Kevin Zdiara / 15.07.2012 / 16:34 / 0 / Seite ausdrucken

Ramelow: Christ, Sozialist, Judenhasserfreund

Wenn man auf der Seite der Bundestagsfraktion „Die Linke“ in die Suchfunktion „Israel“ eingibt, dann erhält man 536 Ergebnisse. Beinahe wöchentlich werden Anfragen gestellt und Reden gehalten, die sich kritisch mit Israel beschäftigen. Dem stehen gerade einmal 193 Treffer bei der Suche nach „Syrien“ gegenüber. Echter Massenmord, das ist nichts für LINKE.

Nach öffentlichkeitswirksamen Versuchen, die schlimmsten Israel-Hasser einzufangen, haben sich Gysi und der Rest der Truppe arrangiert und überlassen wieder den anti-israelischen Hetzern um Groth, Höger, Gehrcke, Holz, Vogler, Movassat e.a. das Feld.

Anders als behauptet, ist diese Obessesion mit dem Judenstaat nicht eine Ausnahme, sondern die Regel. Der Judenknacks gehört zum Inventar der Linkspartei wie Marx-Engels-Werke Band 1-43.

Wen wundert es da, dass selbst vermeintlich „israelfreundliche“ Vertreter der Partei nur Unsinn reden, wenn es um den jüdischen Staat und den Nahen Osten geht. 

Ein besonders interessantes Exemplar ist Bodo Ramelow, Fraktionsvorsitzender der Linkspartei im Thüringer Landtag. In vielerlei Hinsicht interessiert an Israel und Mitglied der Erfurter Deutsch-Israelischen Gesellschaft hat er sich in den letzten Wochen als Verteidiger eines bekannten Israel-Verachters hervorgetan. Vehement trat er für Albrecht Schröter, Oberbürgermeister von Jena, ein und machte gegen den Vorwurf mobil, dessen Unterschrift unter einen anti-israelischen Boykottaufruf von Pax Christi könnte irgendetwas mit Hass auf den jüdischen Staat zu tun haben.

Natürlich ist Schröter niemand, der wutschnaubend und mit Schaum vorm Mund gegen Israel hetzt. Nein, er ist ein aufrechter Antirassist, Herr mit Doktortitel, Scheitel und Lächeln, der aber ohne zu zögern im palästinensischen Beit Jala mit einem bekannten Antisemiten Arm in Arm gegen Israel demonstrierte.

Kritik an Schröter wurde von Ramelow ohne Argumente zurückgewiesen. Stattdessen ließ er von einem bis dato unbekannten Auftragschreiber einen Text verfassen,  in dem es nur so von verschwörungstheoretischen Denkfiguren („Phantom“, „Strippenzieher“, „Kampagne“, „Handlangern“) wimmelte. Ramelow versuchte die begründete Kritik an Schröters anti-israelischer Haltung durch Diffamierungen zu begegnen.

Warum die Kritik an Schröter aber bei Ramelow zu einer so vehementen Reaktion führte, wird klar, wenn man sich einige öffentliche Äußerungen von ihm anschaut. Er fühlt sich ertappt und ging zum Angriff über, weil er merkte, dass er im Grunde mit Schröters Ansichten übereinstimmt und über kurz oder lang selbst Ziel begründeter Kritik sein könnte.

Denn der Fraktionsvorsitzende der Linken im Thüringer Landtag findet einen Boykott bzw. „Kaufverzicht“ von Waren aus israelischen Siedlungen vollkommen in Ordnung.  So kommentierte er am 13. Juli auf Facebook die Umdeklarierung israelischer Waren durch den Schweizer Lebensmittelkette Migros zu Produkten aus der „Westbank, israelisches Siedlungsgebiet“ bzw. „Gaza, israelisches Siedlungsgebiet“ (sic!) folgendermaßen:

„Das was Migros macht ist eine legitime Maßnahme und was daran schamlos sein soll bleibt das Geheimnis derer,die mit geschlossenen Augen vor den Verhältnissen in der Westbank ablenken wollen! Verteidigung Israels ist legitim,Vertreibung zum Beispiel der Bewohner von Susja ist es nicht! Die Verhältnisse in den Sonderwirtschaftszonen in der C-Zone sind es auch nicht!“

Für ihn ist das also ein „legitimes“ Mittel – fragt sich nur, für was? Legitim, um Israel unter Druck zu setzen?  Legitim, um Israel als einzigen Sündenbock darzustellen? Legitim, um zukünftigen Verhandlungslösungen vorwegzugreifen? So sieht deutsche Freundschaft mit Israel im Jahr 2012 aus!

