Liebe Clara Hagen , als unbelehrbar Autofahrer kann ich ihnen trotzdem eines sagen : Der ‘Volksmund ’ singt “Eine Seefahrt die ist lustig “ Nehme sie nächstesmal trotzdem gerne mit, nichts für ungut !
Systembedinger Niedergang? Die Teilung von Zügen ist ein ganz alter Hut und hat mit dem Ersatz von ausgefallenen anderen Zügen gar nichts zu tun, sondern mit den Streckenkapazitäten. “Technische Störungen” (oft aufgrund von Selbstmördern, die sich vor einen vorausfahrenden Zug geworfen haben) und brennende Häuser am Wegesrand (wie neulich in Siegburg) sind auch nicht unbedingt systembedingt. Die Deutsche Bahn reagiert hier relativ schnell mit entsprechenden Umleitungen, die allerdings Zeit kosten. Und Sturmschäden legen auch andere Verkehrsträger lahm. Probleme mit der Klimaanlage sind unschön, aber bei einem Sommer wie diesem auch kein Wunder. Wartezeiten der Kundschaft stellen sicher, dass die nächste Preiserhöhung irgendwie im Rahmen bleibt (gut, vielleicht könnte man eher woanders an Personal sparen). Die Bahn hat sicher einige Probleme, aber andere. Wenn man nur gelegentlich Bahn fährt oder Auto oder fliegt, dann kann man sicher einige Überraschungen erleben, die dem Alten Hasen so nicht vorkommen. Das ist dann wirdklich “systembedingt”.
Als immer noch überzeugte Bahnfahrerin könnte ich ein Buch schreiben über Verspätungen, Zugausfälle, verschlossene Toiletten, unverständliche Durchsagen etc, usw. Aber das haben ja schon andere getan, z.B. Spörrle/Schumacher: “senk ju vor träwelling”. Welch ein Genuss ist da doch das Reisen mit der österreichischen Bahn (ÖBB)! Besonders hervorheben möchte ich den Service in den Nachtzügen. Grenzenloses Erstaunen meinerseits, als ich als einfache 2.Klasse-Liegewagen-Passagierin im Abteil Selterwasserflaschen vorfand - wie auch auf den Toiletten Becher mit Mineralwasser; es gab Frühstück (Wir konnten am Abend auf einer Liste ankreuzen, was wir haben wollten). Preise für Speisen und Getränke waren normal und nicht so überhöht wie bei der DB. Reisen im Schlafwagen bei der ÖBB: Ein Traum! Luxus zu einem Preis, den sich auch ein Normalverdiener leisten kann! Ich bin froh, dass die ÖBB viele Nachtzugstrecken in D übernommen hat! Auch darin ist die ÖBB besser: Es gibt - zumindest an den kleineren Bahnhöfen, die ich kennengelernt habe - frei zugängliche saubere Toiletten. Weh dem, der am ausgedehnten, inzwischen viel zu klein gewordenen Hamburger Hauptbahnhof in Not ist! Es gibt nur eine einzige WC-Anlage, die von bemerkenswert unfreundlichem Personal betrieben wird und auch noch für Reisende mit Gepäck schwer zugänglich ist; da muss man die Behindertentoilette benutzen. Positiv: Das Zugpersonal - so vorhanden - ist meist freundlich und hilfsbereit! Bei der DB ist nur eines zuverlässig: die jährliche Erhöhung der Preise!
Politiker haben Dienstwagen. Vernünftige Menschen fahren Auto oder fliegen. Die Bahn fährt immer. Ohne mich. Wenn die selbstfahrenden Autos kommen, ist das Problem gelöst. Die Staus werden dann auch weniger, weil man den Verkehrsfluss besser steuern kann. Im übrigen sitze ich in jedem Stau bequemer als in der Bahn oder auf einem Bahnhof. Ich hab meine Klimaanlage, meine Musik etc. Wer eine bessere Bahn will, muss die Tarife erhöhen oder mehr subventionieren. In der Schweiz sind die Züge noch pünktlich, nicht mehr ganz so gut wie früher aber immerhin. Die Preise sind aber im Vergleich zum Ausland astronomisch. Dafür bekommt man eine Fahrkarte am Automaten ohne vorher ein Studium absolviert haben zu müssen. Es gibt nur zwei Tarife: Normal oder Halbtax.
