Chaim Noll / 28.08.2021 / 06:16 / Foto: Beckilee / 90 / Seite ausdrucken

Reziproker Rassismus

Kann ich – nach allem, was ich über den „Referent_innenRat" der Berliner Humboldt-Universität erfahren habe – guten Gewissens schweigen, wenn meine Nachbarn ihren ahnungslosen Sohn in dieses Schlangennest schicken? 

An der Berliner Humboldt-Universität, bekannt für ihren vorauseilenden Gehorsam in Fragen politisch korrekter Lehre und Forschung, sorgt dieser Tage ein sichtlich schlagseitiger und schlagbereiter Referent_innenRat (RefRat) für Angst und Schrecken. Das Säuberungs-Gremium, auf undurchsichtige Weise ernannt vom StudierendenParlament der Universität (StuPa), listet auf seiner mit einem roten Stern geschmückten Website seine neuesten Forderungen auf.

Zunächst handelt sich um Aufrufe zur Disziplinierung und Eliminierung unliebsamer Lehrkräfte: „Der RefRat unterstützt die Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Universitätspräsidentin Sabine Kunst aufgrund ihrer Untätigkeit im Umgang mit dem rechtsradikalen Professor Jörg Baberowski und solidarisiert sich mit den Opfern der Angriffe durch den Professor.“

Dagegen stellt sich der Rat bedingungslos hinter einen der ihren, Bengt Rüstemeier, „studentischen (sic!) AS- und Konzilsmitglied, der derzeit massiv von der Boulevard-Presse angegriffen wird. Wir rufen alle Akteur_innen, die in Erwägung ziehen sich einzumischen, dazu auf, ihre Rolle in der Öffentlichkeit zu reflektieren.“ Der 22-jährige, auf Internet-Selfies meist grinsende Rüstemeier, zudem noch Vorstandsmitglied bei den Berliner Jusos, der Jugendorganisation der SPD, hatte in sozialen Netzwerken flotte Mordaufrufe gegen ihm unliebsame Mitmenschen veröffentlicht. Etwa: „denke, ein Vermieter-Schwein persönlich zu ershooten, kann hilfreich sein.“

Davon distanzierten sich sogar die Berliner Jusos. Nicht aber der Referint_innenRat, der als Sprecher der studentischen Interessen der Humboldt-Universität posiert. Er ist, nach einem Bericht des Berliner Tagesspiegel„quasi die Regierung der studentischen Selbstverwaltung und wird vom Studierendenparlament gewählt. Der RefRat besteht aus 16 Referaten, denen jeweils ein Referent und bis zu zwei Stellvertreter (Co-Referenten) vorstehen.“ Wie der Tagesspiegel recherchierte, verfügt die Institution über ein jährliches Budget von 780.000 Euro, die in den RefRat gewählten Studenten erhalten eine „Aufwandsentschädigung“, eine Art Gehalt: „Ein Großteil davon kommt von den Beiträgen, die jeder Studierende zur Rückmeldung fürs nächste Semester an die HU überweist.“

Der neueste Coup des gruseligen Gremiums

Bei der Vergabe der begehrten Posten ginge es nicht ganz geheuer zu, schreibt die Zeitung, es herrsche „Ämtergeschacher“ und „Intransparenz“. Die satzungsgemäße zeitliche Begrenzung der begehrten Pfründe sei quasi außer Kraft gesetzt. Inzwischen bestünde die studentische Verwaltung aus einer kleinen Gruppe von Personen, die über Jahre hinweg diverse Posten im RefRat bekleidet und kaum ein Interesse an öffentlicher Aufmerksamkeit, neuen Mitgliedern und Wettbewerb um Ämter zu haben scheint.“

Der neueste Coup des gruseligen Gremiums ist die Ausschreibung einer „Stelle für die Antidiskriminierungsberatung (adb) des studentischen Sozialberatungssystems (SSBS) des Referent_innenRats der Berliner HU“. Allerdings sollen einige Kandidat_innen für das Amt des Antidiskriminierungsbeauftragten bei der Auswahl ihrerseits diskriminiert werden: aufgrund ihrer Hautfarbe. Denn ohne Rassismus geht es nicht, vor allem nicht im Kampf gegen Rassismus. „In der Beratungsarbeit hat sich gezeigt, dass dies am besten gelingt, wenn der_die Berater_in Schwarz oder als Person of Color positioniert ist“, teilt das Gremium mit. Um zu der zwingenden Schlussfolgerung zu gelangen: „Wir bitten daher, weiße Menschen von einer Bewerbung für diese Beratungsstelle abzusehen.“

Sollte sich diese Art reziproker Rassismus durchsetzen, müssten zunächst alle Antisemitismus-Beauftragten in Deutschland aus ihren Ämtern entfernt werden, sogar der schmucke Michael Blume in Baden-Württemberg, weil, soweit ich weiß, keiner von ihnen Jude ist. Und sie damit allesamt von vornherein ungeeignet sind, diskriminierte Juden mit ihrer „Beratungsarbeit“ zu beglücken. Ich war geneigt, diese neueste Nachricht aus dem Irrenhaus Berlin bei einer Runde Arbeit in meinem Wüstengarten zu vergessen. Doch der wuchernde Wahnsinn verfolgt einen noch am fernsten Ort.

