Rainer Bonhorst / 23.04.2022 / 10:00 / Foto: Marty Portier / 27 / Seite ausdrucken

Ringelpiez mit Panzern

Die Panzer, die die Ukraine erreichen, können so tun, als hätten sie mit uns gar nichts zu tun. Es sind also So-tun-als-ob-Panzer, eine neue Kategorie in der Wehrtechnik. So wird der Kindergarten, eine deutsche Erfindung, zur deutschen Staatsraison.

Da fragt man sich ein Leben lang: Was genau bedeutet eigentlich Ringelpiez mit Anfassen? Im Laufe der Jahre stellt man fest, dass diese Redewendung verschiedene Interpretationen zulässt. Seine tiefste, nämlich militärpolitische Bedeutung aber erlangte der Ringelpiez erst jetzt dank der Panzer-Politik unseres Bundeskanzlers und seiner übersensiblen Sozialdemokratie.

Ehe wir die deutsche Panzer-nicht-für-die-Ukraine-Verrenkung näher betrachten, widmen wir uns zunächst dem Ringelpiez als solchem. Er ist in seiner unschuldigsten Form ein kindlicher Kreistanz, also ein Ringelrein, mit Gesang, also mit Piez (ein Wort slawischen Ursprungs), bei dem sich die Kindlein die Händchen halten (also anfassen). Die erwachsene Variante des Ringelpiezes mit Anfassen, ist nicht so unschuldig. Man fasst sich nicht nur bei den Händen, sondern erfreut sich eines Reigens im Sinne Arthur Schnitzlers

Hier tut sich eine Parallele zum Bäumchen-wechsel-dich auf, das es ebenfalls in kindlich-unschuldiger einserseits und in erwachsener, keineswegs unschuldiger Form andererseits gibt.

Nun aber zur aktuellsten und tiefsten Bedeutung des Ringelpiezes oder des Bäumchen-wechsel-dich. Die Sache spielt sich, wenn ich den Windungen des geringelten Piezes richtig folge, etwa so ab: Slowenien liefert T2-Panzer an die Ukraine, weil unsere Regierung keine dorthin liefern dürfen will. Dafür liefern wir Schützenpanzer nach Slowenien, weil wir das mit gutem Gewissen tun dürfen. Weil aber Slowenien im Sinne eines Gegengeschäfts seine Panzer in die Ukraine liefert, ist es fast so, als wären es Panzer von uns, die da in der Ukraine ankommen. Aber nur fast. Denn die Panzer, die die Ukraine erreichen, können so tun, als hätten sie mit uns gar nichts zu tun. Es sind also So-tun-als-ob-Panzer, eine neue Kategorie in der Wehrtechnik. 

Die Tarnung ist einfach zu durchsichtig

Der strategische Vorteil der So-tun-als-ob-Panzer ist der, dass auch die Regierung so tun kann, als ob sie nicht täte, was sie nicht tun dürfen möchte. Aber sie tut es doch, weil sie es tun muss, damit sie in der Welt nicht völlig als Tunix dasteht. Die So-tun-als-ob-Panzer und die Tut-so-als-ob-Regierung wollen bei dieser Aktion unter das militärische Prinzip des „Täuschen und Tarnen“ fallen. Aber sie fallen damit durch, weil sich von diesem Ringelpiez niemand täuschen lässt. Die Tarnung ist einfach zu durchsichtig.

Natürlich könnte man auch sagen: Die Regierung spielt mit ihren Panzern Blinde Kuh? Also Taschentuch vors Augenpaar und nichts Unangenehmes sehen. Auch das würde passen, genauso wie der Ringelpiez und das bereits ins Spiel gebrachte Bäumchen-wechsel-dich. Welchen Begriff man auch wählt: Wir befinden uns hier eindeutig auf einem Kinderspielplatz. Allerdings handelt es sich um einen auf allerhöchster politischer Ebene. Um einen partei-, staats,- europa, und weltpolitischen Kinderspielplatz. 

Der Ordnung halber muss noch festgehalten werden, dass es sich bei dieser hochrangigen Kinderei nicht um einen Ringelpiez mit Anfassen handelt, sondern um einen Ringelpiez ohne Anfassen. Keiner der Ringelpiez-Spieler möchte das heiße Eisen Ukraine anfassen. Olaf Scholz schon gar nicht. Er hält sich fern und spielt das Fräulein-rühr-mich-nicht-an. Derweil wird der Kindergarten, eine deutsche Erfindung, zur deutschen Staatsraison.