Es gab mal Zeiten, da hatte die Bahn - ein größeres Streckennetz; - relativ saubere Bahnhöfe; - tatsächliche Bahnhöfe, wo schnellere Züge die Langsameren überholen konnten; - an jedem Bahnhof (ab mittlerer Größe) mindestens zwei komplette Ersatzzüge stehen; - an jedem Bahnhof (ab mittlerer Größe) zusätzlich noch mindestens zwei weitere Loks zbV; - genug Lokführer, Fahrdienstleiter und Zugpersonal auf Bereitschaft; - robuste Fahrzeuge (Waggons ohne Klimaanlage, dafür mit Fenstern, die man zur Not öffnen konnte); - engmaschige Instandsetzungsfristen; - selten Probleme mit extremen Wetterkapriolen oder deren Folgen; - überschaubare Verspätungen…. (kann beliebig erweitert werden) Einziger Nachteil: Es war die oftmals verschmähte “Behördenbahn”... 1994 war ich Auszubildender bei der Deutschen Bahn, und als die “Privatisierung” stattfand, habe ich prophezeit, dass wir uns die alte Bahn noch schmerzlich zurückwünschen werden! Heute haben wir ein marodes Gebilde. - Verspätungen bei fast allen Verbindungen; - versiffte Bahnhöfe, Haltepunkte; - versiffte Züge; - wenig zuverlässige Technik; - schmerzhaft gestreckte Instandsetzungsfristen; - marode Infrastruktur; - maximale Probleme mit Extremwetterlagen… kann auch beliebig erweitert werden…
Sehr geehrte Frau Hagen, wir Deutschen, insbesondere die schon etwas älteren unter uns, sind einfach aus der Vergangenheit anderes gewohnt. Deshalb hört man uns auch ständig nur herummäkeln. Das ist für viele unangenehm zu ertragen. Am meisten jedoch für uns, denn wir kennen noch eben diese Zeiten in welchen z. B. Zugfahren verlässlich möglich war, Stromversorgung gesichert war zu vernünftigen Preisen, Pünktlichkeit noch Wert hatte, Flughäfen baubar waren, Recht und Ordnung noch für alle gegolten haben, etc. Komm mir bitte keiner mit: das ist ja heute alles viel komplizierter und dgl. Wenn man die Komplexität nicht mehr bewältigen kann, dann sollte man einen - mindestens einen - Schritt zurücktreten und nicht weiter versuchen den Kapitän zu mimen. Es ist ja ohnehin ganz offensichtlich Programm die ehemaligen deutschen Stärken auf der ganzen Breite zu zerschlagen. Da sind Unrundigkeiten im Bahnbetrieb noch das Geringste. Imperfektionen können ja cool und entspannend sein, nicht so verbissen, gar südländisch. Soweit so gut. Nur müssen wir dann auch synchron unser liebgewonnenes Anspruchsdenken massiv herunterschrauben. Das ist nicht schön, jedoch unausweichlich. Wem das nicht gefällt der muss sich was überlegen. Für solche Abwirtschaftler ohne Qualifikation und nur noch Dummgeschwätz, mache ich mich jedenfalls nicht zum Affen !
Alles, was dem Staat Kosten verursacht, wird abgewickelt. Und die Institutionen, die Geld bringen, werden zu Tafelsilber umgewandelt und verkauft. Straßen, Krankenhäuser, Stromversorger, Gasanbieter, Telefonanbieter. Die Liste kann man wahlweise verlängern und die Bahn zählt auch dazu. Demnächst werden wahrscheinlich dann auch die frauengerechten Panzer der Bundeswehr mit Leasingverträgen ausgestattet. Aber wir werfen mal ein paar Milliarden jährlich für Leute aus, die zumindest teilweise über gut gefüllte Bankkonten weltweit verfügen, die sich die Schlepperkosten leisten und in kürzester Zeit auf deutschen Strassen mit dicken SUVs durch die Gegend fahren. Daneben gibt es dann, als Kontrastprogramm, die mittlerweile allgegenwärtige muslimische Messergarde. Für wen hier in Deutschland momentan Politik gemacht wird, ist mehr als fraglich. Für das deutsche Volk sicherlich schon länger nicht mehr. Aber sowas öffentlich zu äußern ist riskant, es winken öffentliche Zurschaustellung, quasi Berufsverbote und statt der Eselsmütze auf dem Kopf darf man eine Hakenkreuzarmbinde tragen, wenn man gesellschaftlich in die Ecke gestellt wird.
Das hat bestimmt nichts damit zu tun, dass die etwas bräsige Beamten-Bahn von der „Deutschen Bundesbahn“ zur neoliberal-schnittigen „Die Bahn“ verwünscht wurde. Das gesparte Geld wird für die Ruhigstellung des Rentner-CDU-Klientels und die Schatzsuchenden gebraucht. Wozu Infrastruktur, wir sind doch bald alle Volldigitale.
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