Sächsische Schweiz: Bilder der Verwüstung

Unsere Foto-Galerie zeigt, was das Nationalpark-Konzept „Natur Natur sein lassen" in der Sächsischen Schweiz hinterlassen hat. Das ganze Ausmaß dieser bewusst in Kauf genommenen Verwüstung wird einem erst richtig klar, wenn man diese einzigartige Landschaft aus vergangenen Jahrzehnten kennt, wie der Autor und Fotograf dieses Beitrages.

Ich habe seit einem Jahr bereits mehrfach über die derzeitige Situation der Wälder in der Sächsischen Schweiz berichtet (hier, hier, hier, hier, hier und hier). Vor ein paar Tagen habe ich nun den Teil der Hinteren Sächsischen Schweiz aufgesucht, der mit am schwersten von den verheerenden Waldschäden betroffen ist. Das ganze Ausmaß dieser bewusst in Kauf genommenen Verwüstung wird einem erst richtig klar, wenn man diese einzigartige Landschaft aus vergangenen Jahrzehnten kennt.

Wenn Sie die Bildergalerie oben durchklicken, sehen Sie Fotos von meiner Wanderung durch den Hinteren Wildensteiner Wald – oder das, was noch davon übrig ist – beginnend am Eichenborn (Kleiner Winterberg) auf dem Königsweg, vorbei am Frienstein in Richtung Bloßstock/Affensteine. Der Königsweg, der bei meiner Wanderung vor einem Jahr (am 3. Mai 2022) zwischen Frienstein und Eichenborn völlig unpassierbar war, ist jetzt wieder einigermaßen begehbar, die schlimmsten Stellen sind freigeschnitten.

Letztes Jahr war dort absolut kein Durchkommen möglich, und der Weg war deshalb von der Nationalparkverwaltung gesperrt worden. Die verheerenden Brände im letzten Sommer hatten sich übrigens – wie man auf einigen der Bilder sehen kann – von der Felskante unterhalb des Affensteinmassivs bis runter zum Königsweg durchgefressen. Und es ist noch immer genug Brennmaterial vorhanden für die nächsten schweren Waldbrände – vor denen uns der Himmel bewahren möge. 

Es möge sich anhand dieser Bilder jeder selbst sein eigenes Urteil darüber bilden, ob das seit über 30 Jahren bestehende Nationalpark-Konzept „Natur Natur sein lassen“ (also Nichtstun und Verwilderung), das letztendlich zu dem gegenwärtigen traurigen Zustand dieser grandiosen Landschaft geführt hat, hier das richtige Konzept ist – oder ob die Umwidmung in einen „Naturpark“ mit Waldpflege, aktivem Waldumbau, einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und echtem Natur- und Artenschutz – wie es die Bürgerinitiative „Naturpark Sächsische Schweiz“ fordert, nicht die bessere Alternative wäre.

Übrigens: Der Königsweg, der vor einem Jahr infolge des kilometerlangen undurchdringlichen Totholzdickichts gänzlich unpassierbar war, wurde zwar jetzt freigeschnitten – wenn auch an einigen Stellen nur sehr notdürftig –, Stämme, Derbholz und Reisig sollen allerdings nicht aus den Arealen entfernt werden, sondern bis zum St.-Nimmerleinstag dort so liegengelassen werden (bis sie kompostiert sind, was u.U. mehrere Jahrzehnte dauern kann). Hier greift plötzlich wieder das Konzept „Natur Natur sein lassen“ – dabei außer acht lassend, dass es sich hier seit Jahrhunderten um eine Kulturlandschaft und mitnichten um reine, unberührte Natur handelt. Eines der großen Probleme bei dieser Natur-Natur-sein-lassen-Strategie, die auf aktive Waldumbaumaßnahmen verzichtet, ist jedoch, dass als Nachfolgegeneration der toten Fichtenwälder an vielen Stellen und flächendeckend wieder nur ausschließlich Fichten wachsen und damit eine neue Artenvielfalt nicht entstehen kann – in 50 Jahren hat man dann wieder das gleiche Borkenkäferproblem wie heute. 

Und: Nein, mit dem Klimawandel hat das wenig bis nichts zu tun.

 

.................................................

Nachtrag: 

Obwohl die Tschechen ebenso große Probleme mit großflächigen Waldschäden haben wie ihre deutschen Nachbarn, gehen sie jedoch mit ihren Wäldern komplett anders um. Offensichtlich halten sie nicht viel von Konzepten wie „Natur Natur sein lassen“ – wie in der Sächsischen Schweiz.

Hier ein Foto von heute aus dem Raum Chřibská, am Rand des Nationalparks Böhmische Schweiz gelegen. Komplette Totholzareale sind beräumt, Baumsetzlinge wurden neu gepflanzt (u.a. Weißtannen) und teilweise mit Drahtgittern/Drahtzäunen gegen Tierverbiss gesichert. Ein neuer Mischwald aus Birken, Fichten, Lärchen, Berg-Kiefern, Weißtannen, Ebereschen, Salweiden und Rotbuchen wächst bereits heran. Auch eine neue reichhaltige Bodenvegetation entwickelt sich. So sieht aktiver Waldumbau aus, liebe deutsche Freunde!

(Und, lieber Leser Peter Heuer: Wie ein englischer Garten sieht’s trotzdem nicht aus, gell?)

