Der Teppichhandel ist eine weitgehend ehrbare Branche. Ganz im Gegensatz zu den Koalitions-Schacheren in Berlin.
Es soll zusammenwachsen, was nicht zusammen gehört. Zwei, die sich eigentlich spinnefeind sind, müssen heiraten, weil sie im Zustand der Ideologiebesoffenheit ein Kind namens Schrampel gezeugt haben. Es wächst etwas heran, an dessen Lebensfähigkeit selbst die grüne Hebamme nicht glaubt. Bei den „Koalitionsverhandlungen“ müssen sich CDU/CSU und SPD auf Teufel komm raus zusammenraufen, wobei die Grünen unsichtbar mit am Tisch sitzen.
Vor der Wahl bei der Brautschau haben die offiziellen Verhandlungspartner mit diametral entgegengesetzten Standpunkten um Wählerstimmen geworben. Deshalb ist Zusammenraufen nicht die beste Bezeichnung, Kuhhandel wäre viel treffender. Da wird das Fell des noch nicht erlegten Bären fleißig verteilt und dabei Entrüstungs-Schmierentheater aufgeführt. Es wird um Dienstwagenschlüssel und Pöstchen gepokert, Nebelbomben geworfen und Billionen-Hütchen gespielt, Verträge zu Lasten Dritter werden geschlossen – kurz: Es wird ausbaldowert, wie man die Bürger und Steuerzahler am effektivsten weiter hinter die nächste Fichte führen kann.
Die Verhandlungen bestehen alles in allem mehr oder weniger aus Straftatbeständen. Aber die Neu-Versailles-Verhandler sind immun, Strafrecht oder Bademantelauftritte gelten nur für den Plebs. Und die Verhandler sind zum Erfolg verdammt, sonst droht Gefahr, dass Andere an die Tröge des Geldes und der Macht herankommen.
Im „Sondierungspapier“ sind die Kriterien beschrieben, nach denen sich die künftige Ausgestaltung der Politik Deutschlands richten soll. Man könnte sie in etwa abgekürzt so beschreiben: auf Pump finanziert, vollsubventioniert, klimaneutral und durchgegendert. Das Ziel ist, die zerfallende Infrastruktur wieder auf Vordermann zu bringen – von denselben Parteibonzen, unter deren Leitung die Infrastruktur in den letzten 25 Jahren sträflich vernachlässigt und kaputtgespart wurde. Und natürlich mit denselben Mitteln.
Darüber hinaus soll Deutschland „kriegstauglich“ werden. Die künftige Aufrüstung wird in der im Dezember 2024 vom Verteidigungs- und Wirtschaftsministerium herausgegebenen „Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsstrategie“ beschrieben. Die Bundeswehr ist nach dem Versickern der ersten 100 Milliarden „Sondervermögen“ noch blanker als vor zwei Jahren. Sie ist genauso heruntergewirtschaftet wie die Infrastruktur. Das deutsche Vaterland und der Nationalstolz werden politisch verachtet, Soldaten der eigenen Armee darf man gerichtsfest als Mörder bezeichnen, und Fahnenflüchtige aller Länder werden alimentiert – für deren Schutz nun die Deutschen freudig erregt ins Feld ziehen sollen. Und auch hier sollen die Herunterwirtschafter Abhilfe schaffen – mit ganz, ganz viel geborgtem Geld.
Das Ergebnis solcher Hochzeits-Verhandlungen heißt „Koalitionsvertrag“ und bedeutet für den Bürger meist den schlechtesten aller Kompromisse. Weil nicht die Interessen der Bürger verhandelt wurden, sondern einzig und allein die Interessen der Parteibonzen aus Neu-Versailles, die sich hinter ihrem Wassergraben und einer Brandmauer, in gepanzerten Limousinen und beschützt vor dem wahren Leben von einem ganzen Heer von Leibwächtern in ihren Luftschlössern bequem eingerichtet haben. Zudem ist auch der Koalitionsvertrag nur ein Versprechen, das keiner der Akteure einzuhalten gedenkt.
Das Deutschland-Theater rüstet auf – vegan und klimaneutral
Lieber geneigter Leser, lassen Sie uns mal bei solch einer fiktiven und natürlich satirisch überspitzten Koalitions-Verhandlung als Possenstück Mäuschen spielen. Die Polit-Darsteller tragen schwarze und rote Kostüme, der Chor im Hintergrund trägt grün. Es geht gerade um die Aufrüstung der Bundeswehr mit Panzern.
Bühnendekoration: Besprechungsraum mit großem ovalem Tisch, Wasser, Säfte und Fingergemüse, Kaffee in Thermoskannen, 18 Stühle, hinter den Fenstern sieht man den grünen Chor. Auf jedem Platz ein Schreibblock (aus recyceltem Papier) und ein Bleistift (aus fairer Herstellung ohne Kinderarbeit).
Fritze von der CDU eröffnet die Sitzung: „Sehr geehrte Kolleg:Innen und Diverse, unsere Demokratie braucht Panzer, weil der ganz Böse aus Washington uns nicht mehr die Kastanien aus dem Feuer holen will“. Grimmige Mienen.
Lars von der SPD: „Nun mal langsam Fritze. Darüber reden wir nur, wenn der Boris das Kriegsministerium weiterhin führt. Und ja, wir brauchen viele Panzer, weil der Russe noch ganz viel mehr Panzer hat – das hat der Rheinmetall-Chef mir im Vertrauen gesteckt“. Zustimmendes Murmeln, ein paar bewundernde Blicke.
