Nach dem Vorstoß ukrainischer Truppen ins russische Gebiet Kursk ist in der Region der Ausnahmezustand verhängt und der Schutz für das dortige Atomkraftwerk erhöht worden.
Der geschäftsführende Gouverneur des Gebiets Kursk, Alexej Smirnow, habe nach dem ukrainischen Angriff den Notstand verhängt. Angaben des russischen Gesundheitsministeriums zufolge seien durch ukrainischen Beschuss im Kursker Gebiet mehr als 30 Menschen verletzt worden. Darunter sei auch der bekannteste Kriegskorrespondent des russischen Fernsehens, Jewgeni Poddubnyj. Das Staatsfernsehen habe gemeldet, er werde in einem örtlichen Krankenhaus behandelt.
Parallel dazu habe die russische Nationalgarde den Schutz für das Atomkraftwerk Kursk verstärkt, das vier Blöcke und eine Leistung von fast zwei Gigawatt hat und sich nur gut 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt befindet. Außerdem wären zusätzliche Kräfte für die Bekämpfung von Sabotage- und Aufklärungstrupps in den Gebieten Kursk und Belgorod herangezogen worden, hieß es in einer amtlichen Mitteilung.
Tags zuvor hätten ukrainische Truppen unterstützt von Panzern und Artillerie die russische Grenze vom Gebiet Sumy aus bei Sudscha überschritten und Berichten zufolge mehrere Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht. Nach russischen Angaben seien gut 1.000 ukrainische Soldaten an der Operation beteiligt. Unbestätigten Berichten zufolge wären sie dabei bis zu 15 Kilometer in Richtung des Atomkraftwerks vorgedrungen.
Unmittelbar hinter der Grenze könnte demnach auch die Gasmessstation Sudscha unter ukrainische Kontrolle geraten sein. Über diese laufe der Transit von russischem Erdgas durch die Ukraine und weiter in die Slowakei und nach Österreich. 2023 wurden auf diesem Wege trotz des laufenden Krieges 14,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die Europäische Union transportiert.
Die Behörden in Kiew hätten die Situation im Gebiet Kursk zunächst nicht kommentiert. Der ukrainische Generalstab hätte seinerseits über starken russischen Gleitbombeneinsatz im grenznahen Bereich des an Kursk grenzenden Gebiets Sumy berichtet. Es seien allein dort etwa 30 Gleitbomben abgeworfen worden. Zudem sei demnach ein halbes Dutzend Orte durch russische Artillerie beschossen worden.
Angesichts der schweren Kämpfe im russischen Nachbargebiet Kursk und des russischen Beschusses sollen die ukrainischen Behörden Evakuierungen weiterer Orte in der Grenzregion Sumy angeordnet haben. Die Maßnahmen beträfen 23 Siedlungen, wie der Militärgouverneur von Sumy im ukrainischen Fernsehen mitgeteilt hätte. Etwa 6.000 Menschen, darunter mehr als 400 Kinder und Jugendliche, sollen aus der grenznahen Region in Sicherheit gebracht werden.
(Quelle: faz.net)