Peter Grimm / 15.07.2016 / 17:37 / Foto: Pethrus / 12 / Seite ausdrucken

Ratlosigkeit nach Nizza: Wieder so ein Tag danach

Da sitzt man nun wieder am Morgen nach einem mutmaßlich islamistischen Anschlag – oder sollten wir es besser Massenmord nennen?  - am Schreibtisch, will sich eigentlich dazu äußern und ist doch wie gelähmt. Nicht so sehr wegen des Schreckens, sondern weil doch alles, was man sagen möchte, schon so oft in den letzten eineinhalb Jahren an einem Morgen nach dem Anschlag geschrieben wurde. Wieder ist alles so vorhersehbar. Irgendwann wird der Satz kommen, dass das alles nichts mit dem Islam zu tun habe.

Dass das alles nichts mit „Flüchtlingen“ zu tun hat, haben wir schon gehört.  In den Morgenstunden des Freitags danach mühten sich die Berichterstatter lange, darauf hinzuweisen, dass man noch nicht wisse, ob der französisch-tunesische Doppelstaatsbürger, der mit seinem Lkw in Nizza gezielt mindestens 84 Menschen totfuhr, in Beziehung zum „Islamischen Staat“ stand. Der Polizei sei er nur als Kleinkrimineller bekannt, nicht als Extremist. Das klingt ganz so, als wäre der Massenmord nur dann islamistisch zu nennen, wenn dieser Anschlag  ein IS-Prüfsiegel trägt.

Und wenn man tatsächlich nicht mehr umhin kommt, einen islamistischen Hintergrund anzunehmen, dann hören wir die üblichen Sprechblasen: Wir sollten uns nicht von „Terroristen“ in unserer Freiheit einschränken lassen, man werde dem Terror entschlossen entgegentreten und im Übrigen dürfe man ein solches Attentat keineswegs zum Anlass nehmen, kritischer auf Moscheegemeinden und Muslimverbände zu blicken. Schnell werden wir dann gewarnt, dass die größte Gefahr nun sei, dass Rechtspopulisten und Islamfeinde von der Stimmungslage profitieren und Hass säen. Vielleicht besucht Bundesjustizminister Heiko Maas wieder ganz solidarisch die Berliner Moschee, die den Bundestagspräsidenten jüngst vom Fastenbrechen ausgeladen hatte, weil der Bundestag den Völkermord des Osmanischen Reiches an den Armeniern als solchen anerkannt hatte.

Was  leider auch dieses Mal wieder nicht geschehen wird

Das alles ist so voraussehbar, deshalb schwindet von Mal zu Mal die Hoffnung , dass die grausame Tat wenigstens auch ein Weckruf sein könnte, auf dass die mörderische islamistische Ideologie und ihr weltanschauliches Vorfeld endlich in ihrer ganzen Gefährlichkeit ernst genommen wird und dass all jene Politiker, die Freiheit und Demokratie ausschließlich vom Rechtsextremismus bedroht sehen, ihren Irrtum erkennen. Das wird aber leider auch dieses Mal nicht geschehen.

Es ist zu eingeübt, die Demokratie nur gegen rechts verteidigen zu wollen. Gleichzeitig werden fragwürdige Islamverbände und Moscheegemeinden als Gesprächspartner aufgewertet, liberale Muslime aus der Deutschen Islamkonferenz ausgeschlossen und das Ganze auch noch mit den Etiketten „Toleranz“ und „Integration“  versehen. Wahrscheinlich wäre es erhellender, man könnte verstehen,  was die Imame deutscher Moscheen am Tag nach dem Anschlag von Nizza zum Freitagsgebet predigen

