So tief bin ich also schon gesunken: Ich bin im fernen Amerika, und wovon traeume ich? Vom Regietheater.
In meinem Traum hatte meine Zeitung mich entsandt, um eine Auffuehrung eines jungen, fuer seine Wildheit bekannten Regisseurs eines Oedoen-von-Horvath-Stuecks—war es “Kasimir und Karoline?”—zu begutachten; in einer Szene hockten zwei junge Schausielerinnen sich hin, um ihr Geschaeft in den Zuschauerraum hinein zu verrichten, und ich bekam eine volle Dusche ab, obwohl ich mich bemuehte, der Geschichte halbwegs zu entgehen. (Physiologisch unmoeglich, gewiss—trotzdem eine Frage an Oedoen-von-Horvath-Kenner, da ich das Stueck gerade nicht greifbar habe: Welche Szene koennte sich dazu eignen?) Und das nennt sich Arbeitsdisziplin: In meinem Traum harre ich, obwohl voellig durchnaesst, am Tatort aus, bis der Vorhang gefallen ist.
Dann eile ich, herzlich verspottet von entgegenkommenden Kollegen, in mein Hotelzimmer, um zu duschen und mir neue Sachen anzuziehen—ein junger dunkelhaariger Mann, den ich noch nie gesehen habe, haelt mich an: “Sind Sie nicht Herr Stein? Schreiben Sie nicht fuer ‘Cicero’?” (und ich trage mich, um das gleich klarzustellen, auch im Unbewussten nicht mit Abwanderungsgedanken; dies ist in gewisser Hinsicht der merkwuerdigste Teil meines Traums). Ich versichere, dass ich keineswegs zu den Mitarbeitern dieses geschaetzten Magazins zaehle, dann stolpere ich weiter unter die Dusche.
In einem vorherigen Teil des Traums, der mir schon jetzt, da ich dies schreibe, immer mehr ins Undeutliche entgleitet, wusste ich, dass jener junge wilde Regietheater-Regisseur Opfer einer Hinrichtung geworden war—ein Urteil, das mir vage dann doch ein bisschen hart vorkam, vor allem, da Helmut Qualtinger im Interview erzaehlt hatte, wie sehr er seine Arbeit schaetze. (In Wirklichkeit habe ich natuerlich nie Qualtinger interviewt—dafuer bin ich, leider, die entscheidenden Jahre zu jung.) Saemtliche Namen, die einem bis jetzt eingefallen sein moegen, sind also falsch.
Den Freudianern, die mich gratis analysieren moechten, sei hiermit versichert, dass ich—wie sage ich das jetzt?—nicht auf Regietheater stehe.