Geht es nicht um Beruhigung des gemeinen Bürgers ? Demzufolge müssen alle Elaborate, die dem Pöbel die Augen öffnen könnten, entfernt werden. Hatten wir schon mal in zwei dt. Staaten. Willkommen bei G. Orwell.
Diejenigen, die sich für unsere geistigen Eliten halten, freuen sich mittlerweile wie Bolle über jeden, der in Springerstiefeln rumhüpft und den rechten Arm hochreißt. Da zeigt man drauf und ruft “Nazi” und alle verstehn’s. Wertkonservative Analysen, die ihnen den Spiegel vorhalten, so dass sie ihr eigenes Versagen erkennen können, hassen sie aber abgrundtief. Nur deshalb werden diese mit derartiger Vehemenz bekämpft. Das sind die gefährlichen Gedanken, deren Verbreitung man verhindern muss. Da wird dann so ein Sieferle - Büchlein zu einer unerhörten Gefahr und sein Verleger zur monströsen Figur, die unser gesellschaftliches Gefüge zum Einstürzen bringen kann.
Die Spiegel-Bestsellerliste ist für mich ungefähr genauso autoritativ wie Elke Heidenreichs Kritiker-Kommando “Lesen!”. Wenn ich in der Buchhandlung die derart klassifizierten Stapel Druckware sehe, mache ich einen Bogen darum. Interessant ist aber, dass die Bestsellerliste - unfreiwilllig- eine Ahnung davon gegeben hat, dass es hierzulande immer noch etliche gibt, die kaufen und lesen, was sie wollen, und nicht was sie sollen. Wäre mal interessant zu recherchieren, wie sich Thilo Sarrazin, Akif Pirincchi, oder Jean Raspail so verkaufen. Auch wenn gewisse Autoren von den etablierten Verlagen, dem Buchhandel, gelegentlich sogar von Amazon etc. boykottiert werden, es gibt inzwischen längst Möglichkeiten, sie anderweitig zu bekommen. Und man denke nur an Houllebebecq: Er wird vom Feuilleton niedergeschrieben, und verkauft sich umso besser.
Es kann ja denn nun nicht mehr weit bis zur Bücherverbrennung sein. Es ist schon erstaunlich, wie viele Paralleln vor unseren Augen zur dunkelsten Zeit Deutschlands gerade ablaufen. Und (fast) alle schauen weg. Auch das wird wohl eine traurige Parallele zu damlas sein.
Ich finde das gut. Während bisherige Zensurvorwürfe an die Presse doch meist eher auf weichen Faktoren wie Vermutungen oder Gefühlen beruhten (”... kann man doch schließlich so oder so sehen”), ist hier doch mal ein auf harten Zahlen basierender, für jeden nachvollziehbarer, gewissermaßen wissenschaftlicher, mathematischer Beweis. Künftig wird der Spiegel natürlich die Zahlen heimlich vor der Veröffentlichung fälschen, so dass gar nicht erst Lücken entstehen.
Es war einmal, da kaufte ich mir gelegentlich den Spiegel und las ihn komplett durch. Lange her, jetzt könnte ich ihn praktisch kostenlos lesen aber warum sollte ich es tun?
Zuletzt Meldungen über ein neues Netzzensurgesetz, vorgestern die Meldung über das neue Denunziations-„Institut“ der (grünen) Heinrich-Böll-Stiftung, heute die Meldung über gefakete Spiegel-Bestsellerlisten – Quo vadis, Meinungs- und Zensurfreiheit? Setzen die Linken nun ihren Tugendtotalitarismus endgültig durch oder teilen sie vor ihrem Untergang ihre Freiheitssegnungen ‘nur’ noch einmal kräftig nach allen Seiten aus?
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