Foto: Stefan Klinkigt

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

A.Schröder / 07.05.2023

Urwald, Naturwald, so muß es aussehen. Sonst wäre es ein Schloßgarten oder Wald zur reinen Holzerzeugung. Nach der reinen Logik, je ein Drittel wächst neu, ist in Blüte und auch Tod. Ein Steppenbrand gehört da genauso dazu. Nicht alles so kurzfristig sehen und bewerten. Mehrere hundert, besser tausend Jahre bach beurteilen.

Rainer Irrwitz / 07.05.2023

wer eine agressive Invasion der Muselmanen für eine “bunte Gesellschaft” hält, wer meint der Wolf in unseren Wäldern wäre “Natur” der versteht eben nicht was eine Biosphäre ist. Letztlich ist es die Sehnsucht verblödeter Städter nach einer heilen und gerechten Welt die unsere Zivilisation zerstören wird. Ein gepflegter und nachhaltig bewirtschafteter Wald ist eben voll “Nazi”. Wir sind doch schon soweit dass das Nichtstun durch Ahnungs- und Machtlosigkeit als aktives, bestimmtes Handeln dargestellt wird:  “wir schaffen das”.

Johannes Schumann / 07.05.2023

Ich halte von dem Konzept auch nichts. Sicherlich waren und sind Fichtenmonokulturen ein Problem, aber das hat man doch schon vor 30, 40 Jahren erkannt und man handelt doch. Das muss sich natürlich rausschleichen und man kann von jetzt auf gleich eine 180°-Wende (bzw. 360° in Baerbockisch) hinlegen. Und von einem Extrem ins andere zu schlittern ist nie gut. Ich war jetzt viermal im Harz seit Ostern, zum Wandern. Dort sieht es ziemlich übel aus an manchen Stellen. Und dort liest man auch von “Natur Natur sein lassen”. Ich frage mich bei dem ganzen Totholz: Brechen sich dort Hirsch und Reh nicht die Beine? Auch ist es schade, um das Holz, denn man hat sie es mal angebaut, damit man es Jahrzehnte später erntet. Es wäre mehr als klug, einen Großteil des Holzes zu ernten und wenigstens als Feuerholz zu nutzen und die Freiflächen für die Laubbäume zu nutzen. Man müsste jetzt mal anfangen. Absurd finde ich, wenn mir dann Schautafeln beim Wandern erklären wollen, dass ich keine Bananenschalen in den Wald werfen solle, da es dort 4 Monate später immer noch nicht zersetzt sei. Aber das Totholz braucht doch Jahre! Natürlich werfe ich nach wie vor meine Bananenschalen (und auch Apfelgriebsche) in die Natur und natürlich so, dass man der Anblick nicht stören kann. Sachsen und auch der Harz sind ja eher konservative Regionen, aber dennoch haben die sich von links-grünen Bessermenschen diesen Unsinn andrehen lassen. Anstatt Pflanzaktionen mit anderen Baumarten, wird großflächig ideologischer Unsinn fabriziert und dem Borkenkäfer gehuldigt.

Peter Heuer / 07.05.2023

Fällt mir schwer auf den Bildern “Verwüstung” zu erkennen. Der Nationalpark ist doch kein englischer Garten.

Sirius Bellt / 07.05.2023

Am besten mit dem Harvester rein. Alles rausholen, danach den Boden gründlich zubetonieren. Dann hat die ordnungsliebende Seele endlich Ruhe und “böse” Waldbrände haben auch keine Chance mehr.

Dietrich Herrmann / 07.05.2023

Und schauen Sie bitte mal alle in den Harz. Quadratkilometerweise Totholz und aus der Audio-Touristenberieselung wird erklärt, dass das alles in paar Jahren wieder Wald sein wird. Die halten uns alle für blöde…

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Stefan Klinkigt / 11.02.2023 / 06:20 / 44

Sächsische Schweiz: Der Nationalpark-Frevel

Es reicht nicht, einer Region das Etikett „Nationalpark“ anzukleben und es dann sich selbst zu überlassen. Das haben die Waldbrände in der Sächsischen Schweiz gezeigt,…/ mehr

Stefan Klinkigt / 22.11.2019 / 09:00 / 41

Deutschland an einem ganz normalen Herbsttag…

Gestern, Donnerstag, 21. November 2019, nachmittags, 14:17 Uhr. Deutschland hat in diesem Moment einen Elektroenergiebedarf von 73,4 Gigawatt (GW).  Davon werden bereitgestellt (aus fossilen/nuklearen Quellen*):…/ mehr

Stefan Klinkigt / 04.08.2019 / 06:15 / 27

Ein Genie, das niemals in seinem Leben Anerkennung fand

„Hätte man Mozart wegen „wahnhaften Komponierens“ einsperren können? Karl Hans Janke wurde 1949 wegen „wahnhaften Erfindens“ und diagnostizierter Schizophrenie in die Psychiatrie eingewiesen. Immer wieder forderte er…/ mehr

Stefan Klinkigt / 25.01.2019 / 16:00 / 39

Deutschland an einem ganz normalen Wintertag

Gestern, Donnerstag, 24. Januar 2019, mittags 12:31 Uhr. Deutschland hat in diesem Moment einen Elektroenergiebedarf von 71,3 GW.  Davon werden bereitgestellt (aus fossilen/nuklearen Quellen)*: •…/ mehr

Stefan Klinkigt / 13.04.2016 / 06:00 / 0

Endlich: Die Talkshow ohne Worte

Unser Karikaturist Stefan Klinkigt verfolgt regelmässig die Nachrichten und politischen Gesprächsrunden im Fernsehen. Das Mienenspiel der handelnden Personen hat ihn in dieser Woche mal wieder…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com