Der Finanzvorstand des Energieversorgers RWE hat vor Strom-Abhängigkeit vom Ausland gewarnt. Der gleichzeitige Atom- und Kohleausstieg und der langsame Ausbau von Erneuerbaren und Netzen bringe die Versorgungssicherheit in Gefahr. „In allen Szenarien, in denen Deutschland nichts für die Versorgungssicherheit tut, würden wir uns vom Ausland abhängig machen“, zitiert „Tagesspiegel BACKGROUND Energie & Klima“ Markus Krebber, der gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Rolf-Martin Schmitz den zweitgrößten deutschen Energieversorger leitet. Wegen seiner geografischen Lage mitten in Europa könne sich Deutschland durch ausländische Quellen absichern. Dies sei jedoch auf Dauer keine Lösung. Deutschlands Verhältnis zu seinen Netznachbarn gilt als heikel. Das Land hat sich bei seinen Nachbarländern unbeliebt gemacht, weil es immer wieder sonnen- und windbedingte Stromüberschüsse in ihre Netze drückt.
Krebber äußerte gegenüber „Tagesspiegel BACKGROUND Energie & Klima“ auch Zweifel, ob die deutsche Energiebranche „ohne ein geeignetes Marktdesign“ ausreichend in Gaskraftwerke investieren wird, die nur zeitweise am Netz seien dürfen. Der Finanzvorstand verglich die Situation in Deutschland mit der Energiestrategie Großbritanniens, die deutliche Unterschiede aufweist. Das Vereinigte Königreich baut zwar auch die erneuerbaren Energien (vor allem Offshore-Windparks) aus, setzt jedoch weiter auf Kernenergie und hat einen Kapazitätsmarkt für die Versorgungssicherheit eingeführt.
Auch für die Verbraucher wird die deutsche Energiewende zunehmend zur Belastung. Nach Angaben der Vergleichsportale Verivox und Check24 hat der Preis einer Kilowattstunde Strom kürzlich einen Rekordwert von 29,42 Cent erreicht. Noch nie war Strom für Privathaushalte in Deutschland so teuer. Laut dem Internetportal t-online.de ist der Strompreis im März den siebten Monat in Folge gestiegen. „Dieser Anstieg wird sich auch in den kommenden Monaten weiter verfestigen“, zitiert t-online.de einen Unternehmensvertreter von Verivox. Viele Grundversorger hätten weitere Preiserhöhungen angekündigt. Deutschland hat bereits die höchsten Strompreise in Europa. Lediglich in Dänemark müssen die Verbraucher ähnlich viel für Strom zahlen.