Vera Lengsfeld / 25.09.2024 / 14:30 / Foto: Montage achgut.com / 98 / Seite ausdrucken

Rücktritt bei den Grünen? Ein Ablenkungsmanöver

Nicht die grüne Parteispitze ist es, die zurückzutreten hätte. Die hat mehr oder weniger nur als Sprechpuppe agiert. Nein, die grünen Minister und ihre Politik sind das Problem. Sie müssten sich von ihrer verfehlten Politik verabschieden. Doch das ist nicht in Sicht.

Seit heute rauscht es wieder gewaltig im staatsnahen Medienwald. Die grüne Parteispitze ist nach den jüngsten Wahlniederlagen geschlossen zurückgetreten. Der Grünen-Sprech wird 1:1 übernommen und wird nicht hinterfragt. Da ist neben Verantwortung für die Partei von der Notwendigkeit neuer Gesichter die Rede. Ricarda Lang widerspricht sich aber zugleich selbst, wenn sie „unfassbar“ stolz darauf ist, „was wir in den letzten Jahren als Bundesvorstand geschafft haben“. Warum dann der Rücktritt? 

Bei der nächsten Bundestagswahl „geht es nicht um irgendeine Wahl“, sondern darum, ob Deutschland, in dem Land „mit der größten Verantwortung in Europa…weiterhin gute Politik“ gemacht wird, oder ob sich die durchsetzen, die „den Rückschritt wollen“. Im Klartext: Wir haben die gute, die richtige Politik gemacht und wollen dafür sorgen, dass die Kritiker dieser Politik sie nicht korrigieren können. Was sind die Bausteine dieser „guten Politik“? Laut Nouripour „Frieden, Freiheit. Gerechtigkeit und Klimaschutz“. 

Frieden? Die ehemals pazifistische Partei gehört heute zu den strammsten Kriegsbefürwortern. Wenn man Anton Hofreiter, die Speerspitze derer, die bereit sind, die Ukraine bis zum letzten Ukrainer zu verteidigen und strikt jede Verhandlung ablehnen, zuhört, wird einem bange um die Zukunft unseres Landes. Wenn das den Grünen jemand in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts vorausgesagt hätte, wäre der als übelster Nestbeschmutzer gebrandmarkt worden.

Frieden? Freiheit? Gerechtigkeit?

Ich erinnere mich an eine Veranstaltung der Partei, auf der mein Kollege Gerd Poppe und ich gerade aus Bosnien zurückgekommen waren, wo wir den Eintritt Kroatiens in den Krieg miterleben mussten. Aus dem, was wir dort gesehen hatten, dass die Bewohner eines Dorfes, die dabei waren, abgeschlachtet zu werden, sich zum Lager der Unprofor flüchten wollten, nicht eingelassen und dann vor dem Zaun unter den Augen der jungen britischen Soldaten abgeschlachtet wurden, die nicht eingreifen durften, haben wir dafür plädiert, die UNO-Truppe mit einem „robusten Mandat“ auszustatten, das den Soldaten ermöglichen würde, die Zivilbevölkerung zu schützen. Da brach ein grünes Erdbeben der Stärke 10 los. Wir wurden als Kriegstreiber beschimpft und unter hysterischen Geschluchze beschuldigt, die Partei zerstören zu wollen. Heute muss mit ähnlichen Reaktionen rechnen, wer für Diplomatie statt Taurus plädiert.

Freiheit? Die Ampel, in der die Grünen mitregieren, hat die Meinungsfreiheit so sehr eingeschränkt, dass es inzwischen verboten ist, einen biologischen Mann als solchen zu bezeichnen. Wer weiter der Meinung ist, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt, wird inzwischen als rechts, rechtsaußen oder sogar rechtsextrem stigmatisiert und muss mit Überwachung durch den Verfassungsschutz rechnen, der längst zum Regierungsschutz geworden ist.

Gerechtigkeit? Während die Erneuerbare-Energien-Lobby immer reicher wird, verarmen die Normalbürger, weil sie die höchsten Strom- und Heizungskosten Europas berappen müssen und die daraus folgende Verteuerung des Lebensunterhalts nicht mit wachsenden Gewinnen aus staatssubventionierten Energiewendeprogrammen ausgleichen können. Nie ist die Kluft zwischen Neureich und Normalverdiener so groß gewesen wie nach drei Jahren Ampel.

