Die Natur ist auf Gleichgewicht ausgelegt. Das gilt im Kleinen, wie im Großen und auch in der Politik. Die Staaten auf der Welt, auf denen es keinen Ausgleich zwischen links und rechts, zwischen progressiven und konservativen Kräften gibt, sind entweder Diktaturen oder failed states. China mag hier eine Sonderstellung einnehmen. Allerdings nur, da die Freizügigkeit im Privaten und die durchschnittliche persönliche Wohlstandsmehrung hier den Wunsch nach politischer Veränderung nicht erfordert. Eine Gesellschaft, die alles Konservative ins Reich des Bösen verbannt, wird am Ungleichgewicht früher oder später scheitern.
Es klingt zunächst zynisch, wenn ausgerechnet Frau Merkel von Prinzipien und Überzeugungen spricht, denn die Maßeinheit für politische Wetterwendigkeit dürfte das Merkel sein. Aber ich fürchte, dass sie tatsächlich ganz bestimmte Überzeugungen hat, die das Ergebnis ihrer DDR-Sozialisierung sind: dem Volk ist nie zu trauen, so dass es Aufgabe der Politik ist, dieses Volk mit Propaganda einzulullen und von den tatsächlichen Problemen abzulenken, während die Regierenden ihre eigentlichen Motive und Ziele verborgen halten, damit ja keiner im Volk auf dumme Gedanken kommt.
Nicht nur die Nationalkonservativen haben sich verabschiedet. Auch der Verlust der Union an liberalkonservativen Wählern war beträchtlich. Eine Million ehemaliger Unionswähler, vermutlich zum großen Teil Liberalkonservative, hat im September für die FDP gestimmt, die klassische Ausweichpartei demokratischer Wähler außerhalb der jeweiligen momentanen Reichweiten von CDU/CSU und SPD. Es dürfte gar nicht so schwer sein, diese Klientel zurückzugewinnen - aber nicht, solange Kaiserin Angela die Verantwortungslose in Berlin irgendetwas zu sagen hat, das über das Ausspielen persönlicher Beziehungen hinausgeht. Erst wenn sich die Dame in einen zwar nicht verdienten, aber harmlosen Ruhestand verabschiedet hat und höchstens noch darüber bestimmt, welche unfähigen Ideologiepinsel auf welcher Veranstaltung auftreten dürfen, um dann von der Jungen Union und sogar der braven Frauenunion ausgelacht zu werden - erst dann ist nach meiner persönlichen Einschätzung wieder mit ziemlich vielen Liberalkonservativen zu reden und zu rechnen. Vorher nicht, fertig. Immerhin stellen wir ein Drittel der Stimmen, die die C-Parteien verloren haben. Seehofer hat inzwischen auch bei den Nationalkonservativen verspielt, weil er sehr weit über das hinausgegangen ist, was man selbst in der bayrischen Spezi-, Vettern- und Bakschischwirtschaft an Widersprüchen zwischen Wort und Tat duldet. Ein unumstrittener Bajuwarenfürst wie Franz-Josef Strauß konnte sich das gerade noch leisten, irgendso ein Horst Seehofer nicht. Selbst die Toleranz gegenüber Strauß hing wahrscheinlich sehr davon ab, dass er ja nicht nur sprichwörtlich korrupt (ist in Bayern erlaubt), häufig betrunken (ist da noch viel eindeutiger erlaubt) und zum Entzücken vieler Bayern markig-ordinär (übrigens nicht selten in den richtigen Situationen) war, sondern auch davon, dass er eine Gruppe vertrat, die aus Deutschen bestand und gleichzeitig etwas von einer ethnischen Minderheit an sich hatte. Die Mia-san-mia-Bayern eben. Strauß konnte damit umgehen, Seehofer nicht. Und Merkel im übrigen Deutschland - aber da fallen mir auch nur noch markig-ordinäre Sprüche ein.
