... auf Gregor Gysi ist Werner Pirker von der Jungen Welt. Wow, ist der sauer! Vielleicht sollte man Gysis Rede also doch ernst nehmen?
“Das klingt ja ganz so, als wären Imperialismus und Antiimperialismus Entäußerungen der Ost-West-Konfrontation gewesen und nicht umgekehrt. Und als wäre mit dem Ende der Sowjetunion auch der Imperialismus bedeutungslos geworden. Denn nur das Ende des Imperialismus würde den Antiimperialismus gegenstandslos machen. Es scheint aber eher so, daß in »linken Diskursen« der Imperialismus seinen Schrecken eingebüßt hat, weil entweder westliches Vormachtstreben nicht mehr als Imperialismus oder dieser als Motor des zivilisatorischen Fortschritts wahrgenommen wird.
Die Gysi-Sozialisten sind tatsächlich in der westlichen Wertegemeinschaft angekommen. In der aufgeklärten, liberalen, demokratischen, pluralistischen, säkularen, kurz: besten aller Gesellschaften, deren Feinde sich unter der grünen Fahne des Propheten sammeln. In dieser Deutung der globalen Situation steht Israel sinnbildhaft für die bedrohte westliche Zivilisation. Sein Recht auf Existenz wird zu einer Gewissensentscheidung der Menschheit erhoben. Der jüdische Staat nutzt das zu einer besonders exzessiven Auslegung dieses Rechtes – im Namen einer aggressiven westlichen Zivilisation. Mit seiner Geburtstagsrede für Israel hat Gregor Gysi seine außenpolitische Reifeprüfung abgelegt.”