Keine Rede mehr vom Umweltschutz

Klimaschutz! Die grüne Zukunft, die durch den Rücktritt der Parteispitze gesichert werden soll, ist unbezahlbar. Es wird keine hundertprozentige Energieversorgung durch „Erneuerbare“ geben, außer die Gesellschaft ließe sich auf den von Wirtschaftsminister Habeck verkündeten Wahnsinn ein, nur noch zu produzieren, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint. Das Scheitern der sogenannten Energiewende ist bereits absehbar, sie soll aber nach Willen der Grünen betrieben werden, bis der „ökologische Umbau“, mit dem sie die beabsichtigte Deindustrialisierung Deutschlands bezeichnen, perfekt ist. Die Frage, wie Deutschland dann seiner „größten Verantwortung“ nachkommen soll, Hauptzahlmeister für Europa und Ober-Entwicklungshelfer der Welt zu sein, stellt sich den Grünen offensichtlich nicht. 

Haben die beiden grünen Vorsitzenden etwas nicht erwähnt? Richtig: Von Umweltschutz ist in der ehemaligen Umweltpartei nicht mehr die Rede. Der Klimaschutz ist zum größten Umweltvernichter mutiert, nicht nur in Deutschland, wo inzwischen ganze Wälder zerstört werden, um Windräder zu errichten und ganze Auen für Solarfelder zur Wüste gemacht werden. Auch in Namibia soll ein Naturpark dem grünen Wasserstoff geopfert werden.

Die Außenpolitik wurde von den beiden Vorsitzenden auch nicht erwähnt. Offenbar wussten sie nicht, was sie dazu sagen sollten, dass Annalena Baerbock das Außenministerium zum Korruptions-Stadl gemacht hat, dass sie afghanische Männer – vor denen von berufener Seite gewarnt wurde, es könnten sich gewaltbereite Terroristen unter ihnen befinden – seit Monaten unkontrolliert in Deutschland einfliegen lässt.

Dinieren mit Antisemiten

Baerbock hat die „humanitäre Hilfe für den Gaza-Streifen weiter finanziert, nachdem schon bekannt war, dass die Hamas am Ende den Mammutanteil dieses Geldes kassierte. Jüngst hat sie sich zum Abendessen mit propalästinensischen „Aktivisten“ getroffen, die inzwischen dazu übergegangen sind, Politiker zu bedrohen, ihre Häuser zu beschmieren und Journalisten zu verfolgen, um herauszufinden, wo sie wohnen. Unter den Opfern befand sich auch der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck. Das geschah in Berlin, wo Baerbock mit den Antisemiten dinierte.

Nicht die grüne Parteispitze ist es, die zurückzutreten hätte. Die hat mehr oder weniger nur als Sprechpuppe agiert. Nein, die grünen Minister und ihre Politik sind das Problem. Die Wähler haben ganz demokratisch entschieden, dass ihnen das grüne Angebot nicht zusagt und sich nach Alternativen umgeschaut.

Das Problem ist auch nicht, dass den Wählern grüne Politik nicht gut genug erklärt wurde. Nein, sie haben genau verstanden, wohin die grüne Zukunft führt und haben sie abgewählt. Neue Gesichter werden den Grünen nicht helfen. Sie müssten sich von ihrer verfehlten Politik verabschieden. Das haben sie nicht vor, wie der Rücktritt des grünen Vorstands unmissverständlich klar gemacht hat. 

 

Vera Lengsfeld, geboren 1952 in Thüringen ist eine Politikerin und Publizistin. Sie war Bürgerrechtlerin und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Von 1990 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages zunächst bis 1996 für Bündnis 90/Die Grünen, ab 1996 für die CDU. Seitdem betätigt sie sich als freischaffende Autorin. 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.

