Gunter Frank / 13.07.2019 / 06:25 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 45 / Seite ausdrucken

Rechts ist das neue Dick

Ist es Ihnen auch aufgefallen? Die Dicken sind verschwunden. Zumindest von den Titelseiten und aus den Nachrichten. Vor den Gefahren des Übergewichtes wird derzeit höchstens gewarnt, um eine Zuckersteuer durchzusetzen, aber im Prinzip herrscht plötzlich Funkstille. Das verwundert. Noch vor Kurzem galt Übergewicht als eine der gefährlichsten Bedrohungen unserer Gesellschaft. So zählt zum heutigen Allgemeinwissen, dass immer mehr Menschen dick werden, weil sie falsch leben, willensschwach und bewegungsfaul seien. Übergewichtige hätten auch nicht gelernt, ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Sogar der Klimawandel ginge auf ihre Kappe. Zur Strafe bekämen sie besonders häufig Herzinfarkte, künstliche Gelenke und Diabetes und ruinierten damit das Gesundheitssystem.

Sie zu verbeamten, sei ein zu hohes Risiko. Erst recht sollten sie kein Unternehmen repräsentieren. Folgerichtig glänzt heute kein CEO eines DAX-Unternehmens mehr mit einem stattlichen Bauch. Um ihre Ausbreitung einzudämmen, sollten dicke Menschen aufhören, sich untereinander zu paaren. Außerdem sollte man den Umgang mit Dicken meiden, denn Fettsucht sei ansteckend. Klingt nach hanebüchenem, gar rassistischem Blödsinn? Stimmt, ist aber offizielles Ergebnis von Harvard-Qualitätsforschung. Genau, das sind die mit den Ehrendoktorevents.

Die Motivation für diese Hysterie fußte nie auf soliden Daten. Seriöse Wissenschaft (also nicht die täglichen, wissenschaftlichen Pressemeldungen, die uns fast standardmäßig in die Irre führen) zeigt ein anderes Bild. Natürlich gibt es stark fettleibige Menschen mit medizinischen Problemen, genauso, wie es am anderen Gewichtsende stark untergewichtige Menschen gibt, die genauso krank sein können. Alle weitergehenden Behauptungen sind jedoch ein Märchen, von der relevanten Gesundheitsgefährdung bis zur Willensschwäche. Erst recht keine Epidemie. Der Blick ins Klassenzimmer offenbart die Gewichtsverteilung, wie sie immer schon war: Ein bis zwei Moppelchen und ein bis zwei Bohnenstangen (warum es je nach sozialer Herkunft Unterschiede gibt, darauf kommen wir gleich zu sprechen). Nichts Besonderes also. Belege für diese Feststellungen gibt es massenhaft, zum Beispiel hier, hier oder hier

Vielen fällt es immer noch schwer, diese klar belegbare Entwarnung zu akzeptieren. Vielleicht, weil sie dem Phänomen unterliegen, welches in Wirklichkeit hinter dieser Dramatisierung steckt. 

Vom Sündenbock zum Völkermord

Erklärbar wird dieses rücksichtlose Verhalten einer ganzen Gesellschaft gegenüber einer bestimmten Minderheit, bei gleichzeitiger Negierung aller Fakten, nur über einen Mechanismus, der in der Evolutionssoziologie als Gruppenmoral bezeichnet wird. Eine ausführliche Beschreibung finden Sie hier.

Sigmund Freud brachte dieses Phänomen in seinem Buch „Das Unbehagen in der Kultur“ auf den Punkt mit der Aussage, es sei möglich, eine große Zahl an Menschen in Liebe zu vereinen, wenn nur genügend übrig blieben, auf die sich die gemeinsame Aggression bündeln lasse. In einfachen Worten: Eine Gesellschaft benötigt, um sich stark zu fühlen, Sündenböcke, auf die sie im Namen einer höheren Moral herabblicken kann. Dadurch definiert sie Sieger und Verlierer. Der evolutionäre Sinn besteht darin, im Konfliktfall den Tötungsskrupel zu unterdrücken. Die Gruppenmoral kann so in letzter Konsequenz zu einem Genozid führen, weil sie die Sieger in die Lage versetzt, sich über jede Vernunft und über das eigene Gewissen zu stellen. Wer sogar die Kinder der Verlierer umbringt, muss unumstößlich überzeugt sein, im Namen einer höheren Moral zu handeln. Als Mitglied eines Ambulanzteams in einem kongolesischen Flüchtlingscamp nahe der Grenze zu Ruanda haben mir viele Augenzeugen den Ablauf des damaligen Genozids am Volksstamm der Tutsi detailliert geschildert. Man sollte wissen, wozu eine Gruppenmoral Menschen befähigt.

