Die früheren Washington Redskins sind nicht das eindrucksvollste Team in der National Football League (NFL). Aber sie haben sich zum Woke-Champion aufgeschwungen. Nach dem Abschied vom Traditionsnamen kommt jetzt der Abschied von einer anderen Football-Tradition: Die Cheerleader werden aufs Altenteil geschickt. Es hat sich ausgetanzt, ausgehüpft und ausangefeuert. Die amerikanische Hauptstadt mausert sich zur Hauptstadt der Wokeness. Selbst im Weißen Haus hat sich ein nie zuvor gekannter Gender- und Hautfarbenreichtum eingefunden.
Die Rothäute haben schon lange für Ärger gesorgt. Einmal natürlich wegen ihrer mäßigen fußballerischen Leistungen. Aber – viel wichtiger – wegen ihres Namens mit der bedenkenlos klassischen Beschreibung der amerikanischen Ureinwohner als Redskins. Dazu das Federschmuck-Logo, das keinen Zweifel daran ließ, dass mit den Rothäuten nicht etwa unter Bluthochdruck leidende Bleichgesichter gemeint waren, sondern eben Leute, die man früher Indianer nannte.
Ach, was waren das noch für Zeiten, als Old Shatterhand seinen Apachen-Freund Winnetou seinen „roten Bruder“ nannte und Winnetou den schlagkräftigen Sachsen als seinen „weißen Bruder“ bezeichnete! Heute müssten sich die Washington Redskins wohl am wokesten die Washington First Nations nennen, nach der in Kanada üblichen politisch korrekten Form. Man hat sich – von dieser ausländischen Alternative offenbar wenig begeistert – übergangsweise auf den knochentrockenen Begriff „Washington Football Club“ verständigt. Gesucht wird noch etwas Schmissigeres, ein Name, der die Spieler zu Höchstleistungen anfeuert.
Es hat sich ausgepuschelt
Das ist umso wichtiger, als die Anfeuerungsrufe und Anfeuerungstänze der hübschen Cheerleader in Zukunft fehlen werden. Wo man sich unter Mühen dem Rassismus-Vorwurf entzogen hat, soll nun auch gleich der Sexismus-Vorwurf erledigt werden. Also zwei Fliegen mit einer Klappe. Man folgt damit dem Beispiel jener Miss-Wahlen, die inzwischen auf die Badeanzug-Auftritte der Bewerberinnen verzichten. Die inneren Werte sind seither entscheidend, ein schwerer Schlag für diejenigen Bewerberinnen, die sich zuvor auf ihre äußeren Werte konzentriert haben. Immerhin, sie können mit ihren inneren Werten weiter über den Laufsteg schreiten.
Diese Chance haben die Cheerleader (oder sollte man von Cheerleaderinnen sprechen?) allerdings nicht. Wenn sie nicht mehr cheerleadern dürfen, bleibt ihnen nur noch der Weg nach Hause oder als normale Zuschauerinnen auf die Sitzplätze im Stadion. Woher der Sexismus-Vorwurf kam, der die Washingtoner Cheerleader vertreibt, kann man nur vermuten. Jedenfalls dürften die Beschwerden nicht von den Cheerleadern selber gekommen sein. Könnte es sein, dass die Beschwerden aus Kreisen kamen, die weder über die äußeren Werte der Cheerleader noch über die inneren Werte der Misswahl-Teilnehmerinnen verfügen?
Wie auch immer: Sollte es die Washingtoner Footballer einmal nach Deutschland verschlagen, womöglich nach Augsburg, so könnten sie bedenkenlos im Hotel Maximilian's absteigen, seit es nicht mehr Drei Mohren heißt. Man stelle sich vor, sie wären früher, als sie noch die Washington Rothäute waren, womöglich begleitet von einer Reihe Cheerleader, bei den Drei Mohren abgestiegen! Ein schauriger, alles verschlingender Abgrund an Rassismus und Sexismus hätte sich aufgetan. Da läuft es einem noch nachträglich eiskalt über den Rücken.