Foto: Montage achgut.com

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Dr. med Benedikt Scherer / 25.09.2024

Herzlichen Dank für diesen tollen Artikel.  Ich schreibe schon den ganzen Tag: Die Grünen Faschisten widern mich an. Aber ich, als AFD Wähler der ersten Stunde, musste mir anhören, ich sei Faschist und Nazi. Einer, den der echte (ZDF) linksextreme Böhmermann, den zu bezahlen ich gezwungen werde, ja sofort Keulen würde. Diese erbarmungslos Mitleidlosigkeit mit den mittlerweile tausenden Opfern als Folge der Gewaltexplosion bei vollkommen unkontrollierter Massen-Zuwanderung, nicht nur der direkten und indirekten Grünen, sondern v.a. ihrer Wähler, 85% von allen Wählern: ekelhaft, unfassbar ekelhaft. Ich hatte im Laufe der Jahre 5 Patenschaft für Kinder aus Simbabwe, u.a. zwei gute jüdische Freunde und habe als Arzt (angestellt und moderat entlohnt) 35 Jahre versucht, die Idee Karl Poppers umzusetzen: Möglichst wenig Leid für möglichst viele Menschen. Aber Versager und Labertaschen wie Habeck, Baerbock, Kühnert nennen uns AFD Wähler Nazis. Das Schlimmste jedoch war, dass mich langjährige Freunde auch so nannten. 85% der Deutschen Souveräne haben diese Menschenverachtende Politi gewählt, frei und geheim und immer wieder. Shame on you! Ihr 85%. Ich bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn ich an Euch denke. Es schüttelt mich. Der emotionale Ausbruch: Bitte um Verzeihung. Aber das kommt jetzt Alles so richtig hoch.

U. Prengel / 25.09.2024

@S. Schleizer: Also bei Frau Lang von “nicht mehr tragbar” zu reden ist schon an Humor kaum zu überbieten. Und dann noch “die fetten Jahre sind für die Grünen vorbei” in dem Zusammenhang ist GENAU MEIN HUMOR!

WF Beck / 25.09.2024

Wer CDU)CSU bei der nächsten BTW wählt, bekommt die grüne Politik im gleichen Gewande. Merz, ist doch nur ein nach rechts blinkender Populist. An wahren Veränderungen ist in der Union niemand interessiert. Wenn dieses Land seinen Stellenwert in der Welt wieder erhalten will, muss die grüne Religion verschwinden, genau so wie der mittelalterliche ISLAM.

Daniela Pröpper / 25.09.2024

Die Grünen hatten schon immer einen Hang zu Gewalt und ein Affinität zu Waffen. Man denke nur an General Bastian, der Petra Kelly und dann sich sest erschoss.

Andreas Bitz / 25.09.2024

Rücktritt? Die beiden Garanten für die physikalisch unvermeidbare Talfahrt der Grünen unter 5 % (Gravitation) treten nicht zurück, sie stellen sich wohl eher nicht mehr einer Wiederwahl. Hoffentlich hält wenigstens Eskia durch…

Helmut Kassner / 25.09.2024

Der Vorstand der Grünen ist doch für die Politik der Grünen völlig unerheblich. Die Politik bestimmen doch ganz andere ( Habeck, Bärbock usw.) Das ist ja der Trick bei der Trennung von Amt und Mandat. Eigentlich müssten die Grünen Regierungsmitglieder zurücktreten weil sie verantwortlich sind für die Misserfolge und nicht der Vorstand. Was die Machterlangung und- Erhaltung betrifft sind die Grünen Spitze, da haben sie von diktatorischen Regimes genau das Richtige abgeschaut. Aber dieser Sachverhalt wird nicht beleuchtet.

Vera Margraf-Gerdau / 25.09.2024

Frau Ilona Grimm, hat schon jemand in einem Video oder TV-Auftritt Habecks ständig herumirrenden Blick bemerkt? Er kann nicht ein einziges Mal seinen Blick stillhalten oder fixieren. Warum hat bisher noch kein Menschenkenner, Verhaltensforscher, Psychologe o.ä. darüber berichtet und entsprechend analysiert?

Vera Margraf-Gerdau / 25.09.2024

Ich antworte auf den Kommentar von Markus Knust - genau meine ersten Gedanken als ich heute von diesem Rücktritt erfahren habe. Der Weg ist nun frei für die Koalition Habeck-Merz mitsamt grüner US-Blackrock-Strategie. Meine Befürchtung: Merz wird irgendwann nächstes Jahr 70 und überlässt nach kurzer Zeit Herrn Habeck den Vortritt als Kanzler. Also alles andere als eine gute Nachricht heute Morgen.

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