Das Problem von Israel-Freunden wie Ramelow ist, dass sie den Nahen Osten erfühlen. Historisches, politisches und völkerrechtliches Wissen stören dabei. Nicht nur, dass er in seiner Auftragsarbeit die israelische Hauptstadt von Jerusalem nach Tel Aviv verlegte, auch in seiner kleinen Facebook-Notiz schwadroniert er etwas von einer „Vertreibung…der Bewohner von Susja“.

Man wünscht sich, dass Ramelow, statt bei Facebook Unsinn zu schreiben, nur einmal ein gutes Buch über den Nahen Osten lesen würde oder zumindest richtig googeln lernt. So wurden die Bewohner von Susya aufgrund einer Entscheidung des Obersten Gerichtshof Israels zum Verlassen der von ihnen illegal auf staatlichem Land errichteten Gebäude aufgefordert – von „Vertreibung“ keine Spur. Wie aber soll man die Verbreitung von solchen Lügen durch Ramelow nennen? Objektive und sachgemäße Kritik, wie sie von der großen Schar der „kritischen Israel-Freunde“ eingefordert wird, ist das jedenfalls nicht.

Doch Ramelow hat noch andere Probleme. Obwohl er als Mitglied des Landtags eigentlich ausgelastet sein sollte, treibt er sich nicht nur bei Facebook rum, sondern auch bei Twitter. Wenn man sich da einige seiner Konversationen anschaut, dann ergeben sich ernsthafte Zweifel an der Urteilsfähigkeit des Fraktionsvorsitzenden.

Exemplarisch sei auf einen Austausch mit dem Twitter-Nutzer „Glamypunk“ verwiesen. Dieser „Glamypunk“ bezeichnet sich als links, zeichnet sich aber regelmäßig durch üble antisemitische Aussagen bei Twitter aus. Beispiele gefällig? Alleine am 5. Juli schrieb dieser Herr folgende Tweets:

„Wir hassen auch facebook, diese jüdische Spionagesau!“ (10.56 Uhr)
„Juden stinken!“ (11.10 Uhr)
„Juden schneiden kleinen Kindern den Pimmel ab. Das ist ok?“ (11.35 Uhr)
„Tja, kleinen Kindern die Salami abschnieden macht immer noch vielen Juden Spaß. Mehr als ich dacht. Mir nicht!“ (13.04 Uhr)

Offensichtlich fanden einige Twitter-Nutzer „Glamypunks“ Äußerungen so widerlich, dass sie ihn entfolgten. Darüber zeigte sich dieser wiederum erstaunt und verkündete, dass „alle Politiker [mich] entfolgt haben“. 

Doch halt! Nicht alle, einer hielt ihm weiterhin die Stange. Hatte Bodo Ramelow sich bereits am 4. Juli darüber gefreut, dass „Glamypunk“ ihm noch folgt (er schrieb: „Aber macht nix, Du bist ja bei mir!“, 20.52 Uhr), versicherte Bodo Ramelow „Glamypunk“ auch noch nach den eindeutig antisemitschen Äußerungen seiner Solidarität: „@Glamypunk; stimmt gar nicht! Obwohl ich Christ bin folge ich Dir weiter :-)) Nein, weil ich es bin ;-)) Aber ich bin& bleibe Sozialist“ (6. Juli, 10.14 Uhr)

So sind sie also, die christlichen Sozialisten! In ihrer Welt vertreibt Israel unschuldige Palästinenser und Menschen, die links, aber ganz offensichtlich einen Judenknacks haben, erhalten ihre Solidarität. Da bleiben keine Fragen offen.

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