Gastautor / 05.01.2025 / 10:00 / Foto: Jody Lee Smith / 72 / Seite ausdrucken

Richtige Fragen, falsche Fragen, Nebelkerzen

Von Andreas Zimmermann. 

Wer sich auf stille, aber falsche Grundannahmen verlässt, stellt meist die falschen Fragen. Die richtige zu Corona heißt beispielsweise: Gab es überhaupt eine Pandemie? Und zu Magdeburg: Warum müssen deutsche Weihnachtsmärkte geschützt werden, ungarische aber nicht?

Auf Karl Valentin geht das schöne Zitat zurück „Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.“ Und weil das heutzutage dank des Internets und der sozialen Medien auf fast alle Themen zutrifft, möchte ich mich heute weniger auf das Sagen, sondern stattdessen auf das Fragen konzentrieren. Zu diesem Thema gibt es zahlreiche Zitate, die betonen, wie wichtig es ist, die richtigen Fragen zu stellen. So hat der französische Ethnologe Claude Lévi-Strauss einen Wissenschaftler nicht etwa anhand seiner Ausbildung oder Reputation, sondern folgendermaßen definiert: „Der Wissenschaftler ist kein Mensch, der die richtigen Antworten gibt, sondern einer, der die richtigen Fragen stellt.“ Der deutsche Psychologe Rainer Mausfeld nähert sich dem gleichen Thema gewissermaßen von der anderen Seite, wenn er sagt: „Wenn sie dich dazu bringen können, die falschen Fragen zu stellen, müssen sie keine Angst vor den Antworten haben.“ 

Beide Ansätze sind gleichermaßen wichtig, wenn man politische und gesellschaftliche Diskussionen zu praktisch jedem Thema verstehen will. Während Fragen aus verschiedenen Gründen falsche Fragen sein können, ist der Zweck falscher Fragen allzu oft, von den richtigen Fragen abzulenken, so dass diese gar nicht erst gestellt werden (natürlich werden falsche Fragen oft genug auch schlicht aufgrund von Blödheit gestellt).

Häufig handelt es sich bei den richtigen Fragen um übergeordnete Fragen, deren richtige Beantwortung die gesamte Diskussion in einen anderen Kontext stellen würde. Am besten hat diesen Mechanismus vielleicht Noam Chomsky beschrieben: „Der schlaueste Weg, Menschen passiv und gehorsam zu halten, ist, das Spektrum an akzeptabler Meinung streng zu beschränken, aber eine sehr lebhafte Debatte innerhalb dieses Spektrums zu ermöglichen – sogar die kritischeren und die Ansichten der Dissidenten zu fördern. Das gibt den Menschen ein Gefühl, dass es ein freies Denken gibt, während die Voraussetzungen des Systems durch die Grenzen der Diskussion gestärkt werden.“

Die übergeordnete Frage: Gab es eine Pandemie?

Betrachtet man seine Aussagen während der Corona-Pseudopandemie, dann muss man leider zu dem Schluss kommen, dass Chomsky sein eigenes Zitat offensichtlich nicht verstanden hat. Dabei stellt die Corona-Pseudopandemie das beste Beispiel aus der jüngeren Zeit dar, um diesen Mechanismus zu veranschaulichen. Denn auch wenn es während dieser Zeit reichlich politmediale Versuche gab, Diskussionen völlig zu unterdrücken, wie Lothar Wielers berühmten Auftritt mit der Aussage „Diese Regeln werden wir noch monatelang einhalten müssen“, so Lothar Wieler: „Die müssen also der Standard sein. Die dürfen nie hinterfragt werden. Das sollten wir einfach so tun“. 

So gab – und gibt – es ja trotz allem und nach wie vor zahlreiche Diskussionen, etwa zur Frage, ob Masken die Ausbreitung respiratorischer Viren beeinflussen, welche Maßnahmen angemessen und welche übertrieben gewesen wären, oder auch, ob die Nutzen-Kosten-Bilanz der sogenannten „Covid-19-Impfstoffe“ positiv oder negativ sei. Aktuell flammt gerade wieder einmal die Frage auf, ob, und wenn ja, aus welchem Labor SARS-CoV-2 eigentlich stammt.

Alle diese Fragen und Diskussionen ergeben aber überhaupt nur dann Sinn, wenn man stillschweigend davon ausgeht, dass es so etwas wie eine Pandemie überhaupt gab. Die übergeordnete Frage, die man in diesem Fall stellen und richtig beantworten muss, und auf die Thomas Maul hier auf der Achse des Guten am beharrlichsten hingewiesen hat, lautet daher: Gab es eine Pandemie? Und sofern man damit meint, dass ein Erreger Auswirkungen auf die Morbidität und Mortalität auf Bevölkerungsebene haben muss, gibt es nur eine Antwort auf diese Frage: Nein, es gab keine wie auch immer geartete Corona-Pandemie, auch wenn die Tagesschau dies auch Anfang 2025 nach wie vor wahrheitswidrig behauptet.

Aber das muss sie natürlich auch, denn würde der öffentlich-rechtliche Rundfunk zugeben, dass die sogenannte „Corona-Pandemie“ eine reine polit-mediale Erfindung war, dann würde das ganze, auf Lügen gebaute Kartenhaus, das der ÖRR seit nunmehr vier Jahren unterstützt, zusammenfallen. Und damit würde – und sollte – sich auch jede weitere Diskussion zur angeblichen Sinnhaftigkeit irgendwelcher Maßnahmen von Schulschließungen über „Maskenpflichten“ bis zur fürchterlichen Impfpflicht für Soldaten und Mitarbeiter des Gesundheitswesens erübrigen.

Welche stille Grundannahme ist unterlegt?