Das Merkmal, mit dem die gesellschaftliche Auslese erfolgt, ist dabei egal. Mal geht es um die richtige Hautfarbe, um die richtige Herkunft oder um den richtigen Glauben. Seit 30 Jahren ging es in Deutschland vor allem darum, schlank zu sein. Deshalb werden Führungsetagen immer dünner. Dicke Menschen finden sich dagegen vermehrt in der sozialen Unterschicht wieder. Die längst widerlegte Behauptung, diese gesellschaftliche Gewichtsverteilung hätte etwas mit Fastfood-Konsum zu tun, ist Teil der Diskriminierung. In Wahrheit handelt es sich schlicht um eine genetische Auslese. So zielt die Gruppenmoral der Sieger in Deutschland derzeit auf das Körpergewicht – doch dies scheint sich gerade zu ändern, die Gruppenmoral sucht sich eine neue Verlierergruppe.

Der Tod vieler für die eigene wohlfeile Haltung

Seit 2015 wanderten massenweise Menschen illegal nach Deutschland ein. Die Regierung schaute dabei nicht nur weg, sondern lud regelrecht zur Grenzverletzung ein. Eine Missachtung ihres Auftrages und ein unfassbarer Rechtsbruch aus reinem Opportunismus. Jeder denkende Mensch konnte das früh erkennen. Führende Verfassungs- und Staatsrechtler nennen die Dinge inzwischen beim Namen (siehe hier, hierhier und hier am Ende des Interviews).

Allerdings meist aus dem sicheren Ruhestand heraus, denn wer diese historische Fehlleistung kritisiert, muss mit Repressalien rechnen. Besonders seitdem die Probleme für die öffentliche Sicherheit, das Schulwesen und den Sozialstaat offensichtlich werden. Aussagen meiner Patienten, die im Sozial- oder Bildungssystem arbeiten, oder von psychotherapeutisch arbeitenden Kollegen – in Zweiergesprächen und meist nicht öffentlich – offenbaren die Aussichtslosigkeit, Einwanderer gegen ihren Willen in unseren demokratischen Rechtstaat und seine Regeln zu integrieren. Demokratieferne, teils archaische Sozialisationen, schwerste Traumata – es bräuchte ganz andere Mittel, diese Herkulesaufgabe zu bewältigen, die aufgrund der puren Menge trotz höchsten Engagements unsere Möglichkeiten weit überfordert.

Darunter leiden nicht zuletzt die wirklich Integrationswilligen unter den Einwanderern. Dass wir es immer noch nicht schaffen, diesen eine legale und sichere Einwanderung zu ermöglichen, zum Beispiel über Einwanderungszentren in den Ausgangsländern, um gleichzeitig die unmenschliche Schlepperkriminalität konsequent zu bekämpfen, ist ein Versagen erster Güte. Wer diese Situationseinschätzung als fremdenfeindlich diskreditiert, ist an einer vernünftigen Diskussion für echte menschenfreundliche Lösungen nicht interessiert und agiert selbst unsozial, unchristlich und im besten Fall naiv. Er nimmt den Tod Vieler für seine wohlfeile Haltung billigend in Kauf. 

Herzlose Doppelstandards

Sollte sich herausstellen, dass der Mord an dem Regierungspräsidenten Walter Lübcke einen rechtsextremen Hintergrund hat, bedeutet dies sicher eine Zäsur, und die Frage der Verantwortung stellt sich. Die deutliche Kritik an seiner verunglückten Aussage, mit der er Gegnern der Einwanderungspolitik nahelegte, das Land zu verlassen, ist jedoch selbstverständlich Teil des demokratischen Streits. Genauso wie Vogelschiss-Entgleisungen hart kritisiert werden müssen. Das begleitende, dumpfbackige Internetrauschen lässt sich dabei nicht verhindern, wenngleich die Diskussion, ob dabei alles hingenommen werden muss, selbstverständlich ebenfalls geführt werden muss. Doch seit diesem Mord erreicht die Qualität, mit der Kritiker der Migrationspolitik bekämpft werden, eine neue Dimension. Man stellt sie nun auf eine Stufe mit Mördern.

Besonders irritierend ist die Einseitigkeit, mit der nun Mitschuld und Verantwortung unterstellt werden. Wieso schwieg man jahrelang zu extremen Anfeindungen gegenüber Regierungskritikern, einschließlich öffentlich subventionierter Theateraufführungen mit unverhüllten Mordaufrufen. Oder beteiligte sich gar daran, mit der Folge, dass die AfD von allen Parteien am meisten von Übergriffen und Körperverletzungen betroffen ist. Das Attentat auf dem Breitscheidplatz stellte ebenfalls eine politische Zäsur dar. Die Verantwortung für diesen islamistischen Terrorakt wurde jedoch von gesellschaftlichen Würdenträgern kaum thematisiert, während man ihn umso lauter für die eigene Agenda gegen Rechts instrumentalisierte. Hinterbliebene müssen sich durch solch rücksichtsloses Verhalten in ihrer Trauer auch noch politisch benutzt fühlen. Die Betroffenheit über den ausufernden Linksextremismus, wie die Gewaltexzesse während des Hamburger G20-Gipfels, sind reine Lippenbekenntnisse. Der faschistische Antifaschismus, der immer selbstverständlicher Gesetze bricht und Menschen bedroht, wird konsequent geschönt.