Die Anfänge der AfD noch unter Prof. Lucke waren hauptsächlich geprägt von der Forderung nach einem harten Euro; wäre der nicht möglich, solle Deutschland wieder die harte DM einführen; der Rest war hauptsächlich (Wirtschafts-)Politik á la Helmut Kohl. Während man den eigentlichen Teil der Forderung - den zugesagten harten Euro - geflissentlich überhörte, wurde der zweite Teil - die Rückkehr zur DM - von den großen Parteien und dem überwiegenden Teil der Medien als eigentliche AfD-Forderung bewusst missinterpretiert und als “national” verunglimpft, oder wie der Autor treffend formuliert, in die Todeszone verbannt. Auf diese Botschaft von Merkel, Gabriel und Co. hin kamen die “Nationalen” in Strömen gerannt; mehr und mehr rückte die AfD nach rechts außen, was erst Prof. Bernd Lucke und später Frauke Petry aus der Parteiführung spülte. Jede sachliche Diskussion “alternativloser” Entscheidungen, ob die EU, den Euro, Flüchtlinge etc betreffend, wurde nach dem gleichen Muster geführt, Kontrahenten ausgegrenzt. Inzwischen werden unter Schlagworten wie “Offenheit” und “Toleranz” auch normale Bürger aus der politischen Mitte ins Abseits gedrängt, als “rechts” (den Widersinn, der darin liegt, werden diese selbstgerechten Bessermenschen nie verstehen) und als Nazi abgestempelt. So lange, um alle derart diskreditierten und beleidigten Bürger wieder zugewinnen, wird Frau Merkel nicht im Amt bleiben. Ich hoffe, die SPD nicht in eine neue GroKo geht. Statt Merkel, Altmeyer, Kauder & Co. sollen Jens Spahn, Julia Klöckner, Carsten Linnemann, bei der CSU Söder und Dobrindt ran. Die sind nicht nur mit einer FDP koalitionsfähig, sondern können auch überzeugend die Mitte der Gesellschaft wieder besetzen.
Vielleicht kann man sich auf der Achse einigen, daß es KEINE Nazis mehr gibt. Die Nazis der Hitlerzeit sind (bis auf paar ganz alte) ausgestorben. Wer heute Andersdenkende als Nazi bezeichnet, relativiert damit (wahrscheinlich ungewollt) die Gräueltaten der verbrecherischen Nazis.
Wie kommt man darauf, daß die Themen der “Rechten” 2021 erledigt sein sollen? Eher werden sie dan hoffähig sein!
‘So, wie sich die Grünen vom linken Narrensaum getrennt haben ...’ Wirklich? Ich dachte die seien der Narrensaum der CDU! Wahrschienlich denken tatsächlich viele Etablierten so; ‘Auch die bisherigen Mobilisierungsthemen der AfD, Euro und Migration, könnten 2021 längst erledigt sein, so die Hoffnung.’ ... Das aber zeigt wie weit sich die Eliten von der realen Welt in ihrer Filterblase isoliert haben. Sie sind wohl noch besoffen von dem Pippi-Langstumpf-Motto: ‘Wir schaffen das ... wir schaffen alles. Und wenn die Realität nicht so will ... um so schlimmer für die Realität!’ Was soll eigentlich die manische Fixierung auf ein rechts-links Schema, wobei es rechte gar nicht mehr zu geben scheint, sondern nur noch Rechtspopulisten - was immer das auch sein mag. Wäre es nicht eher zu unterscheiden zwischen den Vernünftigen und den Unvernünftigen?
“In Zeiten, da Täuschung und Lüge allgegenwärtig sind, ist das Aussprechen der Wahrheit ein revolutionärer Akt.” Das Zitat stammt von George Orwell. In unserer derzeitigen politischen Situation kann man das wörtlich nehmen. Täuschung und Lüge sind allgegenwärtig. Man kann das Zitat aber auch variieren: In Zeiten, da Rechts- und Gesetzesbruch allgegenwärtig sind, ist das Feststellen der Beschlussfähigkeit des Deutschen Bundestages ein revolutionärer Akt. Die etablierten Parteien im Bundestag haben sich das Nichteinhalten von Recht, Gesetz und parlamentarischen Regeln inzwischen derart zur Gewohnheit gemacht, dass sie jede Aufforderung sich an die Regeln zu halten bereits als Majestätsbeleidigung empfinden. Sie als Professor wissen doch bestimmt viel mehr als ich und können mir sagen, wie man einen Gesetztgeber nennt, der sich selbst nicht an Recht und Gesetz hält. Willkürherrscher? Despot? Diktator? Zierde seiner Zunft? Riesenstaatsmann? (schwarz) Leuchtendes Vorbild? Die AfD sorgt zunächst mal für Ordnung und Disziplin indem sie einfach nur auf das Einhalten der parlamentarischen Regeln pocht. Wenn das neuerdings sogar von Professoren als national bezeichnet wird, dann stimmt wohl grundsätzlich was mit dem Universum nicht.
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