Meine Nachbarin hier in Israel, deren Vater einst als Kind mit den Eltern aus Deutschland geflohen ist, erzählte mir an diesem Abend am Gartenzaun, sie wünsche sich, ihr Ältester, derzeit Soldat bei einer israelischen Kampfeinheit, solle nach seiner Armeezeit in Berlin studieren. Sie schwärmt immer noch von dieser Stadt, die sie nicht kennt und von der sie so viel Wunderbares gehört hat. (Nicht von mir, wie ich hier festhalten will.) Dadurch gerate ich in einen Gewissenskonflikt: Einerseits möchte ich mich auf keinen Fall in ihre privaten Angelegenheiten einmischen. Andererseits: Kann ich – nach allem, was ich über den Referent_innenRat der Berliner Humboldt-Universität erfahren habe – guten Gewissens schweigen, wenn sie ihren ahnungslosen Sohn in dieses Schlangennest schickt? Wie kann ich ihr die Labyrinthe der Geistesverwirrung, die ihn dort erwarten, begreiflich machen? Wie soll ich erklären, warum das studentische Leben dieser hauptstädtischen Universität von einer mafiösen Clique geistig Retardierter dominiert wird? Die das, was vom Ruf der Universität noch übrig ist, in Bälde erfolgreich ruiniert haben wird? Und warum die Uni das auch noch bezahlt? Vor allem aber: Warum er sich dort nicht für gewisse Ämter bewerben darf. Denn als aschkenasischer Jude ist er ein Weißer. Und wird, wie zur Zeit der Nürnberger Rassengesetze, von einem deutschen Gremium aussortiert.

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Stefan Valentin / 28.08.2021

Es erinnert an die sog. chinesische Kulturrevolution. Darum: es sind aufgehetzte Kinder, die ihren übersteigerten Narzissmus - der immer das Defizit zu kompensieren sucht - ausleben (dürfen). Man hat ihnen offensichtlich nicht genug Manieren beigebracht und auf diese bestanden. Es ist die sog. linke Ideologie, die sie aufgehetzt hat. Es sind junge Leute, die gewissermaßen bestialisch werden. Wie einst in China, wo Zehntklässler oder Studenten sich berufen fühlten, ihre Lehrer und Hochschullehrer öffentlich zu ohrfeigen oder sie gleich umzubringen.

Günter H. Probst / 28.08.2021

Herr Noll, Sie solltzen die jungen Irren der HU unterstützen, dann könnten Sie bald- gut betucht- die Nachfolge von Blume hier in BW antreten. Man muß nur mit den Wölfen heulen, dann fällt auch ein fetter Brocken von der Beute ab.

Hjalmar Kreutzer / 28.08.2021

Studium in Deutschland? In der Medizin und Hochtechnologie schaut die Welt eigentlich neidisch nach Israel ;-) Sei es drum. Meine völlig subjektive Auswahl, nach Schilderungen in der Familie und im Freundeskreis: Zahnmedizin in Heidelberg oder Halle, Humanmedizin in Kiel (beste deutsche Anatomie), Halle, Verfahrenstechnik in Merseburg, Metallurgie in Freiberg, Technik in Ilmenau, Schienenfahrzeugbau in Dresden. Mein eigenes Medizinstudium in Rostock ist knappe 40 Jahre her, kann ich für die Gegenwart nicht beurteilen. Vielleicht geben ja Leserbriefschreiber hier weitere Empfehlungen ab, die ja nicht nur für unseren jungen Israeli interessant sind. Mann kann Humanmedizin und Psychologie nach neueren Curricula auch an der Medizinischen Hochschule Brandenburg studieren, Standorte in Neuruppin und der Stadt Brandenburg/Havel. Ein weiterer Hochschulstandort ist u.a. am Klinikum in Cottbus in Arbeit. Man kann dann mal eben „nach Berlin rein“, um z.B. kulturelle Angebote wahrzunehmen oder eine lukrative Arbeitsstelle, aber auch schnell wieder raus :-)

E Ekat / 28.08.2021

Dieser Sohn wird sich ein Bild über die Urteilsfähigkeit seiner Mutter verschaffen. Was soll daran schlecht sein?

