Seit Jahrhunderten stehen die Russlanddeutschen unter Verdacht. In der Sowjetunion immer und überall, dass weiß ich, weil in unserem Haus 1962 Russlanddeutsche mit zwei Mädchen im selben Alter wie ich war, eingezogen sind. Die kamen mit Sondergenehmigung von Chrutschow durch das Rote Kreuz, wegen ihrer im II WK verlorenen Tochter die als HH Hilfe bei Deutschen Offizieren arbeiten musste, Habe durch diese Menschen einen unglaublichen Familienzusammenhalt erleben dürfen und gleichzeitig auch die immer währende Sehnsucht auch bei den zwei jungen Mädchen, die nach dem Krieg mit ihrer Mutter nach Usbekistan weggeschleppt wurden, während der Vater in einen Lager in Sibieren jahrelang unschuldig einsitzen musste. Diese Familie hat mir gezeigt, wie durch Krieg eine ganze Familie über Länder verschleppt, auseinander gerissen, zusammengefunden und trotz all dieser furchtbaren Erlebnisse, zurück zur Familienliebe gefunden hat. Da wurde jedes Wochende im Kreise der Familie gefeiert und ich durfte als 16 jähriges Mädchen dabei sein. Bei Hausbewohnern wurde diese Familie diffamiert, mit die bekommen alles in den Hintern geschoben, was nicht stimmte. Die Kinder als die arbeiten konnten, haben ihren kompletten Lohn in die Familienkasse gegeben und dann wurde entschieden was gebraucht wird, Sparsamkeit hatten sie sowieso gelernt, auf Grund ihres schweren Lebens. Für jeden Tag den ich in dieser Familie verbringen durfte bin ich noch heute dankbar!
Die Ausfälle gegen die Russlanddeutschen sind m.E. eine Projektion des nationalen Selbsthasses einiger grünlinker Möchtegern-Kosmopoliten und - “Europäer” auf die Spätaussiedler, die “nur” Deutsche sein wollen. Die Deutschen wurden gerufen undwanderten in Russland in weitgehend menschenleeres, von Nomaden bewohntes Land ein,wie es Lev Tolstoi in seiner Parabel, ” Wieviel Erde braucht der Mensch?“beschreibt, nicht um in einem Sozialsystem gepäppelt zu werden. Sofern sie nicht einer im Reich (heiliges römisches deutscher Nation) verfolgten religiösen Minderheit angehörten, integrierten sie sich sehr wohl, behielten zwar ihren Glauben bei, gingen aber der autochthonen russischen Bevölkerung nicht mit andauernden Forderungen nach Sonderrechten auf die Nerven.
“Arbeit ist des Lebens Zierde”. Und wie an anderer Stelle berichtet wurde: Statistische Erhebungen zeigen, dass Arbeits rechts macht. Zum Glück haben unsere orientalischen und affrikanischen Neubürger dazu eine ganz andere Einstellung.
Liebe Frau Schmalz, allein der Begriff ‘Überasimilation’ zeigt, wie krank unsere Gesellschaft ist, insbesondere aber diejenigen ihrer Teile, die tatsächlich solches als Vorwurf erheben. Asimilation bedeutet nicht Aufgabe von Persönlichkeit, sondern im Falle des freien Westens (noch) die Wahrnehmung der Chancen ihrer Entfaltung. Und daran hat die deutsche ‘Linke’ gar kein Interesse. Die stört nur bestimmte politische Präferenzen. Wer sich im Gegesnatz dazu dem Herdentrieb der Linken anschließt, der hat seine Persönlichkeit schon aufgegeben. Wo könnte es mehr Asimilation in die Uniformität geben als in deutschen linken Milieus? Für diese Milieus muss ein Migrant allem deutschen gegenüber natürlich feindlich eingestellt sein, so wie das linke Milieu selbst. Man hat auch Verständnis mit Vergewaltigern, Messerwerfern, Bahnstupsern, islamistischen Teroristen. Alles prima, solange antideutsch, antiwestlich und antisemitisch.