Wenn es keine Pandemie gab, können Maßnahmen nicht richtig sein – und schon allein die Frage, ob eine Maßnahme gegen „die Pandemie“ wirksam oder unwirksam war, ergibt keinen Sinn, wenn es nie eine Pandemie gab. Das Einzige, was dann bleibt, sind die furchtbaren gesundheitlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schäden, die die Verantwortlichen absichtlich und unabsichtlich angerichtet haben. Und dieses Urteil gilt für alle Fragen und Diskussionen, die auf der Grundlage gestellt und geführt werden, dass es eine Pandemie gegeben hätte.

Deshalb ist es so wichtig, sich bei politischen Diskussionen nicht durch die übliche Kakophonie in den Medien ablenken zu lassen, sondern sich bei jedem Thema zunächst zu überlegen, welche stille Grundannahme eigentlich getroffen beziehungsweise welche übergeordneten Fragen nicht gestellt werden. Denn genau dieses Problem zeigte sich nicht nur bei der polit-medialen Behandlung der Corona-Pseudopandemie, sondern bei fast jedem politischen oder gesellschaftlichen Thema und mustergültig gerade auch wieder bei der Diskussion über den jüngsten Terroranschlag in Deutschland, der Mord- und Terrorfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt mit fünf Toten und unzähligen Verletzten.

Zunächst wurde heftig diskutiert, ob es sich bei dem Attentäter um einen verdeckten Islamisten oder doch um einen Anhänger von AfD und Elon Musk handelt, nur um die Diskussion etwas später zu der Frage abzuleiten, ob denn das Sicherheitskonzept des Magdeburger Weihnachtsmarktes angemessen gewesen wäre (z.B. hier hinter Bezahlschranke, Überschrift und Teaser sind aber völlig ausreichend). 

All diese Scheindiskussionen und sinnlosen Fragen lenken letztlich aber wie bei Corona nur von der entscheidenden Frage ab, die eigentlich die Grundlage jeder Diskussion zu diesem Terroranschlag bilden sollte. Und weil ich anfangs geschrieben habe, dass ich mich in diesem Artikel auf das Fragen konzentrieren möchte und ohnedies jeder die Antwort kennt, werde ich an dieser Stelle auf die Antwort verzichten und die Frage für sich stehen lassen: Warum benötigen Weihnachtsmärkte in Deutschland überhaupt ein Sicherheitskonzept, Weihnachtsmärkte in Ungarn dagegen nicht? 

Das ist die übergeordnete Frage, die nicht nur am Beginn jeder Diskussion zum Terroranschlag in Magdeburg stehen sollte, sondern die auch jeder Wähler am 23. Februar für sich beantworten sollte, bevor er seine Stimme abgibt.

 

Andreas Zimmermann ist promovierter Naturwissenschaftler und lehrt an einer deutschen Hochschule. Er schreibt hier unter einem Pseudonym.

Foto: U.S. Marine Corps photo by Lance Cpl. Jody Lee Smith - Gemeinfrei, via Wikimedia Commons

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A. Ostrovsky / 05.01.2025

@Franz Lagler . >>Wie haben die geimpften Israelis die Corona-Maßnahmen überstanden? Sind diese mit denen in Deutschland und Österreich vergleichbar?<< ## Ich habe eher eine andere Frage: Gibt es in Israel Ungeimpfte? Aus welchen Gründen? Religion? Wie ist man mit denen umgegangen? Hat man sie bedrängt, ausgegrenzt, stigmatisiert, als Tyrannen bezeichnet?

Franz Lagler / 05.01.2025

Wie haben die geimpften Israelis die Corona-Maßnahmen überstanden? Sind diese mit denen in Deutschland und Österreich vergleichbar?

Sam Lowry / 05.01.2025

O.K., eine Frage noch: “Wird das Außenministerium zu “Firma Röhrich, Gas, Wasser, Scheiße” umfunktioniert?”

Sam Lowry / 05.01.2025

Die wichtigste Frage überhaupt: “Könnte man die Sanitäranlagen nicht am Rande des Dorfes planen?”

Okko tom Brok / 05.01.2025

Vielen Dank für den hervorragenden Text, der ganz im Sinne des „Sokratischen Fragens“ dazu anleitet, viel mehr zu fragen als immer schon alles zu „wissen“.

Talman Rahmenschneider / 05.01.2025

Zusatz: Ich mag jetzt den Lauterbach auch nicht so sehr, würde aber steigern: Schlecht, lauterbacher, am spahnsten. Daher ist es ausgeschlossen, dass ich die CDU wähle. Das ist aber nur ein Grund.

Talman Rahmenschneider / 05.01.2025

Gut und dynamisch von Dr. Zimmermann geschrieben sowie ebfs gute Kommentare. Eine Pandemie von Viren, die hämorragisches Fieber erzeugen, wäre tatsächlich gefährlich. Nur reisen die nicht so rasch. Die mit Concorde Reisenden mutieren dafür schneller und sind in der Regel Atemwegs- bzw. Grippeviren. Es ist also im Prinzip überschaubar. Nach zwei Jehren klang auch die “Spanische Grippe” langsam aus sowie alle asiatischen Pandemien (Ende der Achtziger 19. Jh, Ende der Fünfziger und Ende der Sechziger 20. Jh). Ein Sonderfall ist natürlich die Pest. Sollte der Abstieg europäischer Staaten bei ungebremstem Anstieg der Energiepreise weitergehen, schließe ich nicht aus, dass wir eines schönen Tages wieder unter Ratten leben. Dann reden wir neu. Man muss hier die Frage stellen, leider, ob das evtl. gewünscht ist, nachdem es mit SARS und Covid nicht geklappt hat. Die ist leider eine böse Frage, aber vielleicht wäre man ja so gern wie die Medici.

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