Hjalmar Kreutzer / 28.08.2021

Noch mal zum Mitschreiben für mich Provinzonkel: Da gehen junge Leute an eine Uni, weil ihr erwählter künftiger Beruf ein Hochschulstudium statt einer Lehre erfordert. Eigentlich. Oder wollen Sie nach dem Abi „erst mal studieren“, alles außer NC und dann „mal sehen“? Dann lassen sich einige ins StuPa wählen. Warum fällt mir da Stuka oder stupid ein? Von dort gelangen mindestens 3x16 in eine Art Obersten Sowjet namens Ref.Rat., wo sie ohne Qualifikation feste Bezüge von der Uni erhalten, Stellen ausschreiben, über die Berufung von Professoren mitquaken und eine einseitig linksradikale politische Agenda vertreten dürfen? Lädt das nicht nachgerade zum Dauerstudium ohne Abschluss mit Einüben der Fertigkeiten eines Apparatschiks ein, bis dann qualifikations- und leistungslos ein entsprechender Posten in einem Parteiapparat, Verwaltungsrat eines Staatsmediums, einer Gewerkschaft, einer Fachstelle für irgendwas frei wird? Da immer mehr „lohnarbeitsscheue“ (Linksjugend Solid) Gesinnungsgenossen unterzubringen sind, wuchern diese Stellen krebsartig. Lehrlinge, Facharbeiter, Meister, Ingenieure, Ärzte, Wissenschaftler, Lehrer, Kranken- und Altenpfleger, Busfahrer usw. dürfen diese Sozialscharotzer dann lebenslang alimentieren. Was für ein Sumpf!

Hjalmar Kreutzer / 28.08.2021

Ich kann den jungen Mann verstehen, wenn er nach Militärdrill, womöglich Kampfeinsatz, Stein und Sand und Araberterror nicht nur von der Armee, sondern auch von der Wüste oder sogar Israel erst mal die Schnauze voll hat und hinaus in die Welt bzw. die großen Städte mit Musik, Tanz und schönen Frauen will. So zieht es ja einige junge Israelis mit deutschen Vorfahren nach Berlin. Man sollte den jungen Leuten ihre Sichtweise gönnen, auch wenn z.B. die meine mit Jg. 1957 eine ganz entgegengesetzte ist. Mir wäre die Negev zu heiß, habe es einmal im Januar 1991(?) für ein paar Tage am Toten Meer ausgehalten, dann war es aber auch gut. Mir reicht meine märkische Streusandbüchse, Berlin kann mir gestohlen werden. Ich würde die Eltern und den jungen Mann informieren, warum Berlin mit seiner Humboldt-Uni für Sie immer noch das rote Rattennest oder schlimmeres ist, aus dem Sie, verehrter Herr Noll, damals getürmt sind. Auf die Schnauze fallen mussten wir trotz elterlichen Rats alle selber. Es gibt ein Buch eines Lion Edler, der eigentlich der AfD nahestand und sich sein Politikstudium auch noch einklagen musste und zwar ausgerechnet am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin! Diese Innenansichten („halt bloß die Klappe“ hieß das Buch!) waren sehr lehrreich. Würde es die deutsche Sprache erlauben, schriebe ich „rot, röter, am rötesten“. Vielleicht will der junge Mann aus Israel einfach das Land seiner Vorvorväter erleben und trotzdem „was vernünftiges“ lernen? Zu beidem wünsche ich ihm alles Gute.

Willy Fuchs / 28.08.2021

Ich habe in den Achzigerjahren in Tübingen und Frankfurt studiert. Auch damals haben linke Berufsstudenten den ASTA beherrscht und beim Mittagessen in der Mensa hat man nebenbei ihre Flugblätter gelesen: Motto “wir sind die Leute,  vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben.” Zumindest die undogmatische Linke war noch halbwegs lustig und fast niemand nahm diese Leute ernst. Heute regieren die uns.

Norbert Brausse / 28.08.2021

Was kann man heute an die dieser Humboldt-Universität eigentlich noch studieren? Doch nicht etwa alles das, was man nicht braucht, womit Deutschland seinen Platz als führende Industrienation verteidigen kann? Vielleicht sollte man zuerst damit beginnen, sie wieder umzubenennen, eine Person of Color wird man doch finden und sei es George Floyd und auch eine Begründung dafür, warum gerade er der Namenspate sein sollte.

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