Gunnar Heinsohn
Den Israel-Hass von Thomas Jakob Augstein (*28. Juli 1967) soll man nicht kleinreden. Aber eine ganz spezielle Vorbelastung muss man zu seinen Gunsten schon vorbringen. Rudolf Augstein (1923-2002), der zwar nicht sein biologischer Vater sein soll, ihn aber doch beeinflusst hat, spricht seinerzeit rührend offen davon, dass er gegen Juden einfach wüten muss, ihm gleichzeitig aber peinlich ist, damit nicht aufhören zu können. Noch als Siebzigjähriger beherrscht ihn diese Zwanghaftigkeit, wie er am 15. Oktober 1993 in der ZEIT bekennt: „Aber eines muß ich schon sagen. Es hat mir nicht gefallen, daß ich gegen den Judenstaat so in Stellung war.“
Rudolf Augstein ändert sich nicht mehr und lebt im journalistischen DNA des SPIEGEL mächtig fort. Wenn nun fast eine ganze Redaktion gescheiter Zeitgenossen sich vom Erbe des Alten nicht freimachen kann, wie soll dann Jakob Augstein das schaffen?
Beim Eingeständnis von Rudolf Augstein, dass er einfach gegen Juden vorgehen muss, ist Jakob gerade 26 Jahre alt. Wenn der Alte nie mehr geheilt wird von der Obsession, dass ein Tausendstel der Menschheit, gegen das sich 90 von 100 Ausrottungsdrohungen richten, das Unglück der Welt sei, wie soll dann der Junge mit gerade 45 Jahren schon weiter sein?