte ich noch einen anderen Artikel als „völlig überflüssig“ erachten, so sind Sie der ERSTE, dem ich das mitteile. Versprochen. Ich freue mich, daß Professor Meins so einen hohen Stellenwert in Ihrem persönlichen „Verteidigungs-Sensorium“ einnimmt; Sie jegliche Kritik an Herrn Meins fast persönlich nehmen. Bin ein direkter Mensch und kenne und schätze alle Autoren auf ihre Weise, sonst lümmelte ich nicht so oft auf diesem Blog herum. Dieses Forum lebt von der Meinungsvielfalt, Gott zum Segen! Meinung ist nicht per se objektive Bewertung, sondern auch individueller Geschmack. Bleiben Sie cool, lieber Herr Dollhopf, und tolerant. Ihre Kommentare sind auch meist HÖCHST individuell, und oft erstaunlich. Echte Dollhöpfe halt!

Helmut Ehmer / 14.10.2020

Frei nach dem Achse-Leser T. Taterka: Es war mir schon immer eine Freude, von ihrer Schöneit beschenkt zu werden. Ihre Klugheit ist ein Segen für alle, die da dürsten nach Wahrhaftigkeit.

Paul Siemons / 14.10.2020

Fr@nces Johnson, welchen Narren haben Sie denn an der Chebli gefressen? “Wenn sie in Israel eingewandert wäre [...]  würden wir sie alle bewundern. ” Geht’s denn noch? Mit den gleichen intellektuellen und weltanschaulichen Qualitäten würden wir sie auch dann nicht bewundern. Um es mit Frank Zappa zu sagen: “What’s the ugliest Part of your body? / What’s the ugliest Part of your body? / Some say your nose / Some say your toes / I think it’s your mind (Your mind) / I think it’s your mind, woo woo”

Dr. Karl Wolf / 14.10.2020

Das rot-rot-grüne Berlin hat nichts Besseres verdient, aber das Kind tut mir leid.

Heiko Loeber / 14.10.2020

“das zudem noch ausgesprochen hübsch anzuschauen ist” - Geht so. Schätze, dass Katarina Barley oder Manuela Schwesig in ihrem Alter wesentlich hübscher anzuschauen waren. Was mich betrifft, sind sie das auch heute noch.

B. Oelsnitz / 14.10.2020

Nachtrag (Nr. 1) - @ Uta Buhr: Hey, Hey, ... | Sie denken mit, dies ist mir schon länger aufgefallen. Zu Ihren Hey: - voll d’accord. Nur mal so, was soll die ganze Schminke nützen, eine Frau schaut man sich schließlich an, wenn sie aus der Badewanne steigt. Also, machen Sie weiter so.

Peter Bernhardt / 14.10.2020

Hey, hey,  Frances Johnson: Oscar Wilde der der coole Schwerenöter blickt durch: Wer eine gute, verständige und schöne Frau sucht, sucht nicht eine, sondern drei.

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