Was bleibt also, als nur das Ewiggleiche zu beklagen? Sollte man sich freuen, dass es ja Deutschland noch nicht getroffen hat? Sollten wir insgeheim für den Appeasement-Kurs vieler deutscher Politiker gegenüber Islamideologen sogar dankbar sein, weil es ja womöglich diese Nachgiebigkeit ist, die Deutschland bislang vor solchen Anschlägen bewahrt hat? Wenn man dieser Logik folgen wollte, dürfte man mit dem Nachgeben allerdings nicht aufhören. Und in der Welt, in der die Gesellschaft dann ankäme, wollen wahrscheinlich nicht einmal die leben, die sich heute noch als Islamismus-Versteher gefallen, die beispielsweise als Bürgermeisterin salafistische Moscheen mit ihrem Besuch beehren, weil man doch dort so schön die Demokratie erklären kann oder die als Familienministerin islamistischen Vereinen Fördermittel geben, damit sie Islamisten vom Terror fernhalten.

Wenn man diesem Irrsinn nicht nur stumm zusehen will, dann muss man eben doch wiederholt das Ewiggleiche beklagen. Sollte es dann irgendwann ein Umsteuern geben, dann hoffentlich so, dass  man sich nicht auch davor fürchten muss.  Das ist wenig hoffnungsfroh formuliert, aber das kann man vielleicht angesichts der mehr als 84 Toten auch nicht erwarten. Also nun maximal positiv: Wir sollten einfach nicht aus Angst still bleiben oder werden, außer beim Gedenken an die Opfer.

Zuerst erschienen auf Peter Grimms Blog Sichtplatz hier

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Leserpost

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Karla Kuhn / 16.07.2016

Wie, bitte schön, treten die “Eliten” dem Terror entschlossen entgegen ? Diesen unsäglichen Satz höre ich nach jedem Anschlag. Während aber leider nicht viel passiert, werden die Anschläge immer brutaler.  Werden die Länder wieder Zäune bauen (dürfen), damit mit den Asylanten keine Terroristen mehr in die Länder kommen, werden die Asylanten endlich strenger geprüft, bevor sie ins Land dürfen? Werden sie endlich aufgefordert, sich den Regeln des jeweiligen Landes ohne Wenn und Aber anzupassen ? Werden diejenigen, die Straftaten begehen und Frauen sexuell belästigen, bis hin zur Vergewaltigung sofort abgeschoben ? Bis jetzt konnte ich weder etwas lesen noch hören darüber.  Hoffentlich hat dieser furchtbare Terror bald ein Ende, was von mir wohl nur ein frommer Wunsch ist.

Dumbo / 16.07.2016

Die Presse ist auch wie immer bemüht, Trauerbilder von Nizza zu veröffentlichen, auf denen mindestens eine kopftuchtragende Muslimin abgebildet ist, quasi als Botschaft, dass all das nichts mit dem Islam als Quelle   zu tun habe….

Gertraude Wenz / 15.07.2016

Helmut Schmidt, komm wieder und rette uns!

Reinhard Schröter / 15.07.2016

Ich höre sie schon wieder schwafeln, die vom islamistischen Massenmördern so faszinierte emalige evangelische Bischöffin und derzeitige Beauftragte der evangelischen Kirche für das Lutherjahr 2017, Frau Kässmann. “Wir sollten diesen Massenmördern mit Liebe begegnen und für sie beten” .Ihre Worte nach den Morden von Brüssel. Für das Leid der Opfer und die Getöteten fand sie keine Worte. Jetzt hat sie ja wieder Gelegenheit die Täter zu lieben und zu beten !

Martin Schott / 15.07.2016

Ich bin überzeugt, dass genau das längst geschieht - dass viele Menschen aus Angst schweigen. Angst, entweder selbst zur Zielscheibe von Dschihadisten zu werden, oder aber von den Tugendwächtern des politisch korrekten Denk- und Sprechverbots an den neuzeitlichen Pranger gestellt zu werden. Schon wenn ich mich der harmlosen Tätigkeit widme, meiner islamophilen Tageszeitung per Leserbrief den Zusammenhang zwischen Islam, Islamismus und Dschihadismus zu erklären, nebst den im Islam, seiner Überlieferung und Geschichte verankerten Ressentiments, die Religion und Ideologie wie eine Klammer zusammenhalten, werde ich im Verwandtenkreis bekniet, dies doch anonym oder wenigstens unter Angabe eines falschen Namens zu tun. Das werde ich um des Hausfriedens Willen in Zukunft tun. Schweigen werde ich deswegen nicht.

