Henryk M. Broder / 03.11.2011 / 05:31 / 0 / Seite ausdrucken

Ruf! Ihn! An!

Die Kanzlein hat derzeit alle Hände voll zu tun. Sie muss ihre Koalition retten, sie muss den Euro retten und sie muss das Klima retten. Außerdem bereitet sie die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns vor. Dennoch hat sie vor kurzem die Zeit gefunden, den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu anzurufen, um ihm mitzuteilen, dass ihr “jegliches Verständnis” für die Entscheidung der israelischen Regierung fehle, in Gilo, einer Trabantenstadt zwischen Jerusalem und Bethlehem, 1100 weitere Wohnungen zu bauen. Das Gespräch hat unter vier Ohren stattgefunden. Über den Inhalt wurde am Tag darauf in allen Zeitungen berichtet.

Und dann dauerte es nicht lange, bis man in einer israelischen Tageszeitung lesen konnte, die Bundesregierung sei über die israelische Siedlungspolitik im Ostteil Jerusalems dermaßen verärgert, dass sie erwäge, keine U-Boote mehr an Israel zu verkaufen.

So weit, so gut. Auch wenn Gilo nicht im Osten, sondern im Südwesten von Jerusalem liegt, in einem Gebiet, das im Falle eines Abkommens zwischen Israel und den Palästinensern bei Israel bleiben würde.
Es könnte freilich auch sein, dass die israelische Bautätigkeit im Osten bzw. Südwesten von Jerusalem nur ein Vorwand ist, um die Israel zugesagten U-Boote nicht auszuliefern, weil ein anderer Interessent aufgetaucht ist, der möglicherweise mehr bietet. U-Boote sind ja keine Gegenstände des täglichen Bedarfs. Jedes wird in Handarbeit hergestellt.

Ende Oktober kam der stellvertretende iranische Wirtschaftsminster Mohammad Reza Farzin nach Berlin, wo er mit dem Vorsitzenden des Außenpolitischen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz, Gespräche über einen Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik und der Islamischen Republik Iran führte. Beide Teilnehmer zeigten sich über den Verlauf der Begegnung überaus zufrieden.

Und nun warten wir darauf, dass die Kanzlerin zum Telefon greift und den iranischen Präsidenten anruft, um ihm mitzuteilen, sie erwäge die Zusammenarbeit auszusetzen, aus Verärgerung darüber, dass die iranische Regierung Terrorgruppen wie die Hamas und die Hisbollah unterstützt. Hier die Telefonnummer: 0098 21 64 451.

© Die Weltwoche, 4.11.2011

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Henryk M. Broder / 03.04.2024 / 12:00 / 120

Kein Freibrief von Haldenwang

Von „Verfassungshütern“ wie Thomas Haldenwang geht die größte Gefahr für Meinungsfreiheit und Demokratie in unserem Land aus. Wenn die Bundesrepublik eine intakte Demokratie wäre, dann…/ mehr

Henryk M. Broder / 12.03.2024 / 14:00 / 62

Christian Wulff: Liechtenstein? Nein, danke!

Unser beliebter Ex-Präsident Christian Wulff hat Angst, Deutschland könnte auf das Niveau von Liechtenstein sinken. Das kleine Fürstentum hat auf vielen Gebieten längst die Nase…/ mehr

Henryk M. Broder / 07.03.2024 / 16:00 / 19

Aserbaidschanische Kampagne verhindert Armenien-Debatte

Eine in Berlin geplante Buchpräsentation und Diskussion über bedrohtes armenisches Kulturgut konnte aus Sicherheitsgründen nur online stattfinden. Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP)…/ mehr

Henryk M. Broder / 04.03.2024 / 14:00 / 23

Michael Blume: Vom Zupfgeigenhansl zum Ersten Geiger?

In der Dienstzeit des Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume hat die Zahl antisemitischer Straftaten in Baden-Württemberg erfolgreich zugenommen. Aber der Mann hat andere Sorgen. Ende Dezember letzten…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 12:15 / 35

Eilmeldung! Herr Schulz ist aufgewacht!

Im Büro der Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann war nach einem Bericht von Achgut.com die Luft heute morgen offenbar besonders bleihaltig. Richtet man…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 06:00 / 125

Frau Strack-Zimmermann hat Cojones, ist aber not amused

Es spricht für Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ), dass sie mein Schaffen verfolgt. Deshalb hat sie noch eine Rechnung mit der Achse offen. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) hat…/ mehr

Henryk M. Broder / 22.02.2024 / 10:00 / 80

No News aus Wolfsburg in der Tagesschau

In Wolfsburg stellt sich der VW-Chef auf die Bühne, um Weltoffenheit zu demonstrieren. Die Belegschaft hat derweil andere Sorgen. Die Tagesschau meldet, auch an diesem Wochenende hätten tausende…/ mehr

Henryk M. Broder / 18.02.2024 / 11:00 / 57

Eine Humorkanone namens Strack-Zimmermann

Ja, wenn einem deutschen Politiker oder einer deutschen Politikerin nichts einfällt, irgendwas mit Juden fällt ihm/ihr immer ein. Dass immer mehr Frauen in hohe politische…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com