Thomas Rietzschel / 06.11.2018 / 12:00 / Foto: Stefan Klinkigt / 21 / Seite ausdrucken

Sag mir, was du isst!

Egal, wie sich die Amerikaner bei den heutigen Kongresswahlen, den „Midterms“, entscheiden, selbst wenn die Republikaner nicht so schlecht abschneiden sollten, wie es die deutschen Medien erwarten, die Demokraten in beiden Kammern – im Repräsentantenhaus wie im Senat – in der Unterzahl blieben, an SPON kann es dann nicht gelegen haben. Bis zur intellektuellen Erschöpfung macht die Online-Ausgabe des Spiegel seit Wochen Wahlkampf für die Partei der Clintons und Obamas, wenn auch von hinten durch die kalte Küche. Statt lange zu recherchieren, was für die Demokraten sprechen mag, heften sich die Reporter lieber an die Fersen Donald Trumps.

Noch am vergangenen Sonntag, zwei Tage vor der Wahl, holte Roland Nelles, Chefkorrespondent in Washington D. C., zu einem weiteren, vielleicht entscheidenden Schlag gegen die „Kampfmaschine“ aus. Was er gesehen habe, sei „die perfekte Show und viel Präsidenten-Kitsch“ gewesen, schrieb Nelles nach einem Auftritt Trumps in Pensacola, einer Kleinstadt Floridas: „Seine Fans rufen USA, USA. Eltern halten ihre Kinder in die Höhe, so als erwarteten sie den Segen des Herrn. Ein Alter winkt mit seiner Krücke.“

Und als ob das nicht schon genug des Schreckens wäre, erfahren wir überdies: „Der Mann ernährt sich von Coca-Cola, Steaks und Eis.“ Das schlägt dem Fass den Boden aus. Einem deutschen Journalisten, gebürtig aus Bonn am Rhein, kann es da nur kalt den Rücken herunterlaufen. Wo kommen wir, wo kommt die Welt hin, sollte Amerika abermals die Partei eines Präsidenten wählen, der Cola trinkt, keinen Bordeaux und keinen Riesling von der Mosel. Würde er doch wenigstens die Kartoffelsuppe bevorzugen, von der es heißt, die deutsche Bundeskanzlerin koche sie am liebsten.

So aber, bei Steaks und Eis, ist dem „Mann“ alles zuzutrauen. Nicht nur, dass während seiner Präsidentschaft – anders als unter der seines Vorgängers – die Wirtschaft zusehends wächst, die Arbeitslosigkeit sinkt, wie seit Jahrzehnten nicht mehr und er obendrein das aberwitzige Ziel verfolgt, krimineller Zuwanderung einen Riegel vorzuschieben – am Ende könnte er das Volk auch noch verführen, seine Partei wieder zu wählen.

Davor bewahre uns SPON. Selbst schon am Rand Intellektueller Erschöpfung, hat das Nachrichten-Portal noch in letzter Minute – kurz vor High Noon – sein Möglichstes getan, den Amis ein Licht aufzustecken, indem es die Gretchen-Frage stellte: Sag mir, was Du isst!

Foto: Stefan Klinkigt

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Leserpost

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Claudia Maack / 06.11.2018

Entweder es geht im Spiegel um Trump - oder darum, ob Herr Kashoggi gevierteilt, erwürgt, in Einzelteile zerlegt oder zum Frühstück verspeist wurde. Vermutlich hätte man es beim Spiegel gerne umgekehrt, aber den Gefallen wird man Nelles und Co wohl nicht tun.

Martin Müller / 06.11.2018

“Das US-Wahlrecht muss dringend geändert werden. So, dass wir mitwählen dürfen.” Wenn man Journalisten wie Kleber zuhört, dann ist das schon so…

Karla Kuhn / 06.11.2018

“„Der Mann ernährt sich von Coca-Cola, Steaks und Eis.“ Das schlägt dem Fass den Boden aus. Einem deutschen Journalisten, gebürtig aus Bonn am Rhein, kann es da nur kalt den Rücken herunterlaufen. Wo kommen wir, wo kommt die Welt hin, sollte Amerika abermals die Partei eines Präsidenten wählen, der Cola trinkt, keinen Bordeaux und keinen Riesling von der Mosel. Würde er doch wenigstens die Kartoffelsuppe bevorzugen, von der es heißt, die deutsche Bundeskanzlerin koche sie am liebsten.”  Coca Cola, so beobachte ich immer wieder beim einkaufen, scheint das Lieblingsgetränk vieler Deutscher aber auch vieler Migranten zu sein. Steak liegt regelmäßig auf dem Grill und Eis essen in Deutschland ebenfalls Millionen Menschen. Ich würde Trump noch zu Eisbein mit Sauerkraut und Kartoffelklößen raten, typisch deutsch, denn er hat ja deutsche Wurzeln, da beißt die Maus keinen Faden ab.  Der deutsche Journalist weiß eben nicht , WAS wirklich gut schmeckt.  Es ist bemerkenswert, wie sich so mancher an Trump abarbeitet.  Ich vermute mal, er nimmt alles als Kabarett.

Marc Blenk / 06.11.2018

Lieber Herr Rietzschel, die Auflagen sinken. Die einzig denkbare Rettung für dieses Käseblattes wäre der öffentlich - rechtliche Status und die Finanzierung per Demokratieabgabe. Bis dahin gilt: koksen für den Weltfrieden.

Elmar Schürscheid / 06.11.2018

Ich habe das Gefühl dass sich die Leute vom Spiegel hauptsächlich durch die Nase ernähren.

klaus Blankenhagel / 06.11.2018

Weshalb Merkel nur Loeffel kann!

Constanze Rüttger / 06.11.2018

Nicht auszudenken was passiert, wenn auch noch herauskommt, dass Trump womöglich raucht und Alkohol trinkt.

Gernot Radtke / 06.11.2018

Hübscher Text, an den sich natürlich die Frage anschließt: Was essen sie eigentlich bei SPON, wo sie fühlig und selbstgefällig im Gedärm der Macht und nicht weit entfernt vom Weltanus sitzen?

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