Gerd-Uwe Dastig / 15.07.2016

Kerzen- und Blumenverkäufer und letztlich auch Pastoren haben wieder Hochkonjunktur, Politiker mit Perspektiven natürlich nicht, und Merkel wird nächste Woche wiederholen “Der Islam gehört zu Deutschland”. Nicht angemessen auf dauerhafte Krisen zu reagieren, ist Zeichen höchster Dekadenz. Die wichtigsten Resultate der Terroranschläge sind immer wieder: Der Islam ist nicht schuld. Wohin sollen die Deutschen in den Urlaub fahren? Werden “Rechtsradikale” davon profitieren? Der letzte Gesichtspunkt scheint wichtiger zu sein als die Zahl der Opfer und die Verhinderung weiterer Anschläge.

Anna Märsch / 15.07.2016

Heute morgen dachte ich an meine Kindheit zurück, damals waren die Nachrichten geprägt durch den Terror der RAF. Ich dachte daran, welch teils drakonische Maßnahmen der Staat damals ergriff um die Terroristen und ihre Helfer zu stoppen. Warum wird heute nicht so gehandelt, fragte ich mich und schrieb diesen Text: Trotz des anhaltenden islamistischem Terrors in Europa scheinen die europäischen Staaten nicht Willens und/oder in der Lage zu sein dem etwas Wirkungsvolles entgegenzusetzten. Wollen Sie nicht oder können sie nicht? Beide Optionen sind zutiefst verstörend. Seit dem unkontrollierten Zustrom von Menschen über die EU-Aussengrenzen des letzten Jahres weigern sich manche EU Staaten, darunter Deutschland, beharrlich ihre beiden heiligen Kühe zur Disposition zu stellen: Freizügigkeit von Menschen und Gütern, meint; Die offenen Grenzen. Dass manche Beteiligten der Terroranschläge der vergangenen Monate dies genutzt haben, ist mittlerweile belegt. Dass auch Waffen diese Wege genommen haben, liegt nahe. Es bleibt die Frage: Wollen die Staaten nicht eingreifen oder können sie es nicht? Im Irak zB , wo es regelmässig zu Anschlägen kommt ist es offensichtlich, dass die staatlichen Strukturen durch den Krieg so sehr zerstört wurden, dass der jetzige Staatsapparat viel zu schwach ist, um dem irgendwie entgegenzuwirken. Und bei uns? Und in Frankreich? In Griechenland? In Italien? In Belgien? In Spanien? Sind die Staaten von jahrelanger Sparpolitik schon so ausgehöhlt, dass sie, selbst wenn sie wollten, gar keine ausreichenden Maßnahmen mehr ergreifen könnten? Und was sagt uns das für unsere unmittelbare Zukunft?

Judith Jannach / 15.07.2016

und warum bestärken sie die Menschen noch in dieser Lethargie und Nettigkeit zu verharren? Irgendwer soll Merkel endlich ihres Thrones entheben! Irgendwer muss dieser Asylpolitik den Dolchstoss versetzen. Wer soll das sein, wenn wir nur die ewig gleichen toleranten netten devoten Sätze von uns geben? Irgendwer muss dem Islam sagen, dass der Islam Schwachsinn ist und nur Schwachsinnige hervorbringt! Irgendeine Zeitung muss Mohammed Karikaturen jeden Tag bringen! Irgendwer muss die muslim Männer an der Grenze stoppen! Irgendwer muss die Geldleistungen an die Muslime stoppen! Irgendwer muss alle ausweisen… Wer wird das tun? Niemand? Wir betrauern nur? Dann hören sie doch einfach auf zu schreiben, denn nichts anderes ist ihr Artikel ..einen schöne Grabrede für uns und für Europa.

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