Ich kann mich noch daran erinnern, dass es Anfang bis Mitte der 90er Jahre ein paar Probleme mit russischstämmigen Jugendlichen gab, die mit ihren Familien hierher kamen. Da kam plötzlich die Angst vor Jugendkriminalität und Ghettobildung auf. Aber ab Ende der 90er wurden diese Probleme weniger und sind heute nicht mehr existent. Ganz im Gegenteil. Die russischen Jugendlichen sind als Erwachsene bestens integriert, sprechen akzentfreies Deutsch, gehen Arbeit nach und vermitteln nun ihren eigenen Kinder die Werte, die für eine demokratische Gesellschaft nötig sind. Und das Ganze ohne große Hilfe von außen. Aber da ja heutzutage manche Politiker Leute, die arbeiten gehen, bereits “Rechtslastigkeit” andichten, steht natürlich auch der böse Russe unter Generalverdacht.
Ich habe etwas Bedenken, ob Frau Schmalz mit ihrem Thema ausgerechnet an der vor Ideologen wimmelnden linken Kaderschmiede Vidriana gut aufgehoben ist- sie bringt das Kunststück fertig, eine der größten Gruppen, nämlich die der Bessarabiendeutschen und deren Schicksal unter den Zaren sowie nach dem Hitler-Stalin-Pakt von 1940 noch nicht mal zu erwähnen. Statt “Heim ins Reich” gab es ein Vegetieren in Lagern der neu eroberten Ostgebiete, die Männer fanden sich unversehens mit Eisenhut und Flinte an die Fronten verteilt und für alle galt: Wehe, sie fielen der heranrückenden Roten Armee in die Hände, denn Stalin hatte eine etwas eigenwillige Auffassung davon, wer unter die Bestimmungen des Paktes von 1940 fiel und behandelte sie zumeist wie Entlaufene, die im Gulag noch nacherzogen werden mußten, schlag nach bei Solschenizyn. Immerhin- ein “Privileg” haben die hart geprüften Bessarabiendeutschen: Ihre Männer sind im japanischen Meer UND im Atlantik ersoffen, in Sibirien UND in der Finnmark erfroren, ihre Leichen haben die Erde im Kaukasus UND in Frankreich gedüngt. Hat nicht jede Volksgruppe…
Die Zoffjet-Deutschen sehen sich einer weich gewaschenen grün-rot-linken Republik gegenüber, die sie sich patriotischer und stolzer gewünscht hätten. Folglich gibt es ideologische Anknüpfungspunkte an das “neue” Putin-Russland, das die nationalistischen , russ. Tendenzen fördert. Putin wird als ein Deutschbeein-flusster gesehen. Selbstverständlich weiss jeder Bürger um seine längere Vergangenheit als KGB-Offizier in der DDR. In den Köpfen von Deutschrussen vermi-schen sich die Gefühle eines russischstämmigen Patrioten mit einem tradierten, deutschen Patriotismus. Es ist nicht so, dass sich beides ausschließt. Im alten Zaren-Russland waren viele deutsche Adelige und Bürgerlicher in Russland und für das Zarenreich tätig. Die Zarin Katharina hat die Tore nach Europa weit auf-gestoßen, ohne russische Interessen zurückzustellen. Russische Politik-Bestimmer sehen Westeuropa seit Hunderten von Jahren als natürliches Einflussgebiet. Auch in den Köpfen der Russlanddeustchen dürften Spuren davon noch heute vorhanden sein. Der Hauptanreiz der Zuwanderung sind soziale und kulturelle Qualitätsunterschiede zum Osten. Viele Russen sind bessere Gesamteuropäer als Westeuropäer es je sein werden: Mangels Desinteresse für die weiten Osten. Der beginnt an den Flüssen Bug und Narew. Bis dorthin geht Mitteleuropa. Osteuropa endet—nach russ. Begriffen—an der Trennlinie zu Asien , also im Ural.
In meiner direkten Nachbarschaft leben einige Russlanddeutsche und in meinem Bekanntenkreis ebenfalls. Sie zeichnen sich allesamt durch außerordentlichen Fleiß, traditionellem Familiensinn und Erfolg im Berufsleben aus. Alles Eigenschaften mit denen man heutzutage verdächtig macht.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.