Herr Schulz warf der AFD neulich im Bundestag "Die Reduzierung komplexer Sachverhalte auf ein Thema", vor. Zu welch historischer Parallele er dann kam, lasse ich, um diese Verleumdung nicht zu wiederholen, hier weg. Das aktuelle "treuhändische" Anschmeicheln der SPD an die sächsischen Bürger ist aber doch nichts anderes. Die Stimmungslage der sächsischen Bürger, ich bin selbst einer, hat viel komplexere Ursachen. Natürlich haben bei vielen auch negative Nachwendeerlebnisse, auch welche mit der Treuhand, dazu geführt, gegenüber bundesdeutschen Institutionen und Parteien eine misstrauische und ablehnende Haltung zu entwickeln. Aber bei vielen Menschen sind es insbesondere die aktuelle Lebenssituation und die Auswirkungen einer abenteuerlichen Regierungspolitik (Euro, Energieumbruch, Dieselgrenzwertwahn und vor allem die Migrationspolitik, welche die Menschen auf die Straße führt. Ihr Regierenden, spart euch das Geld für die Wahrheitskommission und bleibt und schreibt lieber immer gleich die Wahrheit.
Wenn ich das Wort "Wahrheitskommission" lese, dann frage ich mich, ob ich im falschen Film sitze. Klingt wie "Wahrheitsministerium" . Ist Wahrheit jetzt der neue "politisch korrekte" Kampfbegriff gegen selbstständiges Denken und Reden?
Widerspruch, Herr Weisgerber,ich habe Köppings Buch (noch) nicht gelesen, in einem Radiointerview jedoch von dieser Frau Dinge gehört, die mit Erfahrungen der Jahre nach der Wende korrespondieren.Was der von mir sehr geschätzte Herr Schrröder als "verbreitet, aber in keinem Falle unanfechtbar belegt " bezeichnet, entsprciht den Erfahrungen vieler meiner Mit-Neubundeslandseute. Ihr Artikel verfällt hier auffallend in Framingmethoden der Qualitätsmedien: "galt bisher nicht als seriös.“ klingt verdächtig nach typischem bundesrpublikanischen AgitProp-sprech: Es ist hier ja nicht der Autor, der die fehlende Seriosität einer Aussage behauptet, sondern er lässt mit enem schwammigen "man" eine unangreifbare virtuelle "Mehrheit" sprechen - wer traute sich noch, gegen eine solche zu argumentiern. Zum "Tor zu Verschwörungstheorien" ist es dann nicht mehr weit, wie auch zum abgewandelten "Nazivergleich", indem die Südafrikanische Apartheit bemüht wird.Herr Weisgerber, die von Frau Köpping zu Recht beklagte mangelnde Rücksichtnahme auf ostdeutsche Befindlichkeit und die billigende Inkaufnahme des sozialen Abstiegs für breite Teile der ostdeutschen arbeitenden und später nicht-mehr-arbeitenden Bevölkerung habe ich als damaliges SDP-und späteres (mittelrweile ausgetretenes) SPD-Mitglied unter anderem bei der sichtlich widerwilligen Übernahme der Ost-Neusozialdemokraten in die SPD erlebt. Rücksicht auf mühsam selbstorganisierte und funktionierende Basisstrukturen und Beziehungen wurde da nicht genommen, die statutmäßigen Festlegungen der Westpartei waren Gesetz, eine mögliche Begegnung auf Augenhöhe und gemeinsame Neuaushandlung des Vorgehens in diesen komplizierten Fragen war für die Westgenossen eine offenbar untragbare Zumutung. Ähnliches wiederum bei der Auflösung der Akdemie, mit hoher Existenzrelevanz und daher intensiv erlebt und in unserem Fall sogar trotz sehr guter Evaluierung durch den West-Wissenschaftsrat.