Der muslimische Alltagsextremismus – und was sind Kinderehen anderes – kommt in der öffentlichen Debatte kaum vor. Wo bleibt der Aufschrei der Kämpfer gegen rechts, wie beispielsweise des Bundespräsidenten, wenn prominente Kritiker des religiösen Extremismus in Deutschland unter ständigem Personenschutz leben müssen? Das Vertrauen in die demokratischen Institutionen wird so permanent einer Belastungsprobe ausgesetzt. Diese Feststellung relativiert Rechtsextremismus in keiner Weise. Sie sympathisiert auch nicht mit der AfD. Sie pocht lediglich auf das Einhalten demokratischer Spielregeln ohne Doppelstandards. Wer Demokratie schützen will, verurteilt laut und deutlich jeden antidemokratischen Extremismus, egal welcher Couleur oder Religiosität. 

Rechts, das neue Dick

Doch genau das passiert nicht, weil es den Eiferern – von Spitzenpolitikern und Kirchenvorständen über TV-Redakteure, Popstars und Leitartiklern – gar nicht darum geht, Rechtsextremismus zu bekämpfen. Sie zielen darauf, unbequeme Kritik an der Einwanderungspolitik moralisch zu diskreditieren. Rechts, also alles was nicht links ist, wird mit Rechtsextremismus gleichgesetzt. Unter Inkaufnahme der gesellschaftlichen Ächtung von Menschen, die lediglich ihre demokratischen Grundrechte ausüben. Besonders heftig greift dieser Mechanismus innerhalb der CDU, in der offensichtlich angesichts des eigenen Versagens die Nerven blank liegen. Menschen werden regelrecht zu Freiwild erklärt. Wer den politischen Gegner derart dämonisiert, verlässt den demokratischen Diskurs und heizt politischen Extremismus an. In einem viel größeren Maße, als es tatsächliche Rechtsextreme selbst leisten könnten. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich mögliche Folgen auszudenken. Und wer trägt dann Mitschuld?

Kurz, die Gruppenmoral sucht sich eine neue Verlierergruppe, auf die sich die gesellschaftliche Aggression der Sieger bündeln lässt. Jeder, der die praktizierte Migrationspolitik nicht gut heißt, wird öffentlich als rechts gebrandmarkt und somit als Unmensch ausgegrenzt. Rechts ist das neue Dick.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Fritz kolb / 13.07.2019

Eine sehr zutreffende, umfassende Analyse, Herr Frank. Ergänzend ist nur der Zusammenhang von Ursache und Wirkung zu erwähnen. Und die Ursache heißt Merkel und das von ihr geschaffene Regime. Diese Wahrheit darf bei allen späteren Erklärungsversuchen nie verloren gehen.

P.Gross / 13.07.2019

Mit dem einen Unterschied Herr Frank: es wurde meines Wissens noch kein Dicker zusammengeschlagen, nur weil er Dick ist. Dafür bekamen und bekommen aber schon eine ganze Reihe Menschen die Faust auf die Nase, mindestens, weil sie es wagten sich als konservative Demokraten zu outen. Auch fette Gewerkschafter beispielsweise, brauchen nichts zu befürchten - es sei denn sie präferieren die grösste Oppositionspartei dieses Landes…Und noch was: “scheiss Fettsack” würde mir, als solchermassen ausgestattem Menschen, persönlich völlig am Poppo vorbeigehen.  Anders als “Scheiss NAZI” , schon allein wegen des schieren Unterschiedes an schwer vorstellbaren Greueltaten und deren Verbrechen an der Menschlichkeit.

Belo Zibé / 13.07.2019

«Jeder, der die praktizierte Migrationspolitik nicht gut heißt, wird öffentlich als rechts gebrandmarkt und somit als Unmensch ausgegrenzt» Das wird vermutlich so lange anhalten, bis die Hypermoral der «Sieger» massive Einschränkungen erfährt.Oder anders ausgedrückt, wenn die Toleranz der Intoleranz ihren Tribut fordert.

beat schaller / 13.07.2019

Sehr guter Bericht und auch ein guter Vergleich Herr Frank! Da kann ich Ihnen nur sagen, ich bin aber richtig Dick, zumindest für eine grössere Gruppe und noch was, ich kenne noch eine andere Gruppe und da bin ich aber wirklich dünn! Nein nein, Herr Frank, ich will keine “gendermässige Drittvariante” anzetteln. Sicher nicht. Sie sind mit Ihrem Bericht treffsicher und er regt zum Nachdenken an.  b.schaller

Rudi Knoth / 13.07.2019

Guter Artikel. Die Dicken sind medial verschwunden und jetzt hat man ein neues Feindbild. Immerhin haben “Rechte” den Vorteil, daß man sie nicht vom “Weitem” erkennt.Ein Punkt ist sicherlich, daß “Rechts” auch für unmoralisch steht. Wobei dies nicht nur rechtsextrem sondern auch “moderate” Positionen umfasst.

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