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W. Renner / 23.04.2022

Deutschland und die EU tun schliesslich im Ringelpietz auch so, als würden sie Russland sanktionieren, während sie mit einer Öl- und Gasmilliarde täglich dem Psycho-Vlad sein Gemetzel finanzieren, welches sie mit Slowenischen Panzern dann stoppen wollen. Parallel dazu, könnte man ja auch noch Karotten nach Dschibouti liefern, damit die uns dafür russischen Weizen kaufen. In der Klappse würden sie in der Aufnahme fragen, wann sich diese wirren Gedanken zum ersten Mal verfestigt haben.

giesemann gerhard / 23.04.2022

@Peer D.: So sprechen Soldaten, die den Kopf hinhalten sollen. Bin voll bei Ihnen. Schwere Waffen sind Unsinn, weil der russische Bär hat mehrere und schwerere. Der putzt die schweren Waffen der Ukrainer weg wie nichts. Was er nicht so leicht ab kann, das sind die Abwehrwaffen wie Javelin, Milan, stinger. Da kann man auch den Nachschub bewirken, zur Minderung des Gefechtswertes der Russen - denn ohne Mampf kein Kampf. Zudem müssen die Ukrainer den Russen verklickern, dass ihre geliebte russische Sprache keineswegs “verboten” ist in der UA, wie auch. Und sie müssen das denen auf RUSSISCH verklickern. Denn die können alle russisch. Putin Lügen strafen, das ist die Devise und die stärkste Waffe, das schwerste Geschütz. Die Ukrainer schreiben genauso kyrillisch wie die Russen, die Serben auch. Das sollte doch möglich sein, oder? WIR haben da nichts zu suchen, ist deren Sache, kyrillischermaßen. Und der Kyrill I. von Moskau soll den Weihrauchkessel derart schwenken, dass er ihnen an die Birnen fährt - das erhöht das Denkvermögen. Morgen gilt für alle diese Orthodoxen: Христос воскрес! Воистину воскрес! “Christus ist auferstanden - er ist wahrhaftig auferstanden”. Na, mal sehen. Sprich: “Christos woskrjes - waistinu woskrjes” - weiß du’s nu? Hergottnochmal. Und er Moslem schaut zu, mit Interesse, wie 1453, 1683, ... .

Gudrun Meyer / 23.04.2022

Scholz hat wahrscheinlich keine andere Möglichkeit, als in jede Richtung ein “rührt-mich-nicht-an!” zu signalisieren. Der Ukraine-Krieg gefährdet akut und unabhängig von mutmaßlich russischen Kriegsverbrechen mindestens Polen, die baltischen Länder, Deutschland, Tschechien und Slowakien, vielleicht auch Österreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn, kurz: Mitteleuropa. Niemand in diesen Ländern möchte im nächsten Butscha leben, bzw. bald gelebt haben. Die mitteleuropäischen Regierungen müssen sich jeden kleinsten Schritt genauestens überlegen. Dafür sorgen die Situation und die geopolitische Gefährdung der genannten Länder.  Das mit dem Ringelpiez und dem Bäumchen-wechsel-dich ist ganz lustig, dass “die Politik” von teils gefährlich infantilen Persönlichkeiten abhängt, halte ich für weniger lustig. Putins Unberechenbarkeit wird vielleicht von einer Krankheit oder den Medikamenten dagegen verschlimmert. Er hatte doch immer so ein hageres, kantiges Gesicht, aber inzwischen ist es ein Mondgesicht. Da gibt es ein medizinisches Problem, das in der dt. Öffentlichkeit unbekannt ist und das auch die, die davon wissen, nicht in politische Berechnungen einbeziehen können.

Claudius Pappe / 23.04.2022

Viele neue Kommentatoren die diesen Krieg mit Waffen unterstützen wollen…........................................... Ich bin erschüttert….................................. Herr @ Müller : Für den Mai sind noch keine Gaskontingente gebucht worden…Warten wir es ab.

RMPetersen / 23.04.2022

Ich möchte nicht, dass die Ukraine Russland mit deutschen Panzern beschiesst.  Ist das denn so schwer zu verstehen? Sollte die Russen UNS (oder Verbündete wie Polen) angreifen, sollten wir uns wehren und die unterstützen. Aber schon bei einem militärischen Konflikt zwischen Russland und dem NATO-Mitglied Türkei bin ich zögerlich. Sollten wir wirklich deutsche Soldaten dafür sterben lassen, dass Erdogan und Putin sich bekriegen?

giesemann gerhard / 23.04.2022

Panzerfahren muss man können, das können eben nur die deutschen Panzerfahrer. Sollen deutsche Panzergrenadiere wieder gegen Russland fahren? Wie blöd ist das denn. Propagandistisch ein gefundenes Fressen für Putin.

Arne Ausländer / 23.04.2022

Kommando zurück! T-Online ist doch nicht (so) dumm. Laut Wikipedia wurden T-72-Panzer auch in Jugoslawien gebaut, und damit wird die Lieferung aus Slowenien verständlich. Es bleibt trotzdem der Transit durch Ungarn - soll vielleicht so die Lieferung bis zum Ende der Kampfhandlungen in der Ukraine verzögert werden? (Man könnte natürlich auch - mit einigem Aufwand - Ungarn umfahren.)

Arne Ausländer / 23.04.2022

T-Online schreibt in der Tat, der Tausch liefe über Slowenien. Aber stimmt das wirklich? Es war doch bislang von der Slowakei die Rede. Die hat eine Grenze zur Ukraine, die war Teil des Warschauer Paktes und hat daher Waffen aus sowjetischer Produktion. Aber das ehemals jugoslawische Slowenien? Da müßte man zur Ukraine noch durch Ungarn. Und haben die dort wirklich sowjetische Panzer?—Sollten die “Experten” von T-Online etwa Slowakei und Slowenien verwechseln? Ich werde jetzt das schöne Wetter nutzen, mein Job ist es ja nicht, das zu recherchieren. Heut Abend schau ich mal nach…

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