News-Redaktion / 22.06.2022 / 18:30 / 0 / Seite ausdrucken

Regierungserklärung: „Marshall-Plan“ für die Ukraine

In einer Regierungserklärung vor dem Bundestag nahm Bundeskanzler Olaf Scholz heute zu den anstehenden Gipfeln der G7 und der Nato Stellung. Im Zentrum stand dabei die Ukraine-Politik als Reaktion auf die „Zeitenwende“.

In einer Regierungserklärung vor dem Bundestag nahm Bundeskanzler Olaf Scholz heute zu den anstehenden Gipfeln der G7 und der Nato Stellung. Im Zentrum stand dabei die Ukraine-Politik als Reaktion auf die Zeitenwende. Dem angegriffenen Land versprach er „massive“ Unterstützung im Kampf gegen das „barbarische Verbrechen“ Russlands, mit dem auf „absehbare Zeit“ eine Partnerschaft „unvorstellbar“ sei. 

Zerbombte ukrainische Städte verglich er mit deutschen Nachkriegsstädten, um die Notwendigkeit eines „Marshall-Plans“ zum Wiederaufbau der Ukraine zu betonen, der ein „Generationenprojekt“ werden könne. Da man von Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine weit entfernt sei, gelte es, „standhaft Kurs zu halten“, solange bis Putin von seinem „kolossalen“ Irrtum, einen Diktatfrieden herbeizuführen, ablasse. Generell gelte: „Nichts über die Ukraine ohne die Ukraine“. 

Seine Rede begann er mit einer Würdigung der Bundeswehr und der Bekräftigung der beschlossenen Aufrüstungsbestrebungen, nicht nur aus sicherheitspolitisch eigennützigen Gründen: „Jeder Quadratkilometer des Bündnisses“ sei zu verteidigen. Den voraussichtlichen Nato-Beitritt von Finnland und Schweden nannte er einen Sicherheitsgewinn für beide. Den für die Ukraine eingeleiteten EU-Beitrittsprozess stand er optimistisch und hoffnungsvoll gegenüber, betonte aber zugleich, dass er ein „voraussetzungsreicher Weg“ sei. Auch andere Länder des westlichen Balkans wie Albanien und Nordmazedonien verdienten diese Aussicht. Schließlich sprach er noch an, dass Strukturen geschaffen werden müssten, um künftige Pandemien frühzeitig zu erkennen und zu bekämpfen. 

Scholz-Berater in der Kritik

Friedrich Merz (CDU/CSU) ging weiter als Scholz. Er sprach von der „tiefsten Zäsur“ seit dem Zweiten Weltkrieg, einem von Russland geführten „Vernichtungskriegs“ und einer abzuwendenden Gefahr eines „intendierten Völkermords“. Die Unterstützung durch Waffenlieferungen begrüßte er, kritisierte jedoch besonders Scholz-Berater Jens Plötner für Aussagen, die im Ausland für Zweifel an der Verlässlichkeit Deutschlands sorgen würden. Dieser hatte gesagt: „Mit 20 Mardern kann man viele Zeitungsseiten füllen, aber Artikel darüber, wie wird in Zukunft unser Verhältnis zu Russland sein, gibt’s jetzt irgendwie weniger.“

Katharina Dröge von den Grünen nutzte den Ukraine-Krieg, um für grüne Klimapolitik zu werben. Durch mehr Ausbau von Erneuerbaren hätte man die Abhängigkeit von Erdgas vermeiden können, Atomkraft schloss sie zudem aus finanziellen Gründen aus.

Tino Chrupalla (AfD) verurteilte den Krieg Russlands, betonte aber auch die Notwendigkeit des Dialogs. Er kritisierte die EU als aus Sicht osteuropäischer Länder „aufgezwungenen Gemeinsinn“, während Christian Dürr von der FDP dagegen den Willen des ukrainischen Volks betonte, der sich seit den Maidan-Protesten zeige. Es dürfe außerdem auf keinen Fall eine Energielücke im Winter geben. Dietmar Bartsch (Linke) kritisierte unrealistisch geweckte Beitrittshoffnungen: Wie solle die Ukraine im Krieg denn die nötigen Reformen durchführen? Dass Deutschland Verantwortung übernehme, sei gut, eine Führungsmacht zu werden, verbiete sich allerdings schon aus historischen Gründen. 

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
News-Redaktion / 19.04.2024 / 06:30 / 0

Werteunion will bei Bundestagswahl 2025 antreten

Die "Werteunion" unter Leitung des Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen will 2025 bei der Bundestagswahl antreten. "Derzeit gibt es drei Landesverbände, im Mai kommen zum Beispiel Nordrhein-Westfalen…/ mehr

News-Redaktion / 19.04.2024 / 05:58 / 0

Corona-Aufarbeitung light: Ampelkoalition erwägt Bürgerrat

Die Ampel-Koalition erwägt, zur Aufarbeitung der Pandemiepolitik einen Bürgerrat einzusetzen. Eine Haftbarmachung der Verantwortlichen soll so zerredet werden. Die Ampelkoalition wird kaum an einer Aufarbeitung…/ mehr

News-Redaktion / 18.04.2024 / 09:55 / 0

Kroatische Regierungspartei HDZ behält voraussichtlich die Macht

Bei den Parlamentswahlen in Kroatien zeichnet sich ein Sieg des kroatischen Premierministers Andrej Plenkovic und seiner gemässigt-konservativen Partei HDZ ab. Laut dem vorläufigen Ergebnis kann…/ mehr

News-Redaktion / 18.04.2024 / 09:00 / 0

Mutmaßliche russische Spione in Bayern festgenommen

Im oberfränkischen Bayreuth sind offenbar zwei mutmaßliche russische Spione festgenommen worden. Laut übereinstimmenden Medienberichten vom Donnerstag geschah der Zugriff auf die beiden Deutsch-Russen bereits am…/ mehr

News-Redaktion / 18.04.2024 / 07:00 / 0

CDU nimmt auf JU-Drängen Schuldenbremse ins Grundsatzprogramm auf

Auf Forderung ihrer Nachwuchsorganisation JU nimmt die CDU ein Bekenntnis zur Schuldenbremse in ihr geplantes Grundsatzprogramm auf. Die Junge Union (JU) hatte per Änderungsantrag einen…/ mehr

News-Redaktion / 18.04.2024 / 06:30 / 0

AfD fordert Reform des Straftatbestands der Volksverhetzung

Vor dem Prozessbeginn gegen Björn Höcke (AfD) wegen Verwendung einer SA-Parole fordert seine Partei eine Reform der Verfolgung von Volksverhetzung. "Der Straftatbestand der Volksverhetzung muss…/ mehr

News-Redaktion / 18.04.2024 / 06:00 / 0

119 Ermittlungsverfahren gegen IS-Rückkehrer anhängig

Deutsche IS-Rückkehrer beschäftigen Justiz und Sicherheitsbehörden weiter in hohem Maße. Das ergibt sich aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion, über die…/ mehr

News-Redaktion / 17.04.2024 / 15:29 / 0

Untersuchungsausschuss in Niedersachsen wegen Weils „Vetternwirtschaft“

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) steht wegen der zweifelhaften Beförderung und Gehaltserhöhung seiner Büroleiterin vor einem Untersuchungsausschuss. Der Kern der Debatte dreht sich um…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com