Stimme aus dem Off, Grüne: „Panzer? Ja Panzer sind gut. Da freut sich der Hoffi. Der Anton kann nämlich auch Kriegsminister“. Stimmengewirr, Satzfetzen wie „Haare schneiden“ und „Wehrdienst verweigert“ werden laut.
Saskia von der SPD: „Wir stimmen aber nur zu, wenn ich das Außenministerium bekomme. Sonst kandidiere ich als kommende Kanzlerin“. Raunen im Saal, der Fritze wird ganz blass.
Matthias von der SPD: „Das Wirtschaftsministerium übernimmt die SPD! Dann sind Panzer prima. Aber unsere Panzer müssen von Arbeitern gebaut werden, die alle in der IG Metall sind“.
Stimme aus dem Off: „Aber der Robert war der bessere Wirtschaftsminister! Der soll weitermachen. Sonst stimmen wir gegen den Fritze als Kanzler und für die Saskia“. Der Fritze wird noch blasser, seine Gesichtsfarbe wechselt ins grünliche.
Hubertus von der SPD fragt: „Sag mal Boris, wie viele Panzer brauchen wir denn?“
Boris von der SPD: „Ich sage mal so um die 300?“
Michael von der CDU: „Lieber 500, die gehen ja so leicht kaputt“. Zustimmendes Murmeln im Raum. Jemand ruft: „Deswegen müssen die zu 100 Prozent recyklingsfähig sein!“.
Markus von der CSU: „Sie müssen auch gebirgstauglich sein. Bei uns in Bayern gibt’s viel Berge“.
Manuela von der SPD: „Moderne Panzer sind inklusiv. Sie müssen für alle Geschlechter geeignet sein, m/w/d – mit Schminkspiegeln und Ledersitzen“.
Stimmengewirr aus dem Off, Grüne: „Ledersitze? Aber aus veganem Leder. Und sie müssen aus grünem Stahl sein!“
Bärbel von der SPD: „Ausgerüstet mit einem Kühlfach für vegane Soldat:Innenrationen. Und das Familienministerium geht an die SPD, sonst machen wir nicht mit“. Fritze nickt zustimmend.
Karin von der CDU: „Wir lassen uns unsere Werte nicht nehmen! Deutsche Panzer sollten in Regenbogentarnfarben angestrichen sein, um ein Zeichen für Vielfalt – ganz besonders im Kriegsfall – zu setzen!“
Stimme aus dem Off, Grüne: „Ja, richtig. Und sie müssen klimaneutral fahren, mit Batterie“. Stimmengewirr im Raum, laute Forderungen nach Aufbau eines Panzerladenetzes in ganz Europa.
Boris von der SPD protestiert und verlässt verärgert und aus Protest den Raum für mehrere Minuten…
Saskia von der SPD ruft ihm nach: „Die Klimaziele stehen im Grundgesetz. Die müssen auch Panzer einhalten! Wir können sie ja später auf Wasserstoff umrüsten.“
Dorothea von der CSU: „Panzer müssen viel Computer drin haben, am besten autonom fahren und selbstständig schießen können.“
Stimmengewirr aus dem Off: „Schießen? Greenpeace hat herausgefunden, dass schießen unnötig ist. Wir sind strikt dagegen! Wie wäre es stattdessen mit ein paar dekorativen Schießscharten im Panzerturm? So wie bei den alten Festungen“.
Markus von der CSU: „Das wird der modernste Panzer der Welt. Wir brauchen noch einen Namen. Die haben doch alle solche Katzentiernamen. Wie wäre es mit Miezemauz?
Fritze von der CDU: „Ich fasse zusammen: Deutschland entwickelt den ersten klimaneutralen nichtschießenden Panzer der Welt namens Miezemauz, hergestellt aus grünem Stahlblech und ausgerüstet mit Batterieantrieb, der später auf Wasserstoff umgestellt werden soll. Farbgebung in Regenbogentarnfarben, mit ein paar hübschen Schießscharten im Turm. Ein vorbildliches Militärfahrzeug mit gendergerechter und inklusiver Innenausstattung für unsere Soldatinnen und Soldaten – er hält verwirrt inne, weil Manuela den Kopf schüttelt – und ergänzt und diverse Sold… ähh, Militärangehörig:Innen… und mit Kühlfach für vegane MREs. Hab ich was vergessen?
CSU-Dorothea meldet sich und Friedrich M. ergänzt: „und eingebauten Computertabletts. Gebaut wird er von Rheinmetall, erst mal 600 Stück, sicher ist sicher.
Gut, das haben wir. Jetzt müssen wir noch über die neuen elektrischen Kampfdrohnen „Hummel“ verhandeln Da haben wir ein tolles Angebot von Lilium…“
Manfred Haferburg wurde 1948 in Querfurt geboren. Er studierte an der TU Dresden Kernenergetik und machte eine Blitzkarriere im damalig größten AKW der DDR in Greifswald. Wegen des frechen Absingens von Biermannliedern sowie einiger unbedachter Äußerungen beim Karneval wurde er zum feindlich-negativen Element der DDR ernannt und verbrachte folgerichtig einige Zeit unter der Obhut der Stasi in Hohenschönhausen. Nach der Wende kümmerte er sich für eine internationale Organisation um die Sicherheitskultur von Atomkraftwerken weltweit und hat so viele AKWs von innen gesehen wie kaum ein anderer. Im KUUUK-Verlag veröffentlichte er seinen auf Tatsachen beruhenden Roman „Wohn-Haft“ mit einem Vorwort von Wolf Biermann.