Das Agieren der Treuhand, das in meine Augen durchaus pseudomafiöse Züge hatte, ist ein Fakt, den man leider hinnehmen muss. Eine Wahrheitskommission nützt da wenig. Doch will die Sachsen-SPD damit doch lediglich von wesentlich schlimmeren Fehlentscheidungen ablenken, die sie in jüngster Vergangenheit offenen Auges mitgetragen hat. Das wäre ein Ansatz, der aber in der dortigen Bevölkerung ohnehin nicht mehr ankommen würde. Die letzte Chance hatte die die SPD, die z.B. in Chemnitz den Oberbürgermeister stellt, im letzten Monat. Wäre OB Ludwig auf den Gedanken gekommen, den dortigen Mord durch die unter euphorischem Beifall der SPD einge"reisten" Neubürger selbst zum Anlass zu nehmen, um der Bevölkerung zu zeigen, dass die Schmerzlinie selbstmörderischer Toleranz gegen nicht Integrierbare deutlich überschritten wurde, hätte es eine letzte minimale Chance ihrer Glaubwürdigkeit gegeben. Wie die Verknüfung unserer Synapsen beim Begriff "Chemnitz" jedoch tatsächlich vorgenommen werden soll, kann man den Leitmedien entnehmen. Den Verfall dieser einst ehrwürdigen Partei sehe ich daher mit Befriedigung.
Hintergrund der Vorgehensweise seitens der SPD und Frau Köpping dürfte ein erneuter Versuch sein, die ostdeutsche Islamisierungsgegnerschaft als ein irrationales Phänomen hinzustellen. Demnach gilt es, die Ablehnung der Islamisierung unbegründet erscheinen zu lassen - weil ja auf keinen Fall der Islam zur Debatte gestellt werden darf - so dass man statt dessen eine ganz andere Ursache für die Ablehnung der überwiegend islamischen Migration ausfindig gemacht haben möchte. Der Zusammenhang zwischen Unrecht aus alten Zeiten der jungen Gesamt-BRD und Pegida ist jedoch nichts anderes als ein wirres und irreführendes Konstrukt. Es geht Frau Köpping und der SPD bei Licht besehen wieder einmal darum und höchstwahrscheinlich nur darum, die Migrationspolitik vor berechtigter Kritik zu bewahren. Allerdings werden sich die Ostdeutschen von der SPD kaum für so blöd verkaufen lassen, wie die SPD das gerne tun würde. Das Trapsen der Nachtigall ist gut zu hören.
Warum z.B. die Stufe 5 des AKW Greifswald stillgelegt und die betriebsbereite Stufe 6 gar nicht in Betrieb genommen wurden, ist mir heute noch ein Rätsel. Es waren die modernsten und sichersten AKWs Europas. Abgesehen von solchen Entscheidungen waren andere Betriebe Schrott, teilweise aus den 20iger Jahren und die Ausrichtung der DDR-Wirtschaft als Billiglohnland für den Westen, war nach der Währungsunion nicht mehr haltbar. Wesentlich für den Untergang der DDR war nicht die Planwirtschaft an sich, sondern dass diese ideologischen Vorgaben unterworfen wurde. Das führte zu einer Fehlinvestition nach der anderen und letztlich in die Pleite. Mit einer mit Verstand geleiteten Wirtschaft wären die geforderten Freiheiten von selbst entstanden bzw. der Unterdrückungsapparat wäre nicht nötig gewesen. Der DDR hat einfach ein Deng Xiaoping gefehlt. Die Parallelen zum heutigen Agieren der Altparteien sind die ideologischen Vorgaben, wie im Fall dieser "Wahrheitskommission", die die tatsächlichen Wahrheiten unterdrücken soll. Und schon wieder wird mit Ideologie in Bereiche der Wirtschaft hineingefuscht. Da klingeln nicht nur bei mir die Alarmglocken.
Die "Treuhand" war eine Institution im Stil der Zentralverwaltungswirtschaft - unter Ludwig Erhard wäre sie nicht denkbar gewesen.Die Wirtschaftsbetriebe gehörten, moralisch gesehen, ihren Arbeitnehmern und nicht "dem Staat", also auch nicht der BRD, die da nichts zu verkaufen hatte.Gut, das hätte viele Betriebe auch nicht gerettet; aber es hätte die Probleme für ihre Mitarbeiter überschaubar und nachvollziehbar gemacht.Der richtige Weg hätte darin bestanden, diese Betriebe in Genossenschaften umzuwandeln und von westdeutscher Seite eine Beratungsgesellschaft einzurichten, keine Verkaufsgesellschaft. Und das Minimum wäre ja wohl gewesen, den Arbeitenden ein Mitbetimmungsrecht einzuräumen, wie im Westen. Wollte man nicht, man wollte die totale Macht.Ein System, bei dem der Staat allein die Bevölkerung einfach nach Gutdünken rumschiebt, ist gescheitert. Ein System, bei dem Staat und Großkapitalisten die Bevölkerung gemeinsam rumschieben können, ist auch nicht besser - auch wenn Weißgerber das glaubt.
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